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Full text of "Paepke Das Marienleben Des Schweizers Wernher"

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BOUGHT WITH THE INCOME OF THE 

SAGE ENDOWMENT FUND 

THE GIFT OF 

HENRY W. SAGE 

1891 


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Die PALAESTRA soll in einer freien Folge von Bänden eine Sammlung 
bilden, in welche Arbeiten aus den Seminaren der Herren Proff. Drr. 
Alois Brandl, Gustav Roethe und Erich Schmidt und auch 
andere wissenschaftliche Arbeiten aus den Gebieten der deutschen und eng¬ 
lischen Philologie aufgenommen werden, die von den Herren Heraus¬ 
gebern ihrer wissenschaftlichen Bedeutung wegen hierzu empfohlen werden. 

Bisher sind erschienen: Mark 

1. THE GAST OF GY. Eine engl. Dichtung des 14. lli. hrsg. v. G. Schleich. 8,— 

2. Gellerts Lustspiele. Beitr, z. Entwicklungsgesch. d. deutsch. Lustspiels von J. Coym. 2,40 

3. Immermanns Merlin von Kurtjahn. 3,— 

4. Neue Reiträge zur Kenntnis des Volksrätsels von Robert Petsch. 3,60 

5 Über die altgermanischen Relativsätze von Gustav Neckel. 2,60 

6. Die altengl. Bearbeitung der Erzählung von Apollonius von Tyrus von R.Märkisch. 1,60 

7. Uber die mittelengl. Übersetzung des Speculum humanae salvationis von O. Brix. 3,60 

8. Studien z. Geschichte d. Hebbelschen Dramas von Th. Poppe. 3,50 

9. Ueber die Namen des nordhumbrischen Liber Vitae von Rud. Müller. 5,50 

10 Richard the Third up to Shakespeare. By G. B. Churchill. 16,— 

11. Die Gautrekssaga von W. Ramsch. 5,50 

12 Joseph Görres als Herausgeber. Litteraturhistoriker, Kritiker v. Franz Schultz. 7,— 

13. Die Aufnahme des Don Quijote in die engl. Literatur. Von G. Becker. 7,— 

14. Wortkritik und Sprachbereicherung in Adelungs Wörterbuch. Ein Beitrag zur Ge¬ 
schichte der nhd. Schriftsprache. Von Max Müller. 2,60 

15/ Ysumbras. E. engl. Romanze d. 14.Jahrh. hersg. v. Prof. Dr. G. Schleich. 4,— 

16 Conrad Ferdinand Meyer. Quellen u. Wandlungen seiner Gedichte von Kracger. 10,— 

17. Die lustige Person im älteren englischen Drama (bis 1642) von Eduard Eckhardt. 15,— 

18. The Gentle Craft. By Thomas Deloney. Edited by Alexis F. Lange. 8,— 

19. Exmoor Scolding und Exmoor Courtship. Von Bruno Schulze. 5,— 

20. Quellenstudien zu Robert Burns. 1773-1791. Von Otto Ritter. 7,50 

21. Heinses Stellung zur bildenden Kunst und ihrer Aesthetik. Von K. D. Jessen. 7,- 

22. Von Percy zum Wunderhorn von Heinrich Lohre. 4,— 

23. The Constance Saga. By A. B. Gough. 2,50 

24 Blut- und Wundpegen in ihrer Entwickelung von Oskar Eber mann. 4,80 

25. Der groteske und liyperbolische Stil des mhd. Volksepos. Von Leo Wolf. 4,50 

26 Zur Kunstanschauung des XVIII. Jahrhunderts. Von Winckelmann bis zu Wacken¬ 
roder. Von He len e S töcker. 3,60 

27. Eulenspiegel in England. Von Friedrich Brie. 4,80 

28. Friedrich Halm und das spanische Drama. Von H. Schneider. 7,20 

29. Die gedruckten englischen Liederbücher bis 1600. Von Wilh. Bolle. 11,50 

30 Untersuchungen über die mhd. Dichtung vom Grafen Rudolf. Von J. Betlimann. 5,— 

31 Das Verbum ohne pronom. Subjekt in d. alt. deutschen Sprache. Von K. Held. 5,— 

32 Schiller und die Bühne. Von Jul. Petersen. 8,— 

33 Caesar in der deutschen Literatur. Von F. Gundelfinger. 3,60 

34. Über Surrey’s Virgilübersetzung, nebst Neuausgabe des 4. Buches nach Tottel’s 

Originaldruck u. der Hs. Hargrave. Von Otto Fest. 3,60 

35. The Story of King Lear from Geoffrey of Monmouth to Shakespeare by W. Perrett. 9,— 

36. Thomas Deloney. Von R ichar d Sie v ers. 6,60 

37. Die Schule Neidhardts. Von R. Brill. 7,50 

38. Grobianus in England. Von E. Riihl. 7,60 

39. Die Sage von Macbeth bis zu Shakspere. Von Ernst Kröger. 7,60 

40. Dorothea Schlegel a. Schriftstellerin i. Zusainmenh. m. d. romant. Schule. Von F. D e i b e 1. 5,60 

41. Bettina von Arnims Briefromane. Von Waldemar Oehlke. 10,— 

42. Die böse Frau in der deutschen Litteratur des Mittelalters, Von Franz Brietz mann. 7,— 

43. Angelsächsische Palaeographie. Die Schrift der Angelsachsen mit besond. Rücksicht 

auf die Denkmäler in d. Volkssprache. 13 Taf. n. Einl. u. Transscript. v. W. Keller. 12,— 
44 Carl Friedrich Cramer bis zu seiner Amtsenthebung. Von L. Krähe. 7,50 

45. Das zweigliedrige Wort-Asvndeton in der ält. deutschen Sprache. Von E. Dick hoff. 7,— 

46. Seneca und das deutsche Renaissancedrama. Von P. Stachel. 11,— 

47. Die literar. Vorlagen d. Kinder- u. Hausmärchen u. ihre Bearbeitung durch die 

Brüder Grimm. Von 41. Hamann. 4,50 

48. Variationen in d. altgerman. Alliterationspoesie. Von Walther Paetzel. 6.50 

49. Lautlehre der älteren La 3 amonhandschrift. Von Paul Lucht. 4,— 

50. Oldcastle — Falstaff in d. engl. Literatur bis zu Shakespeare. Von W. Baeske. 3,60 

51. Orimmelshausens Simplicissimus u. seine Vorgänger. Von C. A. von Bloedau. 4,— 

52. Geschichte d. Fabeldichtung in England bis zu John Gay (1726). Von Max Plessow. 15,— 

53. Sir Eglamour. E. engl. Romanze d. 14. Jahrh. Hersg. v. Prof. Dr. G. Schleich. 4,50 

54. Margareta von Anjou vor und bei Shakespeare. Von Karl Schmidt. 8,-^- 

55. Die Geister in d. engl. Literatur des 18. Jahrhunderts. Von C. Thürnau. 4,50 

56. Luther und der deutsche Volksaberglaube. Von Erich Kling ne r, 4,— 

57. Die Accente in ahd. u. altsächsischen Handschriften. Von P. Sievers. 4,— 

58. Die Mischprosa Notkers des Deutschen. Von Paul Hoffmann. 6,50 

59. Die Stellung des Verbums in der älteren althochdeutschen Prosa. Von P. Di eis. 7,60 

60. Franz Freiherr v. Gaudy als Dichter. Von Johannes Reiske. 3,60 

61. Jean Pauls rlegeljahre. Von K. Freye. 8,60 

62. Stranitzkys Drama vom „Heiligen Nepomuck“. Von Fr. Homeyer. 6,80 

Fortsetzung auf 8. 8 des Umschlags. 


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PALAESTRA LXXXI. 

UNTERSUCHUNGEN UND TEXTE 
AUS DER DEUTSCHEN UND ENGLISCHEN PHILOLOGIE, 
.herausgegeben von Alois Brandt, Gustav Roethe und Erich Schmidt. 

Das 

marienlelien des Schoeizers Herüber. 

Mit Nachträgen zu Vögtlins Ausgabe der 
Vita Marie Rhythmica. 


Von 

Max Pfipke. 


BERLIN. 
MAYER Sc 

1913 . 

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CORMELL UNIVERSITY 





V orwort. 


Das erste Kapitel dieser Arbeit ist schon 1908 als 
Berliner Dissertation gedruckt. Über die Gründe, wes¬ 
wegen das ganze Buch nicht schon vor fünf Jahren er¬ 
schienen ist, brauche ich mich hier nicht weiter auszu¬ 
lassen. Es genügt zu sagen, daß auch die Beimunter¬ 
suchung im Wesentlichen aus dem Jahre 1907 stammt: 
heute würde ich die Sache anders angreifen, vor allem 
das vollständige Reimlexikon beifügen. Denn sobald der 
Benutzer Antwort auf eine vom Bearbeiter nicht vorher¬ 
gesehene Frage verlangt — und auch der Umsichtigste 
kann nicht jede Frage vorhersehen —, versagt die beste 
Reimuntersuchung; das Reimlexikon dagegen erspart in 
jedem Falle den größten Teil der mechanischen Arbeit. 
Aber zu einer tiefer gehenden Umarbeitung, die meinen 
inzwischen gesteigerten Ansprüchen gerecht geworden 
wäre, konnte ich mich nicht entschließen, weil dadurch 
der Zeitpunkt des Abschlusses noch weiter hinausgeschoben 
wäre, und die Langmut von Herausgeber und Verleger 
schon ohnedies einer schweren Belastungsprobe unter¬ 
worfen war. Aus demselben Grunde ist es nicht zur 
Ausarbeitung eines ursprünglich geplanten Abschnittes 
über Syntax und Stil gekommen. Gewissermaßen als Er¬ 
satz für diese Mängel habe ich die Beigaben zum Texte 
der ‘Vita Marie Rhythmica’ reichlicher bemessen, als das 
anfangs in meiner Absicht lag. Für das freundliche Ent¬ 
gegenkommen, mit dem sie mir dies, wie schon früher das 


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Abschreiben des deutschen Textes, ermöglicht haben, sage 
ich den Bibliotheksverwaltungen und den Herren Beamten 
der Handschriftenabteilungen in Heidelberg, München, 
Wien und Berlin besten Dank. Das hier zugänglich ge¬ 
machte Material wird vielleicht dem einen oder andern, 
der künftig desselben Weges kommt, willkommen sein. 
Sonst wird diese Erstlingsarbeit mehr den Verfasser als 
die Wissenschaft gefördert haben: was sich in dem Buche 
hie und da Brauchbares findet, das darf ich der bereit¬ 
willigen Unterstützung zuschreiben, die ich ausnahmslos 
bei der großen Zahl derer gefunden habe, an die ich mich 
fragend oder bittend wendete. Ihnen allen und nament¬ 
lich Herrn Professor Roethe, der diese Arbeit angeregt 
hat und dessen treue Hilfe ihr von Anfang bis zu Ende 
zugute gekommen ist, der auch im Einzelnen unermüd¬ 
lich besserte und zu Besserungen anregte, gilt mein herz¬ 
licher Dank. 

Der Abdruck des Marienlebens in den ‘Deutschen 
Texten des Mittelalters’ soll im nächsten Monat beginnen. 

Elend im Harz, den 6. August 1913. 

Max Päpke. 


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Inhalt. 

Seite 


Vorwort . III 

I. Wernhers Maripnleben und seine Vorlage ... 1 

Inhalt des Gedichts S. 1 — die Heidelberger Handschrift S. 2 


— einzelne Stellen über den Dichter, Ort und Zeit der Ab¬ 
fassung S. 4 — die ‘Vita rhythmica’, Ausgabe und Hand¬ 
schriften S. 8 (Zusatz S. 171) — die lateinischen Glossen und 
ihre Benutzung durch Bruder Philipp und Wemher S. 13 — 
Wernhers Handexemplar, Lesarten S. 18 — eigene 'Zusätze 
Wernhers S. 20 — kirchlicher Brauch S. 21 — Bibelstellen 
S. 22 — theologisches Gemeingut S. 24 — Zusammenfassung 
S. 25 — die ‘Vita rhythmica’, Form und Entstehung S. 25 

— literarische Beziehungen S. 30 (Zusatz S. 175: Konrad von 
Fußesbrunnen) — Bruder Philipps Neugestaltung S. 30 
— Krönung Marias S. 32 — Kindheit Jesu S. 34 — Wirk¬ 
lichkeitssinn S. 35 — Familienszenep S. 35 — Joseph S. 36 
— Räuberabenteuer S. 36 — in der Wüste verirrt S. 37 — 
Afrodisius S. 38 — Jesu Schulgang S. 39 — Maria S. 39 — 
Wunder vom zerbrochenen Krug S. 40 — Tempelfahrt S. 41 

— freie Erfindungen S. 42 — Urteil der Philologen S. 42 — 
Walther von Rheinau S. 43 — Wemher: Einteilung 
des Ganzen S. 45 — Eindringlichkeit und Seelsorgertum S. 48 
Apokryphen S. 50 — Zorn gegen die Ketzer S. 50 — das 
Ganze ein religiöses Erbauungsbuch S. 52 — Vorwurf von 
Gervinus S. 52 — Naturgefühl S. 54 — Rhetorik S. 55 — 
Judenhaß S. 56 — Teufelsglaube und Sündengefühl S. 58 — 

Lied auf Maria S. 59 — Wernhers Unabhängigkeit von der 
Vorlage S. 59. 

n. Die Sprache des Marienlebens nach den Reimen . 61 

1. Zur Metrik.61 

2. Lautlehre.70 


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VI 


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Seite 

Yokalismus der Stammsilben. 70 

Vokalismus der Nebensilben.81 

Konsonantismus.85 

3. Formenlehre.91 

Verbum.91 

Nomen und Pronomen.99 

4. Zur Wortbildung und Wortwahl.102 

Verbum.102 

Substantiv.10G 

Adjektiv.110 

Adverb und Pronomen.112 

5. Zur Heimatfrage.113 

Anhang: Nachträge zu Vögtlins Ausgabe der 

Vita Marie Rhythmica .119 

I. Die Glossen.121 

II. Rubrikeneinteilung und Überschriften.152 

III. Autorenangaben.153 

IV. Berichtigungen und Lesarten zum Verstext.158 

V. Beschreibung des Clm 12 518.168 

Zusätze und Berichtigungen.171 


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I. Wernhers Marienleben und seine Vorlage. 

Von dem Marienleben, das uns im Cod. Pal. Grerm. 
372 erhalten ist, sind nur einige Bruchstücke gedruckt*), 
etwa 1000 Verse von fast 15000 im ganzen. Seit aber 
Schönbach danach die lateinische Vorlage bestimmt hat 2 ), 
ist uns auch der Inhalt des Granzen, im allgemeinen 
wenigstens, bekannt. Wie Marias Greburt ihren Eltern 
verkündigt, wie sie geboren, im Tempel erzogen und 
dann Joseph verlobt wird; Verkündigung und Greburt 
Christi, die Flucht nach Egypten und die Kindheits¬ 
wunder, die Jünglingszeit, von der wir so wenig wissen; 
Jesu spätere Wundertaten, sein Leiden und Sterben und 
Marias Klage; seine Auferstehung und Himmelfahrt, 
Marias weiteres Leben, endlich ihr Tod und ihre Auf¬ 
nahme in den Himmel: das alles wird uns hier ebenso 
erzählt wie in den vier Büchern der ‘Vita beate virginis 
Marie et salvatoris rhythmica’ 3 ), wie ihr Herausgeber 
sie genannt hat. Und lange ehe das lateinische Gredicht 

x ) v. d. Hägens Germania 8,239—64. Aus Bd. 6—9 dieser Zs. 
hat Wilh. Grimm Auszüge gemacht, die Lexer für sein Wörterbuch 
benutzt hat, aus unserm Marienleben etwa zwei Dutzend seltenerer 
Wörter. S. auch Germ. 25, 273, und danach im Grimmschen Wörter¬ 
buch 7,514f. unter necken. — Ein Abdruck der Heidelberger Hs. 
in den ‘Deutschen Texten des Mittelalters’ ist in Aussicht genommen. 

2 ) Zs. 17,523 l ). 

s ) Hrsg. v. Yögtlin 1888 = Bibi. d. lit. Vereins in Stuttgart 
Bd. 180. 

Palaestra LXXXI. 1 


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veröffentlicht wurde, waren die deutschen Marienleben 
Bruder Philipps des Karthäusersund Walthers von Rheinau 
gedruckt, und man wusste, dass sie Bearbeitungen jener 
Vita waren 1 ). Man pflegt unser Heidelberger Marien¬ 
leben als das des ‘Schweizers Wernher’ zu bezeichnen, 
nach einer Bemerkung v. d. Hägens 2 ): der Dichter, der 
sich selbst im Eingang nenne, scheine nicht viel älter 
als die Handschrift vom Jahre 1382, reime ungenau, und 
die Reime wiesen nach der Schweiz; von allen andern 
Dichtern gleichen Namens, namentlich von dem Dichter 
des alten Marienlebens aus dem 12. Jahrhundert, sei er 
verschieden. 

Die Handschrift ist beiWilken 8 ) und bei Bartsch 4 ) 
beschrieben. Über ihre Herkunft ist nichts Besonderes 
bekannt, 1816 ist sie mit den andern Pfälzer Hand¬ 
schriften aus Rom nach Heidelberg zurückgekehrt. Auf 
Bl l r ältere Signaturen: C 2 und 374. Das Papier der 
ersten Lage hat als Wasserzeichen ein Posthorn, in den 
andern einen Ochsenkopf, in den Vorsatzblättern: auf 
einer Pyramide von drei bienenkorbähnlichen Gebilden 
dreiblättrige Palmette, auf deren Spitze ein M, zu den 
Seiten links C, rechts S. Das Papier ist bisweilen etwas 
fleckig, sonst ist die Handschrift gut erhalten. Im Text 
und an den Rändern öfter moderne Bleistiftstriche, um 
sprachliche Eigentümlichkeiten hervorzuheben. 105 Blätter 
nach moderner Zählung, die Lagen durch Kustoden ge¬ 
schlossen; Lagenanfänge: Bl. 1. 13. 25. 37. 49. 61. 73. 
83. 95. Höhe des Blatts 28—29 cm, Breite ca. 20 cm; 
Höhe des beschriebenen Raumes ca. 22 cm, Breite ca. 15 
cm. Zweispaltig, in der Spalte 34—40 Zeilen, vom 


‘) Für Phil. (hrsg. v. Rückert 1853) hatte Docen 1806 (Aretins 
Beitr. z. Gesch. u. Lit. 6,189 = Docens Miscell. 1,76), für WvRh. 
(hrsg. v. Keller 1849—55) Massmann 1826 (Heidelb. Jahrb. d. Lit. 
S. 1184) zuerst darauf hingewiesen. 

2 ) MS. 4, 514 f. (1838). 

3 ) Gesch. d. heidelb. Büchersammlungen S. 451 f. (1817). 

*) Die altd. Hss. d. Univ. Bibi, in Heidelb. S. 112 f. (1887). 


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3 


Schluss des Marienlebens an mehr, etwa 44. Überhaupt 
zeigen sich von da an (Bl. 102 vb ) kleine Abweichungen 
in den Initialen und der Orthographie; doch ist wohl 
alles von einer Hand geschrieben. Im Marienleben sind 
die Reimzeilen abgesetzt, sonst die Strophen; die unge¬ 
raden Reimzeilen rot (selten blau) gestrichelt; gelegentli ch 
auch im Versinnern bei Eigennamen usw. Grössere 
Sinneseinschnitte werden durch Alinea und mehrfarbige 
Initialen bezeichnet: rot, blau, golden; vom Schluss des 
Marienlebens ab einfarbig rot. Einfacher Pergamentum 
schlag; auf dem Rücken mit Tinte die Signatur: 372) 
darunter: Poema | Sacrtim \ et | Herum | Creatarum; auf einem 
aufgeklebten weissen runden Papierschildchen gedruckt: 
Pal. Germ. 372. 

Das Marienleben beginnt Bl. l ra und schliesst Bl. 102 vb . 
Es folgt mit blauer Tinte eine Bemerkung des Schreibers, 
da ss er dies Buch einer Frau zu Liebe, nicht gegen Entgelt, 
geschrieben habe, dann (rot) drei Strophen eines Minne¬ 
liedes x ). Auf Bl. 103 ra , ebenfalls rot, die Schlussschrift: Völ¬ 
bracht ist dis büch an dem \ ncesten Gütemtag 2 ) vor dem \ Mayen 
tag indem Jar do man \ zalt vo Cristes gebürt dru | zechen- 
hundert Jar dar nach | indem zwai vnd achzigosten Jar |. Bl. 
103 va bis 104 Tb folgt dann noch eine geistliche Tage¬ 
weise s ), endlich Bl. 105 Ta lateinisch der Anfang des Jo- 


*) Gedruckt aus der Hs. HMS. 3, 468*. 

2 ) Über den Gutentag (= Montag) s. Herrn. Fischer, Württemb. 
Vierteljabrshefte f. Landesgesch. N. F. 9,164f. 

3 ) Gedruckt aus der Hs. HMS. 3,468®-*, 36 Strophen. Im Cgm 
4997 (Kolmarer Meisterliederhs.) Bl. 824™—825™ nach moderner Zäh¬ 
lung stehen von demselben Lied Str.. 1—13. 18. 14. 15. 26. 28. 16. 
17. 20. 33, eine Plusstrophe, 34—36, oft stark von dem Heidelb. Text 
abweichend, unter dem Namen Graf Peters von Arberg. Für die erste 
Str. sind Notenlinien gezogen, aber keine Noten eingetragen. Das 
alte Lied ist gekürzt und umgearbeitet, indem die hl. drei Könige 
auf dem Rückweg von Bethlehem zu Herodes kommen. — Str. 8—14 
sind mehrmals als selbständiges Lied überliefert, s. Wackemagel DKL. 
2, 377 f. (dazu F. A. Mayer in der Mondsee-Wiener Liederhs. S. 22 
unter Nr. 4); die Melodie bei Böhme, Altd. Liederbuch S. 617 f. 

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hannesevangeliums (1,1—14) 1 ). Da der Dichter des 
Marienlebens für keines dieser Stücke als Verfasser in 
Betracht kommt 2 ), kann ich sie sämtlich beiseite lassen. 

Das Marienleben enthält wenig, woraus man auf Ort 
und Z eit seiner Abfassung schliessen könnte. Als Jesus 
bei seiner Gefangennahme bittet, seine Jünger gehn zu 
lassen, vergleicht ihn Wemher mit einem Löwen, der für 
seine Jungen kämpft, und fährt fort (8723 t.) 8 ): 

Des ist me denn ich hän gelesen: 

Ich hin selber da gewesen 
Da ich sach und' auch vernam 
Das swine lewen, wip und man , 

Woneten sament eine 
Und heten Teint gemeine ; 

Doch wolt das wip des mannes niut 
Bi den kinden läsen iut: 

Des wart ir kamphes*) uf einn tac 
So das der vater tot gelac. 

Könnten wir dies Ereignis zeitlich festlegen, so hätten 


*) Schönbach hat auf den Gebrauch dieses Abschnitts durch die 
Ketzer aufmerksam gemacht (Studien z. Gesch. d. deutschen Predigt, 
3. Stück 1904 S. 93 f. = WSB. Bd. 147). 

2 ) In der Tageweise reimt ho : fro, dd 6,7 — Wemher reimt 
kein Aö; sang, anevang: gedank 8,2 — Wemher trennt auslautendes 
g von k; ger : her 10,5 — Wemh. reimt nur gir und Aar; her : ser, 
ISr 19, 7 und her : meer, leer 24,4 sind also für ihn unmöglich, auch 
bindet er nicht e : e; wän (= wären ) : hän, getdn 31,6 ist ihm 
gleichfalls fremd. Das Minnelied wird man ihm an sich schwerlich 
Zutrauen, entwicht : gelich 2 ,4 wäre mindestens auffallend, man würde 
entwichet erwarten. 

8 ) Da ich auch andere Texte (Philipp, Walther von Rheinau) 
anzuführen habe, gebe ich der Gleichmässigkeit wegen alles in nor¬ 
malisierter Schreibung. Kleinere Versehen der Handschrift verbessere 
ich stillschweigend. 

4 ) Wenn die Überlieferung richtig ist, so muss der Genitivus 
partitivus wohl von so das abhängen. Die Konstruktion erklärt sich am 
leichtesten aus der Analogie eines negierten Satzes, etwa des wart ir 
kamphes doch niht so das ir deweder tot gelac, indem die substanti¬ 
vische Funktion des niht dem Sprachbewusstsein nicht gegenwärtig war. 


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wir darin für die Abfassungszeit des Gedichts einen ter- 
minus a quo. Leider wissen wir aber nicht, wo es sich 
zugetragen hat, und Wemher ist weit herumgekommen. 
Bestimmt ist er in Rom gewesen. Als [Maria bei Jesu 
Kreuzigung blutige Tränen weint, fügt Wemher hinzu 
(10877 f.): 

Niut wcenent daz es niut ensi: 

Ich bin gewesen ouch da bi 
Bä man in grözen eren hat 
Ir bilde noch von der getät , 

Daz sante Lucas mähte 
Nach irs leides ahte 
Und von ir bitterlichen pin, 

Ir gestalt und ir schin 
Als si da bi dem kriuze was: 

Noch hät man ze Rome daz 
Und lat ez ze höchgeziten sehen 
Ze den barfuozen, daz wil ich jehen, 

Daz wizzen beide junc und alt, 

Vil riuweclich ist ez gestalt , 

Vil mänic weinen da beschiht 
Von mänigem der ez ane siht, 

Beide arm unde rieh, 

Wan ez ist allem leide gelich. *) 


*) Gemeint ist wohl das Hochaltarbild von Santa Maria in Ara- 
celi, die noch heute den Franziskanern gehört. Es wird auf Lukas 
zurttckgefiihrt und bewährte seine Wunderkraft besonders bei der 
Pest von 1348. Maria ist dargestellt con la destra alzata e cm la 
sinistra al petto, piangente la tormentosa morte del suo divino figliuolo 
(Casimiro, Memorie istoriche della chiesa e convento di S. Maria in 
Araceli di Roma 1736 S. 130). Freilich von blutigen Tränen wird hier 
nichts gesagt, und nach einer freundlichen Mitteilung Herrn Dr. 
Wackernagels vom historischen Institut in Rom sind sie auch auf dem 
Bilde nicht wahrzunebmen, und die Mönche des Klosters wollen nichts 
davon wissen. — Auf Wernhers römischen Aufenthalt weist vielleicht 
noch eine andere Stelle hin. Ochs und Esel wollen von dem Heu, 
worauf das neugeborene Christkind liegt, nicht mehr fressen, und 
Wernher setzt hinzu (2798 f.): 


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Auch von den Reliquien in Aachen spricht Wernher wie 
aus eigener Anschauung (2751 f.): 

Maria wand ir JcindeUn 
In ärmiu Jcleiniu tüechelin, 

Diu man noch lat ze Ache sehen: 

Ich wcen und hän es hceren jehen, 

Das sin mit rehten magren 
Josephes hosen ivceren ; 

Zwei grcewiu tüecheliu da sint 
Siner windelin , diu man da vint. 

Also irgendwo zwischen Rom und Aachen kann sich die 
G-eschichte mit den Löwen zugetragen haben, da muss 
uns schon der Zufall einmal helfen. Wernhers Wohnort 
kommt nicht in Betracht. Freilich kennen wir den auch 
nicht, es hilft uns wenig, wenn wir erfahren, dass dort 
der grossus Turonensis galt. Das G-ebiet ist zu weit. 
Wernher erzählt, dass Judas den Priestern anbietet, 
Jesus zu verraten. Sie versprechen ihm (8102 f.) 

Drizic silherin phenninge 
Der münze diu da genceme was. 

Eteliche sprechent daz 
Ir wceren viere also guot 
Als nu ein grözer turnei tuot .*) 


Ez wart gehalten mänigen tac: 

Kein vihe sin nie geruochte, 

Swie vil man ez versuochte. 

In Rom wurde aber solches Heu gezeigt, s. Nie. Muffels Beschr. d. 
St. Rom, hrsg. v. Vogt (Lit. Verein) 1876, S. 33 Z. 1.- 

*) Herrn Professor Edward Schröder in Göttingen verdanke ich 
dazu folgende Bemerkungen: ‘Mit dem grossen Turnei ist leider gar 
nichts anzufangen: er ist bereits um 1300 bis nach Ostdeutschland 
vorgedrungen und allgemein verbreitet, im spätem Verlauf des 14. 
Jahrhunderts beginnt er vor dem Prager Groschen und andern hei¬ 
mischen Groschenmünzen wieder zurückzuweichen. — Für die Um¬ 
rechnung der 30 Silberlinge in die Landesmünze ist dies wohl einer 
der ältesten Fälle — später ist sie ganz allgemein: im 16. Jahrhundert 
rechnete man die Summe aufs genauste in Gulden, Reichstalera und 
Fürstengroschen aus. Vgl. z. B. den Anhang zum Neuen Münzbuch 


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Ebensowenig hilft uns eine andere Stelle, die zudem 
nicht einmal ganz klar ist. Wernher knüpft ein längere 
Betrachtung an Jesu Todesschrei am Kreuz. Das Reb¬ 
huhn will gern viele Kinder haben, es trägt dem andern 
die Eier weg, wenn es sie findet, und brütet sie aus. 
Wenn es nun aber die Jungen ausführt, so lockt die 
rechte Mutter sie mit lautem Ruf, und diese erkennen 
ihre Stimme und folgen ihr. So verlieren die Reb¬ 
hühner beide, daher der Name perdix ‘Verliererin’. Der 
Mensch soll daran lernen, auf Gottes Lockruf, eben den 
Todesschrei Jesu, zu merken, von dem Teufel ablassen 
und ihm folgen (10717 f.): 

Etstvä diu selbe getät 
Getnälet bi dem Ttriuze stät 
Durch manen unde leren 
Und ouch ze gote keren. 

Wernher denkt also an ein Bild des Gekreuzigten, wo¬ 
rauf irgendwie auch die Rebhuhngeschichte dargestellt 
war, und dies Bild war etswä. Ist es Zufall oder Ab¬ 
sicht, dass er den Ort nicht genauer bezeichnet? War 
es etwa seinen Zuhörern und Lesern so bekannt, dass 
es nur dieser Andeutung bedurfte? Dann müsste] das 
Bild an Wernhers Wohnort oder doch nicht allzu 
weit davon gewesen sein. Leider vermag ich aber ein 


des Adam Berg (München 1597. 1604). Der Zwang den Lesern eine 
Erläuterung zu geben, lag besonders nahe mit dem rapiden Sinken 
des Pfennigwertes, d. h. mit der Verschlechterung von Schrot und 
Korn. — Die Übersetzung vun argenteus = denarius ‘phenning, sil¬ 
berin phenning’ war die gegebene und durch Jahrhunderte allein üb¬ 
liche — jetzt fing man an sie zu umgehn und sagte, wie guldin = 
aureus, substantivisch silberin = argenteus (so Matthias von Be- 
heim Matth. 26,15. 27, 3) oder wie Luther Silberling (merkwürdiger¬ 
weise so schon einmal 700 Jahre früher im Tatian). — Ich bemerke 
noch, dass es Pfennige, von denen vier auf einen Turnosgroschen 
(Königsturnos) gehn, niemals gegeben hat: in Deutschland gingen je 
nach Ort und Zeit 8—18 Pfennige auf einen grossus Turonensis. Diese 
Silberlinge sollen eben über den Wert deutscher Pfennige wesentlich 
hinansgehoben werden.’ 


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solches Bild überhaupt nicht nachzuweisen 1 ), und so ist 
auch damit nichts anzufangen. Wir kennen von Wemher 
nur den Namen. Zu Anfang des Gedichts bittet er Gott 
um seinen Beistand (10 f.): 

So wil ich, genant Wemher , 

Den ungelerten Hüten 
Mit icärheit hie hetiuten 
Ein buoch ze tiuschem alsus 
Daz sanctus Dyonisius 
Beidiu schribet unde seit. 

Es wäre vergebene Mühe, die Urkundenbücher zu durch¬ 
suchen, der Name Wemher ist zu häufig, wir könnten 
den rechten nicht herauserkennen, selbst wenn er uns 
begegnete. 

Wie aber kommt Wemher dazu, seine lateinische 
Vorlage als das Buch des Dionysius zu bezeichnen? 
Selbstverständlich hat ihm nicht Vögtlins Ausgabe, sondern 
eine Handschrift der Vita Vorgelegen. Wie verhält sich 
nun diese Ausgabe zu den Handschriften? — Vögtlin 
ist durch die Beschäftigung mit Walther von Rheinau 
zu der ‘Vita rhythmica’ gekommen, ihn interessierte vor 
allem der Text, der diesem Vorgelegen hatte. Er wandte 
sich zuerst an die ihm von Strassburg aus nächstliegende 
Karlsruher Handschrift C, auf die Massmann aufmerksam 
gemacht hatte. Dann glaubte er in den Clmm 12518 
(= M) und 7787 zu finden, was er suchte 2 ). M war die 
ältere und bessere der beiden Handschriften, schon Rückert 
hatte sie auf Schmellers Empfehlung für seine Ausgabe 
von Philipps Marienleben benutzt und Proben daraus 
mitgeteilt. So nahm Vögtlin davon eine Abschrift, die 


*) Herr Professor Rahn in Zürich, den ich um Auskunft gebeten 
hatte, konnte mir nur mitteüen, er wisse davon nichts, und wiederholte 
Umfragen, auch bei Herrn Bischof Dr. Jakob Stammler, hätten zu 
keinem Nachweis eines Bildes mit der Darstellung des Rebhuhns ge¬ 
führt. 

2 ) Vögtlin, WvRh. und seine Marienlegende. Strassburger Diss. 
1886 S. 46. 


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seiner Ausgabe zu Grunde liegt. Er zog noch hinzu 
eine Grazer Handschrift G, die Schönbach gegenüber 
dem entstellten Text von M bei Rückert gerühmt hatte'), 
und eine Züricher Handschrift Z, aus der Bibliothek des 
dortigen Carolinums (nicht aus Rheinau) stammend, die 
in der Tat näher als alle bisher genannten mit der Vor¬ 
lage Walthers von Rheinau verwandt ist. Vögtlins Ab¬ 
schrift von M hat offenbar schon ziemlich viele Lesefehler 
gehabt, nun korrigierte er willkürlich allerlei aus den 
andern Handschriften hinein, ohne durchweg darüber 
Rechenschaft zu geben, und bei der Revision der Druck¬ 
bogen wurden zahllose Kleinigkeiten übersehen. So 
kommt es, dass aus der Ausgabe nicht einmal die Les¬ 
arten von M mit Sicherheit zu erkennen sind. Auch 
Rückerts Angaben über M sind ganz unzuverlässig. So 
habe ich die Handschrift Wort für Wort mit Vögtlins 
Text verglichen. 

Man sieht leicht, dass M unter den übrigen eine 
Sonderstellung einnimmt. Von allen, über die ich ur¬ 
teilen kann, gehört nur der Clm 18616 mit M zu¬ 
sammen, und der sehr eng 2 ). Schon ehe ich M kennen 
lernte, hatte ich die Wiener Handschrift 812 verglichen; 
sie steht C nahe 3 ). Wo sie von M abweicht, habe ich 
den Clm 2661 herangezogen, der mit G verwandt ist*): 
wenn dabei der Clm 2651 mit der Wiener Hs. 812 zu¬ 
sammentrifft, darf man die Lesart für die gemeinsame 
Vorstufe vonC* und G* in Anspruch nehmen 5 ). Übrigens 

‘) Zs. 17, 523!). 

-) Vgl. 60 decebat ; 64 et animam et; 75 sui fehlt. 

3 ) Vgl. 94 eorum; 102 tres fehlt; 135 causas tristitie; 149 suis 
fehlt; 179 ergo fehlt; 191 et st.hec; 215 u. 16: Reimwörter vertauscht; 
254—7 fehlen. . 

4 ) Vgl. 465 agniculum; 1002 Et; 5182.83. 90.91; 5216.17; 5402. 
03 fehlen. 

5 ) In den ersten 500 Versen finde ich folgende Abweichungen 
von M (die Lesart von C* 6* steht voran): 29 alii = plurimi; 60 
condecebat = decebat; 64 animam et = et an. et; 75 dei sui = dei ; 
81 dei per = per dei ; 94 tribuendo = largiendo ; nach 110 werden 


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kenne ich C und G nur aus Vögtlins Ausgabe. — Die 
Münchener Bibliothek besitzt ausser den drei genannten 
noch zehn Handschriften unserer Vita. In diesen habe 
ich (wie schon im Clm 18616) die Verse 1—286 verglichen 
und ausserdem ein paar Stellen, die mir für Wernhers 
Text interessant waren; ebenso in dem Berliner Cod. 
theol. fol. 209 , in der Donaueschinger Handschrift 442, 
der Einsiedler 267 und der schon von Vögtlin benutzten 
Züricher. Von den Clmm 9716. 23449 und 26744 kann 
ich danach nur sagen, dass sie nicht zu der durch M ver¬ 
tretenen Rezension gehören, sondern mit C* G* zu einer 
zweiten. Dasselbe gilt von der Bamberger Handschrift *). 
Der Clm 22252 stimmt oft zum Clm 2651 2 ), gehört also 
zur Gruppe G*. Der Clm 4683 ist mit dem Clm 18842 
eng verwandt, dazu tritt zunächst die (freilich sehr ver¬ 
wilderte) Donaueschinger Handschrift, weiter auch der 
Clm 18361. Ich bezeichne die Gruppe als D* 3 ). Endlich 


73.4 wiederholt = nicht wdholt; 111 suam spem = spem suam] 156 
cor suum = et se; 157 oratione = devotione ; 177 celo = celis] 220 
eins = sui ; 241 cum = enim] 269 humanum = kominum ; 273 ger- 
men = semen ; 344 nos non vult = non v. nos] 357 patris nostri 
David — D. p. n. ; 369 maternus = matemo ; 395 pervenisset = adv.] 
408 tenens = tenes ; 411 aer ethera = ether aera\ 439 Hic = Hec] 
445 quia = quod . Ich bemerke ausdrücklich, dass Vögtlins Angaben 
über M (die zu 117 gehört zu 111) zu 81. 110. 121. 286. 381 unrichtig 
sind. — Ferner sind Druckfehler oder schlecht bezeugte Lesarten zu 
verbessern: 9 Retexentes ; 30 Plura que\ 38 per prudentes ; 40 si qua ; 
52 In dei ; 59 huius ; 65 Huius nomen Anna ; 78 legem ; 141 ad wa- 
tiones ; 186 gemitus ; 207 hanc ; 215 Nunquam ; 226 turbatione ; 237 
herbas ; 281 Miseren . . . misere ; 289 appellatus ; 326 Sibi que\ 340 
ac regem\ 371 cum] 374 complexione] 404 Benedicebant] 472 dilecticme ; 
476 per] 484 quando st. quum hec ] 486 conservavit. 

x ) Ich kenne nur die Proben bei Jäcklein, Hugo von Trimberg 
Verfasser einer Vita Marise rhythmica. Programm d. k. neuen Gymn. 
in Bamberg 1901. S. 27 f. 

2 ) Vgl. 3 Christi dei] 153 permanebat] 158 maceratione] 201 
Sed a] 251 sunt fehlt; 252 sidereum] 253 posuisti] 283 Ne. 

3 ) Vgl. 10 et fehlt; 14 adhuc fehlt; 55 Seculi spurcitias] 60 
sanctitati sue\ 162 augebat] 170 fluctibus] 198 enarrabo. Sehen wir 


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lassen sich die Clmm 3578. 7787 (der freilich in seiner 
letzten Hälfte nicht mehr hierher zu gehören scheint) 
und 14538 mit den Handschriften in Berlin, Einsiedeln 
und Zürich zu einer Gruppe Z* vereinigen 1 ). Wo C* 
und G* in ihren Abweichungen gegenüber M Zusammen¬ 
treffen, stimmen D* und Z* auch in den Hehlern meist 
zu C* G*, nur selten zu M. Das ergibt also folgendes 
Bild. 

Rez. I: Clm 12518 (= M). 18616. 

II A) Gruppen: 

1) C*: Karlsruhe, Wien. 

2) D*: Donaueschingen, Clm 4683. 18361. 18842. 

3) G*: Graz, Clm 2651. 22252. 

4) Z*: Zürich, Berlin, Einsiedeln, Clm 3578. 7787. 

14538. 

B) Einzelne Handschriften: 

Bamberg, Clm 9716. 23449. 26744. 

Ich hoffe, damit eine brauchbare Grundlage für eine 
künftige, genauere und umfassendere Untersuchung des 
Handschriftenverhältnisses gegeben zu haben. Hier be¬ 
schäftigt uns nur die Frage nach der Vorlage Wemhers. 
Bei Vögtlin heisst es 6784: 

Matrona quedarn Christiana, Judith appellata. 
Wemher sagt 13030: 

Cristiana si mit namen hiez. 

Ebenso Walther von Rheinau 241,13: 

Ein frouwe Kristiane hiez. 

Philipp hat die Geschichte nicht übersetzt. In der Vor¬ 
lage Wernhers wie in der Walthers war also offenbar 


von Clm 18361 ab, so ergeben sich noch folgende Übereinstimmungen 
der drei andern: 73 lascivH ; 118 ut Moyses-, 143 dei (cos D) st. tali ; 
164 concedere ; 222 uxorem tuam. 

1 ) Vgl. 55 De; 81 Cuncta ; 111 suam omnem spem; 130.1 (nicht 
131.2) stehen hinter 138 (im Clm 14538 folgen sich 128. 30. 31. 29. 
32); 149 Cunctis ; 193 ffiusque-, 199 Deo . . . swe; 243 omnipotens o; 
247 fehlt (ausser im Clm 14538); 258 statuisti (der Vers fehlt Z); 
267 Sed ; 1704 fluxerunt. (40 Inmen, nicht limitem, Z und drei andere). 


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der Name Judith ausgefallen. Dieser Ausfall findet sich 
in den Handschriften der Gruppe Z*, mit Ausnahme 
von Clm 7787, der wie gesagt in der zweiten Hälfte 
(vom Lagenanfang Bl. 33 ab, wo die Schrift wechselt, 
V. 4514?) nicht mehr hierher gehört. Der Vers heisst 
hier also verstümmelt: 

Matrona quedam Christiana appellata. 
ln der Berliner Handschrift ist die Lücke ausgefüllt: 

Matrona quedam Christiana fuit appeUata. 

— Das Gebet Jesu für seine Kreuziger (Vita 4996 f.) steht 
bei Vögtlin vor der Klage Marias (5004f.). Wernher 
stellt das Gebet (10213f.) hinter die Klage, wieder in 
Übereinstimmung mit Walther (179,58 f.). Auch bei 
Philipp (7348 f.) ist die Anordnung dieselbe. Diese Um¬ 
stellung ist wieder eine Eigentümlichkeit der Gruppe 
Z*, sie findet sich in der Berliner, Einsiedler und Zü¬ 
richer Handschrift; in den drei Münchener Codices habe 
ich leider versäumt, sie zu vergleichen. — Als Jesus die 
Buchstaben lernen soll, kommt der Lehrer zum J (Vögtlin 
2788). Jesus fragt, was der Buchstabe bedeute, der 
Lehrer weiss es nfcht, und Jesus gibt nun selbst die 
Antwort (2792 f.): 

Jesus ait : ‘Egomet atque pater meus 

Per ipsam intelligimur, nam I hoc sonat dem .’ 

Man sieht dabei durchaus nicht ein, wie J zu dieser Be¬ 
deutung kommen soll. Bei Rückert (Br. Phil. S. 362) 
steht statt J der Buchstabe A , womit auch nicht viel 
gewonnen ist; das sonat bleibt unerklärlich. Die Hand¬ 
schrift, die beide, Rückert und Vögtlin, benutzt haben, 
der Clm 12518, liest an beiden Stellen L, und damit ist 
der Sinn klar; der Buchstabenname ‘El’ und das he¬ 
bräische ‘El’ = Gott klingen überein. Rückert hat das 
nicht verstanden und geändert mit Rücksicht auf Phil. 
4004: 

A ein buochstap ist genant. 

Ebenso Vögtlin mit Rücksicht auf WvRh. 95,50, wo 
das J durch den Reim auf kindeli gesichert ist. Und 


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dazu stimmt wieder Wemher (J: si 5003). In den Hand¬ 
schriften der Groppe Z* scheint zuerst in 2788 das 
• L • oder *Z* als ‘v verlesen zu sein. Dies ’i‘ wurde dann 
als id est aufgefasst, im Zusammenhang damit nuncupatur 
in vocatur geändert. Die Einsiedler, die Züricher Hand¬ 
schrift und der Clm 3578 lesen also id e que vocatur . In 
der Berliner ist id e in aleph geändert, im Clm 14538 
steht dafür i, im Clm 7787 j auf Rasur. In Vers 2793 
haben Clm 3578 und 7787 sowie die Züricher Handschrift 
l bewahrt, in den drei andern steht auch hier i. 

Danach scheint also die Vorlage Wernhers wie die 
Walthers zur Groppe Z* gehört zu haben. Daraus wird 
sich uns nun auch ergeben, wieso er sie als das Buch 
des Dionysius bezeichnen konnte. — Als Philipp die Ge¬ 
schichte ; von dem Stern bei Christi Geburt erzählt, 
kommt er auf die verschiedenen Ansichten zu sprechen, 
wann er zuerst erschienen sei (2464 f.):. 

Nu hebt sich al hie ein vräge . . ., 

Wenne der stern schinen begunde. 

Er entscheidet sich schliesslich für die Meinung des Chry- 
sostomus (2480 f.): 

Da von ein heilege schribet sus, 

Der ist geheizen Chrysostomus. 

Dieser Exkurs hat im Text des Lateinischen keine Ent¬ 
sprechung. Aber Rückert (S. 354) verweist auf eine 
Glosse und sagt, solche Glossen seien in der Münchener 
Handschrift sehr häufig. Walther von Rheinau hat sie 
kaum benutzt 1 ), seine Vorlage war wohl spärlich oder 
gar nicht glossiert. Wohl aber kennt sie Wemher. An 
unserer Stelle sagt er (3295 f.) : 

Von disem Sternen schribet man . . . 

Vil ungeMchiu mcere. 

Und 3321 f.: 

*) Die einzige Stelle (11,20 f.), wo Walther nach Hauifen (Zs. 
82,341) eine Glosse benutzt haben soll, scheint mir in ihrer Verein¬ 
zelung nicht einmal völlig beweisend dafür. Von hier aus ist es zu 
verstehen, dass Vögtlin in seiner Ausgabe die Glossen ganz übergeht. 


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CORNELL UNÜVERSrrV 



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Diu rehten mcere schribet sus 
Sant Johannes Crisostomus. 

Vita 1970f. wird erzählt, dass um die Zeit von Christi 
Geburt drei Sonnen am Himmel erschienen, die sich dann 
zu einer Sonne vereinigten. Philipp fügt hinzu (2420f.): 
Ouch do sach man sten da bi 
Vollewahsener vnänen dri. 

Ebenso Wernher (3091 f.): 

Drie mänen ouch also 
Täten glich dem selben do. 

Dass Herodes die Kinder bis zu zwei Jahren töten lässt, 
erklärt Philipp damit, dass er seine Absicht nicht gleich 
ausführen konnte, denn (2654 f.): 

Der heiser litte daz geboten 
Dem Jcünc Herod mit sinen boten, 

Daz er drät ze Rome hceme. 

Ebenso Wernher (3561 f.): 

Wan von not muost ez Herodes sparn 
Und balde hin ze Rome vorn 
Von des heisers gebot. 

Philipp will beweisen, Johannes habe Jesus schon vor 
der Taufe gesehen. Elisabeth war Marias Mutterschwester 
(4258 f.): 

Ir beider hint ouch, diu si heten, 

Wären al eine zwen propheten. 

Ebenso Wernher (6257 f.): 

. . . Und zwen so gröze wizagen 
Alleine wären in den tagen. 

In diesen Fällen weist schon die Übereinstimmung zwischen 
Philipp und Wernher, die durch den Text der Vita nicht 
erklärt wird, auf gemeinsame Benutzung von Glossen 
hin. Tatsächlich stehen diese auch in vielen Hand¬ 
schriften (im Clm. 12518 auf Bl. 32 r , 30 v , 32 T , 51 r ). 

Sieht man die Glossen weiter durch, so findet man 
bald noch mehr Fälle, wo sie benutzt sind. Die Bemer¬ 
kung, Joseph sei ein Zimmermann gewesen, kein Schmied 
(Clm 12518 Bl. 19 r ), hat Philipp allein verwertet (4268 f.). 


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Nur bei Wernher nachzuweisen ist die Kenntnis einer 
Glosse über den Sonnenbaum (3225 f.): 

Noch me da von liset man, 

Daz ich hie niht geschriben hän. 

Er erzählt ferner von den Komplexionen (6020 f.): 

Ez sint an allen Hüten 
Conplexiones viere, 

Die wil ich nemmen schiere. 

Bei der Hochzeit von Kana heisst es (7225 f.): 

Etiver wil ez da für hän , 

Der briutegome wcer sant Johan . . . 

Doch tuot diu schrift uns des geivis: 

‘Vocavit eum a nuptiis.' 

Das wird dann dahin erklärt, dass Johannes durch die 
Berufung zum Apostel von allen Heiratsgedanken abge¬ 
bracht sei. Nach der Salbung durch Maria Magdalena 
bemerkt Wernher (8041 f.): 

Nu seit diu schrift uns also, daz 
Daz selbe daz ander salben was , 

Und hett ez dä vor ouch getan. 

Bei der Kreuzigung erzählt er die ganze Geschichte des 
Kreuzesholzes (9503 f.): 

Do unser vater Adam 
An sin tötbette Jcam . . ., 

Er ruofte siuen kinden dar. 

Seth bringt das Reis, der Baum wird zu Salomos Tempel¬ 
bau gefällt, das Holz wird aber verschnitten und zu 
einer Brücke verwendet. Sibylla weissagt, der grösste 
König werde daran sterben, Salomo lässt es in den See 
Siloe versenken, es kommt aber wieder in die Höhe. 
Jeden Tag berührt ein Engel den See, der davon Heil¬ 
kraft erhält. Das Holz liegt unbeachtet, bis es zum 
Kreuze gebraucht wird. Bei Christi Tode spricht Wernher 
von dem Kometen (11359 f.): 

Ein stern Cometa ist genant: 

Swenn man den siht, so ist bekant 
Daz etwaz jämers künftic ist. 


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Aus dem Briefwechsel des Ignatius teilt Wemher auch 
noch einen Brief an Johannes mit (18357 f.): 

l Din langez bliben ist uns leit . . .’ 

Alle diese Stellen haben im Text der Vita nichts Ent¬ 
sprechendes, wohl aber kenne ich Glossen, die hier mehr 
oder weniger frei benutzt sind (Clm 12518 Bl. 31 r , 49 r , 
56 v , 63 r , 71 r , 86 T ). 

Hier erkennen wir nun auch, wie Dionysius zum 
Verfasser der Vita werden konnte. Zu V. 25, 4 wo er 
unter den andern Gewährsmännern genannt ist, gibt 
es eine Glosse, worin seine Bekehrung berichtet wird 
(Clm 12518 Bl. l r ). Solche Glossen haben keine feste 
Stellung im Text, die Schreiber bringen sie unter, wo 
gerade Platz ist. So ist der Anfang dieser Glosse mit 
dem Schluss einer Vorrede 1 ) zusammengeraten, die das 
Ganze einleitet: es gebe keine Lebensbeschreibung Marias, 
wenigstens sei uns keine erhalten; der Verfasser habe 
daher die einzelnen Nachrichten gesammelt und zu dem 
vorliegenden Buche verbunden. Diese Vorrede und die 
Dionysglosse sind im Clm 7787 Bl. l r wenigstens noch 
durch ein Paragraphenzeichen getrennt, im Clm 3578 Bl. 
53 r und in der Berliner Handschrift Bl. 48 r gehen sie 
ganz ineinander über, so dass folgender Zusammenhang 
entsteht: lgitur auctor huius libelli videns vitam memora- 
bileni semper laudande virginis Marie in ecclesia non haberi 
dedit operam , ut ex diversis libris doctorum non solum Grece 
vel Latine , sed etiam barbarice scriptis unum opusculum 
compilaret , quod ad laudem dei matris in ecclesia legeretur 
et vita beate virginis appellaretur. Sanctus hic est Dionysius 
de quo dicit glosa super actus apostolorum etc. Die ur¬ 
sprüngliche Beziehung des hic ist hier nicht mehr zu er¬ 
kennen, man kann kaum anders als es mit dem auctor 
huius libelli in Verbindung bringen. 


*) Gedruckt bei Jäcklein, H. v. Trimberg Verf. einer Vita rhyth- 
caica S. 36 Anm., und bei Rose, Verz. d. lat. Hss. d. kgl. Bibi, zu 
Berlin II* (1903) S. 858*>. 


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Die Prosavorrede, die Wemher seinem Gedicht vor¬ 
ausschickt, ist ganz deutlich eine Bearbeitung der latei¬ 
nischen: Ez ist fragend war umb man so mäniges heiligen 
leben und alliu siniu werc von sinen lintlichen tagen unz 
an sin end geschriben vindet und liset in der cristenheit; 
und von Marien gotes muoter niuts, wan diu doch über all 
heiligen ist, als ob ez nie geschriben wurd. Darauf sei die 
Antwort so: ohne Zweifel sei Mariens Leben von Gläu¬ 
bigen beschrieben, besonders glaube man das von Jakobus, 
dem Bruder des Herrn. Es scheine aber, bei den Christen¬ 
verfolgungen sei das Buch unterdrückt oder bei der 
Zerstörung Jerusalems mit verbrannt. Aber in der zlt 
dö Pyonisius wart belceret und fuor mit sant Paulo gesehen 
gotes muoter, wan si dennoch üf ertrich was, und ouch mit 
allen zwelfboten, die bi irm end wären, als er selb schribet 
in dem buoch Jherarchie von himelscher Ordnung und ge- 
legenheit; und sider her wol bevant daz ir leben niut was 
geschriben samentliaft: dö suocht er einen teil zesamen von 
allen buochen, wä iut von ir geschriben was und von irm 
sun in mäniger hand spräche, und macht ez in latin ze 
einem buoch, daz ez allez bi einander wcer und man ez sa- 
ment vindet, der ez wil lesen oder hoeren lesen, und hat daz 
buoch genemmet Marien unserre frouwe leben. Man wird 
kaum zweifeln, dass auch in Wemhers Vorlage die Vor¬ 
rede mit der Dionysglosse verbunden war. Die drei 
Handschriften, in denen ich diese Verbindung nach weisen 
konnte, gehören sämtlich zur Gruppe Z*, es bestätigt sich 
also wieder, dass wir in dieser Gruppe auch Wemhers 
Vorlage suchen müssen. Wemher erzählt uns in seiner 
Vorrede weiterhin von dem lateinischen Buch: Wan diz 
buoch nu vil selten ist gewesen, darumb schreib ich ez ab in 
latin, dö ich ez haben moht, umb daz sin me wurd, als ouch 
beschehen ist. Par näch über mänic jär gedächte ich ez ze 
Husche machen. Das sieht so aus, als ob Wemher von 
seiner Abschrift wieder Abschriften nehmen liess, jeden¬ 
falls ist das sehr wohl möglich. Wir könnten also 

Palaestra LXXXI. 2 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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immerhin hoffen, wenn nicht Wernhers Handexem¬ 
plar, doch eine solche Abschrift zu finden. 

Mir ist das nicht gelungen, ich kann nur ein paar 
Lesarten zusammenstellen, die sich aus Wernhers 
Übersetzung mit mehr oder weniger Sicherheit erschliessen 
lassen. Die Erzählung hebt an (75 f.): 
ln der stat ze Nazareth 
Was ein man, hiez Dacheth. 

V. 92 heisst es dann von demselben Manne: 

Joachim was er genant. 

Das stimmt zur Vita (59): 

Nomen huius Joachim fuit. 

Von einem Dacheth weiss sie nichts, zu Anfang heisst 
es (47 f.): 

In civitate Nazareth de terra Galylea 
Homo quidam habitabat, ortus ex Judea 
Gente . . . 

Wenn 48 geschrieben wurde: 

Homo quidähitäbat, 

so konnte ans dieser Buchstabenfolge allenfalls ein Dacheth 
entstehen. Wenigstens weiss ich keine bessere Erklärung. 
— Bei Vögtlin (178 f.) und bei Walther (8,48 f.) wird 
zuerst erzählt, wie der Engel zu Joachim kommt, darauf 
folgt das Gebet Annas. Wemher (235 f.) und Philipp 
(155f.) stellen beide Teile um. In der Erzählung der 
Wunder bei Christi Geburt lässt Wernher (2983 f.) den 
Einsturz des Eriedenstempels und die Erscheinung der 
Krone in den Lüften gleich auf die Szene zwischen Au- 
gustus und der Sibylle folgen (Vita 1966—9 und 1976.7 
hinter 1933). Ebenso macht es Philipp (2308 f.), während 
Walther (65, 7 f.) der Vita folgt. In beiden Fällen kann 
das Zusammentreffen Wernhers mit Philipp zufällig sein, 
d. h. jeder hat unabhängig seine Vorlage verändert. 
Namentlich im zweiten Falle ist der Grund ja ganz klar: 
die Wunder, die in Rom geschehen, werden zusammen¬ 
gerückt. Fanden beide, Wemher und Philipp, die Um¬ 
stellung schon in ihren Vorlagen, so müssen diese ver- 


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wandt gewesen sein, auch Philipps Vorlage müsste zur 
Gruppe Z* gehört haben, wie die Wemhers und Walthers. 
Das ist, soviel ich sehe, nicht unmöglich, so merkwürdig 
es auch wäre; aber beweisen kann ich es nicht, die Ent¬ 
scheidung bleibt offen. — Vita 19B9 liest Vögtlin lutö, 
Wernher übersetzt danach pfuol (3061). Walther hat 
statt dessen einen ‘schönen grünen Wald’ (64, 53), er hat 
also luco gelesen. Dass das richtig ist, beweist auch eine 
Glosse (Clm 12518 Bl. 30 r ), die das Wort als silva er¬ 
klärt. Im nächsten Vers heisst es bei Vögtlin (1960): 

Ubi gens barbarica delubra colebat , 

Dazu stimmt Walthers Übersetzung, Wernher aber sagt 
(3062): 

Da bl das volc des spiles phlac. 

Dass er delubra missverstanden hätte, glaube ich nicht. 
Vielleicht war es, etwa über ludebra , zu ludibria verderbt. 
Bei Philipp fehlt die ganze Stelle. — Der egyptische 
Herzog heisst bei Vögtlin (2386 f.) Affrodisius, bei Walther 
(80, 49 f.) Affrodosius, bei Wernher (4127 f.) Effrodisius. 
Bei Philipp steht im Text Afrodisius, aus den Lesarten 
(zu 3391) erfahren wir aber, dass die Handschriften alle 
stets Eufrodisius schreiben. — Bei Vögtlin 4399 wird 
Gethsemane erwähnt, ebenso auch bei Walther und Phi¬ 
lipp. Bei Wernher heisst es statt dessen (8384): 

ze Betphaie hiez ein dörfeli. 

Ebenso steht Wernher allein, wenn er mit dem Bericht 
über den Tod des Judas die Pilatusszene nach Vita 4755 
unterbricht (Wemh. 9411 f.). Bei Vögtlin (4636 f.) füllt 
er die Pause zwischen der Szene vor Herodes und der 
Wiederaufnahme der Verhandlung vor Pilatus, dazu 
stimmt Walther (161,17 f.). Philipp hat den Abschnitt 
ausgelassen. — Es ist von Marias Kleidung die Rede 
(Vita 6724 f.): 

Et quandoque cingulum portabat de retorta 
Zona, sicut femine solent, sive cor da. 

Wernher sagt (12913 f. = H. Germ. 8,263 Z. 32 f.): 

2 * 


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20 


Ir gürtel gewürket in der ram 
Oder von leder, als ez ouch zam. 

Hat er cor da mit corio verwechselt? Oder stand corio in 
seiner Vorlage? Der Reim schützte das Wort nicht un¬ 
bedingt, namentlich wenn die Handschrift die Verse nicht 
absetzte, was häufig genug vorkommt. — Wemher spricht 
von dem Sarge Marias, der ein hohler Stein war (13969 f.): 
j Ein teil dem houpt er offenbar 
Was , niderthalp beslozzen gar. 

Er fühlt, dass man das gerade so wenig verstehen wird, 
wie er selbst hier seine Vorlage versteht, und fährt fort: 
Diu offeni diu was obenan 
Gegen dem antlüt, als ichz verstau. 

Bei Vögtlin ist der Sinn klar (7408 f.): 

Parte fuit patulus in superiori , 

Ex se fundum suum Habens in inferiori. 

Aber Wernher scheint etwas gelesen zu haben wie in- 
super ori, was freilich schwer zu verstehen war. 

Mit Sicherheit können wir hier nirgends entscheiden. 
Und ebenso vermissen wir die Kenntnis von Wernhers un¬ 
mittelbarer Vorlage, wenn es sich bei ihm um Zusätze 
dem Text der Vita gegenüber handelt. Hat er den oder 
jenen aus Eigenem gemacht oder verdankt er ihn einer 
Glosse, die wir nicht kennen? Der Glossenbestand in 
den einzelnen Handschriften ist sehr verschieden, und 
wenn der Grundstock auch auf den Verfasser des Textes 
zurückgehen mag, jedenfalls sehr alt ist, so kommen doch 
gelegentlich auch neue Zusätze hinzu. — Von Marias 
Tode erzählt Wernher (13751 f.): 

Dyonisius was ouch da, 

Als er schribet anderswä, 

Und was ouch e bi ir gewesen , 

Als man daz hat von im gelesen, 

Do er ze irm Pfleger sprach, 

Johannese, dö er si gesach: 
l Verbirc den hört, umb daz in niut 
An sehen unwirdege Hut 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



21 


Mit im man wol bewceret das 
Vil Hute bi, irm ende was, 

Als er von der gelegenheit 
Thymothcum manet unde seit. 

Im Clm 14538 Bl. 141 r f. steht eine Glosse, die ans einer 
Stelle des Areopagiten (Migne PL. 122,1127) seine An¬ 
wesenheit bei Marias Ende beweist. Von einem früheren 
Besuch des Dionys bei Maria wird aber weder hier noch 
sonst bei Wernher etwas gesagt. Wohl aber erzählt 
Philipp davon (8884 f.): als Dionys ankommt, ist Maria 
gerade bei ihrem Gebete; Johannes gestattet nicht, dass 
sie gestört werde. Aber Dionys sieht durch ein kleines 
Fenster in ihr Zimmer: ein helles Licht scheint drinnen, 
die Engel dienen Maria, Dionys hört sie singen. Das ist 
etwas anderes, als was Wernher von jenem Besuch be¬ 
richtet. Immerhin scheint es mir nicht unmöglich, dass 
eine Glosse zu Grunde liegt, von der jeder nur einen 
Teil benutzt hat. Was bei Philipp unmittelbar vorher¬ 
geht (8870 f.) sieht auch ganz wie Glossenweisheit aus. 
— Wernher erzählt von Jesu Leiden in Gethsemane 
(8478 f.): 

Bar umb ist sunder fragen hie 
1Jz der schrift von siner jnn, 

War umb und wie das möhte sin, 

Das er switste bluotes sweis. 

Es sei geschehen, weil Jesus immer nur das Notwendigste 
ass und trank (8498 f.): 

Und wan diu not niut in im vant 
Natürlich überflüssekeit. 

Die Berufung auf die schrift weist wohl auf eine Glosse hin. 

An sich könnte Wernher einen derartigen Zusatz 
ja auch selbständig hinzugefügt haben. Die Art, wie 
er von den ‘ungelehrten’ Leuten spricht, zeigt, dass er 
sich zu den Gelehrten rechnet. Wir dürfen ihn wohl 
als einen Geistlichen ansehen. Öfter verweist er auf 
den kirchlichen Brauch, so beim Lobgesang Marias 
(2371 f.): 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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Dis lop man singet unde seit 
Ze vesper in der cristenheit. 

Bei dem ‘Gloria in excelsis’ heisst es, die Engel sangen 
ein Lob, wie es (2896 f.) 

. . . eweclich diu weit begät 
In der heiligen messe. 

Nach dem Wunder vom Honigregen bei Christi Geburt 
fügt er hinzu (3003 f.): 

Als man noch singt, so der tac kumt: 

‘Hodie celi melliflui facti sunt.' 

Das ist im römischen Brevier das Responsorium zu der 
zweiten Lektion des ersten Nocturn des Weihnachts¬ 
festes : Hodie nobis de celo pax vera descendit. Hodie per 
totum mundum melliflui facti sunt celi 1 ). Und endlich beim 
Lobgesang Simeons (3523 f.): 

Das lop diu weit noch begät, 

Als es der ‘Nunc dimittis' hat. 

Der ‘Nunc dimittis’ zur Complete fehlt dem Breviarium 
Monas ticum 2 ). Unser Dichter nennt sich Wernher, nicht 
Bruder Wernher. Wenn auch beides nicht entscheidend 
ist, so wird man ihn sich doch zunächst unter der Welt¬ 
geistlichkeit zu denken haben. 

Bibelstellen werden öfter zitiert. Es wäre eine 
interessante Aufgabe festzustellen, woher sie dem Dichter 
in jedem Falle geläufig sind. Aber das liesse sich nur 
in einem grösseren Zusammenhang lösen, hier kann ich 
nur das Wichtigste aufzählen. In dem Prolog zur Ad¬ 
ventsgeschichte heisst es (2157 f.): 

Da von David tuot fröude uns kunt: 

‘Letatus sum in his que dicta sunt', 

Und sprichet da bi me alsus: 
l In domum domini ibimus.’ 


0 Breviarium Romanum per Franciscum de Heilbrun et Petrum 
de Bartua 1477 (Hain *3889) Bl. g4™. 

2 ) Wetzer u. Welte, Kirchenlexikon Bd. 2 2 (1883) Sp. 1267. 


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Das Zitat ist Ps. 121,1. Nach Christi Geburt sagt 
Joseph (2639 f.): 

Dm moht er iriuten, hoeren, sehen, 

Von dem die wizagen hänt gejehen 
Daz sich die himel zarten 
Und gceben des si wartten. 

Vorgeschwebt hat wohl eine Jesaiastelle (45,8), die als 
Eingang der Messe im Advent vorkommt: Rorate codi 
desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra , et germinet 
salvatorem. Wernher führt gelegentlich eine in der Vita 
verkürzte Geschichte nach den Evangelien weiter aus: 
so gibt er Jesu Worte über Johannes den Täufer wieder 
(6240. 6737 f.) und teilt den Inhalt von dessen Buss¬ 
predigt mit (6732 f.). Bei dem Rat der Juden gegen 
Jesus erinnert er an das Wort Sap. 2,12 (7911 f.): 
Kument, länt uns umbegeben 
Den gerehten , wan sin leben 
Ist uns widerzceme gar. 

Oder er spielt (7963 f.) auf den Eckstein an, den die Bau¬ 
leute verworfen haben (Matth. 21,42). Auch ein kleiner 
Irrtum begegnet ihm einmal. Bei Jesu Gefangennahme 
erzählt er von dem Jüngling, der entfloh und seinen 
Mantel zurückliess, und fügt hinzu (8816 f.): 

Man teil, ez weere sant Johan, 

Der ouch daz selbe schrtbet hie. 

Die Geschichte steht aber bei Markus (14,51 f.). Bei 
Marias Himmelfahrt wiederholen die Erzengel (14209 f.) 
Die alten fragen von Judith, 

Diu bi Holofernm zit 
Beschach, dö si kam in daz her 
Daz wider si da lac ze wer, 

Und man si da so schoene sack, 

Daz einer zuo dem andern sprach : 

‘Hat daz volc so schoene liut , 

Die süllen wir versmähen niut' 

Die Stelle ist Judith 10,18. Ähnlich ist es bei Christi 
Himmelfahrt. Wernher berichtet nach der Vita (6442 f.), 


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dass Christus zur Rechten des Vaters gesetzt wird, a 
quo nec unquam antea fuit separatus. Er fährt fort 
(12437 f.): 

Dar urnbe kam und fuogte ouch das, 

Wan sin dä kein gebresten was 
Und sin dä nie vermisset wart: 

Des wart ouch fragen üf der vart 
Von mänigen engein mcere , 

Wer der schäme wcere, 

Der so wünneclichen kam 
Und hete rote kleider an. 

Des antwurt in der gotes sun, 

Als ouch dä von ist vor vernun: 

‘Dä von sint rot diu kleider min, 

Wan ich trat den röten win 
Uf der trotten altersein, 

Dä was kein hilfe mir gemein.' 

Zu Grunde liegt Js. 63,1 f.: Quis est iste , qui venit de 
Edom, tinctis vestibus de Bosra’i iste formosus in stola sua t 
gradiens in multitudine fortitudinis suae . . . Quare ergo 
rubrum est indumentum tuum, et vestimenta tua sicut cal- 
cantium in torculari? Torcular calcavi solus, et de gentibus 
non est vir mecum ... et aspersus est sanguis eorum super 
vestimenta mea, et omnia indumenta mea inquinavi. Die 
Stelle wird auch sonst bei Christi Himmelfahrt herange¬ 
zogen 1 ), und selbst, was zuerst individuell anmutet, die 
Engel, die Jesu Abwesenheit nicht bemerkt haben, finden 
wir bei Heinrich von Neustadt wieder. Vor Gott sind 
tausend Jahre wie ein Tag (Gottes Zukunft, hrsg. v. 
Singer 1906, V. 4693): 

Dä von, als ich lesen heer, 

Der engel eteliche keer 
Heten sin vermisset niht. 


Schönbach, Altd. Predigten Bd. 3 (1891) S. 108,15 f. u. Anm. 
S. 331; Altes Passional, hrsg. v. Hahn 1845 S. 105,24 f. 


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Und so ist es allenthalben; was Wernhers Zusätze ent¬ 
halten, ist theologisches Gemeingut seiner Zeit: die 
Deutung von Josephs dürrer Rute, die Laub und Blüten 
bringt, auf Maria (1749 f.), die Bemerkung über die Iden¬ 
tität des Räubers in der Wüste mit dem Schächer am 
Kreuz (3889 f.), die zweite Version der Geschichte vom 
zwölfjährigen Jesus im Tempel (5621 f.), die Darstellung 
der Versuchungsgeschichte als Kampf mit dem Drachen 
(6822 f.), die Erzählung von der Verzückung des Johannes 
beim Abendmahl (8284f.), endlich, wovon schon einmal 
die Rede war, die Vergleichung Jesu in Gethsemane mit 
einem Löwen (8696 f.), seines Todesschreis mit dem Lockruf 
des Rebhuhns (10627 f.), und anderes mehr. Es kommt 
im Grunde nicht viel darauf an, ob Wernher hier oder 
da durch eine Glosse angeregt ist, was natürlich sehr 
wohl möglich ist. In ihrer Gesamtheit weisen uns diese 
Zusätze doch darauf hin, dass ein Geistlicher zu uns 
spricht. 

Ich fasse zusammen, was sich uns über Wernhers 
Vorlage ergeben hat. Die ‘Vita rhythmica’, so wie sie in 
Vögtlins Ausgabe vorliegt, kann nur mit Vorbehalt dafür 
gelten. Wenn wir auch die Handschrift, die Wernher 
Vorgelegen hat, nicht kennen, so lässt sich doch beweisen, 
dass sie einer andern Rezension angehört hat als der 
bei Vögtlin zu Grunde liegenden. Wernher hat, in Über¬ 
einstimmung mit Philipp und im Gegensatz zu Walther 
von Rheinau, vielfach Glossen benutzt. Soweit sich seine 
sachlichen Zusätze nicht daraus erklären, ist eine lite¬ 
rarische QueUe dafür nicht nachzuweisen. Trotzdem 
sind sie für die Erkenntnis von Wernhers Individualität 
nur mit grosser Vorsicht zu benutzen, weil es sich 
durchweg um wissenschaftlichen Gemeinbesitz der ganzen 
Zeit handelt. 

Die ‘Vita rhythmica’ hat auf Wernher aber nicht 
nur durch ihren Stoff, sondern auch durch ihre Form ge¬ 
wirkt. Wir werden diese Form am besten aus ihrer Ent¬ 
stehung begreifen. Den Verfasser der Vita kennen wir 


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nicht*), wir können nur vermuten, dass er im dreizehnten 
Jahrhundert 2 ) im Südosten des deutschen Reichs 3 ) gelebt 
hat. Er fand eine Reihe bis dahin unbekannter Nachrichten 
über das Leben Marias in lateinischer Übersetzung auf 
und beschloss, sie der Welt bekannt zu machen (13f.). 
Er sammelte, was er sonst darüber zusammenbringen 
konnte, und verband es zu einem Granzen (31 f.), mehr 
harmonisierend als kritisch, wenn auch die starken Wider¬ 
sprüche in der Überlieferung nicht erlaubten, alles wahllos 
aufzunehmen. Das Gerippe bildet eine Chronologie (7082f.), 
die dem Marienleben des Epiphanius 4 ) entnommen ist. 


1 ) Dass es nicht Hugo von Trimberg ist, wie Jäcklein wollte 
(HvTr. Yerf. einer Vita Mariae rhythmica, Progr. d. neuen Gymn. 
in Bamberg 1901), hat Wilh. Meyer gezeigt (Ges. Abhandlungen zur 
mittellat. Rhythmik 1905 Bd. 1, 254 1 )). Dass es nicht, wie M. (ebd. 
S. 258 f.) vermutet, der Bruder Philipp sein kann, wird hoffentlich im 
Folgenden klar werden. 

2 ) Im Clm 12518 Bl. 87 r wird zu V. 5886 f. als Gewährsmann 
Jacöbus Acunensis archiepiscopus genannt, d. i. Jacques de Yitry, der 
1216—28 Erzbischof von Akkon war. Die Stelle, auf die sich das 
Zitat bezieht, habe ich leider bei ihm nicht auffinden können; aber ini 
allgemeinen sind derartige Angaben der Hs. zuverlässig, z. B. Bl. 66 r 
zu V. 4431 f. Johannes Beleih: vgl. Migne, PL. 202,101; Bl. 73 T 
zu V. 4960 f. Petrus Manducatw , d. i. Comestor: vgl. Migne, PL. 
198,1628. 

3 ) Dafür spricht der Reichtum an alten Hss. in Österreich und 
Bayern. Rückert (Br. Phil. S. VIII) nennt bestimmter Istrien oder 
Friaul (nicht Steiermark, wie Vögtlin S. 3 angibt), wofür ich keinen 
Grund aufzufinden weiss. 

4 ) Hrsg. v. Dressei 1843; bei Migne, PG. 120,179 f. — Diekamp, 
Hippolytos von Theben 1898 S. 137, weist zwei lateinische Über¬ 
setzungen davon nach. Von der einen, im Cod. Oxon. Coli. Ball. 227 
Bl. 146 T f., habe ich durch freundliche Vermittlung von Herrn Dr. 
Schaafls in Liverpool Photographieen erhalten. In der kurzen Vor¬ 
rede widmet ein P. de Roma die Schrift, die er aus dem Griechischen 
übersetzt habe sicut a beato Epiphanio archiepiscopo Cypri descriptam 
inveni, dem Patriarchen von Grado, H(enricus) Dandolus. Nach Die- 
kamps sehr wahrscheinlicher Vermutung ist das derselbe Paschalis de 
Roma, der diesem Patriarchen im Jahre 1158 einen Traktat gegen 
die Juden aus dem Griechischen übersetzt hat (Clm 5896. 7547. 8184. 


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Yon den sonstigen Gewährsmännern (Rückert Br. Phil. 
S. 379 f.) sind uns namentlich die drei, die als Germanus, 
Ignatius und Theophilus bezeichnet werden, ebenso un¬ 
bekannt wie der Stoff, den sie überliefert haben sollen. 
Ich finde keine irgendwie sichere Spur davon, die nicht 
auf die Vita zurückginge. Trotzdem möchte ich nicht 
behaupten, dass der Verfasser diese Namen nur fingiert 
hat, um eigene Erfindungen zu beglaubigen. Mir scheint, 
es liegt nicht in seiner Art, frei zu erfinden. Vielleicht 
wird ihn die Durchforschung der byzantinischen Hagio¬ 
graphie noch einmal rechtfertigen. Eher könnte man ihn 
tadeln, dass er die Erfindungen anderer hat verbreiten 
helfen, und gegen diesen Vorwurf sucht er sich öfter zu 
verteidigen. Er wolle nicht über Wahrheit oder Un¬ 
wahrheit urteilen, sondern Maria und Jesus preisen in 
seinem Gedicht (43 f. 8002 f.). Man dürfe doch wohl 
etwas, für dessen Wahrheit man sich nicht gerade ver¬ 
bürgen wolle, pro laudis hymnodia wiederholen (1908 f.). 
Was nicht erweislich wahr ist, kann doch wahr sein. 
Auch ‘apokryphe’ Schriften können Wahrheit enthalten. 
Es ist nicht ganz klar, was darunter zu verstehen ist. 
Eine Glosse (Clm 12518 Bl. 1 T ) erklärt: Apocryphum est, 
cuius auctor ignoratur , unde eins scriptura nec pro vero re- 
cipitur nec pro falso reprobatur. Die Kirche verwerfe 
keineswegs alle Apokryphen, manche seien von Heiligen 
gebilligt, ihr Inhalt sei in ‘authentische’ Schriften über- 

15133. 15956; aus seiner Widmung ergibt sich nichts Weiteres). Die 
Epiphaniusübersetzung beginnt (Bl. 146 T ): De domina nostra dei geni- 
irice semperque virgine Maria multifarii precesserunt olim doctores. 
Trophete quidem diversis figuris et nominibus, que de ea sunt, pre- 
diixerunt etc. Die andere Übersetzung, wohl nur einen Auszug aus 
Epiphanius, verzeichnet Bandinius, Cat. Cod. Lat. Bibi. Mediceae Lau- 
rentianae 1777 Bd. 3,275 und 4,474. Danach lautet der Anfang hier: 
De domtnabili et veraci dei genitrice semperque virgine Maria multi 
pertransierunt prophete diversis figuris et nominationibus ipsius. Auch 
der Schluss weicht von der Oxforder Hs. ab. Welche der beiden 
Übersetzungen, oder ob gar eine dritte dem Yerf. der Vita Vorgelegen 
hat, kann ich nicht sagen. 


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gegangen, sie würden allgemein gelesen (V. 6062 f.). Es 
scheint danach, als ob dem Verfasser der Vita nur ano¬ 
nyme Schriften für apokryph gelten, wie etwa der ‘Liber 
de Infantia Salvatoris’, dass aber jede Geschichte bei 
einem Germanus oder Ignatius authentisch ist. Ist diese 
Auffassung richtig, so musste er, da er ja seinen Namen 
nicht nennt, sich gefallen lassen, dass sein eigenes Werk 
unter die Apokryphen gerechnet wurde. Dem sachte er 
durch die Anführung seiner Gewährsmänner abzuhelfen x ). 
Jedenfalls sind ihm die unbekannteren, in unserm Sinne 
apokryphen Geschichten wichtiger als die allbekannten, 
die er den Evangelien entnommen hat. Hier lässt er 
aus (4192 f.) und drängt regestenhaft zusammen (6314 f.): 

lbi ter u Petro Jesus est querens sciscitatus, 

Ipsum an diligeret; sed Petrus contristatus 

Bespondit, quod diligeret ipsum mente pura. 

So gibt er Joh. 21, 15 — 17 wieder. Für sein eigentliches 
Thema, das Leben Marias, boten ihm die Evangelien ja 
auch nur wenig: Jesu Geburt und was sich unmittelbar 
daran schliesst, die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus 
im Tempel, das Wunder von Kana und Marias Gegen¬ 
wart beim Kreuz — das war alles, was er brauchen, 
konnte. Das eigentliche Marienleben hat sich erst aus 
dem Leben Jesu entwickelt, es ist von ihm nicht zu 
trennen, ohne dass es seine Bedeutung verliert, wie ein 
Rahmen ohne Bild. Gerade in der Mitte wendet sich 
alles Interesse auf Jesus allein, das Marienleben ist nur 
Anfang und Ende, kein Ganzes, es hat zwar eine histo¬ 
risch - biographische, aber keine künstlerische Einheit. 
Sein Schwerpunkt liegt ausser ihm. Der Verfasser der 
Vita hat sich mit diesen Schwierigkeiten des Stoffes sehr 


Vielleicht hat er dies Mittel von Epiphanius übernommen. In 
der Oxforder Übersetzung heisst es Bl. 146 T : Uniuscuiusque nennen, 
a quo (aliquid 7) accepimus, in fronte signavimus, ut ne putet aliquis 
detractor tamquam proprium aliquid nos preponere vel supponere. Die 
Hs. hat aber solche Namen nicht. 


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leicht abgefunden. Sein Werk ist eine Mosaikarbeit. 
Man hat den Eindruck, als habe er zunächst ein Schema 
entworfen, streng logisch, wo es irgend anging: Joachim 
ist traurig, ein Engel tröstet ihn — Anna ist traurig, 
ein Engel tröstet sie. Maria wird geboren: Joachim 
singt einen Lobgesang — Anna singt einen Lobgesang. 
Maria soll Joseph verlobt werden, beide weigern sich: 
Joseph betet,» ein Engel erscheint ihm — Maria betet, 
ein Engel erscheint ihr. Nach Christi Tode klagen um 
ihn 1) die Frauen A) Maria und Magdalena a) Maria 
b) Magdalena B) deren Schwestern a) Marias Schwestern 
b) Magdalenas Schwester 2) die Jünger A) Johannes 
B) Petrus. Wo es an Stoff für die Erzählung fehlt, 
wird etwa eine Beschreibung von Marias oder Jesu 
Schönheit oder ein allgemeines Lob ihrer Tugenden ein¬ 
geschoben. Die Verbindung zwischen den einzelnen Ab¬ 
schnitten ist manchmal etwas mangelhaft, z. B. wird 
nach 1637 ganz vergessen zu erzählen, dass Maria nach 
Nazareth zurückkehrt, wo sie Joseph im folgenden Ab¬ 
schnitt vorfindet. Die Ausarbeitung ist daher wohl nicht 
in einem Zuge erfolgt, sondern bruchstückweise, auch 
mag Einzelnes erst später eingeschoben sein. Die Er¬ 
zählung ist meist wenig geschickt, ermüdend weitschweifig 
und dann wieder katalogartig dürr, das Beste sind noch 
die lyrisch-hymnischen Einlagen, die nur oft zu lang ge¬ 
raten und einförmig werden. Aber für sie passt wenig¬ 
stens das Versmass, das durchaus pathetischen Vortrag 
verlangt. Und die Begabung des Verfassers liegt mehr 
auf rhetorischem als auf epischem Gebiet. Trotz solcher 
Mängel hat das Buch weite Verbreitung gefunden, wie 
die vielen Handschriften, die uns erhalten sind, be¬ 
weisen J ). 

') Im Kloster Tegernsee wurde daraus zu Tisch vorgelesen, s. 
Clm 18842 auf dem ersten, noch nicht gezählten Blatt: Item das 
püchil häisst unsser frawen püchil, und man list dar an zü tissch in 
der heiligen drey kunig wochen und in anunciacione sancte Marie 
und in unsser frawen wochen asumpdonis. Bl. 82 vb , 38 Tb , 83 Tb wird 


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CORNELL UNIVERSUM 



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Unter den deutschen Bearbeitungen 1 ) erfreut sich 
nur die des Bruders Philipp einer ähnlichen Beliebt¬ 
heit *). Philipp schaltet mit dem Stoffe, den er bei dem 

der Beginn der dann zu lesenden Abschnitte bezeichnet. Vielleicht 
hängt es damit zusammen, dass sich in Hss. öfter Excerpte aus der 
Vita vorfinden, z. B. die ‘Regula beate virginis 5 (V. 6612 f.) im Clm 
9546 Bl. 208; Wolfenbüttel 3459 Bl. 248; Osegg 13,6. 30,4. Eine 
Übersetzung davon in deutscher Prosa steht im 'Cgm 848 Bl. 237. 
Ebenso kommt das Gespräch zwischen Maria und Christus (3450 f.) 
isoliert vor, in Prag 1268 Bl. 136 und im Cgm 777 Bl. 167. In 
letzterem ist das Stück überschrieben Soliloquium secundum Gre - 
gorium. Dieser Name ist aus dem in der Vita so häufig genannten 
Germanus entstellt (Rückert, Br. Phil. S. 384), und so erklärt er sich 
auch bei Kurzmanns Übersetzung des Gesprächs (Schönbach, Marien¬ 
klagen 1874 S. 71 f.). 

*) Ausser den drei uns bekannten sollen dazu nach Massmann 
(Heidelb. Jahrb. d. Lit. 1826 S. 1184) gehören das alte Passional 
(hrsg. v. Hahn 1845) sowie ein Gedicht in einer Strassburger Hs. Das 
eine ist ein Irrtum, Vita und Passional haben z. T. dieselben Quellen 
benutzt. Das andere ist nicht mehr nachzuprüfen, da die Strassburger 
Hs. 1870 mit verbrannt ist. M. bezeichnet sie: ‘Cod. argent. Biblioth. 
Johann. A. 82. N. 3. chartac. 1396. Bl. 1 a—85 e. 5 Im 3. Bd. der Kaiser¬ 
chronik, für den er genauere Mitteilungen verspricht, finde ich nichts 
darüber. Eine Anfrage an das Kerlersche Antiquariat in Ulm ergab 
nur, dass M.s Nachlass grösstenteils ins Ausland verkauft ist. Aus 
der fraglichen Hs. hat M. in Aufsess 5 Anzeiger 1832 Bd. 1, 25 die 
grosse Tageweise Peters von Arberg drucken lassen (ebenso Wacker¬ 
nagel im DKL. 2,332). Witters Katalog der Johanniterbibliothek 
(1748) verzeichnet: ‘A. 82. 1. 2. Miscellanea Historica; Teutonice. 
Ch(arta). f(olio). 3. Vita Christi; Rhythmis Teutonicis antiquis. 4. 
Unser Frowen Lobsan Gedihte. 5 

2 ) Das sog. ‘Volksbuch von Jesu Kindheit 5 (Hain *4057 f.) ist im 
wesentlichen eine Prosaauflösung von Ph.s Marienleben (in Verbin¬ 
dung mit Heinrichs von Hessler Evangelium Nicodemi? s. Beitr. 24, 
96). Daneben scheint aber auch die ‘Vita rhythmica 5 direkt benutzt 
zu sein. Vor der Passion spricht der Verf. von der Herkunft des 
Stoffes: zuerst sei alles hebräisch auf gezeichnet, auss dem es geschriben 
ward in latein, und von derselben zungen fand icff es metrice : 
von der selben metrice habe ich es jpracht zuo guoter teütsjk (Ausg. v. 
1491 Bl. 63 va ). In der Tat werden die Wundergesclächtei&ita 1978 f., 
die Ph. ausgelassen hat, und die mir unabhängig von^i Mt Vita nir¬ 
gends begegnet sind, hier mit erzählt. — So neber^to|Jeren Quellen 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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Lateiner vorfand, völlig frei, er kürzt, lässt weg, ändert, 
stellt um und fügt hinzu, wie es ihm gut scheint. Rückert 
(S. 868f.) macht darauf aufmerksam, dass Philipp sich 
von der Tempelfahrt des zwölfjährigen Jesus an genau 
an die biblische Erzählung von Jesu Wundern halte. Ein 
festes Prinzip ist das aber nicht: von den Erscheinungen 
Christi nach der Auferstehung z. B. werden die in den 
Evangelien nicht erzählten sämtlich berichtet, während 
von den biblischen einige ausgelassen werden. Es ist 
nur selten möglich, für solche Auslassungen oder für die 
Umstellungen einen einigermassen wahrscheinlichen Grund 
aufzufinden. Philipp scheint nicht nach einem von vorne 
herein feststehenden Plan zu arbeiten, er erzählt viel 
unbefangener, greift vor, holt nach und vergisst auch 
wohl etwas, das ihm weniger wichtig ist. Aber die 
grossen Zusammenhänge sind bei ihm immer klar. In 
der Vita folgt (nach dem Johannesevangelium) auf die 
Auferweckung des Lazarus der Rat der Hohenpriester 
gegen Jesus (der Einschub von 4192 f. wirkt sehr störend) 
und die Salbung durch Magdalena, wobei sich Judas über 
die Verschwendung der dreihundert Denare ärgert. Hätte 
man sie ihm für die Armen gegeben, so hätte er nach 
seiner Gewohnheit den zehnten Teil davon gestohlen 
(4253 f.), und um diese ihm entgangenen dreissig Silber¬ 
linge verrät er Jesus. Bei Philipp fehlt die Geschichte 
von der Salbung ganz. Nach der Totenerweckung nimmt 
Jesus Abschied von seiner Mutter, sie ahnt, dass er in 
den Tod geht. Jesus tröstet sie und segnet alle (6113 f.): 

Er sprach: l Ldt iu enpholhen sin 

Min liebiu muoter ’ und gienc üz 

Von Marthen und Marien hüs. 


ist die Vita auch benutzt im Grazer Marienleben (s. Schönbach, Zs. 
17,523 f.), in ‘Gottes Zukunft’ von Heinrich von Neustadt (hrsg. v. 
Singer 1906, zu V. 1638) und endlich in einer Prosa vom Leben 
Marias nach Christi Himmelfahrt und von ihrem Tode im Cgm 348 
Bl. 108*. 


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CORNELL UNfVERSSTV 



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‘Ze Jerusalem wir na gen , 

I)a sol mir ungemach gesehen .’ *) 

Es folgt der Einzug in Jerusalem, die Reinigung des 
Tempels, die grosse Strafrede Jesu gegen die Pharisäer 
(Matth. 23), dann erst die entscheidende Versammlung 
der Hohenpriester. Durch diese bessere Vorbereitung der 
entscheidenden Katastrophe gewinnt das ganze Marien¬ 
leben mehr innere Wahrheit und rundet sich zu einem 
einheitlichen Ganzen. 

Sehr hübsch ist es auch, wie Philipp die Krö¬ 
nung Marias, in die alles ausklingt, vorbereitet 
hat. Maria weigert sich, einen Gatten zu wählen, 
sie hat sich dem himmlischen Bräutigam verlobt. In 
seinem Königreich ist Freude und ewiges Licht, da 
singen die Engel und tanzen die Heiligen, da wachsen 
Früchte, wer die isst, bleibt ewig jung (1002 f.): 

(Juch sint in dem seihen lande 
Schcene bluomen maneger handc. 

Der bluomen art der ist also, 

Swer si siht, der ist immer vrö: 

Balsamit und Cynamone 
Des ist da vil ze einer kröne. 

Und wenn Maria später an das Himmelreich denkt, kehren 
dieselben Bilder wieder. Sie denkt an die himmlische 
Musik (8678 f.): 

Da Jesus Christus viiert den tanz 
Und treit von bluomen einen kranz. 

Daz kränzlin heizt Aureola, 


l ) Danach im ‘Volksbuch von Jesu Kindheit’ (Ausg. v. 1491 Bl. 
54 vb f.): Wann er was den tag zuo Betania bey seiner muoter und 
sagt das sein marter was nahent: des morgens wolt er in den tod gen 
Jherusalem geen. Des gewan Maria gar grossen schmerzen und wainet 
sere. Er name Urlaub von ir und empfalch sy dem engd Gabriel, 
das er sy leret unnd troesst. Damitt leeret er gen Jherusalem mit 
seinen jungem und saget den, sein marter weer im nahent. Dürer 
hat auf einem Blatt seines Marienlebens diesen Abschied dargestellt. 
Ob eine Beziehung zu Philipp besteht? 


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CORNELL UNfVERSSTV 



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Das teilt Jesus den heilegen da. 

Den meiden gibt er hundert bluomen , 

Die marterer heizt er zuo im honten. 

Den gibt er ouch einen kranz, 

Der ist von hundert bluomen ganz. 

Den predigern gibt er ouch ze löne 
Von hundert bluomen eine kröne. 

Den witewen gibt er einen huot 
Von sehzic bluomen , der ist guot. 

Die nu trugent elichez leben , 

Den sol er drizic bluomen geben. 

Als Maria dann in den Himmel kommt, und die Engel 
und die Heiligen sie mit Gesang empfangen, als Gott¬ 
vater sie begrüsst hat, da führt sie Jesus zu dem Thron 
zu seiner Rechten (10004 f.): 

Er satzte ir üf eine kröne 
Geziert mit manger slahte löne. 

An der kröne hundert bluomen 
Wären von ir magetuome. 

Sehzic wol gezierte bluomen 
Het si von ir witwentuome. 

Ouch drizic bluomen hete diu kröne, 

Wand Maria was ein hone. 

Die Märtyrer und die Lehrer, die Apostel und Evange¬ 
listen, Patriarchen und Propheten und Heilige haben ihre 
Blumen dazu gegeben (10026 f.): 

Und von aller engel bluomen 
Was Marien kranz volkomen. 

Das wirkt gerade in seiner schlichten Einfachheit tiefer 
als der unechte Wortprunk der Yita. Philipp gibt oft 
durch einen ganz kleinen Zug mehr, als alle Umständ¬ 
lichkeit der Yita vermag. So wenn Jesu Leichnam vom 
Kreuz abgenommen wird. Maria empfängt ihn in ihre 
Arme (7776 f.): 

Si kust sin arme und sin wangen, 

Zäher sach si an den hangen: 

Mit ir risen si die abe streich. 

Palaestra LXXXI. 3 


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Auch die Vita (59B5) spricht von Tränen auf den Wangen, 
aber dass Maria sie mit ihrem Tuche trocknet, davon 
weiss sie nichts. 

Am reichsten an solchen kleinen Zügen, durch die 
eine ganze Szene plötzlich lebendig wird, ist die Kind¬ 
heit Jesu, die Philipp offenbar mit ganz beson¬ 
derer Liebe behandelt hat 1 ). Er versteht die Kinder 
und die Menschen überhaupt besser als der Lateiner, 
weil er mehr Liebe für sie hat. In der Vita ist es das 
höchste Lob, dass Maria nicht war, wie Kinder sind. Es 
wird von ihr gerühmt (554): 

Teneris sub artibus cor senile gessit. 

Und ebenso ist es mit Jesus: schon als Säugling schreit 
er nicht laut, um nicht etwa die Nachbarn zu stören 
(2059). Als er zehn Jahr alt ist (2523 f.), 

Ridere minquam aliquid postea consuevit ; 

Neque puerile quid gessit neque risit , 

Et verbum sine pondere nunquam post emisit. 

Und wenn er vorher tat wie ein Kind, so geschah das 
nur, damit der Teufel nicht in ihm den Gottsohn ver¬ 
mute. Auch Philipp gibt diesen Grund an; aber er sagt 
nicht, dass Jesus nach dem zehnten Jahre oder sonst¬ 
wann aufgehört habe zu lachen. Er weist die Gegner 
sehr entschieden zurück (3954 f.): 

Si sint esel unde affen 
Die daz wellent widerklaffen, 

Die sprechent daz er nie erlachte 
Noch kindes kurzwil nie gemachte. 

Dass das geradezu gegen die Vita gerichtet ist, kann 
man nicht beweisen. Aber ich glaube, wenn man die 
Stelle bei ihm und in der Vita liest, wird man zugeben 
müssen, dass aus beiden ein ganz verschiedener Geist 
spricht. 


>) S. u. S. 46. 


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CORNELL UNfVERSITY 



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Philipp hat einen viel stärkeren Wirklichkeit s- 
sinn. Er sorgt vor allem für das tägliche Brot. Er er¬ 
zählt, dass Maria nach ihres Vaters Tode eine Hufe zu¬ 
gefallen ist, die Joseph nun bebaut (3906 f.). Maria er¬ 
kennt dies Verdienst Josephs ausdrücklich an (7668 f.), 
während sie in der Vita nur von ihrer eigenen Arbeit 
spricht (5440 f. 5451). Philipp fügt das Wunder von der 
Vervielfältigung des ansgesäten Kornes hinzu (4468 f.), 
ebenso die beiden Versionen des grossen Speisungswunders 
(5824 f.). Der Segen Gottes ist zunächst eine gute Ernte. 
Die Egypter sind traurig über die Abreise der heiligen 
Familie (3790 f.): 

‘ Wand in al den siben jären, 

Do die heilegen mit uns wären , 

Hat uns geschat nie bcesez weter, 

Noch schür noch wint, ir beider dweder. 

Ouch geschach uns schaden nie 
Von dem schelm an unserm vie. 

Wir sin alle worden rieh 
Von dem kinde tugentlich. 

Gewahsen ist uns körn und win 
Genuoc von den genaden sin.’ 

Und Philipp hält es durchaus für keine Schande, dass es 
im Hause Josephs nach der Rückkehr aus Egypten etwas 
knapp zugeht. Elisabeth lädt deshalb Maria ein, mit 
ihrem Kinde auf ein paar Monate zu ihr zu kommen 
(4232 f.): 

Das tet Elysabeth umbe das, 

Wand niuwecliche körnen ivas 
Maria von dem eilende 
TJnd het niht vH andern henden 
Da, si sich von möhte betragen. 

Philipp hat eine Vorliebe für Familienszenen. Als 
Jesus geboren ist, und Joseph kommt zurück, sagt Maria 
nach der Vita gar nichts, von Joseph heisst es: er betete 
das Kind an und lobte Gott (1756 f.). Der eigentliche Lob¬ 
gesang, der dem Verfasser bei solchen Gelegenheiten un- 

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erlässlich scheint, kommt hier sehr ‘post festtim’, da ihm 
die Hebammen dazwischen gekommen sind (1830 £). Bei 
Philipp erschrickt Joseph, als er bei seiner Rückkehr 
das helle Licht sieht (2059 f.): 

Maria ruoft im unde sprach : 

* Kuin her, Josep, lieber herre, 

Du solt wesen äne swcere. 

Sich dag liebe kindelin, 

Des ich nu genesen bin.' 

Und Joseph nimmt gleich das Kind auf seine Arme 

(2072 f.): 

Und sprach: l Wilkomen, Jcünic min , 

In dag künicriche din!’ 

Joseph ist ein durchaus vollberechtigtes Mitglied der 
Familie, Philipp liebt ihn besonders, er hat ihn ja auch 
zu seinem Werk angeregt (10127). Barum kommen auch 
seine Verwandten, als Jesus beschnitten werden soll 
(2430 f.). Der alte freundliche Mann gehört unbedingt 
mit in das Bild hinein. So im Räuberabenteuer in 
der Wüste. Die Räuber lauem im Walde versteckt und 
sehen die kleine Karawane herankommen, sie freuen sich 
über den Fang und machen sich fertig. Nun können sie 
die Ankommenden genauer erkennen (2950 f.): 

Do si da gesähen an 

Josep, dag der alte man 

Vuort mit im als junc ein vrouwen, 

Si begunden alle schouwen 
Dag si was so wol getan. 

Si sprächen: l Der vil alte man 
Der hat die schcenen vrouwen vcrstoln 
Und hat si üz gevuort verhöln. 

Wir suln in ze töde slahen ; 

Die andern sul wir alle vähen 
Die jungen vrouwen mit ir kinde 
Und ouch daz ander ingesinde .’ 

Daran könnte der Verfasser des Laokoon seine Freude 


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haben. Die Gefangenen werden einem alten Räuber zu¬ 
gewiesen, der sie mit nach Hanse nimmt. Und selbst da 
gibt es Familienleben. Seine Frau — in der Yita tritt 
sie erst im zweiten Teil der Geschichte auf — fasst eine 
Zuneigung für das Kind und Maria und empfängt sie 
freundlich (2991 f.): 

Ouch begundes abe strichen 
Dem Schacher sin ungemüete : 

Daz wart gekert in ein güete. 

Er verspricht Joseph seinen Beistand, es solle ihnen 
nichts geschehen. In der Yita erfolgt die Sinnesänderung 
des Räubers, der sie im Hauptsatz gefangen nahm, mit 
erstaunlicher Geschwindigkeit und gänzlich unmotiviert 
in einem angeknüpften Relativsatz (2237 f.). — Der Räuber 
hat sie noch auf den rechten Weg gebracht, aber sie 
haben sich bald wieder verirrt. Joseph schlägt vor, ans 
Meer zu ziehen; es ist zwar ein Umweg, aber die Strasse 
ist doch sicher, sie finden Speise zu kaufen, und Futter 
und Wasser für ihr Vieh. In der Vita erscheint darauf, 
ehe Maria etwas dazu sagen kann, ein Engel und ver¬ 
kündet, sie würden die noch übrigen dreiundzwanzig 
Tagereisen in einem Tage zurücklegen. Philipp gibt 
wieder eine Familienszene. Maria fängt statt aller Ant¬ 
wort an zu weinen; Joseph ist erschrocken und sucht 
sie zu trösten. Maria beruhigt ihn, er hat ihr kein 
Leid getan (3170 f.): 

‘Ich weine , herr, daz gröze leit 
TJnd die starken arebeit 
Die du hast , her re, durch mich 
Erliten , sider daz ich dich 
Fon anegenge hän erkant ; 

Und nu durch mich in vrömdiu lant 
Muost mit grdzen sorgen vorn, 

Und ouch durch min so jungez barn .’ 

Das Jesuskind hat bis dahin im Schoss der Mutter ge¬ 
schlafen, nun erwacht es von den Tränen, die auf sein 


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Gesicht fallen 1 ), und lacht die Mutter an. Wie es aber 
ihre Tränen sieht, legt es seinen Kopf an ihren Arm und 
weint leise und heftig. Maria tröstet es und küsst es 
auf den Mund (3200 f.): 

Daz Teint mit siner hant dö greif 

TJnd siner muoter abe streich 

Die nazzen zäher die er hangen 

Sach an siner muoter wangen. 

Joseph fragt noch einmal, was sie tun sollen, Maria 
stimmt seinem Vorschlag bei, und nun erst erscheint der 
Engel. Das Wunder ist überflüssig geworden, wie etwa 
der Liebestrank in Gottfrieds Tristan. Überhaupt geht 
Philipp mit den Wundem sparsam um, namentlich ge¬ 
schehen sie nur einmal, nicht ‘öfter’, wie der Verfasser 
der Vita das liebt (2221. 2276. 2680). Und wenn hier 
auf der Wüstenreise für Brot (2218 f.), Milch (2222 f.) 
und Schatten (2268 f.) gesorgt wird, so lässt Philipp das 
ganz weg, wodurch die Mühen und Gefahren bei ihm 
viel ernster werden. — Die heilige Familie ist glücklich 
nach Egypten gekommen, die Götzenbilder sind nieder¬ 
gestürzt, der Herzog Afrodisius findet die Fremden 
bei dem Tempel sitzen. Interessant ist, wie in derjVita 
zunächst nur von Mutter und Kind die Rede ist (2412 f.), 
während bei Philipp Joseph gleich mit zur Gruppe ge¬ 
hört (3431 f.) und dann in den Vordergrund tritt. In 
der Vita braucht Afrodisius nur Maria und Jesus eine 
Zeitlang anzuseben, dann stürzt er nieder, betet das 
Kind an und heisst alles Volk ebenso tun. Sie gehorchen, 
und erst nachher fragen sie Joseph, warum er gekommen 
sei. Joseph antwortet darauf und erzählt zugleich von 
Marias unbefleckter Empfängnis. Bei Philipp fragt der 
Herzog zunächst Joseph, woher sie kommen. Nach der 
Antwort vermutet er gleich das Richtige, teilt es den 


l ) Derselbe Zug im armen Heinrich 476 f.; Parzival 193,15 f.; 
Willehalm 102,21 f. 


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Leuten mit und bittet Joseph, ihm das zu bestätigen. 
Joseph aber wendet sich an Maria (3530 f.): 

Josep Marien ane such, 

Verholne in ir Öre sprach: 

‘Sage mir, vrouwe, ivas dir gevalle : 

Sol ich vor den Unten allen 
Von dem Jcinde und von dir 
Die wärheit sagen und von mir?' 

Maria sprach: ‘Diu gotes tougen 
Der enmac man niht gelougen. 

Sage die wärheit als si ist, 

Das min kint si gotes Christ 

Joseph erzählt nun. Als es herauskommt, dass das Kind 
wirklich Jesus ist, kann Afrodisius, stolz auf seine Kom¬ 
binationsgabe, es nicht lassen, auf diese Bestätigung be¬ 
sonders hinzuweisen, und Joseph muss ihn mahnen, doch 
erst weiter zu hören. Dann erst folgt die allgemeine 
Anbetung des Kindes. — Dass Joseph bei einem so 
wichtigen Ereignis wie Jesu erstem Schulgang nicht 
fehlen darf, ist für Philipp selbstverständlich. Vater 
und Mutter bitten den Lehrer das Kind zu unterweisen 
(3993 f.): 

Dar umbe wolden si in eren 
Als billich wcere mit ir löne: 

Si bäten das ern lerte schöne 
Und das er wcer mit im gevüege 
Und das liebe kint niht harte slüege, 

Das er singen unde lesen 
Kunde und ein schriber wesen. 

Auch Maria wird manchmal an Szenen beteiligt, wo 
sie in der Vita nicht vorko mmt . Ein Verwandter Josephs 
ist gestorben, darüber weint auch sie mit. Jesus fragt 
seinen Vater, ob er (Joseph) ihn wieder lebendig machen 
wolle. Joseph zweifelt an der Möglichkeit (4086 f.): 

Maria sprach: ‘Du hoer doch in: 

Das er dir sage, das vernim' 


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CORNELL UNIVERSITY 



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Oder sie kommt dazu, wie Jesus mit dem Knecht die 
Bretter länger zieht, die dieser zu kurz geschnitten hat 
(4330 f.): 

Si sprach: ‘Was tuostu, liebes kint ?’ 

Jesus sprach: *Diu hölser sint 
Ze kurs, diu sul wir lenger machen 
Do begundes tougen lachen. 

So werden bei Philipp alle diese Geschichten viel glaub¬ 
hafter als in der Vita. Dort wird erzählt (2684 f.), wie 
Jesus zum Brunnen kommt, um Wasser zu holen, dabei 
zerbricht er seinen Krug. Da schöpft er das Wasser 
in den Schoss seines Kleides, und es rinnt nicht hin¬ 
durch. Als das die andern Kinder sehen, wollen sie es 
nachmachen. Darum zerbrechen sie alle ihre Krüge, 
aber wie sie nun das Wasser in ihre Kleider schöpfen, 
tinnt es natürlich hindurch, und es gibt ein grosses 
Jammern, bis Jesus ihnen die Krüge wieder ganz macht. 
Übrigens ist ein ähnliches Wunder schon vorher einmal er¬ 
zählt (2532 f.). Philipp individualisiert wieder, die dutzend¬ 
weise auftretenden Wunder liebt er nicht. Jesus sitzt 
beim Brunnen, da kommt ein Kind mit einem Krug zum 
Wasserschöpfen, es gleitet aus und fällt, und der Krug 
zerbricht. Wie es nun darüber weint, da tröstet es 
Jesus und macht ihm seinen Krug wieder ganz. Nun 
kommen andere Kinder, eine ganze Menge, alle mit 
Krügen, sie wollen spielen: sie schöpfen und trinken 
und giessen wieder aus, es ist eine köstliche Plantscherei. 
Jesus möchte zu gerne mitspielen, aber er hat keinen 
Krug (4459 f.): 

Das vil liebe kint Jesus 
Bi dem prunnen stille sas. 

Er enheie niht ein vas. 

Doch nam er sines rockes schös 
Ünd den vollen wassers gös 
Und truoc in sines rockes ger 
Wasser, sam es ein multcr wcer. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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Duz wazzer durch daz tuoch niht ran: 

Alliu diu kint des wunder nam. 

Sie wundern sich, aber sie versuchen nicht es nachzu¬ 
machen, und noch weniger schlagen sie erstmal auf alle 
Fälle ihre Krüge, entzwei. Und wie selbstverständlich 
wächst hier das Wunder aus dem Wunsche des spielenden 
Jesus hervor! Philipp liebt eben die Kinder, er gönnt 
ihnen ihr Spiel, so hat er sich denn auch überlegt, mit 
wem Jesus wohl gespielt hat (4748 f.). Sein Jesus ist 
ein richtiges Kind, und Maria behandelt ihn auch so. Er ist 
in der Wüste bei den Löwen gewesen, zum grossen Er¬ 
staunen und Ärger der ehrsamen Bürger von Nazareth. 
Auf seinem Rückweg stehen sie vor den Haustüren und 
prophezeien, es werde noch ein schlimmes Ende mit ihm 
nehmen. Jesus kommt zu seiner Mutter, sie fragt, was 
die Leute gesagt haben. Jesus beklagt sich, dass sie 
seine gute Absicht nicht anerkennen (4745 f.): 

Maria sprach: ‘Nu lieber sun, 

In ist leit din heilic leben. 

Sitze , lä dir zezzen geben.' 

Mit der Tempelfahrt schliessen diese Kindheitsge¬ 
schichten ab. Zuerst ist grosser Familienrat. Joseph fragt 
Maria, ob sie nach Jerusalem wollen. Maria fragt Jesus, ob 
er mit will, und der erklärt, er wolle auch mit zu dem 
‘Kirchtag’ gehen. Nun folgt die bekannte biblische Ge¬ 
schichte. Auf dem Heimweg führt Joseph den Heiland 
an der Hand, wenn er müde wird. Er will wissen, was 
er denn nun eigentlich im Tempel gemacht hat, wovon 
da geredet ist, und er erfährt, dass sie über eine Jesaias- 
stelle (11,1 f.) gestritten haben. Aber sie wussten nicht, 
wer der Mensch ist, auf den Gottes Geist kommen wird 
und ihn mit aller Weisheit erfüllen (4864 f.): 

Joseph sprach: ‘Diu selbe schrift 
Kanstu wizzen wen si trift? . . .' 

Jesus sprach: ‘Den gotes Christ , 

Vcrstest du wol wer der ist? 


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Was sol ich dir da von sagen ? 

Du hast gehoben und getragen 

In getrenket und gespiset 

Und ouch in vrömdiu lant gewiset.' 

Do sprach Josep: ‘Das bist du, 

Das hcer ich an der rede nu.’ 

Aber Maria ist noch nicht befriedigt, sie möchte wissen, 
wer Jesus zu essen gegeben, und wo er des Nachts 
geschlafen hat. Und erst als sie hört, dass die gute 
Tante Elisabeth sieb ihres Kindes angenommen hat, ist 
sie beruhigt. 

Es wäre verkehrt, wenn man für alle diese kleinen 
Geschichten nach besonderen ‘Quellen' suchen wollte. Phi¬ 
lipp schreckt auch vor grösseren freien Erfindungen 
nicht zurück. In den Evangelien wird von Josephs Tode 
nichts erwähnt, Philipp erzählt ihn, und Maria hält ihm 
eine schöne Grabrede (5616 f.). Ja, Philipp weiss sogar, 
dass Joseph selbst um diesen Tod gebeten hat, damit er 
von Jesu Leiden nichts mehr zu sehen brauche (5831 f.). 
Geschichtliche Überlieferung und Hypothese werden nicht 
auseinandergehalten. Das ist hier auch ganz berechtigt, 
da Philipp offenbar keinen wissenschaftlichen Neben¬ 
zweck hat. Seine Angaben über Gewährsmänner sind 
sehr spärlich, es ist nichts weiter als eine Form, eine 
Geschichte einzuleiten. Martin von Kochern hat später 
von seinem Leben Jesu gesagt, wenn er darin Maria and 
Jesus sich unterhalten lasse, so solle das nicht heissen, 
sie hätten nun wirklich so gesprochen, sondern vielmehr, 
ein frommer Christ dürfe sich wohl vorstellen, dass sie 
so gesprochen hätten. So wird man auch Philipps Werk 
betrachten dürfen. 

Bei seinen Zeitgenossen hat es mehr Beifall ge¬ 
funden als bei unsem Literarhistorikern und Philo¬ 
logen. Der Verfasser einer Arbeit über Philipps 
Sprache meint sogar, dieser gehöre durchaus zu den Dich¬ 
tern, die nur um ihrer Sprache willen Beachtung ver- 


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dienten 1 ). Das ist nun freilich wohl nicht so schlimm 
gemeint, ich könnte sonst darauf hinweisen, dass Philipps 
Marienleben sogar einen Übersetzer in unsere jetzige 
Sprache gefunden hat 2 ), der also wohl anderer Meinung 
gewesen sein muss. Zum Teil deswegen aber hin ich 
ausführlicher über Philipp gewesen, als das bei Walther 
von Rheinau nötig sein wird, mit dem sich zwei selb¬ 
ständige Arbeiten beschäftigen 8 ). Der Hauptgrund liegt 
jedoch darin, dass ein Übersetzer wie Walther an sich 
weniger interessant ist als ein frei Nachschaflender wie 
Philipp. Was ein Übersetzer aus der Vita gemacht hat, 
werden wir noch bei Wemher sehen. Es kam mir darauf 
an, wenigstens an einem Gegenbeispiel zu zeigen, was 
für Möglichkeiten er mit der Beschränkung seiner Frei¬ 
heit gegenüber der Vorlage auf gegeben hat. Wernhers 
und Walthers Marienleben sind der Vita und daher auch 
eines dem andern ähnlicher als Philipps Gedicht. Damit 
ist nun aber nicht gesagt, dass auch ihre Persönlichkeiten 
dem Verfasser der Vita und also auch unter einander 
ähnlich wären. 

Walther von Rheinau ist unter den vier Be¬ 
arbeitern des Marienlebens der einzige Laie, ein armer 
Schreiber, der sich redlich quälte und trotzdem nie auf 
einen grünen Zweig kam. Mit einem leisen Humor tröstet 
er sich damit, dass seine Rechnung im Himmel dafür um 
so besser stehen werde (289,47 f.). Es steckt etwas von 
altfränkischer Vornehmheit in ihm, wie man sie nur noch 
in Büchern findet. Die Idealfiguren des adligen Roman¬ 
tikers sind in der Zeichnung gefälliger als die der Vita, 
aber neben dem rotwangigen, gesunden Bauerntum bei 
Philipp nehmen sie sich etwas blass und schwächlich aus. 
Wenn Philipp realistische Individuen zu geben sucht, so 


*) Juvet, Beitr. 29,174. 

*) Wilh. Sommer 1859. 

*) Yöjtlin, WvRh. u. seine Marienlegende, Strassb. Diss. 1886 
(rez. v. Hauffen, Anz. 14,35 f.); Hauffen, Zs. 32,337 f. 


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strebt Walther nach vorbildlichen Typen. Bei Philipp 
ist Jesus das ‘liebe’ Kind, Maria vor allem die Mutter, 
bei Walther ist es das ‘zarte’ Kind und die edle Frau, 
die Königin. Die Rhetorik der Vita ist ihm fremd, auch 
er liebt wie Philipp die ruhige Erzählung. Aber er 
spricht leiser als dieser, es ist nicht die unbefangene 
Sprache des Alltags, sondern der gedämpfte Konversa¬ 
tionston des Salon, wo die Frau herrscht: gleichmässig 
und doch voll Abwechselung, manchmal ein wenig ge¬ 
ziert und ‘geistreich’. Wir finden bei Walther gute Tra¬ 
dition, aber nicht weiter entwickelt, äussere Form, aber 
keine innere Tiefe. Eine gewisse Ängstlichkeit ist be¬ 
merkbar, eine Scheu vor dem Hervortreten mit seiner 
eigenen Persönlichkeit. Wie es eigentlich um seinen 
Glauben an all die Geschichten in der Vita steht, können 
wir schlechterdings nicht sagen. Er gibt eine nach der 
andern wieder, genau so wie er sie da findet, ohne je¬ 
mals ein eigenes Urteil auch nur anzudeuten: keine Aus¬ 
lassung, kein Zusatz, keine Umstellung. Die Abweichungen 
von der Vorlage' sind nicht grösser, als sie eben not¬ 
wendig bei der Übertragung aus lateinischen Vaganten¬ 
zeilen in die deutschen Reimpaare des höfischen Epos 
und seinen Stil werden mußten. In der Übersetzung 
geht kaum ein Wort des Lateinischen verloren; was hin¬ 
zugetan wird, sind Füllungen, wie sie Reim und Metrum 
erfordern, einer fertigen Technik entnommen. Das Streben, 
alles möglichst wörtlich wiederzugeben, verführt Walther 
manchmal zu Seltsamkeiten, die ohne das Lateinische 
schwer verständlich sind. Hauffen (Anz. 14,36) hat schon 
auf den blüenden (155,3) oder geblüemeten Jesus (221,17) 
und das Evangelium der geblüemeten (49,46) hingewiesen 
als Übersetzung von Jesus Nazarenus und evangelium Na- 
zareorum , nach des Hieronymus Deutung von Nazareth 
als flos (Migne, PL. 22,491). Ähnlich wird das Makka¬ 
bäerbuch als der kemphen buoch bezeichnet (214,54). Was 
das mcerebuoch, der zühte ist (Überschr. nach 205,40), weiss 
ich nicht, vielleicht die Historia scolastica des Petrus Co- 


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mestor? Peter der Essdr, wie Keller schreibt (Überschr. 
nach 174, BO), ist natürlich kein anderer als dieser und 
hat mit den Essäern nichts zu tun. Unter den Engel¬ 
chören werden die tougener (229,11) oder tougen engel ge¬ 
nannt (260,42. 265,14. 269,5). Lexer erklärt den ersten 
Ausdruck als ‘Bewahrer der göttlichen Geheimnisse’ 
(2,1483), und etwas Ähnliches hat sich Walther auch 
wohl gedacht. Gekommen ist er darauf, indem er das 
lateinische archangelus mit arcanvs zusammengebracht hat. 
Ich glaube, dass sich noch manche dunkle Stelle bei 
Walther in dieser Weise erklären lassen wird, wir müssten 
nur den Text genauer kennen, den er übersetzt hat. 
Nur ein Beispiel dafür. Von Maria, die mit tiefem Ver¬ 
ständnis die Bibel liest, heisst es (23,47 f.): 

Allen diemüetigen sin , 

Da höchvart ist gemengct in 
Und beseichenliche kunst, 

Bekunde ir sitelich vernunst. 

Die Vita sagt hier (626 f.): 

Sic qnoqae cito capiebat intellectum totum 
Sensus tropologici, mistici, moralis 
Nec non anagogici sive literalis. 

Anscheinend hat also Walther mistici statt von my- 
sticus von misticius (zu miscerc) abgeleitet. Aber das 
übrige, namentlich wie er zu dem ‘demütigen Sinn’ und 
der ‘Hoffart’ gekommen ist, verstehe ich nicht. Möglicher¬ 
weise bot ihm seine Vorlage schon eine entstellte Lesart. 

Zwischen der manchmal pedantischen Worttreue 
Walthers und der unbefangenen Freiheit Philipps liegt 
Wernhers Verhalten gegen seine Vorlage in der Mitte. 
Die Einteilung in vier Bücher hat er beibehalten *), auch 

*) Vgl. 6621 (= H. Germ. 8,259 Z. 47) Nu sint zwei buoch 
vollebräht: 11722 Hie nimpt daz dritte buoch ein ende. Der Schluss 
des ersten bei 2074 wird nicht besonders hervorgehoben. Die Hs. 
bezeichnet die Buchschlüsse nicht, die Kapitel beginnen mit einer 
farbigen Initiale. Überschriften, wie wir sie in der Vita und danach 
bei Walther und Philipp (s. die Lesarten) finden, fehlen. 


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die einzelnen Kapitel finden wir der Reite nach fast 
sämtlich bei ihm wieder 1 ), nur dass öfter einem Abschnitt 
der Yita bei Wernher mehrere entsprechen, und umge¬ 
kehrt. Aber in diesen Grenzen bewegt er sich doch 
freier als Walther. Auf je 100 Verse der Vita kommen 


bei 


Walther 2 ) 

Wernher 

Philipp 

im 1. 

Buch 

184 

140 

109 

* 2. 

7 ) 

208 

212 

175 

» 3. 

77 

208 

209 

107 

. 4. 

7 ) 

203 

162 

110 


Bei Walther kommen also auf eine Langzeile des La¬ 
teinischen zwei Kurzzeilen; für die nicht sehr erheb¬ 
liche Abweichung des ersten Boches weiss ich keine be¬ 
sondere Erklärung. Bei Philipp tritt das zweite Buch, 
das die Kindheit Jesu erzählt, kräftig hervor, was zu 
unsem sonstigen Beobachtungen stimmt. Doch ist zu be¬ 
denken, dass wegen der vielen Auslassungen und Ände¬ 
rungen Philipps die Zahlen sich kaum noch mit denen 
der Vita vergleichen lassen. In geringerem Masse gilt 
das auch von Wernher. Das zweite und dritte Buch sind 
zum Teil deshalb so stark, weil hier die meisten und 
umfangreichsten Zusätze stehen. Indessen wenn man nicht 
mit Sicherheit behaupten darf, dass es Wemhers Absicht 
war — er folgte ja oft einfach den Glossen, die er in 
seiner Vorlage fand —, so ist doch die Tatsache unbe- 


*) Vor- und Nachwort (Vita 1 f. 7972 f.) sind fast völlig neu ge¬ 
staltet, sonst fehlt nur hinter 13044 das Vita 6796—6831 Entsprechende. 
Das Kapitel ist aber schon vorher (12941 f. = Vita 6742 f.) mit be¬ 
nutzt. Eine grössere Lücke (hinter 7432), in die bis auf zwei Verse 
die Geschichte von Jairus’ Töchterlein fällt, hat der Schreiber ver¬ 
schuldet, dem auch sonst kleine Verluste von ein oder zwei Reim¬ 
paaren zur Last fallen. 

2 ) Für absolute Genauigkeit der Zahlen kann ich hier nicht ein¬ 
stehen. Ich zähle in den vier Büchern 2724; 4356; 5068 ; 3990; zu¬ 
sammen 16138 Verse, während Vögtlin (a. a. 0. S. 1) die Gesamtsumme 
auf 16290 angibt. Die kleine Differenz lohnt die zeitraubende Nach¬ 
prüfung nicht. 


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streitbar, dass bei ihm noch mehr als im lateinischen 
Text das Leben Jesu über das Marienleben das Überge¬ 
wicht hat. Das bestätigt sich auch im vierten Buch: im 
ersten Drittel, bis zum Pfingstwunder einschliesslich, wo 
Jesus die Hauptperson ist, kommen auf 100 Verse der 
Vita bei Wemher 191, gegen 155 in den beiden letzten 
Dritteln, die von Maria handeln. Im Durchschnitt des 
Ganzen ist Wemher weniger ausführlich als Walther in 
der Wiedergabe des lateinischen Textes, selbst im zweiten 
und dritten Buche, wo die Zahlen bei ihm eine Kleinig¬ 
keit grösser sind, weil man doch seine Zusätze in Ab¬ 
rechnung bringen muss. Die Totenklage um Jesus, die 
in der Vita (5330—5807) 478 Zeilen füllt, bei Walther 
von Rheinau 910, nimmt bei Wernher nur 524 in An¬ 
spruch. Mehrfach betont er ausdrücklich sein Streben nach 
Kürze (2748. 9167. 9287). Aber abgesehen von seinen 
sachlichen Zusätzen kommen auch sonst Erweiterungen 
vor, z. B. wächst der kleine Abschnitt von den Tieren in 
der Wüste von 10 Zeilen in der Vita (3732 f.) auf 136 
an (6961 f). Auch bei einander ganz ähnlichen Stücken 
ist der Unterschied in der Ausführlichkeit der Wieder¬ 
gabe oft sehr gross, so gibt Wernher z. B. Josephs Gebet, 
das im Lateinischen (1290 f.) 24 Zeilen zählt, im Deutschen 
durch 80 Reimverse wieder (WvRh. 48), das Gebet 
Marias hingegen, in der Vita (1336 f.) 40 Zeilen, drängt 
er auf 26 zusammen (WvRh. 76). Im allgemeinen kann 
man vielleicht sagen, dass Wernher zu Anfang einer Ge¬ 
schichte leicht ausführlicher wird, als eigentlich seine 
Absicht war; sobald er sich dessen bewusst wird, kürzt 
er und lässt aus, wie um den Schaden wieder einzu¬ 
bringen, um nach einiger Zeit ganz unmerklich wieder 
breiter und behaglicher in seiner Erzählung zu werden. 
Das Spiel wiederholt sich beständig, nur die Dauer der 
einzelnen Phasen wechselt. Man hat den Eindruck, als 
ob Wernher mit seiner Neigung zur Verbreiterung stets 
im Kampf liege, ohne sie dauernd unterdrücken zu 
können. 


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Wenn Gervinus') tadelt, dass das Ganze ‘im Stile 
der Chronik’ ermüdend hinschleiche, so trifft dieser 
Vorwurf zunächst allerdings die Vita. Aber auch gegen 
Wernher hat er eine gewisse Berechtigung. Selbst 
Walther von Rheinau ermüdet uns nicht in dem Masse, 
trotz all seiner Ausführlichkeit. Nur möchte ich den 
Grund nicht in dem Chronikstil suchen, der schon der Vita 
eigen ist, sondern in der grösseren Eindringlichkeit 
Wernhers. Walther von Rbeinau ist ein Unterhaltungs¬ 
schriftsteller, er erzählt von Jesus und Maria, wie er 
etwa auch vom König Artus erzählen würde. Es ist 
nichts Besonderes, aber man hört ganz gern zu, wenn 
man gerade nichts Besseres zu tun hat. Der Vers gleitet 
leicht dahin, und die Sprache ist zierlich. Anders bei 
Wernher. Gervinus hat Recht, wenn er sagt, dass die 
Heiligkeit und Grösse des Gegenstandes empfunden werde 
(2169 f.): 

Wä sint nu künsterichiu wort , 

Diu hoher scelden grözen hört 
Mit lohe kunnen prisen wol, 

Als man billich nach wirde sol ? 

Ez kunnen vil spilliute 

Wol sprechen vil von niute 

Durch iippic ere und tumben ruom: 

Swer ez nu wol hie künde tuon , 

Als icol mit prise zäune , 

Und sich der red an nceme, 

Der müeste scelden vil bejagen 
Und riche gäben mit im tragen , 

Daz er wol iemer umbe daz 
An richeit füere dester baz. 

Wernher ist ganz durchdrungen davon, dass das, wovon 
er spricht, die Welterlösung ist, das eine grosse Er¬ 
eignis, das den Kern der ganzen Weltgeschichte bildet, 
auf das alles Vorhergehende hin weist, und durch das 

*) Gesch. d. poet. Nationalit. der Deutschen 1,440 (1835) = 2 6 ,111. 


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alles Folgende erst möglich wird. Alles Vergangene und 
Vergängliche, was in der Geschichte und in der Natur 
geschehen ist und geschieht, ist nur ein Gleichnis dieses 
Ewigen. Es ist der Höhepunkt der Menschheitsgeschichte, 
die Mitte zwischen der Schöpfung und dem Sündenfall 
und dem jüngsten Gericht. Der Mensch kann sich gar- 
nicht genug damit beschäftigen, es gibt nichts, das wich¬ 
tiger für ihn wäre. Davon zu erzählen wäre eine Auf¬ 
gabe für den größten Dichter. Wernher fühlt, dass er 
ihr nicht gewachsen ist: ihm fehlen die Tchiogen wort 
(14834), und es ziemte sich besser, dass einer, der wol 
scheene rede : kan (62), sich der Sache annähme. Aber 
(2183 f.) 

Wan es nu anders niemen tuot, 

Sö nim, herre, min tuon verguot. 

Wernher würde sich freuen, wenn es einer besser machte 
wenn das Lob Gottes und seiner Mutter zehnfältig 
würde l ) (6697 f.): 

Dennoch solt in ouch das min 
Unverseit dar umbß sin. 

In der Prosavorrede heisst es, er habe das lateini¬ 
sche Buch übersetzt, umb das es ungelerten liuten ouch 
nuts möht bringen umb ir selenheil und nuts da von en- 
phähen: das gunde ich mäniclichem wol, swie vil des wurd. 
Als Seelsorger kann sich Wernher natürlich nicht damit 
zufrieden geben, dass die Leute seine Rede zum einen 
Ohr eingehen lassen und zum andern wieder hinaus. 
Wenn sie Nutzen davon haben sollen, so müssen sie wirk¬ 
lich auch alles verstehen, nicht nur nach dem wörtlichen, 
sondern auch nach dem tieferen Sinn. Es dürfen ihnen 
vor allem keine Zweifel an der Wahrheit kommen. In 

') Der Sinn der Stelle ist nicht ganz sicher zu deuten, die Über¬ 
lieferung ist jedenfalls fehlerhaft, vielleicht fehlt ein Reimpaar hinter 
6694. Man beachte, dass Wernher hier und sonst nicht wie der Verf. 
der Vita zu Korrekturen oder eventuell zur Vernichtung seines Werkes 
auffordert (Vita 3656 f.). 

Palaestra LXXXI. 4 


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der Frage der Apokryphen hält sich Wemher ganz an 
die Vita, eigene Bedenken hat er durchaus nicht; was 
der heilige Dionysius selbst geschrieben hat, muss ja 
wahr sein. Und ausserdem nennt er noch so viele Ge¬ 
währsmänner mit wohlklingenden Namen. Wernher hat 
natürlich diese Angaben nicht nachgeprüft, aber er glaubt 
fest daran, und er weiss, dass man mit etwas gelehrtem 
Apparat den ‘Ungelehrten’ am besten imponiert. Bei ihm 
stehen darum diese Namen nicht wie etwas Nebensäch¬ 
liches am Rande, sondern er flicht sie in seine Erzählung 
ein. Und wenn der Verfasser der Vita einmal vorsichtig 
die Verantwortung für die Wahrheit seines Berichts ab¬ 
lehnt, so versichert Wernher, dass man alles durchaus 
bewährt’ finde: von den Wundern bei Christi Geburt 
heisst es Vita 1910 f.: 

De quibus meram veritatem nullam assevero, 

Ea quia non presumo scribere pro vero. 

Dagegen bei Wernher (2944 f.): 

Als man ez mit wärheit hie vint 
Beivceret und geschriben stät, 

Und man ez an den buochen hat. 

Den leisen Zweifel, den der Verfasser der Vita 
«einem lateinkundigen Publikum gestatten mochte, will 
Wernher nicht zulassen. Seine Zuhörer sollen glauben, 
lieber etwas zu viel als zu wenig. Der Ketzer sind so 
schon genug, alle Vorsicht Gottes hat das nicht verhin¬ 
dert (4388 f.): 

Daz wolt versehen allez got 
Und tuenden aller Jcetzer spot: 

Doch ist sin leider noch ze vil, 

Wan mänigez in niut gelouben teil , 

Swie doch hob alle gelegenheit 
Got alles zwivels hin geleit. 

Dass es einfach böser Wille ist, davon ist Wernher fest 
überzeugt. Die Rebhuhngeschichte (s. S. 7) z. B. ist 
ihm so einleuchtend, dass er meint (10711 f.): 


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Swer nu das merken niut enwil 
Und lernen bi dem vederspil 
Bas er den tiufel fliehe 
Und sich ze gote ziehe , 

Der tuot im selber grösen spot 
Und scheidet gerne sich von got. 

Wernher selbst will sehr stark und ist sich bewusst» 
dass er will; er fasst viele Vorsätze, nur zu oft hören 
wir davon, was er nun tun will. In der Vorrede hebt 
er den ‘Fleiss’ und die ‘Arbeit’ hervor, die Dionysius auf 
dies Buch verwendet, und wodurch er sich den Dank 
Marias verdient habe. Und durch dieselben Tagenden 
offenbar scheint Wernher denselben Lohn für sich zu er¬ 
hoffen. Es ist begreiflich, dass ein Mann, der selbst an 
starke Willensanspannungen gewöhnt ist, sie auch von 
andern fordert. Und wie er sich selbst ermahnt, so er¬ 
mahnt er auch immer wieder seine Zuhörer. ‘Hören und 
merken’ sollen sie vor allem. Wernher erzählt nicht, 
sondern er predigt. Er will ganz bestimmte religiös¬ 
ethische Wirkungen hervorbringen. Man mag darüber 
zweifelhaft sein, ob es für den Menschen gut und heil¬ 
sam ist, wenn er sich das Leiden Jesu in allen Einzel¬ 
heiten zu vergegenwärtigen und seine Schmerzen nach- 
und mitzufühlen sucht. Hier kommt es nicht darauf an, 
sondern es fragt sich, ob Wernher diesen seinen Zweck 
erreicht hat. Und ich glaube, das werden wir ihm zu¬ 
gestehen müssen. Wer bei ihm die Passionsgeschichte 
und die Klagen Marias und der anderen Erauen und 
Jünger hintereinanderweg gelesen hat, der wird in den 
meisten Fällen an den äussersten Grenzen seiner Lei¬ 
stungsfähigkeit angekommen sein. Und in geringerem 
Grade gilt es auch von den andern Partieen, dass Wernher 
von seinen Lesern mehr geistige Spannung und An¬ 
strengung verlangt, als das Walther oder Philipp tun. 
Die Ermüdung, die daraus entsteht, ist gewiss für den 
ästhetischen Genuss ein Schade, aber zum Gemessen ist 
das Werk nicht geschrieben, und es wäre ungerecht, 

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wenn wir es allein oder auch nur vornehmlich vom Stand¬ 
punkte des Ästhetikers und des Künstlers aus beur¬ 
teilen wollten. Ein religiöses Erbauungsbuch 
muss man anders werten. 

Noch gegen einen andern Vorwurf von Gervinus 
muss ich Wernher in Schutz nehmen. Mit der Empfin¬ 
dung von der Heiligkeit und Grösse des Gegenstandes, 
sagt er, werde ‘eine Herabwürdigung in der Darstellung 
verbunden, die nichts scheut und allen Anstand mit 
Füssen tritt.’ Es ist nicht schwer, Stellen aufzufinden, 
an die Gervinus dabei gedacht haben wird. Von Marias 
Mutter wird uns etwa erzählt (421 f.): 

Diu frouwe schiere nach der vart 
Swanger eines Jcindes wart, 

Das ouch wart an ir balde schin, 

Niut lang moht es verborgen sin, 

Durch grcese die von der geschiht 
Man an den frouwen allen siht. 

Oder von dem Kinde Maria heisst es (586 f.): 

Niemer es entreinete sich ...» 

Trucken, schcene man es vant, 

Als man es leite von der hant. 

Das sind gewiss naturalistische Details, auf die wir lieber 
verzichten würden. Natürlich weiss Gervinus, dass man 
zu Wernhers Zeiten darüber anders dachte, aber er 
meint, hier sei es doch ‘ganz original, mit welcher Roh¬ 
heit und Naivität man hier mit allen Menschlichkeiten 
des Weibes, mit mütterlichen Hofinungen und der Hilf¬ 
losigkeit des Kindes in den Windeln’ bekannt gemacht 
werde. Dem gegenüber muss ich auf die Vita verweisen 
(365 f.): 

Post tempus ergo modicum Anna fecundatur, 

Dt per prolem venter eins tumens impregnatur. 

TJnd von Maria (483 f.): 

Cum invölvebatur 

In cunis, vel crepundiis quando ponebatur, 

Contra morem puerorum se nunquam maculavit. 


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‘Original’ ist Wernher hier also wenigstens nicht, und 
wir dürfen sogar feststellen, dass er uns in dieser Hin¬ 
sicht immerhin noch einiges erspart hat, so z. B. (4327 f.) 
die medizinisch gediegene Beschreibung von der Ent¬ 
wöhnung eines Säuglings (Vita 2510 f.). 

Znzugeben ist, dass rein epische oder gar idyllische 
Partieen der Vorlage ihm selten gelingen. Wie unlebendig 
wirkt z. B. die Schilderung von den Tieren in der Wüste 
von deren Verbreiterung bei Wernher schon die Rede 
war (S. 47). Sie treiben vor Jesus und ihm zu Ehren 
ihre Spiele (6995 f.): 

Loufen unde springen , 

Vehten unde ringen, 

Stözen , bözen , drangen, 

Die kurzen mit den langen, 

In mäniger wise daz ergie: 

Wan einz daz ander niut eriie, 

Ez müest mit im turnieren, 

Schimphen und hovieren. 

Vil zühteclicli und äne schrei 
Gesellecliche zwei und zwei 
Sich kamphes underwunden, 

Des si da vil begunden: 

So kam loufent ouch daz drite 
Zuo den zwein und vaht ouch mite 
Vil dicke in ungelicher mäht 
Ein kleinez mit tim grözen vaht, 

Die jungen mit den alten, 

Und zuo der erden valten. 

Und so geht es immer weiter. Man fühlt, welche Mühe 
Wernher sich gibt, anschauliche Bilder zu zeichnen, nur 
wissen wir leider nicht, ob wir nun an Elefanten oder 
Schakale, an Hirsche oder Füchse denken sollen. Es ist 
schade darum, denn Wernher liebt die Tiere und wäre 
an sich wohl fähig gewesen, sie uns lebendig zu machen. 
Besser g eling t ihm in einer bestimmten, dramatischen 


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Situation äer Löwe, der sich von den Jägern umringt 
sieht (8707 f.): 

Sin houbet Jean er senken 
(Vil grim ist sin gedenlcen) 

Und üf die erde sin gesiht, 

Baz er kein wäfen sehe niht, 

Daz in niut muge erschrecken: 

Bä mit so wirt er wecken 
Vil manlich alle sine kraft; 

Noch me wirt er unzagehaft, 

Baz er si bringet alle 
Ze grimmes todes volle. 

Für das Idyllische fehlt Wernher nicht so sehr das Ver¬ 
ständnis und die Liebe, als die Naivität, die zur Dar¬ 
stellung nötig ist. Es ist hübsch, wie er, als der Jesus¬ 
knabe in die Hände klatscht und die Vögel lebendig 
werden und wegfliegen, hinzufügt (5298 f.): 

Si zugen junge und machten nest, 

Als ander vogel sit und e. 

Aber es liegt in der Freude, die Wernher an Tieren 
und Blumen hat, doch etwas sentimental Weltschmerz¬ 
liches. Er schildert uns Jesu Schönheit, seine frischen 
Farben (5792 f. = H. G-erm. 8, 241 Z. 60 f.): 

Frcelich und wünnecliche gar , 

Als ein veltbluom, der ie die nam, 

Von allem leide wol scheiden Jean , 

Und in mit sehen machet frö: 

Also was er mit schcene dö. *) 

Die Blume, die nichts weiss von Schuld und Sünde, kann 
fröhlich sein, aber der Mensch muss Leid tragen über 
sich. Das Naturgefühl Wernhers ist weit entfernt von 
dem Philipps, der sich über eine gute Ernte freut. Es 
ist die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese. 


*) Vita 3147 heisst es nur sicut flos catnpi stat iocundus. 


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Wir wissen nicht, wo "Wernher gelebt hat, aber ich 
würde bei ihm zunächst an eine grössere Stadt denken. 
Der Ton seiner Predigt passt nicht für eine Dorfkirche, 
dafür ist er nicht schlicht genug. Man höre nur, wie er 
die Adventsgeschichte beginnt (2145 f.): 

Nu hcerent was ich sprechen teil. 

Vil billich alles seitenspil 
Und lop von allen sangen 
Mit danke got erklungen 
Und sich neiden gen der zit 
ln der unser scelde lit, 

Als sich got wolt erbarmen 
Uber uns verloren armen 
Und körnen üf dis erden, 

Mensche wolte werden: 

So minnecliche wart verkorn 
Sin lange wernder grimmer sorn. 

Da von David tuot fröude uns kunt *) : 

‘Letatus sum in his que dicta sunt', 

Und sprichet da M me alsus: 

‘In domum domini ibimus' 

Er hete guote meer vernomen 
Und was von leid in fröude körnen 
Umb den vil sceldenrichen tröst, 

Das etwenn wurden wir erlöst 
Von des tödes eigenschaft 
Mit gotes süeser minnekraft. 

Dar umb sin red also gät üs: 

‘Wir varen all in gotes hüs.' 

Das ist der ‘Schwung der Rede’, von dem Gfervinus an¬ 
erkennt, dass er ‘nicht selten mit einigem Erfolg’ ge¬ 
sucht werde. Solcher Rhetorik ist Wemhers Eigenart 
günstiger als der schlichten Erzählung. Es mag sein, 
dass auch er, wie sein Jesusknabe, es liebt (5318 f.): 


r 1 ) Ps. 121,1. 


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Sine heimliche hän 
, Ze wald und üf gevilde 
Bi mänigem tiere wilde. 

Aber zu beschaulicher Ruhe kommt er auch dort nicht. 
Das Bewusstsein, dass alle Wunder der Natur nicht um 
ihretwillen da sind, verlässt ihn keinen Augenblick 
(10651 f.): 

Und daz si üppeclichen tuot 
Kein werc, ez si doch sunder guot 
Ze etelichen Sachen 
{Also ist ir machen ), 

Und mugen sich alle liute schämen 
Die niut went nutzes da von nemen: 

Des wirt ir schulden dester me 
Und eweclichen iemer me. 

Wohl mag Wernher gerade im Ergründen und Durch¬ 
denken solcher Wunder auf Augenblicke seine Befriedi¬ 
gung finden (2108 f.): 

Dar an vil besunder lit 
Und minneclich betrübten: 

Wer sin wol kan ahten, 

Dem mac von gotes güete 
Fröuwen ') sin gemüete. 

Aber es sind doch nur Augenblicke, sein eigentliches 
Leben ist ewiger Kampf und Unrast, Kampf mit der 
Erbsünde des Menschen, gegen den Teufel, Kampf gegen 
die Ungläubigen, Ketzer und — dürfen wir wohl hinzu¬ 
setzen — Juden. Yon seinem leidenschaftlichen Na¬ 
turell dürfen wir keine Toleranz gegen Andersdenkende 
erwarten. Der Gedanke, dass man auch nur versuchen 
könnte, sie zu verstehen, liegt Wernher ganz fern und 
würde ihm geradezu frevelhaft erscheinen. Es ist be- 


l ) Für fröuwen = ‘froh sein’ ist mir sonst kein Beleg bekannt. 
Will man nicht sich ergänzen, so könnte man vielleicht frouwen = 
ahd. frawön einsetzen. S. u. den grammatischen Teil. 


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kannt, dass die Judenverfolgungen seit der grossen Pest 
um die Mitte des 14. Jahrhunderts besonders heftig waren: 
einen Widerschein davon glaube ich in Wernhers Werk 
zu erkennen. Die Vita bezeichnet die Juden öfter als 
impii (2649. 2728. 4518. 4772), pravi (5134), nefandissimi 
ac pessimi (4720), populus impius (4743), iniquus (4745). 
Philipp und Walther mildem an solchen Stellen meist, 
Wemher verstärkt gern die Ausdrücke. Man nehme den 
Abschnitt De invidia Judeorum contra puerum Jesum 
(Vita 2642 f., WvRh. 90, 37 f., fehlt bei Phil.). Wernher 
führt das alte Sprichwort an (4693 f.): 

Daz nit unde haz 
Nie miiezic gesaz: 

Da bi wonet ouch urbunst. 

Diese drei sind des Teufels Knechte, wo sie einen Ge¬ 
rechten finden, da tun sie ihm Schaden. So ging es auch 
dem Jesuskinde: alles, was es Gutes tat, wurde ihm ver¬ 
lieret (4721 f.): 

Do hon den ivol verspotten 
Des hellehundes botten : 

Gar früeje viengen si daz an, 

Kein end ez von in nie gewan, 

Unz daz sin wart me denn ze vil, 

Und des boesen tiuvels spil 
Gar sere fräfelte an gote, 

Im und den sinen ze allem spote; 

So daz si müezen veige sin 
Dar umb und iemer haben pin, 

Daz si in allen freisen sint. 

Wer ist ‘des bösen Teufels Spiel’, wer sind ‘des Höllen¬ 
hunds Boten’ ? Ganz unmerklich ist Wernher von dem 
Neid und Hass und der Missgunst auf die Juden über¬ 
gegangen. Ähnliche Ausdrücke der Entrüstung ge¬ 
braucht er noch öfter: des tiuvels ingesinde (4876. 8783), 
daz mortgesinde (5140), daz veige gesinde (5313), blindez 
Hut (5366), daz veige ( beese ) Hut (5430. 9059. 9259. 9359. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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9407), daz tiuvelliche liut (5464) u. ä. Wernhers innere 
Beteiligung an der Sache ist za gross, als dass er mit 
seinem Urteil zurückhalten sollte. 

Der Teufel ist ihm sehr lebendig in seinem Treiben, 
so wenn er die Versachungsgeschichte vorbereitet (6822 f.): 

Nu merkent eben hie den sin: 

Wan ez nahet kamphesspil, 

Der ez rehte merken teil, 

Ein stritbcerlichez reizen 
Und üf der vart erbeizen 
Gen dem vil alten dracken, 

Der ie gät urnbe smacken 
Üf des Hohes sträze , 

Daz er niemen läze 
Die rehten wege keren , 

Ern welle im schaden meren. 

Keiner konnte ihm entgehen, grimmig verschlang er, 
was er fand. Darum kommt nun Jesus ‘auf die Warte’, 
um sich im Streit mit ihm zu messen. Es ist interes¬ 
sant zu sehen, wie Wernher es liebt, die einfache Er¬ 
zählung in dieser Weise auszuschmücken. Sein tiefes 
Sündengefühl spricht sich wohl am klarsten in Josephs 
Gebet aus. In Adam haben wir alle gesündigt, wir 
werden in Sünden geboren zu Jammer und Weh, um die 
alte Schuld zu büssen, die unser Erbe ist. Keiner kann 
sich dem entziehen (1841 f.): 

Daz weere ouch allez borvil int , 

Verluren wir die sele niut , 

Dar umb wir müezen sorgen 

JK 

Abent unde morgen , 

Und ist ein bitterlicher strit, 

Der in uns vihtet alle zit , 

Wie er uns überwinde , 

Mit schulden gar verslinde, 

Wie er uns bring in angst und not 
Und eweclichen in den tot. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



69 


Wieder bemerken wir das Hinübergleiten Wernhers von 
einer Vorstellung zu einer verwandten: an die Stelle des 
‘Streits’ tritt der Teufel, der ihn erregt, ohne dass das 
im Ausdruck deutlich, erkennbar würde. 

In starker Steigerung tritt uns dieselbe Erscheinung 
entgegen in dem Lied auf Maria, das Wemher bei 
der Beschreibung ihrer Schönheit einflicht (1015 f.) 1 ). Es 
ist ein Spiel mit Bildern, die eins ins andre zerfliessen: 
Maria, die edle Erau, die Gottesmutter, ist das Paradies, 
das der Schöpfer geziert hat, der Baum des Lebens (Gen. 
2, 9), die. Palme des Hohenliedes (7,8). Gott kommt in 
seinen Garten, von seinen Äpfeln zu essen, daran ent¬ 
zündet sich seine Liebe, er ist der Bräutigam des Hohen¬ 
liedes, die Äpfel, die Datteln der Palme, sind Marias 
Brüste, und Gott ist dann wieder das Jesuskind, das 
daran trinkt. 

Trotz seines engen' Anschlusses an die Vita in der 
Komposition ist Wernher doch in seiner ganzen sonstigen 
Technik von ihr unabhängig. Die starken Einwirkungen, 
die seine Sprache vom Lateinischen erfahren hat, gehen 
nur zum kleinsten Teil von hier aus. Es handelt sich 
um einen viel allgemeineren Vorgang, um die Bildung 
des deutschen Prosastils durch Geistliche und Bürger, 
im Gegensatz zu dem Stil der höfischen Reimpaarerzäh¬ 
lung der mittelhochdeutschen Blütezeit. Die neue Sprache, 
mit ihren vielen Nebensätzen der Ausdruck eines stärker 
komplizierten und konzentrierten Denkens, wuchtig und 
ungelenk, widerstrebt noch lange dem Zwang des Verses. 
Sie leidet darunter Schaden an ihrem Besten. Wernher 
steht schon mit beiden Eüssen auf dem Boden der neuen 
Sprach- und Stilentwicklung. Aber den Vers aufzugeben 
hat er J sich doch nicht entschliessen können, die Tradition 
war noch zu stark. Vom künstlerischen Standpunkt 
aus muss man das bedauern; nach der kleinen Probe, die 


*) = H. Germ. 8,261 Z. 95 f. — 262,101 ist das überlieferte ie 
wohl zu streichen, ebenso 262,103 Ion in leben abzuändern. 


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60 


uns Wernher in seiner Vorrede gibt, ist kaum zu be¬ 
zweifeln, dass sein Werk in Prosa um vieles besser sein 
würde. So wie es ist, scheint es bei seinen Zeitgenossen 
kaum Beifall gefunden zu haben. Aber für' die philolo¬ 
gische Forschung stellt es eine merkwürdige Phase unserer 
Literatur- nnd Sprachentwicklung dar. Ich gebe zu, 
Wernher ist nicht interessanter für uns als viele seiner 
Zeitgenossen; aber er ist auch nicht uninteressanter. Und 
wenn uns jedes Schriftwerk, das aus dieser Zeit er¬ 
halten ist, viele andere ersetzen muss, die verloren ge¬ 
gangen sind; wenn wir aus jedem einzelne Züge ge¬ 
winnen, die wir für das Gesamtbild brauchen: so dürfen 
wir wohl hoffen, dass uns das auch bei Wernher ge¬ 
lingen wird. 


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II. Die Sprache des Marienlebens nach den Reimen. 

I. Zur Metrik. 

1) Wie die mittelhochdeutschen Dichter der klassi¬ 
schen Zeit, so unterscheidet auch Wemher noch scharf 
zwischen stumpfen und klingenden Reimen. Es 
ist sehr auffallend, daß 6538 reimt: 

als die hänt von mir geschriben, 
des wirt unervolt niut bliben. 

werden in Verbindung mit Inf. oder Part. Präs, ist bei 
Wernher der gewöhnliche Ausdruck des Futurums; für 
die Annahme des Part. Perf. bliben fehlt mir jede Parallele. 

Etwas anderes ist es natürlich, wenn ursprünglich 
geminiertes tt auf ursprünglich einfaches t gereimt 
wird. Hier hat der spätere Lautwandel die alten Unter¬ 
schiede verwischt, und man kann praktisch sagen, daß 
für Wemher einfaches und geminiertes t gleichwertig 
sind: die Reime nach kurzem Vokal gelten nach Bedürfnis 
bald als klingend, bald als stumpf. Der Typus -ate ist 
nicht belegt (ebensowenig -?te, -ute, -Ute ); im Typus -ete 
(bete Subst. und Verb, gebete Dat., bete und tete, beide 
Ind.und Konj., lachete, Jcriuzegete, bezzerete , betete, alle meist 
apokopiert, 55 Bindungen) ist kein klingender Reim mit 
Sicherheit nachzuweisen; 3271 

daz iemen kuniber kette 
von iutem daz ez tette 

ist wohl hcete: teste zu lesen. Für die Typen -ite, -ote, 
~öte gebe ich die Belege vollständig; klingende Reime 
sind gesternt. 


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mite: drite 147. 7007, : site 693. 4845. 4565. 4637. 
4689. 4859. 4999*. 6127. 9611. 11449. 12301. 12597. 
13101. 13843. biteil, gebiten : siten 1547*. 2697. 7341. 
14881. erliten : gestriten 8589. enmitten: siten 989*. 6575. 
vermiten : ungesniten 5501, ; versniten 9549*, : siten 1061. 

1667*. besniten: siten 873*. 3277. 4319*. 5805*. 6013*- 
gesniten : siten 12 863. riten (Subst.) : siten 7285*. 7843. 
striten: siten 843. siten : Egypten 5421*. bote: gote 307. 
2211. 2229. 13483. 14511. geböte:gote 83*. 119*. 341. 
1459. 1485. 1585. 1779. 3487*. 11999. zwelf bote: gote 
13255.14047*. gote: spotte (Subst.) 4727. boten: verspotten 
4721*. erboten : spotten 8891*. gebotes: gotes 2261*. göte : 
gespötte 4093. 4163*. 

Ähnlich wie bei t liegt die Sache bei einfachem 
und geminierten m. Ich gebe wieder die Belege. 

gamen : namen 1171*. namen : sesamen 123*, : schämen 
(Subst.) 1865. schämen, geschämen: nemen 311. 10 655. 
itne : stimme 3939*. 3951*. Tcomen (Inf.) : genomen (kun : 
genun?) 5231. 8885. 11091. 12389. 12609, : vernomen 
1481. 2533. 2543. 4083. 6871. 10345. 12023. 12803. 
13329. körnen (Part.) : benomen 14751, -.genomen 2117. 
3185. 4101*. 4177. 6377. 6465. 7887. 8587. 8681. 10443. 
11707. 11983. 11447, -.vernomen 1325. 2161. 9189. 9501. 
14523. nächlcomen (Subst.) ; genomen 9409. willekomen : 
vernomen 5383. überIcomen (Part.) : genomen 6481. kamen 
(Inf.) -.frumen (Subst.) 4621. kirnen (Part.): frumen (Inf.) 
4143. 

Möglicherweise liegen bei n die Dinge ebenso wie 
bei m und t, aus den Reimen läßt sich freilich keine 
sichere Entscheidung gewinnen: granan (Inf.) : zanan 
10135 ist stumpfer Reim, sonst sind nur klingende be¬ 
zeugt (inne, minne, sinne, versinne, gewinne; innen, beginnen, 
hinnen, minnen, spinnen, sinnen, versinnen, götinnen, ge¬ 
winnen; beginnet, gewinnet 17 mal. begunnen, erkunnen, 
sannen, gewunnen 2 mal. känne (Subst.), wünne 5 mal). 

2) Der Prozentsatz der klingenden Reime *) schwankt 

1) Vgl. Kochendörffer Zs. 35,291; Zwierzina ebd. 44,36. 


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63 


zwischen nicht ganz 31 °/o (Vers 1—1000) und reichlich 
12°/o (Vers 10000—11000) und beträgt im Durchschnitt 
fast genau 20°/o. Die überwältigende Mehrheit dieser 
rund 1500 Verspaare ist zweifellos dreihebig; vierhe- 
bige Verse mit klingendem Ausgang können nur 
in 20—25 Fällen ip Frage kommen und sind meiner 
Meinung nach überhaupt nirgends in unserm Gedicht an¬ 
zuerkennen. Freilich ist hier jede Entscheidung schwer 
zu begründen, wenn auch die Seltenheit ihres, wenigstens 
möglichen Vorkommens gegen vierhebige klingende Verse 
spricht. 3649 ist überliefert: 

die kämen mit grimlichem muote 
gegen dirre samenunge guote. 

Unflektiertes guote mit anorganischem e wäre bei Wernher 
nicht unmöglich, noch weniger Bedenken böte vielleicht 
ein Beim muote: guoten] anderseits ist Apokope des e im 
Dativ masculini so reichlich bezeugt (s. u. S. 82), daß 
gegen muot: guot auch nichts einzuwenden wäre, 927 
heißt es: 

ir finez har man glichet schon 
dem edeln stein topasiön. 

Auch für das Adverb ist Apokope des e durch den Reim 
gesichert; und ich sehe nicht ein, warum der Dichter 
nicht gelegentlich auch zwei apokopierte Formen mit 
einander gebunden haben sollte. Die apokopierten und 
synkopierten Formen der mittelhochdeutschen Gedichte 
sind doch, wenigstens im 14. Jahrhundert und im ale¬ 
mannischen Sprachgebiet, schon durchaus das Normale, 
alltäglich Mundartliche, gegenüber den lliterarischen, nur 
durch die Schriftsprache erhaltenen oder wiederherge¬ 
stellten Vollformen, und es ist mir sehr zweifelhaft, ob 
es richtig ist, dies Verhältnis gerade umzudrehen, wie 
wir das in unsern grammatischen Darstellungen gewöhnlich 
tun. ln dem Reimpaar 989: 

sinwel und enmitten 

ein grüebli nach kluogem sitten 


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ist der erste Vers sicher dreihebig, und sein klingender 
Ausgang nötigt uns, auch sitten als klingend aufzufassen, 
das aber den Reim eines Vierhebers bildet. Die Bindung 
eines dreihebigem mit einem vierhebigen Verse anzuer¬ 
kennen, ist bedenklich. Vielleicht darf man ändern: 

ein grüebli Jcluoger Sitten. 

Ähnlich 4685: 

und sasten ez mit froelichem schalle 
ze Tcünege über si alle. 

froelichem könnte gestrichen werden. Das Recht zu der¬ 
artigen kleinen Textänderungen aus metrischen Gründen 
kann man sich unserer Handschrift gegenüber mit gutem 
Gewissen nehmen; freilich ist zuzugeben, daß damit und 
mit der Annahme von Apokopen und mehrsilbiger Auf¬ 
takte schließlich jeder vierhebige Vers in einen dreihebigen 
sich verwandeln läßt. Man wird prüfen müssen, wie oft 
solche Mittel notwendig werden. Ich verweise zunächst 
auf V. 1399. 1709. 2197. 2367. 4201. 8169. 8431. 9813. 
10 325. 11163. 11263. 12 229. 12 343. 12 403. 12717. 
14 393. 14655. 

3) Wenn wir von dem gleichmäßigen Wechsel 
von Hebung und Senkung als der Regel ausgehen, 
so müssen wir folgende Abweichungen davon fest¬ 
stellen. 

a) Auflösung der Hebung in eine kurze betonte 
und eine unbetonte Silbe: 

an allen tagenden was gelich 99 
und vögel da aller nässte flugen 257 
den jüden man dö tot ligen sach 5104 
wan du tuost ubdz und guotes niut 5463 
und sägent dem wirt also von mir 8121 
der zwen und sibenzig jungem vil 11631. 

b) Zweisilbiger Auftaki: 

und wirt richsend in her Jacobs hüs 2239 
wan min ougen hänt gesehen daz 3517 
als er vorhte werden tuon daz Teint 3563 


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der sin trinken, essen nemmen sol 6099 
und so viersic tage verendet sint 6586 
da fünfhundert gsamnet wären 6662. 

Auch drei Silben kommen vor: 
das er in vor eim jär erschinen was 3317 
das man erschreck niut von dem wunder 4375 
und umb versüochen es sem munde bot 4773 
über fünftüsent jär wil got iuch geben 
das olei sinfr erbärmde: so wirt leben 9531 
hie nimpt das dritte buoch ein ende 11721. 

c) Synkope der Senkung nach der dritten He¬ 
bung : 

alters unde kintheit 35 
buten gäbe und richelt 1299 
tviirken guoten sendäl 1179 
der dürren ruote bischäft 1751 
es wcer der selbe schächmän 3890 
in der helle freissäm 14591 
minen jungem tröstlich 6569 
Jcwnen dar mit unrecht 8761. 

Vielleicht ist diese Synkope auch noch an andern 
Stellen des Verses anzuerkennen: 

von den läntliüten ivit 4005 
Peter, minnest du mich 12243 
tödes urteile gie 13098. 

Auf alle Fälle handelt es sich dabei um ein Überbleibsel 
älterer Technik, das noch mitgeschleppt wird, von einer 
besonderen deklamatorischen Verwendung ist nichts zu 
bemerken. 

4) Die Entscheidung darüber, ob es richtig ist, die 
Einsilbigkeit der Hebungen und Senkungen für Wernher 
als Regel anzunehmen, wie ich das im Vorhergehenden 
getan habe, hängt wesentlich an zwei Fragen: erstens, 
wieviel an nicht sinngemäßer Betonung wir Wernher 
Zutrauen wollen; und zweitens, ob wir ihm auch stärkere 
Verkürzungen oder Verlängerungen seiner Wort- 

Palaestra LXXXI. 5 


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66 


formen zuschreiben. In beiden Punkten wird man natür¬ 
lich weiter gehen, wenn man, wie ich persönlich das zu 
tun geneigt bin, die Regelmäßigkeit des Verses annehmen 
will, als im entgegengesetzten Fall. 

5) Von Wernhers gewöhnlichen Versen sind scharf 
zu trennen einige wenige Fälle, die prinzipiell davon 
verschieden sind. Bei den Grüßen der Erzengel bei 
Marias Himmelfahrt heißt es 14185: 

Von einem stät geschrieben da, 

Si sprächen : ‘Que est ista 
Que ascendit per desertum 
Consurgens nt aurora 
Et fulget plus quam sidera 
Celi pulchriora?' 

TJnd ander schoene rede vil, 

Die ich behüten ouch hie wil. 

Das ist offenbar eine einfache Herübernahme aus der 
Vita 7582: 

Que est ista que procedit consurgens ut aurora , 

Que fulget plus quam sidera celi pulchriora — 
mit einer leichten Umformung der ersten Zeile nach 
Cant. 3, 6. Danach werden wir 1409f. alsNachbildung 
lateinischer Vagantenzeilen auffassen dürfen: 
Moyses (und) Abraham 
Mit Davide singent 
Und ir süezez seitenspil 
WünneTäich erhlingent, 

Da die edeln Cherubin 
Tansent unde springent, 

Mit gesang in jubilo 
Ir flügele erswingent. 

Werden die Weisen untereinander gereimt, so entsteht 
kreuzweiser Reim, wie er 2119 f. vorliegt oder doch leicht 
herzustellen ist — es ist ja begreiflich, daß diese Durch¬ 
brechungen des üblichen Schemas besonders leicht ver¬ 
derbt wurden: 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



67 


Als von dem ewangelio 

Genant Nazareorum 

Und von dem anderen {also) 

Genemmet: Hebreorum, 

Das sanct leronymus vil gar 
Ouch ze latine brähte 
Und nam der wärkeit relite ivar 
Keins valschen er gedähte. 

Etwas schwieriger ist die Überlieferung 2135 f.: 

Eusebius etwaz schribet da 
ln sinre Ecclesiastiken historia 
Und ouch sant Egesippus, 

Affricanus, Josephus, Orosius und Philippus. 

Die letzte Zeile ist fast wörtlich Yita 1511 und also 
wohl zweifellos im deutschen Text ebenso als Vaganten¬ 
zeile zu lesen. Aber die zweite macht Schwierigkeiten: 
für eine Zeile scheint die Taktfüllung reichlich stark, 
zum Zerlegen in zwei reicht die Silbenzahl nicht aus; 
man müßte schon ergänzen, etwa: 

In sinr Ecclesiastica 
Historia {genemmet sus). 

Will man das nicht, so kann man darauf hinweisen, daß 
an zwei Stellen, wo an Vagantenzeilen nicht zu denken 
ist, 4288 und 6654, Ähnliches überliefert steht: 
seit Ecclesiastica Historia 
in Ecclesiastica Historia. 

Freilich hätte der Vers 2136 immer noch eine oder zwei 
Silben mehr. — Da die Vagantenzeile klingenden Ausgang 
verlangt, so müssen wir 2267 f. wohl einfach vom Ein¬ 
schieben einer Weise reden: 

Und von irm aller besten, 

Reinsten , edeln bluote wart 
Gotes süeziu minneklichiu 
Mennescheite zart. 

— 3520 heißt es: 

5 * 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



68 


Ein lieht der. tvelte fürgeleit 
Ze künden iemer offenbar , 

Und günlichi dins Volkes von Israheles schar. 

Die letzte Zeile zerlegt sich leicht in zwei Hälften: 
3 klingend + 3 stumpf. Ähnlich vielleicht, 3 stumpf + 
3 stumpf, könnte man 12301 lesen: 

Toufent wer geloubt an mich 

Im namen vaters sunes und heiliges geistes: der site 
Sol allen toufern wesen mite. 

Statt der site ist das un s in nige da mite überliefert. End¬ 
lich noch 6330 f.: 

Was ersten nemmet Moyses, 

Von dem er also schribet, 

Das himel und erde da mit geschaffen belibet. 

Als er seit, der gotes werde: 

In dem ersten geschuof got himel und erde. 

Auch hier möchte ich die letzte und die drittletzte Zeile 
durch Zäsuren hinter got und erde teilen. 

6) Wie das Vorkommen sozusagen verdoppelter Zeilen, 
überall erwogen werden muß, wo die Länge der Zeile 
über das gewöhnliche Maß hinausgeht, so ist umgekehrt 
für die Beurteilung auffallend kurzer Zeilen das Vor¬ 
kommen von zweihebigen Halbversen von Bedeu¬ 
tung. Sie kommen in dem S. 69 erwähnten Lied auf 
Marias Schönheit (1015 f.) vor und am Schlüsse des letzten 
Engelchors (14 556 f.). Aus diesem ein Beispiel (14 567 f.): 
Der vertribnen fluht , 

Der mägde suht, 

Ze diner fruht 
Gang mit genuht 
Und sits gemeit 
Mit scelikeit 
In ewekeit 

Di gote der drivaltikeit. 

Der besondere Schmuck der Vierreime, den diese Stelle 
hat, kann natürlich auch fehlen. Daß die letzte Zeile 


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69 


wieder vierhebig ist, ist wohl nicht zu bezweifeln. Und 
danach darf man yielleicht 2215 f. als einen mit einem 
Yierheber reimenden Zweiheber betrachten: 

Mit dir ist got, 
ln frouwen du gesegenot. 

Unentschieden möchte ich es lassen, ob auch das offenbar 
aus fester Tradition übernommene Sprichwort von Wernher 
zweihebig gesprochen ist, oder ob hier ältere Betonungs¬ 
weise mit häufigen Synkopen anzunehmen ist (4691 f.): 
Nu ist ein altgesprochen wort , 

Als man vil dicke hät gehört , 

Daz nit unde haz 
Nie müezec gesaz. 

7) Von besonderen Reimkünsten kennt Wernher 
eigentlich nur die Häufung desselben Reims. Yierreime 
finden sich 1068. 1409. 1429. 1793. 8235. 3713. 4925. 
4985. 6073. 6983. 8029. 8189. 8683. 9713. 9981. 10193. 
10297. 11915. 12427. 12693. 12727.13769. 13803. 14223. 
14287. 14413. 14635. 14837; zwei (drei, acht) Vierreime 
hinter einander 14567. 1015. 1035. 14301; ein Sechsreim 
1049, Achtreim 14813, Zehnreim 14133. Ob 1383: 

sin bette stät in liehter wat 
mit rosen , lylien wol hesprät 

der Binnenreim in der ersten Zeile beabsichtigt ist, 
möchte ich bezweifeln; vgl. 925. 941. 959. Auch der 
rührende Reim, wo er vorkommt, ist hier nicht wie bei 
Walther von Rheinau ein Kunstmittel, sondern ein Zeichen 
der Kunstlosigkeit. Viel häufiger noch sind identische 
Reime. 

8) Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß in den 
deutschen Text gelegentlich lateinische Zeilen ein¬ 
gestreut sind, deren Metrik manchmal etwas zweifelhaft 
ist. Geringe Silbenzahl kommt nur 3953 vor: 

Ave rex, ave rex 
Häufiger die hohe Silbenzahl: 


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70 


Benedixisti terram tuam, domine 2194 
Audiam quid in me loquatur dominus 2196 
Magnificat anima mea dominum 2374. 

Vielleicht sind viersilbige Auftakte anzunehmen. 

2. Lautlehre. 

Vokalismus der Stammsilben. 

Mit Sicherheit dürfen wir von vorneherein Wernher 
als einen Alemannen des 14. Jahrhunderts ansprechen, 
vielleicht mit v. d. Hagen 1 ) als einen Schweizer. Über 
die Vokaldehnung in den alem. Mundarten handelt Ritzert, 
Beitr. 23,131 f. Reime von a\€L sind (nach Zwierzina, 
Zs. 44,11) bei den älteren Alemannen sehr selten; häufig 
dagegen im 14. Jh. bei Boner 2 ) und bei Walther von 
Rheinau 3 ). Ihnen schließt sich Wernber im allgemeinen 
an. Selbstverständlich ist das nicht, denn der Turgauer 
Konrad von Ammenhausen reimt in über 19000 Versen 
nur 9 mal an: an 4 ); Wernher dagegen in fast 15 000 Versen 
57mal, und Walther von Rheinau in mehr als 16000 
Versen 93mal. Dabei ist zu bemerken, daß Wernher 
in dem ganzen Typus (am, an, am, an) 128 konsonantisch 
ungenaue Bindungen gegen 415 konsonantisch genaue hat, 
Walther nur 37 gegen 485. Diese größere konsonantische 
Reinheit seiner Reime beschränkt natürlich die Reim¬ 
möglichkeiten Walthers gegenüber Wernher. Wenn trotz¬ 
dem die Zahl der wirklichen Bindungen Walthers so 


9 S. o. S. 2. 

2 ) Balsiger, Zs. f. hd. Maa. 5, 45 f. 

3 ) Vögtlin, WvBh. und seine Marienlegende, Straßburger Diss. 
1886, S. 23 f. Sehr notwendige Ergänzungen durch Hauffen, Anz. 
14, 37 f. 

4 ) Nach der Ausgabe von F. Vetter (1887 f.): an : län 9121, 
•.getan 12575, (: stän 1959). kan-.getan 11735. manigän 17 475, 
•.getan (9007.) 13 991. 17 503. 17 883. An den beiden eingeklammerten 
Stellen steht in den Laa. hän, das sonst noch gegen 190 mal auf 
Kürze reimt. 


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CORNELL UNfVERSSTV 



71 


viel höher ist, so ist das nur seiner vokalischen Unge¬ 
nauigkeit zuzuschreiben, die also noch größer ist, als es 
zunächst den Anschein hat. 

Es fragt sich nun, ob wir Wernhers Bindungen von a : d 
als seiner Mundart entsprechend, oder aber als traditionell 
erlaubt, mundartlich unrein, aufzufassen haben. Da wir 
seine Heimat nicht kennen, so wage ich die Erage nicht mit 
Sicherheit zu entscheiden. Umgekehrt aus seinen Reimen 
von a : ä einen Schluß auf die Heimat des Dichters zu 
ziehen, halte ich mit Bobnenberger (Beitr. 20,568) für 
sehr mißlich. Anders läge es, wenn der 12151 über¬ 
lieferte Reim dö : anderswo zu Recht bestände; aber 
offenbar hat der Dichter lokales da gemeint, und so ist 
auch andersivä zu verbessern. Es bleibt mir also nur 
übrig, das Material nach den Typen geordnet vorzulegen 1 ). 

*) Zum Vergleich füge ich die Belege aus Walther von Rheinau 
hinzu. Wo die Zitate nicht stimmen, bitte ich Kellers und Vögtlins 
(S. 8f.) Angaben über die Laa. der Karlsruher Hs. zu vergleichen, 
denen ich durchweg gefolgt bin. 

ach : ach. sprach : nach 124, 15. sach : nach 116, 17. 156, 28. 
geschach: gäch 202, 10, mach 254, 27. 

al: äl , alt : alt. liberal : ticdl 8, 9. 31, 22. 78, 36. ervalt : geticält 
67, 11. 

am, an : dm, an. (be)kam : gan 53, 22, : entstan 23, 45. — sorc - 
sam :an 255,13. — allesam : getan 20,7. 139, 37. — stam : getan 208, 6. — 
an: gan 14, 55. 135, 18. 138, 5. 207,43. 263, 14, : han (= haben) 180, 
33, : lan 8, 45, : zerblan 111, 21, : erslan 159, 25, : enphan 277, 9, 

: getan 16, 19. 30, 53. 66, 13. 85, 33. 126, 39. 140, 3. 173, 32. 191, 29. 
238, 15. 248,43. 276,17, : stdn 35,4. 80,20. 208,40. 241, 7; 37, :wdn 
21,46. 39,31. 286,43. - damgdn 84, 39. 154, 31, :ldn 144, 50, : slän 
163, 11, : enphan 124, 39. 286, 27, : getan 48, 7. 128, 20. — van (vexil- 
lum): stdn 207, 3. — kan : getdn 77,17. 186, 39, : stdn 190,17. 287, 20. — 
man : gan 10, 16. 32, 10. 52, 1. 118, 33. 127,35. 151,9. 165,1. 197,17. 
236, 48. 245, 17, : lan 262, 36, : slän 162, 48, : enphan 204, 48, : getdn 
33, 41. 35, 30. 38, 47. II. S. 74. 86, 7; 31. 88, 5. 98, 52. 100, 15. 106, 
32. 108, 24. 121, 45. 138, 31. 141, 17. 162, 30. 166, 17. 279, 55, :stdn 
22, 47. 100, 31. 126, 15. 136, 25. 137, 51. 187, 25; 35. 206, 31. 208, 44, 
: wän Subst. 45, 41, : wan (= waren) 64, 10. — : ran: getdn 172, 49. — 
gewan : stdn 66, 33. 236, 26, : wan 132, 32. 

ar : dr. bar : jdr 117,41, : war 42, 17. — gebar : jär 6, 57. 252, 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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ach : ach. sprach : nach 6587. such: nach 4215. 5361. 
5415. 6171. 

aht, ahte : äht , dhte. mäht Subst. : unverdäht 
10905. gemäht (factus) : gedeiht 11613. umnäht : unver - 
däht 9679. 10053. vermaht (potes) : gedeiht 7563. naht: 
volbräht 2563. ambaht: andäht ist wohl als klingender 
Reim zu lesen, 753. 1115. mähte (fecit) : gedähte 9541. 

al : dl. überal : zendäl 1179, : mal 9969. 12161. 

12175. val: mal 3525. zäl:mäl 11377. 

am, an : dm, dn (mit Ausschluß der Bindungen 
von hän, von Eigennamen und Endsilben), ham : gän 3485. 
11969, : getan 5545. 7601. 10775. 12413, : stän 6787. 
9919, : wän 11079. 12 399. — nam: trän 1091. — lobesam: gän 
1237. 14637, igetän 1049.9105. 14589, : stän 795, :icän 

12, : war 113, 26. 122, 44. 215, 5. — dar : här 111, 11. 177, 17, :jär 
7, 10. 20, 1, : altär 19, 33. 22, 9, : war 26, 5. 123, 43. 216, 5. 247, 6, 
: swär 148, 37. — (ge)var: här 108, 34, : war 108, 18. — ungegar: här 
118, 31. — schar :jär 252, 2. — (ge)war Prät. : här 113, 36. 207, 37. — 
Unsicher: sunderbar: dar 4 mal, : gar 6, :war Prät. 1, :war Subst. 1, 

: klär 1 (59, 24). — gar: bar 10, : gebar 4, : dar 28, : var Imp. 2, : (ge)- 
var 12, : har 2, : nar 2, : schar 13, : war Prät. 5, : {ge)war 7, : vär 2 
(6,33. 41,51), : här 4 (109,38a. 114, 10. 196, 19. 233,3), :jär 7 (49, 
17. 64, 56. 126, 9. 127, 19. 138, 11. 189, 45. 192, 41), : klär 2 (25, 30. 
63,10), : altär 3 (39, 7; 37. 205, 31), : wär 8 (50, 7. II. S. 74. 130, 34. 
143, 13. 166, 21. 237, 62. 251, 11. 281, 56), : zär 1 (210, 47). — klär : 
sunderbar 1 (s. o.), : dar 3 (62, 22. 68, 35. 86, 39), : (jge)var 2 (25, 26. 
109, 5), : gar 2 (s. o.), : war 1 (82, 6), : wär 2. 

arte(n) : ärte(n). zarte : besivärte 18, 43. 30,11. ewarten : värten 
152, 31. zarten : gebärten 90, 47. 

as, az : äs, äz. was : underläz 213, 18. vürbaz : antläz 150, 29. 
(az reimt nur auf Kürze : daz 68, 5, : saz 201, 21.) 

at : ät. stat: gät 226, 39, : rät 234, 39, : tät 255, 11, : stät 51, 
9. 95, 48. 


hän. 

hän Präs. : an 24 mal, 

: än 20 


Inf. : an 25 

: än 36 

Jiänt 

2. u. 3. PL : ant 5 

: änt 0 


häst : ast 0 

: äst 1 


hät Präs. : at 23 

: ät 48 


Prät. : at 1 

: ät 4 


hate(n), hater: ate(r ) 5 : äte(n) 22. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



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2513. 14203. — an:gän 9471. 12917, : getan 4587, : getan 
5445. 9419. 11643, :stän 2573. 3659. 7787. 11431, '.wän 
11849. 13 589. — dan : getan 11693. 11985, : ivän 11965. — 
tcan: wän 10517. — man : gän 609. 5151. 5629. 12319, : (ge)- 
län 2401. 13221, : getan 4071. 4919. 5165. 5209. 6261. 
6579. 8043. 8833. 11199. 11203. 13661. 14057, : stän 
2221. 10227, : wän 6469. 12307. 

ant : änt (mit Ausnahme von hänt). zehant: gänt 
7403. bekamt', gänt 12297. gewant:gänt 8473. 

ar: dr. gebar :jär 13445. schar: war (Hs. wcer) 5551. 
barn (Hs. har) :jär 4315. Bei folgenden Wörtern können 
über die Quantität Zweifel bestehen: offenbar : gebar 1 mal, 
: dar 1, : gar 3, : har 1, : schar 1, : war 2, : jär 2 (7829. 
7861). — sunderbar : gebar 1, : dar 7, : gar 24, : har 1, 
: schar 10, : (ge)ivar 8, : jär 1 (2085), : war 2 (6659. 8317). — 
gar‘.gebar 4, :dar 43, :var (= vart) 1, :{ge)var 11, : har 
7, ‘.schar 35, '.anderswar 1, :(ge)war 11, : barn 1, : jär 2 
(3063. 13459), : har 1 (5937), : klär 5 (855. 5791. 10897. 
11515. 12113), '.altär 1 (1573), : war 1 (9267). — klär : dar 
1 (13945), '.gar 5 (s. o.), : har 1 (14709), : adelar 1 (951), 
: schar 2 (909. 13771), : war 1 (1039), : här 1, : wär 3. 

as , a «: cts, et«. Die Quantität von az ist zweifel¬ 
haft. az : daz 4769. 9537, : was 2587. 4793. 6097. 6119. 
6851. 12127. 12545, -.underläz 213. 

at : dt. blat: gesät (von scejen) 947, wenn nicht gesät 
(von setzen ) zu lesen ist, was freilich sonst bei Wernher 
nicht belegt ist. S. u. den Abschnitt über Konjugation. 
hdn. hän Präs. : an 27 mal, : än 16 

Inf. : an 50 : än 46 

hänt 2. u. 3. PI. : ant 16 : änt 4 

häst: ast 2 : äst 4 

hät Präs. : at 14 : ät 58 

Prät. \at 7 : ät 2 

häte(n ): ate(n) 0 : dien 9. 

Es ist immerhin beachtenswert, daß der Typus aht{e): 
äht(e ), die eine von den beiden Bindungen a : ä, die Walther 
von Rheinau gegenüber Wernher fehlt, auch bei Boner 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



74 


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nicht belegt ist, sich aber bei dem sonst so genau rei¬ 
menden Konrad von Ammenhausen findet 1 ). Es ist hier 
wohl die Gleichheit des Reims durch Verkürzung des 
langen Vokals vor der Doppelkonsonanz zu erklären, 
ebenso wie in gäntiant , das sich wieder bei Ammen¬ 
hausen, aber nicht bei Walther belegen läßt. Freilich 
auch die Annahme, daß diese Kürzung vor der Diphthon¬ 
gierung des ä zu au eintrat, erklärt nur das Auftreten der 
Bindungen bei Ammenhausen und Wernher (vorausgesetzt 
daß dieser dem Diphthongierungsgebiet zuzuweisen ist), 
nicht aber ihr Fehlen bei Walther und Boner. Über die 
e-Laute s. u. S. 78. 

Reime voni:£ sind bei den Alemannen, namentlich 
in späterer Zeit, ja nichts Ungewöhnliches, aber das Maß, 
in dem die einzelnen Dichter sie zulassen, ist doch sehr 
verschieden. Boner, dem der Reim an : an völlig unan¬ 
stößig ist, bindet in: in nur 6 mal (Zs. f. hd. Maa. 5,54). 
Konrad von Ammenhausen, der an: an meidet, läßt in: 
in etwas häufiger, aber doch nur in 23 sicheren Fällen 
zu *). Bei Wernher ist die Zahl dieser Reime dreimal 
so groß, nämlich 73, wobei noch zu berücksichtigen ist, 
daß er über 4000 Verse weniger hat als Konrad; und 


*) mäht : andäht 6091. naht: andäht 5867, : verdäht 5527. — Außer 
den S. 70 Anm. 4 erwähnten finde ich noch folgende Reime zu ver¬ 
zeichnen: gemant.gdnt 18 055. genant: zergänt 15 033. — offenbar: dar 
7949, : gar 315. 7593. 12959. 13 203, : getar 12 455, : (ge)war 2471. 

8111, -.war 3811. 7621. 12841. garncdr bll. 1481. 1513. 4279. 
5451. 5523. 9061. 16 969, : stcär 8905. — az: daz 575, : vaz 9417, 
■.genas 15791, : saz 16599, -.was 9411, : niderlaz 12207, : vräz 

Subst. 581. — stat : missetät 4529, : arzät 14731. 

0 in Pron.: Adj.-Suffix -in 4793, : -Kn 477. 15153, : sin Pron. 
689. 15 665, : sin Verb 2491. 7013. 12 425. 12 647. 16149. 16207. — 
bin •.-ltn 1653, : min 9425. 14137, : sin Pron. 16 887, : sin Inf. 

9339. — hin \in Adv. 16137, :-lin 9535, : sin Pron. 15179. — sin :-lin 
119. 19159. — geicin : in Adv. 17 981, : min 17 977. Das Adverb in, 
das 16137. 17 981 auf Kürze reimt, wird sonst über 30 mal mit Länge 
gebunden. Das Femininsuffix -in erscheint über 20 mal nur lang, 
ebenso drin ‘tribus’ : sin 1485. 14 383. 


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CORNELL UNfVERSITY 



75 


Walther von Rheinau 1 ) endlich kommt auf die dreifache 


*) iht: iht. geriht : biht 287, 34. 

im, in : in. im : sin Pron. 69, 1. — ich nim : sin Inf. 123, 10. — 
in Pron. : in Adv. 218, 29, : Fem.-Suffix -in 31, 38; 52. 76, 7. 228, 38. 
244, 32; 38, : Adj.-Suffix -in 175, 7. 211, 51, : menegin 159, 19, : -lin 
11, 53. 19, 9. 39, 3. 58, 9. 69, 56. 80, 42. 90, 33. 240, 46. 286, 39, : min 
54, 26. 99, 7. 100, 19. 124, 1. 142, 34. 170, 13. 219, 20, : pin 75, 37. 
144,46, : bilgerin 221, 6, -.sin Pron. 74, 25. 87,23. 88, 17; 45. 102, 
40; 48. 103, 6. 104,9. 105,43. 116,52. 117,27. 118,1. 119,17. 128, 
8, 129, 14. 130,32. 132,44. 133,33. 136, 11; 49. 137,45. 138,19. 

140, 43. 147, 44. 154, 55. 156, 46. 157, 43. 161, 5. 162, 2. 181, 3. 187, 

19. 197, 55. 211, 23. 212, 48. 217, 9. 218, 37. 226, 15. 229, 43. 230, 
21; 43. 234, 33. 248, 27. 257, 40. 260, 47. 261, 5. 283, 24, : sin Inf. 23, 
1. 61, 42. 80, 16. 102, 4. 150, 49. 196, 37. 205, 39. 224, 47. 226, 3. 
247,48. 263,46, : gesin 11, 37. 119,1. 162,28.213,24, : schin 57, 
17. 76, 28. 108, 10. 226, 9, ; icin 150, 21, : swin 135, 54. — bin : in 
Adv. 54, 5, : (lin 122, 36. 194, 13, : min 123, 29. 141, 11. 151, 55. 
191, 5; 11; 19. 193, 51. 219, 32. 222, 40. 223, 45, : sin Pron. 150, 35. 
204, 18, \sin Inf. 150,9. 222,28. — hin: in Adv. 230,7. 263,6, :Fem.- 
Suffix -in 58, 51. 177, 8. 196, 5. 236,32. 237, 58. 241, 35. 270, 13. 273, 
39, : Adj.-Suffix -in 148, 5. 167, 40. 267, 8, : din 259,8. 270,7. 271,7. 
272, 15, : -lin 10, 38. 53, 20. 69, 18. 70, 16. 71, 20; 38. 79, 23. 82, 30. 
86,45. 91,50. 92,33. 96,39. 181,35. 198.41. 224,31. 272,35. 281,46, 
: min 96,13. 100,27. 170,1. 171,47. 172,55. 192,23. 193,25. 219,12. 
256,13, : pin 179, 22, : sin Pron. 8, 41. 19, 31. 42, 15. 57, 47. 84, 9. 

97,42. 101,46. 105,25. 116,22. 118,15. 122,56. 141,19. 142,44. 149, 
4; 26. 150,39. 152, 43. 153, 5; 47; 51. 154,13. 155,56. 160,44. 163» 
7; 47. 167,54. 170,59. 175, 1; 21. 188,37. 203,28. 221,38. 229,1. 
244, 26. 253, 8. 259, 22. 261, 13. 266, 5, ; sin Inf. 80, 34. 135, 8. 203, 
46. 214, 36. 235, 41. 243, 47. 253, 12. 256, 21, : schin 61, 28. 95, 34. 

141, 59. 269, 18, : megelin 9, 48. 47, 22, : swin 135, 60. — sin : in 
Adv. 23,47. 120, 34, : Fem.-Suffix -in 28,12. 87,11. 176, 33, : din 271,1. 
288, 18, : -lin 23, 21, : min 45, 37. 123, Ile. 196, 11, : sin Pron. 111, 
27. 146, 54, : sin Inf. 44, 31. 133, 1, : megelin 23, 11, : toin 133, 23. 
230, 49. — wizzetin : sin Inf. 21, 50. — gewin : in Adv. 96, 45, : -lin 
10, 46, : min 193, 3, : sin Pron. 55, 4. 276, 7, : sin Inf. 88, 1. 

int: int. sint: hint 151, 45. 
ist . ist. bist ; gist 12, 23. 
it: it. nit: sit 162, 6. 

Das Adverb in reimt 17 mal auf Länge, 7 mal auf Kürze, 2 mal 
indifferent auf das Femininsuffix -in. Dieses selbst wird 50 mal mit 
Länge, 17 mal mit Kürze gebunden, drin ‘tribus’ reimt 4 mal stets lang. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



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Höhe Wernhers. Ich gebe auch hier das Material voll¬ 
ständig, indem ich den Typus ich : ich zunächst übergehe. 

il : il. vil: kurzwil 10029. 

in : in. in Pron.: Femininsuffix -in 3596. 14119, : -lin 
3463. 5615, : min 11001. 12247. 12255, :pin 7819. 9027. 
9141. 9247. 9377. 9689. 10535. 11927, -.drin ‘tribus’ 8423, 
isilberin 3455, :sin Pron. 7641. 8909. 8969. 9349. 10219. 
10299. 12017. 12323. 12341. 12367, :sin Inf. 1201. 2507. 
5221. 8235. 8389. 11019. 12291, : schin 3413. 3911. 8625. 
11433. 12263, : win 7219, : stein 7397. — bin: min 4907. 
11997. 12021. — hin : dienerin 13025, : -lin 621. 3799. 
4307. 4913. 4989. 5157. 5285. 5295, : pin 7327. 8683. 9759. 
9879.10425.13099, : bilgerin 12067, : sin Pron. 6079. 11717. 
13071, : sin Inf. 3417. 3713. 3969. 6619. 6941. 7857, -.schin 
2849. 3893. 11971. — sin: min 6691. 

ist : ist. ist: gist 14879. 

In dem zuletzt angeführten Beleg ist wohl verkürztes 
gist anzusetzen. Dazu stimmt, daß Wernher niemals git 
in den Heim setzt (Walther 10 mal), wohl aber lcit 2007 
und lit 975. 2107. 2139. 2149. 2567. 5069. 6243. 8213. 
9233. 9593. 11491. Der Typus it:it ist nur durch antlit 
: mit 12921 vertreten. — Das Adverb in reimt niemals 
auf sichere Kürze, es liegt mithin kein Grund vor, kurzes 
in als Nebenform anzunehmen, in Adv.: Fem.-Suffix -in 
1013, :d(a)rin 11955, :schrin 5609, : sin Pron. 2521. 2705. 
10331. 11959, :sin Inf. 8763. 11651. 12275. — Das Fe¬ 
mininsuffix -in wird 3 mal mit Kürze, 7 mal mit sicherer 
Länge gebunden: daraus läßt sich weder für die Kurz¬ 
form -in etwas entnehmen noch dagegen. Fern. - Suffix 
-in: in Pron. 3695. 14119, :hin 13025, :in Adv. 1013, : min 
10937. 14789, :sin Verb 13603. 13675. 14391. 14453, 
: gesin 13543. — Der Dativ von dri reimt 5 mal auf Länge, 
1 mal auf Kürze, drin: in Pron. 8423, :fin 11851, : -lin 
3403, : gesin 3085, : schin 3569. 8535. 

Zum Typus ich, ich ist zunächst zu bemerken, daß 
für die Länge als einziges sicheres Reimwort das apo- 
kopierte lieh ‘corpus’ belegt ist, das 13835. 13847 auf das 


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77 


Suffix -lieh reimt (der Unterschied zwischen Adjektiv und 
Adverb ist oft schon verwischt). Als sichere Kürzen 
dürfen wir die Pronomina ich, mich, dich, sich, das Sub¬ 
stantiv gerich und die Yerbalformen (1. Sg. Präs, oder 
2. Sg. Imper.) vergich, brich, sprich, sich, versieh ansprechen, 
die unter einander 40 mal reimen. Zweifelhaft ist die 
Quantität bei dem Suffix -lieh, gelich und Komp. ( mänge- 
lieh, tägelich), rieh Subst. u. Adj., esterich. Als Reim wort 
kommt hier endlich noch milch in Betracht 1 ). Es reimt nun 

-lieh: sicherer Länge 2 mal 
: sicherer Kürze 81 
: in sich 27 
: gelich u. Komp. 48 
: rieh Adj. u. Subst. 38 
: milch 3 

gelich u. Komp.: sicherer Kürze 14 mal 
: -lieh 43 

gelich : mängelich 6 
: esterich 1 
: milch 2 

rieh Subst. u. Komp.: sicherer Kürze 2 ) 4 mal 

: -lieh 23 
: mängelich 3 

rieh Adj.: sicherer Kürze 2mal 
: -lieh 15 

: gelich u. Komp. 7 

esterich: sich Pron. lmal 
:gelich 1 

Einen vollkommen zwingenden Schluß vermag ich 
dem Material nicht zu entnehmen; wahrscheinlich ist mir, 
daß wir Doppelformen: -lieh und -lieh, gelich und gelich, 
rieh und rieh anzusetzen haben. Bei Walther von Rheinau 3 ) 

*) S. n. den Abschnitt über Konsonantismus. 

8 ) Subst. rieh: ich 8217, : mich 6933, : sich 13 803. himelrich: dich 
7627. Adj. jrich : dich 2035, •.mich 14677, : sich 2003. 

3 ) Subst. lieh : gelich 109, 47, : mich 170, 47. Sichere Kürzen 
reimen in sich in 79 Bindungen, -lieh wird 112 mal mit Kürze, 11 mal 


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imd Konrad von Ammenhausen*) scheinen die Dinge 
ähnlich zu liegen. 

Die Reime von o:6 und von u: ii bieten nichts 
Interessantes, ich zähle sie einfach auf. Eigennamen über¬ 
gehe ich, für die Endsilben verweise ich auf S. 81. 

enbor : hör 14109. 14497. dort : gehört 2909. 11849. 
mort: gehört 10948. wort :l>ört(e) 3177. 4323. 4639, : ge¬ 
hört (e) 1081. 4691. 6613. 8141. 8895. 9091. 9165. 10563. 
10915. 11497. ivorten : (gc)hörten 1469. 6719. 14627, got 
: not 1939. 

nun : sun 10191. 10207. 10411. 10805. 10841.‘ 10917. 
(»u: du 1031. 1893. 6491. 8543. 9053. 9875. 10999. 11033. 
13721, : Jesu 8395. 13855.) alsus: üz 2739. 

Reime von ö : ee oder von ü : iu sind nicht belegt. 

Bei den e-Lauten hat für Walther von Rheinau Zwier- 
zina, Zs. 44, 293. 302, den größten Teil des Materials 
zusammengestellt. Seine Darlegung ist durchaus zutreffend: 
Walther bindet ä und e mit ce, anderseits e mit e; aber 
die unregelmäßigen Bindungen e: e , e:e, ce:$ und ce : e sind 
ziemlich häufig. Ob Walther freilich als Repräsentant der 
jüngeren Hochalemannen gelten darf, wie Zwierzina will, 
ist mir zweifelhaft. Wenigstens Wernher ist genauer. 
Er reimt ä : e : trähen : sehen 3255; gewähen(en) : versehen 
1909; gesläht(e) : (ge)reht(e) 79. 741. 1673. 2357; brühten 
: vehten 8097, : hiehten 5701. Auch gehübt: gebet 11415, 
(ge)schämen :nemen 311. 10655, stüt (civitates) : het (habet) 
3973 gehören hierher. Weiter reimt e: ce: der : helfebcer 
8241; erde : gebcerde 2577 ; werde : gebcerde 871. 1653, : ge- 
veerde 1079. 5687; swert: geleert 14319. Wahrscheinlich 
ist auch der Reim 14625 so aufzufassen: 

Ysaac sprach: l Si ist das vel 
Da mitte Jacob sich tet heV. 

in sich, 14 mal mit gelich u. Komp., 10 mal mit rieh gebunden, gelich 
reimt 20 mal zu Kürze, 14 mal zu -lieh, 6 mal zu mängdich, 3 mal zu 
rieh, rieh (Adj. u. Subst.) : Kürze 11, : -lieh 10, : gelich 3 mal. 

*) -lieh : Kürze ca. 190, : rieh 15 mal. gelich : Kürze 40, : rieh 
3 mal. rieh : Kürze 21 mal. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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Neben. dem allgemeinen scliin tuon wäre hcele tuon nicht 
unverständlich, obwohl ich es sonst nicht belegen kann. 
Sonst müßte man kein lesen, was des Reimes wegen zwar 
unbedenklich wäre, aber Wernher kennt die Umschreibung 
des Verbum finitum durch den Infinitiv zwar in Verbin¬ 
dung mit werden , aber eigentlich nicht mit tuon. Für 
den Reim ? : e ist nur ein Beleg da: mgr : her 4223. Das 
sind alles Bindungen, die der Regel entsprechen. 

Nun die regelwidrigen. Als Beleg für die Bindung 
e: g 1 ) braucht man *einhellekeit (Hs. ain hailikait ) : geselle- 
keit 6061 nicht anzusehen, es reimt nur keit: keit identisch, 
wie sonst noch öfter. Wenn es hier unreine Reime gibt, 
so stehen sie im Typus et. tet ist ja stets zweifelhaft: 
Wernher reimt es zu bete Subst. 5 mal, zu bete Imper. 
1 mal, zu gebet 32 mal; aber 6909 reimt es zu überrgt 
(Part.), liet ‘habet’ reimt 8419 zu gebet , het ‘haberet’ 
7635 zu bete (Subst.); sind beide Reime rein, so müßte 
das e in het ‘habet’ und in het ‘haberet’ gleiche Qualität 
haben; aber die heutigen Mundarten machen Unterschiede: 
s. Singer, Zs. f. hd. Maa. 2,8. Niemals reimt Wernher e : e, 
von den Reimen der Eigennamen Elisabeth , Nazareth , Seth 
müssen wir natürlich absehen 2 ). Für ce : g bietet weder 
er noch Walther ein Beispiel. Aber auch den 21 Fällen 
der Bindung ce : e bei diesem 3 ) hat Wernher nichts ent¬ 
gegenzusetzen. Denn bei 725 

amb das du gnadenbeere 
da ir gespile weere 

*) Bei Walther von Rheinau haben wir er : mer 120, 48. 146, 4, 
: iver 42, 7. behalter : mer 17, 9. entwert: verliert 255, 5, : erwert 199, 
42. (ge)kneten: letten 101, 6; 48. Von firmament: ungewent 267,30 
darf man wohl absehen. 

2 ) WvRh. er : ser 198, 23. behalter : mer 251, 35. h'ert (humus) 
: gerert 264, 18. 

3 ) WvRh. Maskulinsuffix ~cere : ere 17, 7. 103, 14. 130, 8, : liere 
128,14, : lere 106,48, : mere 100,53, : sere 216,11. Adjektivsuffix 
-beere: ere 232, 35, : lere 33, 29, : mere 22, 45. meere : ere 69,14. weere 
: here 270, 45, -.mere 217, 37, : sere 209, 43. 222, 30. geweere : lere 142, 
42. sweere (Subst.): sere 162,58. 244,8. 262,14. meeren: heren 132,34. 


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CORNELL UNfVERSSUf 



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hat der Schreiber zwar leere punktiert und liere daneben 
geschrieben, bei dieser Vereinzelung möchte ich aber doch 
bei dem ursprünglichen Text bleiben. 

Der Typus -ehe- ist weder bei Wernher noch bei 
Walther vertreten. Das Adverb eben reimt Wernher 
einmal.zu geben (5007) 1 ). Der Typus -ege- fehlt ihm ganz 2 ). 
Es kommt kein loggen vor, ligen zeigt einfaches g : ligen 
: angesigen 7027, : geswigen 9551, :verswigen 12225. Statt 
megen kennt Wernher nur mugen , statt wegen zweimal 
wagen (10533. 11257). Auch ein gägen ist nicht zu be¬ 
legen. Die Typen -ende-, -enge-, -enlce- kommen nur mit 
Umlauts -e vor, umgekehrt -eine- nur als -eme- oder -äme-. 
Zu einer Bindung von Umlauts -e mit Brechungs-e vor 
Nasal kann es also nicht kommen 8 ). Daß Wernher das 
einzige -et mit tet bindet (überret: tet 6909), ist schon 
S. 79 erwähnt. 

Diphthongierung des i zu ei kommt nur einmal 
in Erage, 4979f. heißt es vom Jesuskinde: 

So hanJcte es an der sunnen schein 
Sinen Tcrüg und zoch in hain. 

In der Vita 2783 steht: 

Et post se solem sicut funem cum vasculo tetendit. 
Danach dürfen wir wohl lesen schin: hin. — Aus ege kon¬ 
trahiertes ei reimt ohne Unterschied auf altes ei. age 
wird nicht kontrahiert. Neben seit steht sagt, neben leit 
ist kein legt belegt. Neben dem starken Verbum tragen 


*) WvRh. reimt das Adverb eben 14 mal auf geben, leben, reben: 
2,7. 14,1. 19,35. 22,51. 39,5. 66,11. 94,54. 112,36. 113,34. 147,32. 
167, 38. 230,29; 39. 241, 3. Außerdem ebene : l'ebene 3,4. 70, 26. 269, 
44. Daß man aber vorsichtig sein muß, aus der Seltenheit von eben 
im Reim auf eben zu schließen, zeigt Philipp, der überhaupt kein eben 
reimt, obwohl er (er)heben unbedenklich mit leben und kleben bindet 
(1057. 5354. 5456. 6914. 6980. 7292. 8598). 

2 ) WvRh. (ge)legen : siegen 79, 51, : megen 37, 6, : wegen 210, 25. 
siegen : regen 163, 17. 

3 ) WvRh. belegt außer den genannten noch • emde -, -enne-, -ent 
und -empel, -en, -ent. Er reimt nur gewent : firmament 267, 30. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



81 


ist vielleicht auch das schwache anzusetzen. Es handelt 
sich • nur um eine Stelle, 3051 f.: 

Glich als am bilde von ainer magt 
Dü an ir arm ain ldndelin tragt. 

Oder will man lieber lesen meit : treit ? meit wäre ebenso 
vereinzelt wie tragt. An megd : tregt ist kaum zu denken 1 ). 
— Reime von ie : i vor h und r, wie sie sich bei Ammen¬ 
hausen (1887. 2713) und bei Boner (41, 35. 51,15. 62,43. 
68,3) finden, kennen Walther und Wernher nicht. Wernher 
stimmt aber darin zu Boner, daß er kein uo: u reimt, 
was Walther von Rheinau (Vögtlin S. 27) und auch 
Ammenhausen (Vetter S. LVII1) tun. 


Vokalismus der Nebensilben. 

Als v. d. Hagen Wernher für einen Schweizer er¬ 
klärte, hat er sich namentlich auf die vollen Vokale 
der nebentonigen oder unbetonten Silben be¬ 
rufen. Durch den Reim gesichert sind folgende Fälle: 
geswestera (: Maria 7745, : Ismaria 1635); geiselan (: sldn 
9277), oster an (: begän 8111, : hän 11929); tavelun (: kun = 
kumen Part. 10333). obenan (: kam 7505, :undenan 5997, 
: stän 14 635, : verstän 13971), vornan (: liän 10007); kristan 
(: man 13005). ucerin (: in Dat. 153); Tcriuzegon (: von 
9249); geivissagot (: got 13443), geleidegot (: tot 12345), be- 
stcetegot (: got 1539), verwandelot (: got 11921), ungezivivelot 
(: got 12179), gcordenot (: got 275. 1813. 3187. 12793), ge- 
offenot (: got 2977), gesegenot (: got 465. 2215. 2323. 2809), 
gesamenot (: gebot 2865, : got 13 635), vereinbcerot (: got 2273), 
gesunderot (: got 14821); gesegenot (Prät., : böt 12365). 

Nebentoniges e in der Reimsilbe findet sich 


») WvRh. reimt sicheres meit 36 mal, sicheres treit 11 mal. Da er 
nun aber auch das Partizip getragt reimt (s. u. S. 93 A. 2), so sind Reime 
wie magt : tragt (55, 50. 64, 40) und meit : treit (272,33) durchaus zwei¬ 
deutig; auch bei meit: (ge)seit (38,3. 123,11c. 264,24. 287,10) gegen¬ 
über magt : ( ge)sagt (57 mal) kommt man nicht zu völliger Gewißheit. 

PaUestra LXXXI. 6 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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an vier Stellen: lachet (Prät., : tat 1095), kriuzeget (Prät., 

: het Konj. Prät. 9479), bezzeret (Prät., : tet 12551), an¬ 
betet (Prät., : tet 9573). Natürlich braucht man hier keine 
Apokope anzunehmen. 

Apokope von e wird häufig durch den Reim er¬ 
wiesen. 

Substantiv. Nom. Sing. masc. behag (: mag 10681), 
nam (‘nomen’, : ltam 1025), Aon (‘gallus’, : an 8989, : kan 
8369). — Dat. Sing. masc. und neutr. ungemach (: sprach 
8441. 10189. 10511, :sach 10179), gewalt (-.alt 6505, : ver- 
va?£10959, : umbestalt 8789, : gestalt 6445, : nngestalt 11691, 
: gezalt 6365), glanz (: ganz 929), tanz (: ganz 1417), mal 
(: val Subst. 3526), rät (: gät 6847), unreht (: kneht Nom. 
8761), gelt (: ivelt Akk. 6501), geriht (iphliht 11383, : siht 
9071), grim (: im 8843), kint (: vint 2943), schin (: in Dat. 
Plur. 3911, : pin 3715, : drin Dat. 3569), latin (: din 14829), 
win (: min 7179), Up (: wip Nom. Sing. 2675), pris (: in 
tüben wis 1577. 1727), gebot (: got Nom. 3563. 4179, : ge- 
samenot 2855), got (: gebot Akk. 2559, : bestcetegot 1539, : spot 
Nom. Akk. 229. 6675. 9099. 10715), löz (: gröz 1193), funt 
(: munt Akk. 1045), Ms (: uz 1211. 1219. 1995. 2073. 3645 
u. ö., 17 mal), trut (: überlüt 1771), volleist (: geist Nom. 
Akk. 327. 449. 1735. 1766. 2277. 2431. 6575. 6605. 
6805. 9429. 12423. 14763), underscheit (: gotheit 6363, : dri- 
valtekeit 3235, : leit Adj. 13357, : seit 3443), Hut (: niut 
141. 9059. 12019), muot (: guot 3649*. 3757, : bluot ‘san- 
guis’ Akk. 9281. 9371). — Sing. fern, aht (: naht 2953. 
8581. 13667. 13739), ram (:kam 12785, : zam 12913, 
: gezam 775), schäm (: kam 9999, : minnesam 1107), bet (: Seth 
9525), stim (: im 2309. 2441. 2449. 2919. 4263 u. ö., 38 mal; 
: Joachim 463, : grim Adj. 10667. 13849), gelich (: mäneclich 
6791. 6807, : mnglich Adj. 7485), kurzwil (: vil 10029), 
port (‘porta’, : dort 6349, :mort 14557), mein (‘sententia’, 
: kein 6411), gemein ('.ein 13897), fr eis (:veiz 6051), fuog 
(: genuog 1183), haot (:tuot 13617), ruot (: guot 14661). — 
Plur. stät (: het Präs. 3973), geist (: allermeist Adj. 7379), 
geiz (: weiz 3685); Gien, swin (: in Dat. 7397), liut (: iut, 


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Original ffom 

CORNELL UNÜVERSrrf 



83 


niut, betiut Ind. Präs. 1009. 1089. 1661. 1753. 2093 u. ö., 
ca. 100 mal), gelegenheit ( \geseit 11751). 

Adjektiv. Unflektiert: hcel (:vel 14625), helfebcer (:der 
8241), her (: m$r 4223, : her 6141), grim (: im 3385. 5345. 
8525*. 9195), rieh (: dich 2035, : sich 2003, : -lieh Adj. 743. 
1271. 1379. 3447. 4361, : gelich 87. 551. 10893. 14235, 
:mäneclich 6719. 12559), Mein (: erschein 1035), rein (: bein 
11569, : helfenbein 5891, : kein 2011, : erschein 1035, : mein 
1913. 14223, :•schein 14737, : erschein 2597. 10451, : stein 
999. 13 963. 13 977). Flektiert: die gnadenrich (Akk. Sing, 
fern., '.mich 14677), du gesegenot (fern., :got Nom. 2215); 
das allerbest (: du liest 2335), das meist (: geist 6367); mä¬ 
neclich (Dat., : sich 5707. 12555); der jungem sumlich 
(Nom. Plar., : gelich nnfl. 8631). 

Adverb, vast (: hast 7357, :gäst 11025), an (: stän 
1063), hcel (:vel 1763), reht (: unzelieht 6715, : hneht 12713), 
sieht (: üfreht 11407), geswint (: hint Akk. 9841), -lieh 
(: ich, dich, mich , sich u. a. 277. 489. 685. 665. 681 n. ö.), 
gelich (: ich 8177, : esterich 4139, : sich 5519. 5925. 8661. 
9305. 11281), schön (: trön Akk. 14757), um (: ewangelium 
7721. 10329, '.dominum 2373, ihominum 6757, : Lazarum 
6643, : Jesum 7969. 8069. 8091. 8107. 8321. 8606. 8637. 
9241. 9445. 9489.11517. 11541. 11807. 11977), uz (= uze, 
:hüs Akk. 735. 3629. 4039), schier (: tier Akk. Plar. 3303). 

Yerbnm. 1. Sing. Ind. Präs, brich (: mich 1445), sprich 
(: mich 9063), hm (: Egyptum 3537), erbiut (: iut 57), betiut 
(: niut 12871). — 3. Sing. Ind. Prät. Maget (: maget 1923), 
saget (: maget 13687), verdaht (: gestraht Part. 12901), mäht 
( ‘.unverdaht 5789), staht (: gemäht Part. 10339), ermant 
(: erlcant Part. 13015), sant (: hant Snbst. 6163), gewarnt 
(:hant Snbst. 12433), hat (: bat 12451, : sat 6103, : stat 
8109. 8343. 8779. 9651. 9753, : getät 12747, : wät 12925), 
gert ( '.wert Adj. 865. 5711. 12457? 13263), begert ( '.wert 
Adj. 3743. 12889, -.geicert Part. 7061. 7336, \ungewert 
12945), het ('.Elisabeth 1641, '.gebet Akk. 8387, '.Nazareth 
2503. 4629. 5031. 5205. 5326), tet (: Elisabeth 2319, : gebet 
Nom. Akk. 247. 263. 373. 481 u. ö., 16mal, '.Nazareth 

6 * 


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Original from 

CORNELL UNÜVERSm 1 



84 


657. 4609. 6339. 5436. 6259. 8669, : überrft Part. 6909), 
wist (: brist 11771, : frist 833. 5549, : Krisl Dat. 41), er- 
volt (:du solt 5079), wolt (: crvolt Part. 6287, :holt Adj. 
4419. 4465. 4661. 7739, : du solt 14161), hört (woort 3177. 
4323. 4639), gehört (: wort 5613), gesegenot (: böt 12 365), 
verschütt (: gedult 4647), kust (: brust Sing. 11567), arbeit 
(:sneit 4285), leit (: stcetekeit 12593, : Tdeit 12891, : breit 
11641), geleit (: kintheit 6009, : über streit 14139), seit (: be- 
scheidenheit 1087, : scelekeit 10803?). — 3. Sing. Konj. Präs. 
betiut (: niut 5005). — 3. Sing. Konj. Prät. het (: Elisabeth 
2289). — 2. Sing. Imp. beit (: leit Subst. 10991), betiut 
.(: niut 2243. 6305. 6357. 6369). 

Synkope von e : eine (: erbeiz 4425), keim (: heiz 
6091), dekeinz ( \sweiz 8481), enkeinz (: veiz 943*. 5875); 
Part, gemant (: hant Subst. 8577), ermant (:hant Subst. 
13799, : si hant 14857), geleert (:swert 14319); Prät. er¬ 
mant (:erkant Part. 13015). Synkope von Ae- und -ne-: 
gestilte (: milte 13143); gespant (: hant Subst. 9981). Über 
kun , genun s. S. 92 f., über van, git, lit S. 98. 

Ekthlipsis bei -tet-: trahte (: mähte ‘faciebat’ 8693), 
betrahte (: mähte ‘faciebat’ 263*), wartten (: zarten Konj. 
Prät. von zerren, 2641), viht (: geschiht Subst. 11275), 
überviht (: siht 8765), üfgeriht (: giht 1241, : geschiht Subst. 
10223), rihte (: erkihte 12967), brist (: ist 357, : wist Prät. 
11771), gebrist (: ist 69. 301. 1397. 4861. 5491. 10551. 
10861. 11745. 14833. 14897, wergist — vergibest 499), 
fristten (Prät., \kristen 13223), verbiut (: niut 6927), be¬ 
tiut ( :liut 1763), gebeit (: geseit 11711), arbeit (Prät., 
: sneit 4285), bereit (: wirdelceit 14415, : ewekeit 13 797, : ge¬ 
leit Part. 3519), gespreit (: gelegenheit 8125, : geleit Part. 
12927, : kleit 5775, : breit 5847), beitten (: arbeiten Subst. 
11355), bereitten (: geleiten Prät. 11599, \kleiten 709). 
Ekthlipsis bei -det- : gelat (: stat 7175, : hat 14351), über- 
rpt (Part., : tet 6909), vint (: kint 2943. 3539. 4659. 
10813, :blint 11609, :sint 1395. 2141. 2757. 3446. 3695. 
6651. 9173. 11437. 11729. 11753. 12737. 13375. 13699. 
14265. 14419. 14437), bevint ( :sint 8187), erwint (: kint 


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14837*), vermit (: höchgezit 14855), ermort (: hört 10 789), 
vermint (: nngesunt 6191, : stunt 6527), bekleit (: treit 14887), 
Tcleitte (: leite Prät. 5529), Jcleitten (: bereiften Prät. 709). 
Ekthlipsis bei -nen (- nnen ): den han (: began 9007), ge¬ 
woben (: versehen 1909), verwun (: sun 10 427). 

Kr asis: mirz (: wirs Komp. 8533), irn (: mim 9131). 

Unorganisches e kommt in einigen, mehr oder 
weniger unsicheren Fällen in Frage: gotte (Akk. Sing., 
wenn es nicht durch Textänderung als Dat. zu fassen ist) 
: gebotte (Gen. Plur. 119), aller mänecltche (Nom.) : geliche 
(Adv.) 1467, gerehte (Nom. masc. unfl.) : geslähte (Dat.) 79, 
arbeite (Fortsetzung von arabeiti? Akk-) • leite 13975; — 
vielleicht auch junge : samenunge 1501, : geziugunge 1767, 
und guote : huote 9527, falls wirklich unflektierte Adjek- 
tiva vorliegen und nicht schwach flektiertes jungen und 
guoten mit ungenauem Keim anzunehmen ist. 

Konsonantismus. 

Konsonantisch ungenaue Reime sind bei Wernher 
viel häufiger als bei Walther. Man erinnert sich, daß 
dieser von Beruf ein Schreiber war, so ist ihm der Augen¬ 
reim wichtiger. Es reimt bei Wernher b: d: gäbe:ge- 
näde 12 481; Scherben : erden 4055. 4837; ( erjsterben : erden 
7957. 9563, : werden 6457. 6529. 13 499; übertriben : liden 
9631; beliben : mklen 7713; verdorben : worden 4097; {er-), 
gestorben : worden 6077. 6581. 7679; stürbe: wurde 3545. 
1060 t. Weitere konsonantische Verschiedenheit zeigen 
laniber : einander 13563; ambaht : andäht 753. 1116. b:g: 
grabe : Mage 7425; gegeben : phiegen 7.151; gelouben : ougen 
14065; ungeloubenheit : tougenheit 8287. b : h: gäben ‘.sähen 
4467. b:m: halben : salmen 8453. d:g: junger : sunder 
11137. 13283. g :h. tagen : slahen' 3581 (ist slagen an¬ 
zusetzen ?); jMeger : versehen 10 753; fluhe : zuge 199*. 
I : n: verurteilet : bemeinet 10 231. ft: st: geschrift: ist 
2095. 8 :t: in zornes wis : höchgezU 5275, wenn nicht in 
zornes nit zu bessern ist. Also wir dürfen Wernher in 


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dieser Hinsicht gewiß manches zatrauen. Aber wenn 
1626f. überliefert ist: 

Künsch und rain ainvaltige, 

Demütig warhaft milte — 

so geht das doch wohl über das erlaubte Maß hinaus, 
und man wird einvalteclich: milteclich (oder milte rieh?) 
lesen dürfen. Der ursprüngliche Gebrauch der -lieh-Ab - 
leitungen ist bei Wernher schon lange vergessen. Aller¬ 
dings kommen nun bei Wernher gelegentlich auch reim¬ 
lose Verse vor, aber sicher nachweisbar nur, wo er 
lateinische Vagantenzeilen nachbildet, s. o. S. 66. 

Auf den Unterschied, den Wernher und Walther in 
Bezug auf die Bindung von m:n machen, ist schon 
S. 70 hingewiesen *). Barabbam : hän 9243, : län 9239. 
kam: an 1251. 5469. 5787. 6149. 6967. 7353. 7649. 7661. 
8157. 8433. 12371. 12443. 12647. 12879. 12969. 13061. 
13139. 14179, -.dan 3465. 3765. 4509. 6931. 14593, : Jor¬ 
dan 6763, : gän 3485. 11969, : began 8445. 10055, : hän 
1223. 2779. 10591, :J6han 6705, :man 165. 1729. 2001. 
2377. 2619. 3983. 4436. 4501. 4613. 4617. 5217. 5441. 
6837. 9649. 10729. 14701, :ran 9553, :bran 8949, : Le- 
vidtän 11689, : getan 5546. 7601. 12413, : stän 6787. 9919, 


') WvRh. Adam: han 43,52. Abraham: man 35,60. kam: an 19,17. 
51,7. 53,42. 78,46, : dan 111,5, : gän 53,22, : began 237,44. 280,21, 
.hän 85,41, : man 8,51. 39,49. 97,48. 104,35. 186,31. 237,14. 
242,3, : stän 23,45, :gewan 181,37. nam : an 154,25, : man 99, 53, 
: bran 60, 50. allesam : getan 20, 7. 139, 37. sorcsam : an 23, 13, 
: än 255,13. lobesam : dan 276, 33, : began 287,4, : man 280, 46. al- 
sam: man 59, 26. tcertsam: dan 69,44. stam : kan 3,26, : getan 208, 6. 
( ge)zam:an II, S. 74a. 111,15, : man 69,50. Jerusalem-.gen 169,48, 
: (ge)sen 230,33. 245,39. 246,3. 249, 8, : ( be)sten 173, 20. 233,53. 247, 
38. 248,1. heim : dekein 20, 29, : enkein 243, 19, : klein 97, 50, : allein 
91,40. 103,56. 105,31. 281,48, -.enein 47,10; 18. 57,25. 87,41, -.rein 
18, 27, : (er)schein 20,19. 70, 6. 93, 15. 237,40, : zwein 106, 30. 'honec- 
seim : dekein 45, 57, : klein 222, 46, : überein 274, 13. im : sin 69, 1. 
Joachim \in 14,49. 17,43, : hin 7,28. 19,26, -.kindelin 7,50. 16,17, 
: sin 8,47; 53. 13, 44. 20,27. 280, 32. kumt: stunt 204,38. magetuom : 
getuon 35,22. 


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CORNELL UNIVERSUM 



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: ivän 11079. 12399, : gewan 2301. 312B. 6203. 7343.8527. 
9681. 10343. 12585. nam:an 3935. 4035. 6217. 9491. 
10111, :dan 2547, : hän 12235. 12575, : kan 5793, -.man 
1303. 1633. 5243. 8725. 11525. 12721, :wän 1091, : gewan 
1051. 4147. 7155. 9385. 12791. lobesam-.an 3429. 3793. 
5839. 5969. 11387, :gän 1237. 14637, : began 10869, : hän 
1167. 11777, : kan 1065. 14449, : man 303. 407. 1519. 
1621. 1747. 1755. 2439. 2717. 3459. 10751. 12057, : getan 
1049. 9105. 14589, : stän 795, : wän 2513. 14203. tciinne- 
sam: man 5739. gehorsam : dan 3707, : man 4397. freis- 
sam: hän 14591. stam : gewan 11443. gezam Adj.: dan 5437, 
gezam Prät.: hän 1209. 3451, : man 12 669. ambaht: andäht 
753. 1115. lamber: einander 13563. arm: unervarn 2677. 
heim : bein 13075, -.enkein 365, -.allein 569. 5547, : mein 
5411, : gemein 4829. 13183, : rein 2011, : altersein 5439, 
-.schein 4403. leim-.allein 5249. honecseim : mein 14401. 
im: min 10495. nimt : leint 361. 1531. 10851. 10919. 14839, 
: sint 393. 7115. kamt: funt 14703, : sunt 3003, -.stunt 
5279. 6045. 8367. 8567. 9085. 9457. ruom -. (ge)tuon 801. 
2175. 4363. 6699. 8853. 9253. 14831. 

Es mag Zufall sein, daß uom: uon bei Walther nur 
einmal, bei Wernher 7 mal reimt: daß am-, an bei Wal¬ 
ther 38 mal, bei Wernher 128 mal reimt, ist gewiß kein 
Zufall. Für die Mundart ist damit freilich noch nichts 
bewiesen, es kann sich einfach um Verschiedenheiten der 
Technik handeln. In Wernhers Technik fallen also aus¬ 
lautendes m und auslautendes n in eins zusammen. 

Die mittelhochdeutschen Dichter binden im allge¬ 
meinen auslautende Media mit auslautender Tennis. Daß 
beide Laute in den Mundarten durchaus nicht überall 
zusammenfallen, hat zuletzt Bohnenberger hervorgehoben 
(Beitr. 31, 393 f.) für g und k. Denn um diese handelt 
es sich wesentlich, p kommt bei Wernher im Auslaut nur 
als Verhärtung von b vor. Ich weiß nicht, ob irgendwo im 
Mittelhochdeutschen auslautendes t von auslautendem d 
geschieden wird. Wernher tut es so wenig wie die große 
Masse der übrigen Dichter. Aber es findet sich bei ihm 


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niemals auslautendes k mit auslautendem y ge¬ 
reimt, obwohl er Reimmöglichkeiten genug hätte. Er 
trennt behag, lag, pflag, slag, tag, wag (36 Bindungen) von 
(ge)smak:nak (‘odor’) 979. 5917. 14201, :rak 1387, : er¬ 
schrak 4775. Ebenso gang, lang, rang, drang , sang, twang 
(10 mal) von dank, gedank, krank , trank, sank, stank, ivank, 
überswank (12 mal) 1 ). 

h : ch reimen Wernher und Walther im Auslaut an¬ 
standslos, wie zu erwarten. Walther reimt es auch im 
Inlaut 2 ). Das tut Wernher im allgemeinen nicht, und 
deswegen — nicht wegen des überschießenden t — sind 
flaht: ungemach 9785 und flähten‘.brachen 9331. 9957 bei 
ihm etwas auffallend. Dagegen kennt er wie Walther 
im Präteritum und Partizip von machen die Formen mit 
Id : mäht (‘fecit’): unverdaht 5789; gemäht (‘factus’): bedaht 
12683. 13979, :gedäht 11613, : naht 2985, : gestraht 9971, 

: staht (v. stecken ) 10 339; vermaht (v. vermachen ) : verdaht 
11963. 13993; mähte (‘fecit 1 ) iahte 10881, idahte 3899, 

; gedähte 9541, itrahte Subst. 6899, itrahte Verb 8693, 

: betrdhte 263, : strahte 7635. 8431, : erwahte 6645 (v. er¬ 
wecken) ; gemähte : trahte 4785; mähten (‘fecerunt’) : ver¬ 
daten 14079, : geslahten 137, : trabten 6105. Daneben 
nur einmal macheti: ivacheti (8307). 

Bei den Labialen ist nur auf den Reim scharf: warf 
10099 hinzu weisen. 

t wird nach n zu d erweicht 3 ): munde: serjande 
8781; nande : heifände 3681, ihande 6053, ‘.lande 3203; 

*) Bei Walther von Rheinau dagegen finden wir ( ge)smdk : lag 
133, 15, : wag 35, 34. 92, 1. dank : anevang 48, 57. gedank : bettcang 

137, 29. krank : lang 25, 20. 27, 13. trank : getwang 114, 50. sank : 

twang 73,39. stark : karg 113,60. strik : sig 161,39. Wahrscheinlich 
gehört auch uiderswanc: lang (108, 36) hierher. 

*) wachte : slahte 18,41. erswachte: wuhte Subst. 41,1. brächen: 
sähen 92, 29. sprächen : jähen 55,38, -.sähen 19,37. 157,35. 209,7. 
219,8. 240,6. breeche: geschähe 65,11. gesprceche : wcehe 24.31. 40, 
27. 233, 33. 

s ) Ebenso bei Walther (he-, er-) kande:hande 239,35. 256, 1, 
: lande 66,9, : l rande Subst. 279,21, : getvande Subst. 115,4. (ge)nande : 


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behänden, erhanden : landen 3283. 3377. 3669. 4533. 8595. 
10455. 12491. Die indifferenten Fälle übergehe ich. Nach 
l scheint keine Erweichung des t einzutreten — im Gegen¬ 
satz zu Walther —, denn der zweimalige Reim unsclnd- 
declich: gedulteclich 10213. 10955 beweist nichts, da er 
sich sehr wohl als identischer Reim -lieh: -lieh auffassen 
läßt. Über die Bindungen von einfachem mit geminiertem 
t s. o. S. 61. Überschüssiges oder unorganisches t 
haben wir in den Reimen ist : vinsternis 8835. floht : un- 
gemach 9785. flähten: brächen 9331. 9957 '*). 

Die Spirans & wird anstandslos mit s gereimt, 
allein im Typus as : as über 200 mal. Ob in erbeisen : 
reisen 6825. 7033 das s schon als Affricata zu sprechen 
ist, läßt sich nicht erweisen, die Schreibung spricht dafür. 
Aber Miesen reimt 1833 zu müesen, und grüesen 6973 zu 
fUesen und 14529 zu süesen 2 ). 

Für die Frage der Aussprache von st als st ist 
husten : wüsten ( ivüschen ) 7085 zu beachten 3 ). 

Abfall von h kennt Wernher 4 ) nur in nä (13mal), 

hande 102,44. 230,27, -.lande 32,47 a. ungenande : hande 11,11. ge¬ 
wandt Prät. : hande 134, 37. erkunden : banden 206, 21. Auch nach 
l tritt die Erweichung ein: aide-.balde 39,23. manicvalde : balde 181, 
39 (daneben manicvalter : satter 235,21). getcglde: balde 160,42. weide 
‘mundi’ : melde 20,45. solde : holde Fern. 141,55, -.scholde 161,55. 
220, 45. wolde : holde Mask. 58, 13. 212, 6. 

*) WvRh. übergangnus : gelüst 97,27. erkantnus: brust 288, 14. 
(al)sus \ äkust 144,56. 156,14, : gehist 43,48. 191,49. : Verlust 37,38. 
147, 26, : brust 171, 19, 211, 25. 

2 ) Bei Walther ist von büezen nur buoste im Reim zu wuoste 
(wüesteh) 138,41 belegt, ebenso reimt sasten: vasten (ieiunium) 38,33. 
Auch für grüezen fehlen die Belege. 

3 ) WvRh. er list-.ist 214,44; 54. 

4 ) Bei Walther linden sich außer nä (17 mal) noch ho: dö 265, 
39, : frö 254, 17; 31, : also 238,3. (ge)zd :do 43,10. 185, 14, -.frö 13, 
30, : (al)sö 28,58. 110,42. 208,46. ( er)slän -.an 159,25, idan 163,11, 
-.van 262,24, :gän 261,33, : man 162,48, : sä{he)n 178,7, -.getan 164, 
43. (er)sän : gegän 96, 23, : getan 216, 31. twän:hän 150,7. zär-.gar 
210, 47. slät : stät 37, 12. ( ge)sen : gen 220,13, : Jerusalem 230, 33. 
245,39. 246,3. 249,8, -.Pharisen 145,27. Auch phat (==phaht): hat IG, 
41. 276, 9 wäre hier zu erwähnen. 


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nicht in ho: aber hcesten : grcesten 747. 8087. Von van 
und Kompositis abgesehen (worüber unten S. 98) reimt nur 
slän: geiselan 9277. Über die Formen von iht, niht s. u. 

Ausfall von? vor ch scheint vorzuliegen in be- 
valch 1 ) : sprach 13807, ibeschach 11395; milch : willeclich 
3783, : iciinneclich 5949. 5965, : gelich 5767. 5873. Dagegen 
möchte ich zerteilt: gelegenheit 6376 als einen Fehler der 
Überlieferung ansehen und zerleit schreiben, ebenso wie 
behielt : heit 1141 nicht als behielt : hiet aufzufassen, sondern 
in behielt: wielt zu ändern sein wird. — Über den Ausfall 
von r in si wän = wären , der Wernher fremd ist, s. u. 
S. 97 A. 1. 

Ausfall von n und Nasalierung vor dentaler Spi¬ 
rans wird bezeugt durch die Reime einz : erheiz 4425; 
dekeinz : sweiz 8481; enkeinz : veiz 943*. 5875. Walther 
kennt das nicht, dagegen kommt der Abfall von n hinter 
tonlosem e bei beiden Dichtern mehrfach vor: müge : zügen 
51; stille : willen 1693; wären : offenbare 2707; lande : er¬ 
kunden 3283. 3377 u. ö. Schließlich erwähne ich hier 
noch hin : ding 5225. 


3. Formenlehre. 

V er bum. 

In den beiden Hauptkonjugationen geht die Endung 
der 1. Sg. Ind. Präs, bei Wernher wie bei WvRh. im 
Reim auf -e, nicht auf -en aus. — Die 1. PI. von sin lautet 
bei Wernh. 5403 wir sint : kint ; sonst wir sin : min 5009, 
: pin 10985, :triegerin 13603, : gebieterin 14453. Ebenso 
wir hän:an 3379. 7321, :kam 10591, :man 3295. 6239, 
\nieman 9123, : freissam 14591, : getan 5601.7879. Auch 
sonst ist hier niemals -nt als Endung nachzuweisen 2 ). — 
Die 2. PI. endigt durchweg auf -nt. ir sint: bevint 8187, 

*) Bei WvRh. spricht bevoln: unverholn 234,27 umgekehrt für 
Ausfall des h in bevelhen. 

2 ) WvRh. 97, 13 ist überliefert wir hänt: si übergänt. Der Kon¬ 
junktiv, der syntaktisch möglich wäre, ist sonst nur als gen bezeugt. 


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: kint 5265. ir hdnt:erkant 8979, : lant 12053. 12231, 
: benant 80,9. Ebenso im Imp. gänt : zehant 7403, : bekant 
12297 1 ). — Die 3. PI. Ind. Präs, bildet Wernh. stets 
auf -nt 2 ). — Von der 2. Sg. Ind. Prät. eines starken 
Verbums ist nur ein Beispiel belegt: du kcemde:du be- 
ncemde 11036. Der Reim ist zwar indifferent, aber da 
das leicht reimbare du wcere bei Walther 7 mal, bei Phi¬ 
lipp sogar 18 mal vor kommt 3 ) und Wernher selbst er 
wcere 50 mal in den Reim setzt, so geht daraus ziemlich 
deutlich hervor, daß die 2. Person bei ihm nicht wie die 
3. lautete, sondern durch einen Dental erweitert war. — 
In der 3. PL Ind. Prät. läßt sich das -nt der Endung 
zweimal durch den Reim erweisen: si zugent: mugent 
Subst. 9985, : tugent 659. — Auch das i des Konj. Prät. 
ist einmal durch den Reim gesichert 4 ): si wcerin : in 153. — 
Bei den schwachen Verben geht der Inf. einmal auf -on 
aus, das Part. 19mal auf -ot b ). Die einzelnen Fälle sind 
S. 81 angeführt. 

Aber auch die 3. PI. Ind. Präs, geht manchmal auf -« aus, s. u. Seite 
91 A. 2. Sonst heißt es wir hän: län Inf. 146, 14, : man 126, 27. 
214, 50, : getan 34,44. 106,16, : wän Subst. 287,30, : gewan 207, 39. 
Ebenso wir sin : din 278, 27, : drin ‘tribus’ 120, 56. Aber auch wir 
went ‘volumus’ : gesent ‘missus’ 83, 14 und wir mugent :jugent 197, 13. 
Beides sind ja freilich keine Indikative Präsentis. 

*) Auch WvRb. sagt ir sint : kint 4, 23. 191,9 und ir hänt: zehant 
104,23, aber daneben ir welt-.gezelt 223,21, und im Imp. sehtikneht 
54, 46. 

*) Bei WvRh. scheint das t manchmal zu fehlen, si sin : büechelin 
5,9. 215,21. si stän: getan 2. Buch 49,5. 145,33. si widerstän: 
umbegän Inf. 11,23. Freilich si sin: din 140,21. 157,1. 254,5, : büe¬ 
chelin 289,25 kann auch Konj. sein, aber si hän: crön 278, 4 gehört 
hierher, wenn crön als kram aufzufassen ist (vgl. Martina 29, 70. 43, 
3. 49, 105). 

®) WvRb. du wcere :fridebcere 282,16, : fröudenbcere 282,10, : sun- 
derbcere 250,27, :behaltcere 201,7, : gewcere 202,4. 283,2, endlich du 
wäre: du gebcere 281, 40. Vgl. Philipp 5104. 5148. 5640. 5646. 5654. 
5656. 5674. 5678. 7014. 7314. 7440. 7652. 9036. 9424. 9710. 9792. 9906. 
10050. 

4 ) WvRh. si wissetin: sin Inf. 21,50. 

8 ) Bei WvRh. nichts dergleichen. 


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CORNELL UNfVERSSTV 



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Ich gehe die Ablautreihen der starken Verben 
durch Das Prät. von schrien reimt Wernher im Sg. 
niemals, er sprach also wohl schrei. So lautet auch 
das Subst. schrei: zwei 7008 *). Plur. schriuwen : riuwen 
13 535 2 ). — In der zweiten Ablautreihe ist der Konj. 
Prät. von ziehen 8 ) als zuche : fluche 199 überliefert. Da 
ein Reim von g : h nicht auffallend wäre, beweist das 
nichts. Der PI. Ind. zugent reimt zu flugent 257, mugent 
9985, tugent 659. — Bei Verliesen ist der grammatische 
Wechsel bei Wernh. im Konj. Präs, und im Inf. ausge¬ 
glichen 4 ): er verliere : schiere 10 689; verlieren: jubilieren 
1405, : tieren 5447. — In der 3. Ablautreihe beweisen fol¬ 
gende Reime, daß das u des Konj. Prät. nicht umgelautet 
wird: wunde Konj. : Jcunde Ind. 11529; funden Konj. 
: stunden 3361; künden Konj. : stunden 3009; erklungen 
Konj. : zungen 2147. Ferner wurde Konj.: hurde 12651, 
da 13879 bürden : wurden Ind. reimt; sonst nur indiffe¬ 
rent: verdürbe : stürbe 7953. 13051; wurde : stürbe 3545, 
'.erstürbe 10601; sturbind: erwurbind 195. —Von beginnen 
ist das Prät. began (auch mit nachfolgendem Inf.) 34 mal be¬ 
legt, der Plur. begmmen : sannen 3205; begunde(n) 4mal 5 ). 
— Über bevelhen s. o. S. 90. — Von der 3. Sg. Präs, von 
komen, kunt: funt, sunt, (ze)stunt ist schon S. 87 die Rede 
gewesen. Hier haben wir uns mit den synkopierten Formen 
des Inf. und des Part, zu beschäftigen. Beide sind gleich- 

*) WvRh. Subst. schre : ge 170,39, :we 177,18. 185, 16; 30, :öue 
172,51. 180,47. Ebenso, wie schon Zwierzina (Zs. 45,31) festgestellt 
hat, das Prät. schre : S 178, 33. 182, 7, : Galile 262,30, : me 145, 13. 
184,46. 200,39. 202, 30; 42. 245,5, : Salome 2. BuchS. 74 a, :we 
172, 45. 176, 47. 180, 35. 182, 31. 193, 55. 195, 21. 198, 51, : owe 97, 
56. 169,40. er schre : e 177,28. 

2 ) Derselbe Reim WvRh. 181, 1 bespimcen Part. : ungetriuwen 
183, 4. 

3 ) Über zö bei WvRh. s. o. S. 89 A. 4. 

*) WvRh. verlieren Inf. : tieren 104, 3. verlos : kos 133, 13. 

5 ) began bei WvRh. 13 mal, bei Phil. 3 mal im Reim, begannen : 
gewunnen Phil. 72, aber auch begunden: gewunnen 9619. Sonst be- 
gunden bei Phil. 28 mal, bei WvRh. 5 mal. 


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CORNELL UNfVERSSTf 



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lautend. Der Inf. reimt zu sun 2251. 6327. 6609. 6915. 
9697. 9739. 9745. 11695. 14243. Das Part, reimt 10333 
zu tavelun, sonst ebenfalls zu sun 1615. 2459. 2621. 2831. 
3023. 4741. 4883. 4937. 5117. 6303. 6795. 7303. 7677. 
9383. 9687. 10241. 10417. 10749. 10835. 10949. 13785. 
13907. 14489. 14595. 14673. 14777. 14907. Auch das 
Part, wonnemen reimt zu sun: benun 12985; genun 2823. 
4231. 5215. 6169. 6381. 7361. 10771. 10793. 10799. 11581. 
13729; vermin 1619. 2427. 5223. 5303. 6235. 6291. 6891. 
7567. 9073. 9839. 10541. 10975. 11469. 12445. 13315. 
14033; unvernun 9817*. 11567. Das sind 67 Fälle, denen 
keine einzige Bindung zu von oder gewon gegenüber steht. 
Das beweist, daß wirklich kun, genun, sun anzusetzen 
sind, und nicht etwa hon, genon, son. Dafür spricht außer¬ 
dem der Reim kun: tavelun, und die übrigen Bindungen 
von sun :nun 10191. 10207. 10411. 10805. 10841. 10917, 
:verwun(nen ) 10427. Der Inf. komen reimt 14 mal auf ge¬ 
nommen, vernomen, das Part. ( über)komen 21 mal auf be- 
nomert, genomen, vernomen. Diese Reime sind natürlich 
indifferent. Sonst reimt 4621 kirnen Inf. : frumen Subst., 
4143 komen Part. : frumen Inf. Ferner genomen : näch- 
komen 9409, vernomen : wilkomen 6383. Im Prät. reimt 
nur kam, kämen 1 ). Zu geben ist kein Inf. gen belegt, so 
wenig wie nen zu nemen. — genären kommt nicht vor, 
genas bei Wernh. 8 mal, bei WvRh. 3 mal. — Über az, 
äz s. S. 16. — Das Part, von tragen ist stets stark -). 

*) WvRh. hat von synkopierten Formen nur genon : von 00, 62. 
272, 5. Der Inf. ( be)komen, überkomen reimt zu nächkomen 1 mal, zu 
be-, ge-, vernomen 11 mal, zu fromen Subst., Adj., Verb 11 mal. Im 
Part, sind die Reimwörter gomen 2 mal, be-, ge-, vernomen 38 mal, 
fromen Subst., Adj. 8 mal. Die Schreibung schwankt: ich kume : frume 
Subst. 125, 37, ich kome : frome Adj. 78,22. si kumen Konj. : benomen 
98, 82. er kumet: frumet 9, 10 und er körnet ifromet 98, 10, aber er 
kunt: stunt 204,38. Im ganzen neigt er zum o, Wernh. zum u. — 
WvRh. setzt 40 mal P’ormen von bekomen in den Reim, Wernh. nur 
,3 mal, Phil. 1 mal. Umgekehrt hat Phil. 9 mal erkomen, Wernh. und 
WvRh. haben es beide niemals. 

2 ) Zu tragen findet sich bei WvRh. öfter das Part, getragt im 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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Über treit s. o. S. 80, über gie, vie, van s. u. S. 56. — 
lief : rief 18 018; rief: slief 3538. ruofte ist nicht belegt, 
rüefen : ivüefen 6 mal *). 

Zar Mischung starker und schwacher For¬ 
men verzeichne ich luot ‘invitavit’ : tuot 4437; gelat Part. 
: hat 14351, :stat 7175. si versmähent reimt mit transi¬ 
tiver Bedeutung zu si vähent 1513, dazu das Part, ver- 
smähen : gähen Inf. 7891, daneben versmäht: widerbräht 
14597 2 ). — Yita 6612 heißt: 

Maria sibi regulam statuit vivendi. 

Wernh. 12739f. übersetzt das: 

Maria ir selber userwielt 
Ain regel die si hielt. 

Gegen die Konjek tur üzerwelt : heit spricht der Umstand, 
daß Wernher das Präsens historicum nicht geläufig ist. 
Ist aber die Überlieferung richtig, soll man dann in üzer- 
wielt einen lautlichen Übergang von e in ie annehmen? 
Wir finden in unserer Hs. öfter niemen für nemen ge¬ 
schrieben, was ja auch sonst vorkommt; aber Tagew. 
Str. 33 steht schiergen für Schergen, also ie für Umlauts-e 
wenn es nicht Verschreibung statt schergien ist. Oder 
ist irgendwie das Präteritum wielt von walten zur Er¬ 
klärung heranzuziehen ? Ich finde keine befriedigende 
Lösung der Schwierigkeit. 

Bei den schwachen Verben ist von wpln sonst 
nur das Part, erwflt belegt, das 6 mal zu ge seit reimt. 
Neben geeflt kommen 16 gesalt vor. Neben genprt: verehrt 
13 233 steht genarte: sparte 7293, wo sparte doch wohl 
von sparn abzuleiten ist. Von dgnnen ist gedant: hant 

Reime auf mögt 2. Buch S. 74 b. 62, 26. 63, 30. 227, 7. 242, 45. 243, 
37. 245, 23. 249, 34. 260, 19. 266, 17. 268, 7. 271, 51. 272, 29. 286, 45. 
287, 38. 289, 13. betragt 276, 81. übertragt 245, 15. 278, 43. enttragt 
255, 1. Daneben getragen und vertragen 6 mal. 

’) WvRh. lief : brief 217, 21. ruofte : wuofte 8,39. 

*) WvRh. luot : guot 86, 33. Ferner ist 175,43 klam mit transi¬ 
tiver Bedeutung zu schäm gereimt, zerbldn-.an 111,21. gedran : hän 
Inf. 239, 7, : getan 26, 27. 27, 25. 111, 51. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



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9983 belegt. Daß neben den synkopierten Formen, die in 
der Mehrzahl sind, anch die vollen Vorkommen, zum Teil 
bei denselben Verben, ist nichts besonderes: gezerret : 
gebgrret 10401 neben gezart : wart 11295, zartin: warttin 
2641; gelueret : zerstoeret 3473 neben gehört : dort , mort, wort 
(13 mal), hört(en): wortfen) (6 mal); erlceset: verbcesct 14599 
neben erlöst: tröst, getrost (5 mal); ertastet : genostet 10 337 
neben getöt:nöt (4 mal) 1 ). — Wernh. 3261 vermcerten: be- 
wcerten ist indifferent, geleert : siv'ert 14319 steht im Vier¬ 
reim 2 ). — Von den Verben mit j im Präs, reimt bei 
Wemh. 8 ) (un)genät: hat 13495, :stat 6125, besprät:wät 
1383, gesprät: hat 5779, gesät: blat 947, bluote :huote 
Subst. 1757. Inf. blüejen : trüejen 1733 und müejen : 
tüejen Konj. 7923, endlich der Konj. müeje : getüeje 5127. 
— Die Verben mit ck im Präs, verwandeln es im 
Prät. in ä 4 ): bedaht : gemäht (v. machen ) 12583. 13979; 
verdaht : vermaht (v. vermachen) 11963. 13993; unverdaht : 
maht(e) (v. machen ) 5789; gestraht : gemäht 9971; dahte : 
mähte 3899; verdahten : mähten 14 079; straht(e) : gemäht 
10339; strahte : mähte 7635. 8431; erwahte : nuihte 6645; 
verstriht : niht 1521, : geschiht Subst. 6307; erkihte : rillte 
12 967. Indifferente Heime sind weggelassen. — Die 
Belege für die synkopierten Formen von machen s. o. 
S. 88. — Zu setzen reimt das Part, gesetzet: ergetzet 12431. 


’) WvRh. bezelt, gezelt (2 mal) neben bezaltie), gezalt (15 mal); 
neben erwelt : gesellt 60,12, -.gestellt 35,16 dreimal erwellet(e) :gesellet(e) 
42, 43. 48, 29. 130, 46. gedant: rant 181, 51. Neben gehört der Inf. 
hören: ören 139, 49. 241, 43. 

2 ) WvRh. beswärte: zarte 18,43. 30,11; beweeret : geeinbeeret 145, 
45, beweert: gert 215, 1; geeinbeert : wert 107, 3. 

®) WvRh. zerblän und gedrän sind 8. 94 A.2 erwähnt, außerdem 
genät: nät 29, 58, : wät 253,46, näte : gedräte 29, 52, zersät: hat 230,53, 
säte: häte 84,29, muote : huote Subst. 30, 15, : behuote 227,19. In 42,22 
•verstehe ich das wuote nicht; wenn dafür bluote zu lesen wäre, so 
hätten wir noch einen Beleg mehr. 

4 ) WvRh. bedaht : beslaht 237,8. ( be)dahte(n ) : mahte[n[ (von megen) 
76, 18. 228, 7. smalite: ahte 91, 46. Von machen reimen: gemäht : aht 
206,39.210,5. mähte : dahte 111,47. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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gesät *) könnte dem Sinne nach in gesät : blat 947 wohl 
angenommen werden, aber die Schreibung spricht für das 
Part, von scejen ; auch wäre gesät , wenn überhaupt vor¬ 
handen, häufiger zu erwarten. 

Ich komme zu den Präteritopräsentien. Zu weis 
bildet Wernh. das Prät. er wist:brist 11771, : frist 883. 
5549, : Krist 41; wiste: friste 2973; leisten : ewangelisten 47; 
2091, : listen 777, '.fristen 3579, : kristen 21. — Von kan 
reimt der Ind. Prät. kunde{n ) zu begnnde 4325. 4717, 
'.stunden 6255, :ivunde Konj. 11529, '.wunden Ind. 11603. 
Konj. künden : stunden 3009. Inf. erkunnen: gewunncn 2715. 
— sol 1. 3. Sg. ist 32 mal belegt, Plur. wir stillen : erfüllen 
1551. Prät. soltefn) 31 mal. — Zu mac bildet Wernher 
du vermaht: gedäht 7563, Konj. müge(n): lügen Subst. 7571, 
: eügen Subst. 61. 5765. (ver)mohte(n): tohte(n) 8035. 12215. 
möhte-.töhte 11547. — Von müezen ist der Konj. Prät. si 
müesten : wüesten 7381 belegt 2 ). 

Die 2. Sg. von ich wil geht auf t aus: du wilt: beeilt 
1963. 7579. 10515, : verhüt 501, -.schilt 14565. Inf wellen', 
gesellen 13 365. ivolte(n) im indifferenten Keim 31 mal 3 ). 


') WvRh. belegt, wie schon Zwierzina (Zs. 45, 45) hervorgehoben 
hat, nur gesät : phat 11,41, ’.getrat 229,37, : stat 125,89. 129,32, 228, 
1. 248, 29. 276, 37. 278, 20. entsat: stat 183, 56. Das Prät. heißt 
sasten : vasten Subst. 38, 33. 

*) WvRh. reimt leisten : ewangelisten 49, 21, aber auch wisse : 
A moroisse 137, 43. Konj. wissetin : sin 21, 50. Part, gewiesen : Inf. 
wissen 38, 7. — si kunnen : gunnen Inf. 50, 40. Ind. kunde(n ) : bunde 
Subst. 106,8, : munde 246, 33, : stundeten) 8, 35. 25, 2. 28, 86. 30, 39. 
33,21. 64,8. 91,24. 95,56. 101, 43. 130,6. 175, 47. 179,8. 186,29. 
231,6; 36. — sol 40mal, Prät. solde: holde Fern. 141,55, : seholde 
161,55. 220, 45, im indifferenten Reim mit wolde noch 15 mal. — Doppel¬ 
formen : wir mugent :jugent 197,13. si mugent ijugent 43,26. st megen: 
legen Inf. 37,6. möhtein): geflöhten 118,27, : tollte 31,14. möhte:töhte 
57,41. 126,11. 152, 33. mahte(n ) : dkte 29, 50. 57, 53. 173, 42. 210, 21. 
211, 39. 244, 46. 280, 40, : ddhte 76, 18, : bedahten 228, 7, : geslahten 
249, 20. mähte: rehte 180, 41, : gebrühte 148, 19. 

s ) WvRh. du wilt : geziU 16, 35. wir went : gesen(de)t 83,14. ir 
weit : gezelt 223, 21. Konj. welle : ungevelle 285, 33. wellest: ervellest 


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CORNELL UNfVERSITY 



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Von tuon *) heißt der Konj. tuo: zuo 5155. 9245, 
aber auch (ge)tüeje(n ): müeje(n) 5127. 7923. Das Prät. 
(< ge)tet reimt 82 mal zu bct(e), gebet, lachet{e), het (Ind. Präs., 
Prät, Konj. Prät.), bezzeret(e), betet(e) ; 7 mal zu Elisabeth , 
Nazareth] 6909 zu überrpt. In folgenden Fällen ist es sicher 
Konj.: tet'.het Prät. Ind. 10163. 10909, '.Nazareth 5435. 
Daneben haben wir {ge)tcete{n): bcete(n) 7339. 11873. 12999. 
13059, :ha;te 3271. 12343, : gerate 8823. In 3271 ist über¬ 
liefert hette: tette, was doch wohl ebenso zu deuten ist. 

Von gän ist die 1. Sg. nicht nachzuweisen. Der Konj. 
heißt ge: me 1647. 7723; erge: me 6949. 9177. Inf. gän 
reimt 49 mal. Imp. gang : lobesang 14241; gänt 2. PI.: 
zehant 7403, : bekant 12297. Von stein sind belegt: ich 
erstän:hän 6549. 10487, ich verstau : län 2749, '.obenan 
13971. Konj. stet me 1441. Inf. stän 33 mal. Partizipien 
begangen , ergangen 5 mal, erstanden 1 mal. gie und Komp, 
reimen auf ie, die, hie Adv., lie, nie, knie, wie ; die Präte- 

123, 27. si wellen : gesellen 9, 54. Prät. wolde : der gotes holde 58, 13. 
212, 6, im indifferenten Reim 20 mal. 

*) Bei WvRh. nur (ge)tuo:fruo 10,2. 103,28, : zuo 56, 40. 242, 
47. (ge)tet, vertet 27 mal im Reime, ein sicherer Konjunktiv ist nicht 
darunter, tcete{n) ist 6 mal belegt. — Neben dem Konj. ( über)ge: e 36, 
45. 101, 28, :schre 170, 39; si gen : sen Inf. 220, 13 auch der Inf. gen 
Jerusalem 169, 48, daneben 48 mal gän. Ebenso Inf. ( be)sten : Jeru¬ 
salem 173, 20. 233, 53. 247, 38. 248, 1 neben stän Inf. 58 mal. ich er- 
stän: hän 124, 33, : län 185,46. Part, gegän : an 135, 18. 207, 43, : hän 
186,45. 240,14, : Johan 218, 19, : län 176, 17, -.man 118, 33, 127, 35. 
245, 17, : sä(he)n 96, 23, : Satän 129, 16, : getan 102, 16. 169, 52. 222, 
26. 223, 39. 264, 1, : stän 170, 55, : wän Subst. 105, 41, : ivä(re)n 96, 
55. 224, 11. 265,41. ergän-.hän 253,48, :getän 217, 19, :erstän 151, 
35. Daneben gegangen 3 mal, erstanden 2 mal. — Nach der Karls¬ 
ruher Hs. reimt 62,12 si bint (= birnt) \ si sint. Plur. Präs. Konj. si 
sin-.Joachim 8,53, : min 199,20. si sien : arzenien 139,43. Part, ge- 
sin: in 119,1. 213, 24, : din 100, 13. 120, 38, : guldin 88, 33, : min 120, 
6. 145,5, :pin 144,36, \sin Poss. 117,39. 158, 3. 234,25. gewesen 
134,17. Inf. sin, gesin reimt 144 mal, wesen 5 mal. Außerdem si 
wesent 3, 18. 287, 24, und er wese 287, 12. si wä(re)n : gegän 96, 55. 
224, 11. 265,41, :hän 233,13. 244,48. 263,44, -.man 64,10, : emphän 
67,37. 133,61, :getän 180,25, -.undertän 251,53, :bestän 265,5. Da¬ 
rneben 12 mal wären. 

Palaestra LXXXI. 


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CORNELL UNÜVERSrTf 



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rita von vähen und hohen dagegen werden nie mit diesen 
Wörtern gebunden, sondern nur mit dem Präteritum von 
gän: wir werden also für Wernher die Doppelformen gie 
(50 mal) und gienc (40 mal) anzusetzen haben, aber auf 
der andern Seite nur vienc und hienc, kein vie und hie, 
s. unten S. 99. — Von dem Plur. Präs. Ind. von sin 
ist oben S. 90 f. gesprochen. Der Plur. Präs. Konj. ist 
nicht belegt. Part, ge sin : din 6315. 6347, : kindelin 5207, 
:min 6311. 8917, : pin 10015. 10259, : ivin 9951; daneben 
gewesen 4173. 7763. 8723. 8861. 10257. 10437. 11773. 
12541. 13753. Der Inf. sin, gesin reimt 114 mal, wesen 
15 mal. Der Plur. Prät. Ind. lautet nur waren, 44 mal 
im Reim. Über du wcere s. o. S. 91. 

Von Kontraktionen kommen vor: kit: höchgezit 
2007; lü:wit 2567, :zit 975. 2107. 2139. 2149. 6243. 
8213. 9593. 11491, ‘.höchgezit 5069. 9233; gist : ist 14879, 
vergist : gehrist 499. Die 3. Person ist nicht belegt, s. o. S. 76. 
— Uber leit, treit, seit s. o. S. 80 f. Von reden ist nur das 
Part, überrpt: tet 6909 bezeugt. — Über slän s. o. S. 90. 
Neben vähen, empfähen: gäben 8347. 8751. 14465 und si 
vähent : versmähent 1513 sind bei Wernh. belegt: (ge)vän: 
gän 7919, : engän 5047, : getän 9635; vervän : getän 7479; 

*) WvRh. git-.lit 38, 1, : eit 4, 11. 12, 15. 65, 29. 80, 10. 94, 38. 
111,33. 173,28. 188, 7. 278,18. IU : zit 81, 23. 288, 28, : liöchgezit 162, 
10. — Inf. vähen: gäben 182, 3, : hähen 203, 44, : nähen 161, 47. 154, 

39, enphähen:gäben 254,13. 275,42, :smähen 12,19. vän.gän 219, 
28, :slän 262,24, : getän 92,31. enphän : hän 61,44. 127,43. 263,26. 
er bevät : hat 134, 65. Part, bevangen 109, 41. 144, 12. 182, 57. ge¬ 
rangen 156, 18. 159, 39. 207, 59. enphangen 52, 17. 245, 27. 249, 6. 
Prät. vie : hie Adv. 178, 55, : lie 204, 24. bevie : hie Adv. 104, 53. 172, 
43. gevie : sie 239, 29. rer vie ■. lie 8, 37, : nie 29, 46. enphie : ie 269, 

40, : die 60, 68, : hie Adv. 128, 6. 131, 61. 169, 6. 272, 43. Außerdem 
18 indifferente Reime von vienc: gienc, beide mit Eomp. Sicheres gie 
reimt 27 mal. — hienc: gienc, enphienc 95, 29. 187, 7. — er lät 5 mal 
gereimt, er lä: dä 129, 34. Inf. län 20 mal, läzen 3 mal. Part, gelän 
2 mal, erlän 1 mal, verldn 6 mal. lie 20 mal, liez 6 mal. — e- Formen 
von hän : du liest : gegest 11,9, erbet : Nazareth 155,12. er bete : Naza- 
rethe 103,18, : sette 114,34. Prät. Ind. hcete{n) 19,15. 30,9. 32,44. 

41, 49. 110, 38. 115, 20. 181, 19. 207, 31. 218,1. Part, gehän 165, 41. 


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CORNELL UNIVERSUM 



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wir emphän : getan 10 575; er emphät : hat 12 305. 14 229. 
14273; emphäst: hast 14435. Von Partizipien kommen nur 
yor gevangen 9121. 9693. 10229; umbevangen 10363; en- 
phangen 12419. 12607. Das Prät. vienc reimt ausschlie߬ 
lich auf (be)gienc, ergienc 1715. 2201. 4605. 7637. 8341. 
8569. 12 745. 13 839; umbevienc : ( be)gienc, übergienc 4893. 
5161. 9923; gevienc : gienc 11801; vervienc: gienc 9499; 
enpkienc: ( be)gienc , ergienc 177. 405. 2265. 2307. 2491. 2579. 
2769. 3325. 3509. 3815. 4203. 5371. 6817. 8063. 8653. 11421. 
11543. 11967. 12373. 14183. 14521. 14631.14761, :hienc 
10245. — hienc wird 10245. 10309. 10365. 10531. 11293 
nur mit gienc, enphienc gebunden. — du last steht 2 mal, er 
lat 8 mal im Reim, ir länt: ir hänt 9231. er lä : da 1461. 
er läse: sträse 6829. Inf. län und Komp. 21 mal, läsen 
lmal. Part, gelän 8mal; verläsen 955 ist Adjektiv, lie 
19 mal, lies 9 mal. — Über die a-Formen von hän s. oben 
S. 73. Von e-Formen sind belegt: du best : brest 286; er 
het Präs, '.gebet 8419, '.Elisabeth 2255, '.Nasareth 10335, 
: tet 1493. 3253. 5219. 5229. 6211. 7461. 7517. 7833. 8193. 
8203. 8299. 8925. 12941; erhebe) Ind. : gebet 1555. 8387. 
12395, '.Elisabeth 1641, '.Nasareth 2503. 4629. 5031. 5205. 
5325, : tet 4867. 4943. 5357. 6281. 8597. 8695. 8749. 8991. 
9997. 10157. 10163. 10387. 10801. 10909. 12565.12703. 
12763. 12783. 13775. 13933. 14013. 14531, '.getet 907; 
er het(e) Konj.: bet(e) 7535, '.Elisabeth 2289, : tet 2937.12043, 
: getet 9003, : Jcriusegete 9479. Zu einer sicheren Entschei¬ 
dung über den e-Laut kommt man nicht, s. oben S. 79. 
Part, gehabt'.gebet 11415; im Versinnem gehoben 5220. 

Nomen und Pronomen. 

Über die Deklination läßt sich aus den Reimen nicht 
viel entnehmen. Bei den Femininen der i-Deklination 
ist in der Regel im Genitiv und Dativ Angleichung an 
den Nominativ eingetreten. Ausnahmen sind selten: der 
weite'.gelte Verb 521, : gelte Subst. 14125, Mute (Dat. v. hüt): 
Hute 6001, der sniiere: füere 4981. Bei dem Plural der 
Neutra ist meist die alte Form bewahrt, es heißt diu 

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CORNELL UNIVERSITY 



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tal, diu leint usw. Dagegen heißt es von lit diu (ge)lider 
(: nider, wider 4603. 6041. 7291. 9823. 9975.10113. 10867. 
11479. 12949), nnr 9631 der Dativ liden \übertriben v ). 
Auffallend ist das Fehlen des Umlauts bei laniber : einander 
13563. Im Gen. Plur. erscheint die alemannische Endung 
-en: jdren : wären 151, dingen'.gelingen 4705, liuten ibetiuten 
6747. — Bei man sind Reste der konsonantischen 
Flexion erhalten: Gen. PI. man : Mn 11405, ’.gewan 1637. 
Dat. PI. man : an 4935. Im Dat. Sing, dagegen neben häu¬ 
figem man auch manne-.Anne 97. vater kommt bei Wemher 
nicht im Reim vor 2 ), vriunt ist nicht belegt. Ob der 
PI. genöz: gröz 535 alte Form oder neue Apokope ist, 
läßt sich nicht sicher entscheiden. Dat. genözen : gestözen 
13249. Zu vuoz kommt als Plur. nur viieze vor 8 ), mit 
gedenken : versenken 1119 kann nicht für den Plural von 
gedanc ohne weiteres beweisen, da er auch den substanti¬ 
vierten Infinitiv daz gedenken kennt (8707. 12 845) 4 ). Zu 
got reimt der i-Plural göte:gespöte 4093. 4163. Von hus 
ist der Dat. Sg. nur als hus belegt: bei den häufigen 
Apokopen, und da auf -äse kein Reimwort sonst ver¬ 
kommt, ist darauf kein Gewicht zu legen. — Feminina 
auf -i oder -in sind bei Wernher im Reim nicht nachzu¬ 
weisen 5 ). Ein sit neben site finden wir nicht, wohl aber 
wis neben tvise 6 ). ( de)keine wis 1887. 3057. 12591, in 
tüben täs 1577. 1727, in ander, mäniger , höher, bruner wis 
1021. 5125. 5785. 11339, ze aller wis 14859, in kindes, 
spottes , zornes ivis 5275. 5725. 9329. Ebenso stunt neben 

*) WvRh. lider 23 mal, aber lide : vride 227, 45, : unterschide 
163, 13. 

2 ) WvRh. Gen. vater'.hat er Prät. 119,33. 

3 ) Neben sonstigem vüeze bei WvRh. Gen. Plur. vuoze: gruoze 
130, 18. 

4 ) Bei WvRh. 238,23 mit gedenken'.bekrenken liegt es anders, 
da WvRh. solche substantivierten Infinitive nicht gerade liebt. Da¬ 
neben mit gedanken : gedanken Inf. 285, 43. 

s ) WvRh. günlichi : si 62, 10. menegin : hin 159, 19. 

8 ) WvRh. in alle ms 24, 25. 26, 11. 28, 44, dekeine tvis 110, 44, 
ze gelicher tvis 17, 3, in Spottes ms 161, 7. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



101 


stunde , während slahte fehlt 1 ). Zu bemerken ist noch der 
Akk. Sg. arbeite : leite 13975. — Die Frage nach der 
starken oder schwachen Flexion, namentlich der 
Feminina, läßt sich wieder nicht endgiltig lösen, da unser 
einziges Mittel, der Reim, hier versagt. Es ist schon 
hervorgehoben (S. 90) daß ein überschießendes n nichts 
Ungewöhnliches ist, und darauf kommt es doch gerade 
an. Als Beispiel gebe ich die Belege für erde vollständig. 
Gen. erden: werden 3167. Dat. erden : werden 3393. 6903. 
7307. 7373. 12273. 13673, : Scherben 4055. 4837, : ersterben 
9563. Acc. erden: werden 2153. 3233. 6343. 11453, : sterben 
7957. Gen. erde : werde 1821. 2629. 3943. Dat. erde : werde 
1243. 2815. 3503. 13599, \gebcerde 2577. Acc. erde : werde 
4017. 6145. 6333. Vielleicht kann man sagen, daß erde 
im kirchlichen Sinn (= Gegensatz zu himel ) stark und 
schwach flektiert, in den andern Bedeutungen dagegen 
nur stark. Ebenso schwanken helle (Dat. hellen : veilen 
7319, Dat. helle : gevelle 7383), mäze (Dat. mdzen : sträzen 
Dat. PI. 4585,. Dat. mäze:sträze Akk. Sg. 3709, : sträzen 
Dat. Sg. 3977), sache (Akk. Sg. Sachen: swachen Inf. 2687, 
Akk. Sg. sache : mache 7781), sträze (Dat. Sg. sträzen : 
säzen 3931, Dat. Sg. sträze :läze 6829). Von schwachen 
Formen verzeichne ich: Jcemenäten Dat. Sg. : beräten 3363, 
salben Dat. Sg. : allenthalben 8025, witen Dat. Sg. des 
Subst. : siten Dat. Plur. 13973, : ziten 5523. Dagegen 
scheint adelar stark zu flektieren (Dat. adelar : Jclär 951), 
ebenso swil (Nom. Plur. swil: vil 5995). — 3215 klagen 
die fliehenden Dämonen: 

Er tritt uns von den liuten, 

Der uns geschuof von niuten. 

Wenn nicht niute mit ungenauem Reim zu lesen ist, so 
könnte niuten — niutem sein, was als adjektivische 
Flexion zu erklären wäre, wie sie auch 766 (niutem 
gestünden) und 3272 (von iutem), freilich nur im Vers- 
innern, bezeugt ist. 

>) WvRh. slahte 18,41. 84,35. 111,47. 159,47, daneben dekeincr 
slaht : ambaht 199, 50. 


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102 


Von den Pronominibus sind die Formen von si 
anzuführen. Es sind wenige, Wemher scheint im Anfang 
die Formen zu meiden. Nom. PI. Masc. sie: hie 3955. 
Neutr. siu:driu 5771. Sg. Fern. Nom. si : fri 12601. 
13147. Acc. si:U 10187. 13341. sie: die 13137. 13 507. 
13745. 14429. 14503. — Der Dativ vor ir lautet im 
Versinnern stets iuch; im Reim kommen weder iu noch 
iuch jemals vor. — Von Zahlwörtern ist belegt 
zwo : dö 11943. 12003, zwei (Neutr. PI.): schrei 7003, 
zwein:alein 6371, '.erschein 12051; dri:U 6107, drie : 
ierarchie 14 287, : Marie 2291, driu : siu 5771, drin : in 
Pron. 8423, : ftn 11851, : -Un 3403, igesin 3085, : schin 
3569. 8535. 


4. Zur Wortbildung und Wortwahl. 

Verbum. 

Als Gruppe treten nur die Verben auf -ieren her¬ 
vor: florieren 1, hovieren 6985. 7001. 14295. 14423. 14695. 
14847, jubilieren 1405. 6983. 14295. 14695. 14847, spa¬ 
zieren 5331, furnieren 6985. 7001. — In alphabetischer 
Reihenfolge verzeichne ich einige Wörter, die in den 
Wörterbüchern selten oder gar nicht belegt oder sonst 
irgendwie interessant sind, bisen: disen 7051. — bürzen: 
stürzen 7055 (ebenso Reinfrid 1763, : schürzen 11349). — 
dagen: während das Wort bei Walther von Rheinau noch 
5 mal vorkommt (62,52. 133,47. 145, 31. 171, 33. 249,50), 
bei Philipp nur einmal (3785), ist es bei Wemher über¬ 
haupt nicht überliefert, muß aber vielleicht an einer 
Stelle in den Text gesetzt werden. Maria wird mit dem 
Fell verglichen, womit sich Jakob unkenntlich macht, um 
den Segen Isaaks zu erhalten (Vita 7795 f.): 

Nam divina 

Potestas in hac virgine fuit occultata, 

Cum per dei filium hec fuit impregnata. 


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103 


In der Übersetzung (14 629 f.) 

Als ivas verborgen und verdakt 
Gotes werc in dirre magt 

ist der Reim anstößig, weil erstens sonst nicht einmal 
auslautendes g mit k gebunden wird (s. o. S. 87), und 
zweitens das Part, von decken u. a. in der Form gedaht 
reimt (s. o. S. 96): nur der Schreiber setzt dafür mehr¬ 
fach (3899. 6646. 12583. 12901. 13993) die Formen mit 
k ein. Wenn aber eine Änderung notwendig ist, so liegt, 
da verdeit: meit (nach S. 81) ausgeschlossen ist, verdagt: 
magt sehr nahe; das Veralten des Worts würde dann 
die Änderung des Schreibers erklären. — dansen ‘ziehen’ 
reimt auf hansen ‘hänseln’ in der Schilderung von Jesu 
Gefangennahme 8847 f.: 

Gezogen und gedanset , 

Vil mürdeklich gehanset 
Mit spotte, lasier, smächeit. 

— gesten ‘vergleichend beigesellen’: Maria verstand sich 
auf alle frouliche kunst so gut (5515 f.), 

Daz man ir werc zem besten 
Moht allenthalben gesten. 

— erglömven reimt an zwei Stellen zu erfröuwen. Maria 
ist so erschreckt, daß Jesus sterben will (6539 f.), 

Ich nceme als liht min ende: 

Denne mich din urstende . 

Erkicket und erfröuwet. 

Doch ist min herz erglöuwet, 

Daz ich mag niemer werden frö. 

Die Engel preisen Maria als Überwinderin des Teufels 
(14 442 f.): 

Du hast den hellewurm erslagen 
Und getreten under dinen fuoz, 

Daz er dich iemer fürhten muoz: 

Also ist er erglöuwet. 

Du hast die weit erfröuwet 
Und von dem töde genomen. 


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104 


Wenn das Wort zu ahd. glaw ‘perspicax’ (Graff 4, 294) 
gehört, so könnte es bedeuten ‘hellsichtig machen’, nach 
den angeführten Stellen vielleicht mit der Abtönung ‘zu 
einer schmerzlichen Erkenntnis bringen’. Oder ist 
glöuwen — klöuwen ? s. dies unten. Der lateinische Text 
der Vita (3578 f. 7686 f.) hilft leider nicht weiter, da die 
Übersetzung ganz frei ist. — Daß granan: zanan 10135 
einen stumpfen Reim bildet, ist schon S. 62 erwähnt. Aus 
einer Ohnmacht erwacht, sieht Maria wieder hin, was 
die Peiniger mit Jesus tun: 

Dennoch sach si in vil zanan 
Und ob im ligen, scre granan, 

Und sine füeze in grözer pin 
Durchslagen an daz Jcriuze sin. 
grannen ‘frendere’ ist aus alemannischen Dichtem bei 
Lexer 1,1069 mehrfach belegt, zanen gebraucht Weraher 
noch an einer andern Stelle, wo er von den Tieren spricht, 
die Jesu zu Ehren allerlei Kampfspiele aufführen, (7046 f.): 
So huob sich denn ein roufen, 

Zanon und ziehen. 

Graff 5,685 belegt zanon (zu zan ) in der Bedeutung ‘la- 
cerare, dilaniare’, was an unsem beiden Stellen gut passen 
würde. Anders das Mhd. Wb. 3, 849 b . — hansen: s. o. 
unter dansen. — hinterstechen ist bei Lexer nicht ver¬ 
zeichnet. Die Juden sind über das Jesuskind verschie¬ 
dener Meinung, einige rühmen es, (4734 f.): 

So was etlicher geroete 
Vil gar ein wildez sprechen 
Und valschez hinderstechen . 

Die Bedeutung ist wohl ‘hinterrücks auf einen sticheln’. 
— klöuwen: Der Engel tröstet die kinderlose Anna (376f.): 
Du solt niut me dinen lip 
Umbe dise Sache clöuwen; 

Du solt dich iemer fröuiven: 

Wan got der hat erhoeret dich. 

Unter klewen gibt Lexer 1,621 einen Beleg aus der 
Wiener Magdalena und aus Reinfrid von Braunschweig 


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CORNELL UNIVERSITY 



105 


24603, wo es, wie schon 14967, auf lewen reimt, beidemal 
als substantivierter Infinitiv. Transitiver Gebrauch ist 
sonst nicht bekannt. Bartsch (zu Reinfr. 14967) stellt 
es zu Tclüwen (mhd. Wb. 1, 860 a , Tcliuwe Lexer 1,1627) 
‘Knäuel, Kugel, Klumpen’. Wie mich Herr Professor 
Roethe belehrt, gehört es eher zu Tdouwe (kläwe ), also klöu- 
wen = ‘kratzen’. — razzen-.liazzen ist wieder Reinfr. 11161 
und Teufels Netz C 8260 (: gazzen) belegt. Wernher bei 
Jesu Kreuzigung 9627 f.: 

Ander in dö schulten, 

Ir spot also erfulten 
Mit grinen und mit razzen: 

Also leit er ir hazzen. 

— gestünden fehlt bei Lexer. Wernher zählt die Pflichten 
der Jungfrauen im Tempel auf: alles rein halten, die 
Altäre schmücken, (765 f.): 

Die liehter enzünden 
Und niutem gestünden 
Waz dä ivandelbcere 
In dem tempel wcere. 

Bei Konrad von Ammenhausen kommt das Wort an drei 
Stellen vor (: vriunden 8201, : Sünden 8447, : künden 17295), 
und der Herausgeber Vetter erklärt es zu der letzten 
(S. 733/34 Anm. 744) wohl mit Recht als ‘stunden’, ‘Zeit 
gewähren’. — trüejen ‘gedeihen’ ist im Register zur Mar¬ 
tina und danach bei Lexer 2,1537 nur einmal belegt, 
reimt aber in diesem Gedicht häufiger (15,103. 23,39. 
71,77); vgl. Elsäss. Idiot. 2, 747. Bei Wernher von Jo¬ 
sephs Rute (1732 f.): 

Sin diirriu ruote griiene wart , 

Louben unde blüejen, 

So rehte wol trüejen. 

— S. 56 A. 1 ist intransitives, nicht reflexives fröuwen 
erwähnt. Herr Professor Sievers machte mich darauf 
aufmerksam, daß hier frouwen gelesen werden könne, was 
als Fortsetzung von ahd. frawön , frawen (Graff 3, 797 f.) 
anznsehen sei, Wernh. 2110 f.: 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



106 


Wer sin ivol Jean ahten, 

Dem mac von gotes güete 
Frouwen sin gemüete. 

Dieses hier vermutete frouwen wird auch an einer andern 
Stelle für das überlieferte fröuwen zu erwägen sein, wo 
bei Christi Geburt die Engel vom Himmel kommen (2601 f.): 
Und umbestuonden wirdeJclich 
Mariam aller gndden rieh 
Mit dienste alle fröuwend, 

Aleine da ze schouwend. 

Leider ist der Sinn nicht zweifellos. — zanen: s. o. 
granen. — zünden intransitiv. Maria übertraf an Tu¬ 
genden die andern Jungfrauen (856 f.) 

Sam die naht ein sterne klär, 

Und ein lieht daz zündet , 

In vinsteri sich kündet. 

— Als bequeme Reimworte dienen vor allem einige 
Formen der Hilfsverben: was 243, hän 139, sin 115, wart 
95, hat 80, sint 69, ist 59, wcere(n ) 53, het 53, waren 44, 
wil 42mal; ferner Jcam u. Komp. 124, such 102, sprach 91, 
tet 85, körnen (kun ) 73, nam 73, genomen (genun ) 67, (ge)- 
sehen 66, bekant 65, (ge)geben 57, beschach 54, getdn 53, 
gän 49, genant 46, gewan 46 mal. 

Substantiv. 

Das Maskulinsuffix -cere oder -er zeigen folgende 
Reimwörter: behalter, bihter, brediger, gewaltiger, huoter, 
kriuzeger, lerer, lügener, marterer, morder, pfleger, Börner, 
schepfer, schriber, schuldener, verkerer, verseher, zouberer. 
Sie stehen in 16 Bindungen auf - cere(n) (darunter 3 iden¬ 
tische) und 7 auf -er (2 id.); der Reim greift über das 
Suffix hinaus bei behalter : alter (2 mal), huoter : muoter 
(2 mal) und wahrscheinlich auch bei pfleger: verseher. — 
Daß beim Femininsuffix -in Kürze und Länge sich nicht 
scheiden lassen, ist S. 76 erwähnt. Belegt sind: götin, 
keiserin, künegin; dienerin, gebieterin, loeserin, Sünderin, trie- 
gerin, treesterin, freiserin. Von den 18 Bindungen sind 


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6 identisch; erweiterter Reim in keiserin: freiserin 14123. 
Auffallend ist, daß die Form -inne im Reim überhaupt 
nicht, im Yersinnern selten (2961. 9566. 14337) begegnet. 
— Von den abstraktbildenden Suffixen ist -heit, -keit im 
Reim das häufigste: got-, kint-, kristen-, mensch-, unge- 
buben-, vermugen-, tcunderheit; gelich-, geivon-, kiusch-, klär-, 
lös-, rieh-, schön-, sicher-, smäch-, sunder-, tougen-, valsch-, 
war-, wisheit; bescheiden-, betrogenheit (‘phantasma’ 5025 = 
betrogen schin 4380), gelegen-, verläsen-, volJcomenheit; al- 
mähtec-, drivaltec-, durnächtec-, einhellec-, ewec-, gegemvirtec-, 
gesellec-, grimmec-, heilec-, scelec-, senftmüetec-, siuftec-, iiber- 
fliizzec-, üppec-, fiuhtec-, freidec-, widerwärtec-, wirdecheit; 
bitter-, blcede-, einbeere-, herte-, milte-, rehte-, reine-, snel(le)~, 
sneede-, süezekeit. Das sind 54 Wörter in mehr als 270 
Bindungen, von denen 65 identisch sind. Erweiterter 
Reim liegt vor in blcedekeit: sneedekeii 2649, vielleicht auch 
in einhellekeit: gesfllekeit 6061, heilekeit: reinekeit 2437. 2457, 
ungeloubenheit: tougenheit 8227. Zur Vergleichung führe 
ich an, daß Philipp, dessen Marienleben um ein Drittel 
an Umfang geringer ist, 20 verschiedene Wörter auf -heit 
in 77 Bindungen hat, worunter 32 identische. Während 
bei ihm also durchschnittlich in jedem 65. Reimpaar ein 
-heit- Abstraktum vorkommt, ist das bei Wernher schon 
in jedem 28. der Fall. — Mit -schüft sind gebildet: bi-, 
bote-, eigen-, geselle-, beiden-, mahel-, meister-, Wirtschaft , in 
16 Bindungen, darunter eine identisch. — Auf -unge 
reimen: beriierunge, geziugunge, narunge, wonunge, same- 
nunge; unter 6 Bindungen ist eine identisch. — Von De¬ 
minutiven liegen vor: äpfellm, dörfelin, esellin, hendelin, 
Jesuslin, kindelin, krüeglin, lämbelin, röcklin, trägelin, tüeche- 
lin, turteltiubelin, vingerlin, tcängelin, ivigerlin. Bei 11 iden¬ 
tischen Reimen ist das Suffix -lin in 39 Fällen gesichert, 
-li 5 mal: bi: kindeli 4401, : dörfeli 8383, : idgerli 5041. 
6051; fri: kindeli 3583. — An vereinzelten, des Suffixes 
wegen beachtenswerten Wörtern verzeichne ich noch: 
siechtage 3581.4025. 7583. 7747. 9439. 12977; vinsternist: 


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ist 8835; vernunst: leimst 5509. 5573; armuoi: guot 13225, 
armiiete: güete 2783. 

altär (: Isacliar 167, : gar 1573) erscheint auch als 
alter, mit verschiedener Betonung :fridebcer 11311 und 
'.behalter 11315 gereimt. — antlit:mit 12921 widerspricht 
dem im Yersinnern gegen 20 mal gebrauchten antlüt, 
das nie im Reim steht, obgleich iut, niut und liut häufige 
Reimwörter sind. — Neben harn (: varn 11697) ist wohl 
auch bar (: gar 7809, : jär 4315) anzuerkennen. — Der 
Reim bürden Nom. Sg. : wurden Ind. entscheidet gegen 
den Umlaut; neben der auf ahd. burdin zurückgehenden 
Form ist aber auch burde Nom. Sg. : wurde Konj. 12651 
bezeugt. — ebendol ‘Mitleid’ fehlt bei Lexer; Wernher 
reimt es häufig, :hol 11639, :vol 675. 1149. 3813. 5671. 
7769. 8019. 8251. 8539. 9087. 9829. 10125. 10479.10499. 
10933. 11271. 13019. 13571, :wol 1663. — Für substanti¬ 
vierte Infinitive wie gebären hat Wernher eine solche Vor¬ 
liebe, daß es oft schwer zu entscheiden ist, ob der verbale 
oder der nominale Charakter überwiegt (633. 1623. 4377. 
4529. 4627. 5373. 12757. 13681. 14519). Daneben steht, 
teilweise in der Bedeutung sich deckend, gebcerde ( :erde 
2577, : werde 871. 1653). — gedrende: enge 2859 ist wohl 
nur Schreibfehler, 7439 steht gedrenge: enge. Daneben 
scheint auch gedrange anzusetzen, wegen 14470: 

Da mohte sin gedrange, 

das auf lobesange reimt, in dem gedrange: lange 8811 
könnte ja ebenso gut von gedranc abzuleiten sein. — Das 
etwas veraltete ginge ist auch noch einmal belegt (: bringe 
289). — gir reimt 17 mal zu ir, dir, wir, begir, 2 mal za 
ir. ger und beger fehlen völlig, ebenso gir de, begirde; aber 
begirdeclich: wirdeclich 571. Im Versinnern auch begirlich 
‘desiderabilis’ 4655. 11707. — herre(n) reimt 8 mal zu 
verre(n). 3675 ist überliefert 

Und buttend irm herren 
Zucht mit allen eren. 

Auch 2791. 8865 reimt herren: eren, doch kann hierauch 
substantiviertes Adjektiv angenommen werden, wie es 


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109 


359. 4487. 4687. 4751. 5381. 9209. 10243. 12421 der höre 
heißt, dem bei Frauen ebenso häufig diu liere entspricht. 
Bei dieser Vereinzelung scheint mir ein wirkliches Sub¬ 
stantiv der here bei Wemher doch nicht anzunehmen zu 
sein, und ich würde lieber 3675 ändern: 

Und hüten irm schepfer hören 
Zuht mit allen eren. 

— Zwei in den Wörterbüchern nicht verzeichnete Wörter 
bietet uns der Reim 1097, wo von Marias Lachen ge¬ 
sprochen wird: 

Das tet si äne hachtel, 

Mit zuht an allen Schachtel. 

Jcachtel gehört wohl zu Ttachen ‘laut lachen’, Grimms Wb. 5, 
13. 14. Schachtel weiß ich nicht hinzubringen. Ist es Syno¬ 
nym von Jcachtel, oder ist äne Schachtel eine Verstärkung 
von mit zuht ? — Neben dem Mask. her (: her 6141, 
Wernhör 9) haben wir im Kompositum das Fern, behere 
(: ere 13197), tviderhere: sere 3881. — Der zweimalige Reim 
maiäsen: häten (7277. 7845) ist wohl in maläten: häten zu 
ändern. — nac ‘odor’ : smac 979. 5917. 14201 ist Germ. 
25,273 von Bech besprochen, der es aus v. d. Hägens 
Proben unseres Gedichts kannte. Vgl. auch Schweiz. Id. 
1,163 unter Ach. — Pharises, öfter im Versinnern, reimt 
10039 :des. — rah ist bei Lexer nur dreimal aus ‘des 
Teufels Netz’ belegt. Maria schildert das Königreich 
ihres himmlischen Bräutigams (1387 f.): 

Di im ist aller edler smac, 

Triuive, frid än allen rac. 

Wenn es zu got. riJcan ‘aufhäufen’ gehört, so wird es 
etwa ‘treuloses, gewalttätiges Zusammenraffen’ bedeuten. 
Vgl. auch das Schallwort Bagg , Schweiz. Idiot. 6, 766. 
.— Schachtel: s. o. haclitel. — 14405 reimt morgensterne: 
mandelherne ; sterre ist nicht mehr zu belegen. — Auf¬ 
fallend ist, daß 10611 sivam:nam reimt, aber kurz vor¬ 
her sicum:ysopum 10607. — underscheit steht 10 mal im 
Reim, mit ander scheide -.beide 11605; anderschit kommt 
nicht vor. — mit valscher urteile : veile 9485 beweist für 


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110 


das Femininum. — Neben häufigerem vart (über 60 mal) 
reimt Wernher auch var: dar 2857, : gar 8721, : schar 
2905. 12411, : war 4517. 7079. — fuog:genuog 1183 ist 
fern., : genuog 8733. 3773. 4965. 7575, :truog 441 masc. 
Der Unterschied scheint zu sein, daß das Masc. ‘Sitte, 
Schicklichkeit’ bedeutet, das Fern. ‘Zusammenfügung’, und 
so wird von den an sich zweifelhaften Stellen 2561 dem 
Mask., 5923 und 11417 dem Fern, zuzuzählen sein. Nicht 
apokopiertes faoge ist nicht belegt. — Daß weit: gelt, velt 
7 mal, weite: gelte 2 mal reimt, ist in dieser Zeit fast 
selbstverständlich. — Im Reim kommt wirde nicht vor, 
da kein passendes Reim wort zur Verfügung steht; werde 
ist immer der Dat. des Mask. Auch der Reim wirdeclich: 
begirdeclich spricht für wirde als Wernhers Form, was 
die Schreibung bestätigt (auch wirdekeit stets). — wünne 
reimt nur auf das Subst. künne 2813. 4657. 5737. 6413. 
14269. — Ausdrücklich bemerke ich noch, daß menegin, 
megetin, tiväl bei Wernher überhaupt nicht, und daß zan 
nur im Versinnern vorkommt. 

Die häufigsten Substantive im Reim sind man und 
Komp. 154, not 106, liut 10t, schar 100, sun 77, vart u. 
Komp. 73, got 71, Teint 64, tot 60, stunt 59 ( zestunt 15, 
stunden 26), lant 54, imnder 50, hant 26 (zehant 49), muot 
42 ( muote 15). 

Adjektiv. 

Sehr häufig sind die -Z?cA-Bildungen im Reim. Die 
Zahlen sind schon S. 77 dafür zusammengestellt, ich führe 
hier nur die einzelnen belegten Wörter auf, ohne Ad- 
verbia und Adjektiva zu trennen. Außer gelich, mänec- 
lich, tägelich sind es 36 auf -lieh und 34 auf -eclich : adellich, 
unbetivungenlich , bitterlich, eigenlich, unerschrockenlich, ge - 
meinlich, heimlich, jcemerlich, klägelich, lobelich, meisterlich , 
menschlich, ( un)mügelich , niuwelich, nützelich, offenlich, (un)- 
sägelich, schädelich, (un)sicherlich, (un)sitelich, smcechlich , 
spotlich, sumlich, sunderlich, töbelich, tmtcedemlich, tröstlich , 
väterlich, verborgenlich, vientlich, flechlich, volkomenlich, frä - 


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111 


vellich, friuntlich, tvissagelich, unzimelich ; andcehteclich, be- 
girdeclich, behendeclich, demüeteclich, einvalteclich, manecval- 
teclich, erbärmeclich, eweclich, gedulteclich , gencedeclich, ge- 
wälteclich, grimmeclich , inneclich, Jcünfteclich, milteclich, min- 
neclich, mürdeclich, ( un)reineclich, riuweclich, unschuldeclich , 
senfteclich , snelleclich, stceteclich, trüreclich, vesteclich, flizec- 
lich, volleclich, vorhteclich, frühteclich, ( un)willeclich , wirdec- 
lich, wiseclich, wünneclich, zühteclich. Erweiterter Reim 
in begirdeclich: icirdeclich 571, klägelich: unsägelich 10107. 
10 768. 10 907, vielleicht in gedulteclich : unschuldeclich 
10213. 10915, wohl kaum in minneclich: wünneclich 995. 
5683. — Von den 46 Bindungen (4 identisch) der Adjek- 
tiva auf -sam: gehorsam, lobesam, lustsam, minnesam, freis- 
sam, wünnesam entfallen 38 auf lobesam. — Außerdem ist 
hinzuweisen auf das Suffix -leht in dickeleht, grüebeleht, 
kriuseleht, reifeleht, roeteleht, unzelleht (7 mal) und auf die 
Zusammensetzungen mit -valt : manecvalt, tüsentvalt, zehen- 
valt (15 mal); mit -bcer(e): dancbcere, helfebcere, *riuivebcere, 
fridebcere, unfruhtbcere, wandelbare (6 mal); mit -haft : ber- 
haft , diensthaft, wonehaft, unzagehaft (6 mal); mit -lös: hirt¬ 
los, kreftelös, vaterlos, vischelös, fröudelös, ivazzerlös, loiselös 
(9 mal); mit -var : bluotvar, liehtvar, missevar (4 mal). 

Auf die Verschiedenheiten im Gebrauche der schmücken¬ 
den Beiworte bei den mhd. Dichtern hat Steinmeyer hin¬ 
gewiesen (Erlanger Rektoratsrede 1889; Zs. 34, 282). Bei 
Wemher sind zu beachten: Jesus der gehiure 8881, der 
ungehiure (= der Teufel) 6839; gemeit, 9 mal im Reim, 
wird nur prädikativ verwendet; klär, nur unflektiert, 
15 mal (lieht fehlt im Reim ganz); diu frouwe mcere 5507, 
diu maget gote mcere 14053; rein, reine, reinen reimt 45 mal; 
stolz: bolz 14197, :holz 1027. 9545; fin : Un 1186, :wän- 
gelin 949, : pin 11903, : drin ‘tribus’ 11851, : sin Poss. 
1375. 6813. 6833. 9333. 9959, : sin Inf. 3741. 5977, : schm 
997.1386. 2495. 5257. 5887. 12107. 14439; fri verwendet 
Wernher seltener als WvRh.: irs lieben herren fri 11607, 
diu gotheit also fri 11687, er vil höchgelopte fri 14507, 
diu frie (: Marie ) 14289, der edelen und der frien (: Marien) 


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112 


1315; etwas häufiger alles uandels frx, alles leides ( zornes, 
grimmen muotes, schaden) fri u. ä.; Wolframs Einfluß verrät 
das häufige wertigert 865.1791. 2057. 5711. 13263. 14317, 
ibegert 349. 3743. 12889. 14487, tverde: gebcerde 871. 1653, 
:gevcerde 1079. 5687, : erde 6333; zart 30 mal, zarte(n) 2 mal. 

In lexikalischer Beziehung ist snös interessant, bei 
Lexer nur aus unserm Gedicht belegt, 5899 von Jesu 
Zunge: 

Wärhaft, gereht, gegen nieman snös, 

Niut gcehe, niut Tcläffec, niut halt, niat lös. 

Vgl. Stalder, Schweiz. Idiot. 2, 340 schnaiisig ‘mit Worten 
anfahrend, beißig’. 

Adverb und Pronomen. 

Ohne Umlaut sind belegt: baz, gedräte, gäbe, schöne , 
vaste, fruo; bemerkenswert ist, daß harte gänzlich fehlt 
(übrigens auch das Adj. herte). Auch zu den als Adj. 
vorkommenden enge, süeze, sivcere sind die Adverbien im 
Reim nicht nachzuweisen. — Neben regelmäßigem -lieh, 
-lieh geht das Adverb auch auf -liehe und -liehen aus: 
vollecliche : liehe Akk. Sg. 13947, ewecliche : riclie Adj. Yok. 
14397, Tdägeliche: geliche Nom. PI. 13685; andcehteclichen : 
müneclichen Akk. Sg. 631, eweclichen : mänecUchen Akk. Sg. 
14725, sunderlichen : riehen Dat. PI. 5703, wirdeclichen : 
riehen Akk. 4255. 14021. Kurzes -liehen dagegen, wie 
es im Reinfrid von Braunschweig z. B. vorkommt (187. 
2951. 6923. 7453. 10501. 22 847), fehlt bei Wernher, da 
überhaupt der Reimtypus -ichen nicht belegt ist. — garwe 
scheint 5811 auf varwe zu reimen, da das überlieferte 
grdwc wohl nicht zu halten ist; sonst nur gar, möglicher¬ 
weise gär (s. o. S. 73). — Außer me (109 mal) und. mere 
(13 mal) ist 1399 mer : her überliefert, was aber in mere : 
höre zu ändern sein wird; sonst nur iemer : niemer. 477. 
577. — iemen: niemen fehlt im Reim, es heißt stets ieman 
und nieman. — da (61 mal) und dö (95 mal) werden in 
alter Weise getrennt, die Verwirrung 12151 (dö: anderswo) 
fällt dem Schreiber zur Last. — dar dient 119 mal als 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



113 


Reimwort. Daß har 21 mal reimt, ist nichts Besonderes, 
wohl aber, daß her daneben überhaupt nicht vorkommt. 

— nä reimt 13, nach 11 mal; außerdem nähe: gähe 7759. 

— Neben sechsmaligem nun: sun (s. o. S. 93) auch nü: 
du 9 mal, : Jesu 2 mal. — sä: da 2885. 3209. 6431. 7177, 
iesä :dä 4991; kein sän. — sider: wider 2299. 3885. 13451; 
sit: zit 3867. — 68 so, also gegen 54 sus, alsus. — unibe 
reimt nur als um, 19 mal (Belege s. o. S. 83). — von : 
kriuzegon 9249, : Salomon 9539. 9579; kein van. 

Über die Formen von si s. o. S. 102. — iht iphliht 
13663, iutiich erbiut, Hut 17mal; nihtiphliht, verstriht, 
(an)gesiht Subst., zuoversiht, geschiht Subst., bcesewiht 14 mal, 
isiht u. Komp., beschiht 11 mal, nietidiet, (ver)schiet 5 mal, 
niut : ( ver)biut, liut, betiut 94mal; indifferent iutiniut 42mal. 
beniute: Hute 6895, niute(n ): liutefn ) 2173. 3215. 12019 (s. 
o. S. 101); Inf. vermuten: liuten 661. 7369. 7559. — Ein¬ 
zelne Formen der Personal- und Possessivpronomina sind 
beliebte Reimwörter: ich 17, dich 45, mich 44, sich 65 mal; 
im 55mal; in 85mal; ir 28, dir 74, mir 72, wir 5mal; 
din 27, min 69, sin 46 mal; ferner daz 184 mal, davon 
146 mal im Reim auf was. 

5. Zur Heimatfrage. 

Im ganzen wird man sagen dürfen, daß sich bei 
Wernher mehrfach ein Streben nach genauen Reimen 
zeigt. Ausschlaggebend scheint mir hier die Trennung 
von g und k im Auslaut (S. 87 f.); ferner die, wenn man 
von dem Zusammenfall von ä und e absieht, genaue Schei¬ 
dung der e-Laute (S. 78 f.), endlich die Beschränkung auf 
eine Wortform: wenn dies Ziel nur angestrebt, nicht 
erreicht wird, so ist daran zu erinnern, daß dies auch 
den sorgfältigsten mhd. Dichtern nicht gelungen ist. 

Wenn auf der andern Seite von gewissen Reimfrei¬ 
heiten ein ziemlich ausgedehnter Gebrauch gemacht wird 

— ich denke an die Bindung ungleicher Vokalquantitäten, 
besonders a:ä (S. 70 f.) und i: i (S. 74 f.) — so wird 

Palaestra LXXXI. 8 


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114 


sich unter diesen Umständen die Vermutung rechtfertigen 
lassen, daß sie der Mundart des Dichters nicht geradezu 
widersprachen. Bis zum Erweis des Gegenteils dürfen 
wir wohl annehmen, daß seine Heimat nicht in dem Ge¬ 
biete lag, wo a und ä qualitativ stark verschieden waren, 
d. h. wo sich d zu au und o entwickelt hat. So weit, 
glaube ich, können wir trotz der S. 71 erwähnten Be¬ 
denken jetzt, wo wir das ganze Material übersehen, 
immerhin gehen. 

Daß wir Wernher als einen Alemannen, zunächst im 
weiteren Sinne, und zwar als einen Alemannen der 
späteren Zeit anzusehen haben, darüber kann wohl 
kein Zweifel bestehen. Das bezeugen, um nur das Wich¬ 
tigste zu nennen, die häufige Erhaltung voller Vokale 
in nebentoniger Silbe (S. 81), die Reime von auslautendem 
m:n (S. 86f.), die Endung -nt in der 2. Plur. (S. 91), 
das Partizip gesin (S. 97), die Deminutivendung -li (S. 107), 
auch die Behandlung der e-Laute (ä: e, sonst Scheidung), 
— alles Kennzeichen alemannischer Dialekte. Die häufige 
Apokope des unbetonten e (S. 82 f.), die Bindungen von 
spirantischem z : s (S. 89), das Übergreifen der Endung 
-nt auf die 1. Plur. und das Prät. (S. 90 f.), das freilich nur 
zu erschließende Eindringen eines Dentals in die 2. Sg. 
Ind. Prät. der starken Verben (S. 91) weisen auf spätere 
Zeit. 

Dazu stimmen einige andere Erscheinungen, die nicht 
dem Gesamtgebiet des Alemannischen eigentümlich sind: 
h : ch nur auslautend, nicht inlautend gereimt (S. 88); 
Reime von t : tt (S. 61 f.); Erweichung von t zu d nach 
n, aber nicht nach l (S. 88 f.); Ausfall von n und Nasa¬ 
lierung vor dentaler Spirans (S. 90); u im Konj. Prät. 
der starken Verben nicht umgelautet (S. 92); bei den 
schwachen Verben Wechsel von ck im Präs, mit h im 
Prät. und Part. (S. 95); e-Eormen im Präs, von hän 
(S. 99); häufige Reime von leun und genun : sun (S. 93). 

Auf diesen letzten Punkt gehe ich etwas näher ein. 
Im Reinfrid von Braunschweig, wo sich vernun: sun 17019. 


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115 


22929 gereimt findet, steht daneben überwiegendes Icon, 
genon:von, geivon 1 ). Über die Verhältnisse in den heu¬ 
tigen Schweizer Mundarten verdanke ich der Güte von 
Herrn Professor Bachmann in Zürich folgende Auskunft: 

„Der Reim sun : chun : gnun (in der lebenden Ma. 
sü: chü: gnü mit mehr oder weniger offnem ü) ist einzig 
bezeugt 

1) für das Gebiet des Kantons Glarus; 

2) für ein kleines geschlossenes Gebiet im Norden des 
Kantons Zürich (Bülach, Glattfelden, Hüntwangen, Wyl, 
Rafz, wohl auch in Eglisau, eine positive Angabe für 
diesen Ort steht aus); 

3) nach je einer Angabe für Wartau im St. Galler 
Rheintal (su : chü : gnu) und für Schneit bei Elgg östlich 
von Winterthur. 

Wo sonst die drei Formen reimen, ist der Vokal o 
(meist 0 oder g, auch o, f); hieher das Hauptgebiet 
der Kantone Schaffhausen (ohne die Stadt), Thurgau, 
Appenzell, auch Teile von Aargau, Zürich, St. Gallen“. 

Das Material für den Sprachatlas des Deutschen 
Reichs gibt nur über die Verbreitung von chü Aufschluß. 
Herr Professor Wrede in Marburg war so freundlich, mir 
darüber Folgendes mitzuteilen: 

„Am festesten ist die fragliche Form chü im süd¬ 
lichen Elsaß: die Nordgrenze dieses Gebietes beginnt an 
der Reichsgrenze südlich von Maasmünster, zieht von 
hier nordöstlich auf Sennheim, Ensisheim und geht öst¬ 
lich davon an den Rhein; in diesem Bezirk wird chü 
ziemlich konsequent uns überliefert (d. h. für ca. 150 
Orte), und es hat ganz den Anschein, als ob es von hier 
aus sich auch südwärts nach Basel und Solothurn hinein 
fortsetze. Rechtsrheinisch setzt sich dasselbe chü von 
Neuenburg und Müllheim über Heitersheim und Staufen 

l ) hon Prät. (vgl. Konrad von Ammenhausen 8537) : wir son 
(= suln) 24211; fco» Inf. : von 4863. 4909. 6459. 9557. 22243. 25101. 
26867, : ungewon 26589; fco» Part.: von 6079. 7089. 9601. 15921. 
16205. 19679. 21875. 25879. genon : von 17 289 21669. 

8 * 


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bis gegen Freiburg hin fort. Wie Ihnen für Eglisan und 
Rafz yon Bachmann belegt, so findet sich die Form auch 
weiter nördlich anf Reichsboden in schmalem Streifen 
über Stühlingen und Bonndorf und in Ausläufern bis 
über Lenzkirch und Neustadt hinaus. Dazu kommen ver¬ 
einzelte chü zwischen Radolfzell und Überlingen, sowie 
am Ostende des Bodensees in Lindaus nördlicher Nach¬ 
barschaft und östlicher um Lindenberg n. Weilen. (Das 
Kartenbild zeigt deutlich, daß die Form auch im an¬ 
grenzenden Vorarlberg Vorkommen wird.) Die Schwierig¬ 
keit, Ihre Form auf der Karte fest zu begrenzen, weist 
darauf hin, daß sie stark im Rückgang begriffen ist und 
im 14. Jahrh. wesentlich weiter gereicht haben mag.“ 
Wenn wir auch mit dieser Möglichkeit rechnen müssen, 
so dürfen wir den vorstehenden Angaben doch wohl ent¬ 
nehmen, daß die lcun und genun nicht schwäbisch 
sind. Das ist von hohem Wert, denn es ist nicht zu 
leugnen, daß manche der angeführten Charakteristika auf 
Schwaben hinweisen könnten; ich erinnere ferner an das 
-ot im Part, und einmal auch im Prät. der schwachen 
Verben (S. 81). Dazu kommt, daß die Handschrift schwä¬ 
bische Eigentümlichkeiten aufweist, wie die Diphthongie¬ 
rung von ä zu d, au und die Trennung des alten Diph¬ 
thongs ai von kontrahiertem ei aus egi. Aber gerade 
eine genaue Untersuchung der handschriftlichen Ortho¬ 
graphie, wie ich sie mir für die Einleitung zu der Aus¬ 
gabe des Marienlebens in den 'Deutschen Texten des 
Mittelalters’ Vorbehalte, führt uns auf eine andere Er¬ 
klärung. Es läßt sich nämlich beobachten, daß die Schrei¬ 
bung des Marienlebens nicht gleichmäßig ist: gewisse 
Eigentümlichkeiten, darunter auch einzelne, die wir als 
spezifisch schwäbisch ansehen dürfen, sind im Anfänge 
der Hs. sehr häufig und werden später seltener oder 
verlieren sich ganz. Daß wir das nicht aus der Mit¬ 
wirkung mehrerer Schreiber zu erklären haben, ergibt 
sich abgesehen von dem paläographischen Befunde auch 
daraus, daß die Grenzen der einzelnen Erscheinungen 


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nicht zusammenfallen, sondern einander überschneiden; 
auch ist der Übergang von einer Schreibweise zur andern 
niemals plötzlich, sondern allmählich, durch Übergänge 
vermittelt: nirgends ein Abbrechen des Alten und Ein¬ 
setzen des Neuen, sondern dazwischen ein Nebeneinander, 
wo das eine immer seltener, das andere immer häufiger 
wird. Handelt es sich danach also um einen Wechsel in 
der Technik desselben Schreibers, so wird er zu erklären 
sein als Einwirkung der Orthographie der Vorlage auf 
die eigene Schreibgewohnheit. Von vorne herein ist 
bei einem mittelalterlichen Schreiber nicht anzunehmen, 
daß er dieser Einwirkung bewußt und absichtlich nach¬ 
gegeben hat; was bei der Abschrift eines modernen 
Philologen wohl möglich wäre, nämlich daß sie, anfangs 
ängstlich genau, später ans lässiger Gewohnheit oder 
auch bewußt in Kleinigkeiten ansgleichend stärker ab¬ 
wiche, das ist im 14. Jahrhundert unwahrscheinlich. Viel¬ 
mehr wird der Schreiber, der zu Anfang seiner eignen 
Orthographie folgt, allmählich unter den Bann der Vor¬ 
lage geraten, die Schriftbilder, die ihm zuerst fremdartig 
schienen, werden ihm durch die Macht der Wiederholung 
immer vertrauter, bis er sie schließlich, mechanisch ko¬ 
pierend und nicht durch Ungewohntes zur Aufmerksamkeit 
geweckt, selbst in gleicher Weise wiedergibt. Daß tat¬ 
sächlich die späteren Teile des Marienlebens die indivi¬ 
duelle Orthographie des Schreibers mehr und mehr zu¬ 
rücktreten lassen, wird dadurch bestätigt, daß in den 
kurzen Stücken, die noch auf das Marienleben folgen, 
der Schreiber, von dem Zwange der lange gewohnten 
Vorlage wieder frei, alsbald wieder zu der Schreibweise 
zurückkehrt, die er im Anfänge des Marienlebens befolgt. 
Da nun, wie gesagt, unter den Eigentümlichkeiten des 
Anfangs und des Schlusses der Hs. sich ausgesprochen 
schwäbische finden, so werden wir daraus schließen, daß 
die Hs. von einem Schwaben geschrieben wurde; für die 
Vorlage aber, unter deren Einfluß die schwäbischen 
Kennzeichen schwinden, ist nicht-schwäbische Herkunft 


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anzunehmen. Bei der geringen Verbreitung unseres Ge¬ 
dichts, und weil der gute Zustand der Überlieferung es 
unwahrscheinlich macht, daß zwischen unserer Hs. und 
dem Original sehr viele Zwischenstufen lagen, gibt das 
auch für die Herkunft des Originals einen Hinweis, der 
das aus den Reimen von kun und genun gewonnene Er¬ 
gebnis stützen kann: Wernhers Heimat ist nicht in 
Schwaben zu suchen, wenn sie auch nicht allzu weit 
davon entfernt gelegen haben wird. 

Für das Elsaß lassen sich kaum irgendwelche Gründe 
ins Feld führen, und so wird v. d. Hagen Recht behalten, 
der zuerst unsern Dichter als einen Schweizer bezeichnet 
hat. Vielleicht, obschon eine völlige Sicherheit sich wohl 
höchstens bei genauerem Studium der betreffenden Lokal¬ 
mundarten gewinnen ließe, darf man sagen: als Wernhers 
Heimat kann die nordöstliche Schweiz in der Nähe 
der schwäbischen Grenze gelten. Auch in der Zeit¬ 
bestimmung kann ich v. d. Hagen nur zustimmen, der 
die Abfassungszeit nicht lange vor die Beendigung der 
Handschrift setzt, die vom Jahre 1882 datiert ist. 


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Anhang: 

Nachträge zu Vogtlins Ausgabe der 
Vita Marie Rhythmica. 


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I. Die Glossen. 

Bei der Wichtigkeit der S. 13f. besprochenen Glossen 
teile ich sie nach dem auch von Vögtlin zugrunde gelegten 
Clm 12518 (= M) mit. Ben hier vorhandenen Bestand 
habe ich ergänzt aus dem Clm 14 538 (= z), dem Clm 2651 
(= g) und der Wiener Hs. 812 (= c), aus denen auch eine 
Ausivahl von Lesarten beigefügt ist, die vor allem zeigen 
soll, wo zwei oder alle drei Hss. in einer Abweichung gegen¬ 
über M Zusammentreffen. Die Hss. sind gewählt als Ver¬ 
treter der S. 11 unterschiedenen Gruppen Z*, G* und C*, 
und so erklären sich die dafür verwendeten Siglen: nur z 
ist eine Bapierhs., c und g sind wie M auf Bergament ge¬ 
schrieben. Meine Aufstellungen über den Stammbaum kann 
ich dahin ergänzen, daß c und g (mithin auch C* und G*) 
unter einander näher verwandt sind als mit z (und Z*). 

f. l r . Cum diversorum sanctorum gesta seu vite Vorrede, 
series ab ecclesia recipiatur, queritur cur vita beate 
virginis Marie in ecclesia non legatur. Ad hoc teste 
Grermano, hystoriografo temporum Christi, taliter 
5 responderi potest: quod beata virgo Maria post as- 
censionem filii sni annis XXII vixit in hoc mundo, 
scilicet prope usque ad tempora vastacionis civitatis 
Jerusalem, et universi fideles habitantes tune Jeru¬ 
salem iam expulsi erant a civitate et per Universum 

1. vite fehlt z. 2. ecclesia catholica cgz. beate] be M, bea- 
tissime cgz. 5. beata] gloriosa mater et c(g)z. 6. filii unleser¬ 
lich M. 7. vastacionis unleserlich M. 7. 8. Jerusalem civitatis cz, 
aus ursprgl. c. J. korr. g. 


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orbem dispersi, ita quod in obitu et in assumpcione eins 
nulli remanserant qui vitam ipsius beatissimam con- 
scriberent. Tarnen si ab aliquo conscripta fuerat, in 
destruccione et ignis vastacione buius civitatis credi-' 

5 bile est perisse; quia, ut scribit Theophilns historio- 
grafus gestorum Christi, beatus J acobus apostolus, qui 
vocatus est frater Domini, adhuc mansit in Jerusalem, 
cum ipsa dulcis virgo Maria ab hoc seculo tränsiit; 
qui hoc nullatenus obmisit, quin eins vitam memora- 
10 bilem conscripserit. Quod autem beata Maria post 
ascensionem filii sui tot annis vixerit super terram, 
scilicet XXII, testatur beatus Epyphanius in epistula 
quam scribit ad ecclesiam Grecorum: ex cuius scriptis 
dicit se auctor huius libri plurima recepisse. Idem 
15 vero Theophilus dicit, et hoc tarnen opinando, quod 
vita beate virginis scripta quidem fuerat, sed ab in- 
fidelibus, sive a Judeis sive ab hereticis, suppressa 
fuit et deleta. Igitur awctor huius libelli videns vitam 
memorabilem semper laudande virginis Marie in ec- 
20 clesia non haberi dedit operam ut ex diversis libris 
doctorum non solum Grece vel Latine sed etiam bar- 
barice scriptis unum opusculum compilaret,- quod ad 
laudem matris Dei in ecclesia legeretur et Yita beate 
virginis appellaretur. 

25 f. l r . Iste Epyphanius fuit archiepiscopus in Sa- y ita y x 
lamina civitate insule que vocatur Cyprus. 

f. l r . [ Über Ignacius verus Vers 3 steht ] discipulus y. 3 . 
Johannis ewangeliste. 

f. l r . Iste Johannes fuit phylosophus et christianus y. 5 . 
30 in Grecia. 

1. eius fehlt ge. 4. vastacione unleserlich M. huius] ipsius 
c g z. 5. perisse unleserlich M. 5. 6. historiografus unleserlich M. 

J acobus unleserlich M. 7. adhuc unleserlich M. 8. seculo] mundo 
ege. 9. dimisit cgz. 10. beata Maria] b. virgo c, b. virgo M. g, 
virgo M. z. 12. beatus fehlt z. 14. se dicit cz. huius lib‘ M, 
presentis libelli cgz. 16. scripta unleserlich M. 18. awetor un¬ 
leserlich M. 22. quod unleserlich M. 26. Salamania cz, Salmania g. 
in insula cg. 27. (Iste z) Ignacius fuit disc. cgz. 29. et fehlt cgz. 


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123 


f. l r . Usya est divina substancia trine unitatis; v. 6. 
et dicitur usyon Grece, substancia Latine. 

f. l r . Hic est Dyonisius de quo dicit.glosa super V. 25. 
actus apostolorum: Qui cum videret obscurari solem 
5 in passione Christi, dixit: [f. 1 T ] ‘Hec eclypsis non 
est ex natura, sed contra cursum nature. Yel mundi 
machina dissolvetur vel deus nature mortem pacietur’. 

Unde gentiles construxerunt aram in honorem ignoti 
dei. Post multum vero temporis veniens sanctus Paulus 
10 vidit titulum are ignoti dei et dixit: ‘Hic est Deus 
quem ego predico, Jhesus Christus, de virgine natus, 
passus, mortuus et sepultus; et tercia die resurrexit 
a mortuis’. Hec audiens predictus Dyonisius dixit 
Paulo: *Si vis ut credamus in deum quem predicas, 

15 in nomine ipsius dei Jhesw hunc cecum illumines’. Ad 
hec respondit Paulus: ‘In nomine eiusdem Jhesu huic 
ceco tu precipias ut videat’. Tune dixit Dyonisius: 

‘In nomine Jhesu quem Paulus predicat dico tibi, cece, 
ut videas’. Quod cum dixisset, statim cecus illuminatus 
20 est. Hoc facto Dyonisius credidit et omnes Atheni- 
enses cum eo. 

f. 1 T . Apocrifum est, cuius auctor ignoratur; unde V. 37. 
eins scriptura nec pro vero recipitur nec pro falso 
reprobatur. Tarnen multa apocrifa ab ecclesia reci- 
25 piuntur, ut ultima pars Danielis prophete, liber Judi- 
cum et Ruth et secundus liber Machabeorum, que teste 
beato Jeronimo inter apocrifa deputantur; neenon pas- 
siones diversorum sanctorum, que, licet apocrifa sint, 
tarnen in ecclesia katholica leguntur. 

30 f. 2 r . Refert Germanus, hystoriographus temporum V. 59. 
Christi, quod iste Joachym pater Marie virginis fuit 
et excessit universos Judeos, tarn scribas quam pha- 
riseos, moribus et vita ac sancta conversacione: unde 

3. Sanctus hic z. 5. Christi] domini cg z. 7. patitur cg z. 

10. tumulum z. et fehlt cgz. • 15. dei fehlt c. Jesu] Jhc M, 
fehlt cgz. 16. sanctus P. gz. 18. eiusdem Jesu z. 24. repu- 
tatur z. 


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etiam ab ipsis magnam emulacionem et invidiam susti- 
nuit. 

f. 2 r . Hec Anna et Ysmeria fuerunt sorores; nam V. 65. 
Ysmeria gennit Elysabet, matrem Johannis baptiste: 

5 Anna vero gennit Mariam, matrem Jhesu Christi. 

f. 2\ Hec et ea que secuntur scribit Honorins in V. 113. 
libro qui dicitnr Specnlum ecclesie, et beatns Epy- 
phanins. 

f. 4 T . De hiis virginibis habebis snpra. Y. 211. 

10 f. 5\ Aqne super celos sunt psalmista teste: quas V. 251. 
ideo Deus ibi creavit, ut earum frigiditate temperetur 
fervor generatus ex motu firmamenti, ne inferiora 
destruantur. Et dicit Beda quod glaciali soliditate 
in more christalli aque supra firmamentum sunt sus- 
15 pense; et dicte sunt celum christallinum, ut dicit glosa 
super Genesim. 

f. 5 T . Planete sunt VII sidera errantia, que non V 253. 
sunt fixa in firmamento sicut cetera sidera, sed va- 
gantur in ethere et feruntur contra firmamentum motu 
20 naturali: tarnen violento motu feruntur a firmamento 
circa mundum semel in die et nocte. Hec sunt Luna, 
Mercurius, Venus, Sol, Mars, Jupiter, Satumus. Has 
planetas statuit Deus in ethere ut obvient firmamento 
et teneant impetum eins, ne feratur in preceps et 
25 mundi machina dissolvatur. 

f. 6 r . Quatuor elementa sunt: ignis, aer, aqua, V. 259. 
terra. Ab hiis quatuor elementis omnis corporalis 
creatura est naturata et complexionata. 

f. 6 r . In sacra scriptura semper invenitur Raphahel V. 289. 
30 missus ad coniugatos, ut habemus testimonium ex 
Tobya; Gabriel ad virgines, ut patet in Maria. 


1. etiam fehlt cgz. 3. nam fehlt cgz. 5. vero fehlt cgs. 

9 fehlt c. habes gz. 10. Aque que cgz. 14. aque nach fir¬ 

mamentum gestellt cgz. 20. tarnen] non z. violenti cgs. 26— 
28 fehlen z. 26. el. sunt] e. s. ista c, s. e. scilicet g. 27. et 
terra cg. 29. invenitur semper cgz. 31. ut bis Maria fehlt cgz. 


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f. 7 T . Bernhardus: Mundo corpori mundissima anima V. 377. 
sociatur et universis virtutibus decoratur. 

f. 8 r . Augustinus in libro de spiritu et anima: V. 382. 
Humanam animam omnipotens infundendo creat et 
5 creando infundit. 

f. 8 r . Theophilus: Nec mirum matrem totius sancti- v. 385. 
ficacionis et creaforis omnium in utero sanctificari, 
cum legamus plures sanctos, ceu Jobannem baptistam 
et Jeremiam, in utero sanctificatos. 

10 f. 9 T . Crepundia vocantur lecti vel sponde, in V. 484. 
quibus positi pueri moventur, ut dormiant. 

f. 10 r . Judei volentes ampliare cultum divinum v. 564. 
construxerunt quoddam habitaculum iuxta templum 
Salomonis, in quo locaverant castas virgines, ut custo- 
15 dirent templum et tempore suo purgarent et ornarent 
altaria et vasa libatoria. 

f. ll y . Omnis sacra scriptura IIlI or modis habet V. 627. 
exponi: vel secundum exposicionem anagogicam vel 
tropologycam vel historicam vel moralem. Yerbi gracia: 

20 Jerusalem quando intelligitur celestis patria, est ex- 
posicio anagogica; quando per Jerusalem presens ec- 
clesia intelligitur, exposicio est tropologyca; quando 
ipsa civitas Jerusalem intelligitur, hystorica est expo¬ 
sicio; quando fidelis anima intelligitur, moralis est 
exposicio. 

25 f. 12 r . Triticeus color est mixtus inter albedinem V. 675. 
et rubrum. 

f. 12 7 . Saphyrus et iacinctus sunt lapides aerei V. 686. 
coloris. 

f. 12 T . Differencia est inter evexum et convexum: V. 693. 
80 evexum est quod est recurvatum, convexum est quod 
est incurvatum; sicut celum est evexum quantum ad 
angelos, convexum quantum ad nos. 

f. 13 r . Citrinus color est inter croceum et album. V. 723. 
f. 13 r . Topazius est gemma micans ut aurum. v. 724. 

2. decorabitur z. 7. creatoris cgz, creacionis M. 20. 21. ex¬ 
posicio est cgz. 26. rubedinem g, rubeum z. 


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f. 13 r . Trica, trice vocantur capilli feminarum qui V. 725. 
retorti et inflexi retro pendent super scapulas. 

f. 13 r . Onichinus est gemma habens colorem hu- V. 748. 
mani unguis. 

5 f. 15 r . Coccus est piscis marinus, in cuius sanguine V. 888. 
decoloratur purpura vel sericum; et vocatur coccus 
bis tinctus, quia bis intinguitur. 

f. 16 r . Tres secte fuerunt apud Judeos, scilicet V. 943. 
Phariseorum, Saduceorum et Esseorum: Pharisei cre- 
10 debant resurreccionem corporis et anime; Saducei non 
credebant resurreccionem nec corporis nec anime; Essei 
credebant resurreccionem anime et non corporis. Hec 
dicit glosa super Leviticum. 

f. 19 r . Joseph et Cleophas fuerunt duo fratres. V. 1170 . 
15 Joseph duxit Mariam, filiam Joachim et Anne. Mortuo 
autem Joachym Cleophas, frater Joseph, duxit Annam, 
matrem Marie. Hysmeria fuit soror Anne, matris 
sancte Marie; et ista Hysmeria genuit Elysabet, ma¬ 
trem sancti Johannis baptiste. Hoc scribit Jeronimus 
20 in glosa super ewangelium. 

f. 19 T . Dicit beatus Jeronimus et etiam legitur inV. 1182. 
vita sanctorum Sergii et Bachi quod Joseph, sponsus 
Marie, fuit faber lignarius, scilicet carpentarius; quia, 
ut dicit Ysidorus in libro Ethymologyarum, quod omnis 
25 dolator, tarn ferri quam ligni, faber dictus est. 

f. J9 7 . Bene decens erat ut castissimus homo ca-V. 1204. 
stissime virgini sociaretur. Commendatur enim Jo¬ 
seph de castitate Y sensuum corporalium et de casti- 
tate omnium virtutum spiritualium. 

30 f. 20 Y . Joseph iste homo erat provecte etatis; etV. 1288. 
dicit Eusebius in Ecclesiastica hystoria quod uxorem 
et filios et filias habuerit. Beatus vero Ambrosius 
contradicit et magister in Scolastica historia: qui di- 

2. supra cz, iuter g. 3. 4 fehlen c. 11. nec corp. nec] 
corp. nec cz, corp. et g. 14—20 fehlen c. 18. sancte fehlt g z. 

19. sancti fehlt g z. 22. sanctorum fehlt gz. 24. quod Mgz, 
fehlt c. 30. perfecte z. 


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127 


cunt eum mansisse in virginitate usque ad mortem; 
qnibns pocius credendum est. 

[Nota quod in ewangelio facta Jhesu Christi etY. 1480. 
magnalia non scribuntur nisi solnm illa que operatus 
5 est a XXVIJII annis etatis sue nsque ad ascensionem 
suam. Tarnen incredibile est qnin tempore iuventutis 
infinite miracula et virtutes fuerit operatus: que si 
in libris autenticis non scribuntur, tarnen nullus fidelis 
dubitat eum tanto tempore multa magnalia non peregisse.] 

10 f. 24 r . Ewangelium Hebreorum transtulit beatus Y. 1501. 
Jeronimus de Hebreo in Latinum, ut ipse testatur in 
libro qui dicitur über Illustrium virorum. 

f. 24 r . Iste Egesippus vixit temporibus apostolorum v. 1510. 
et scripsit librum Cronicorum inserens omnia facta 
15 Jhesu Christi etparentum suorum. Similiter Affricanus, 
Josephus, Orosius et Pbylippus: hii omnes scripserunt 
de temporibus Christi, ut legitur in eorum cronicis, 

f. 27 r . Glosa super illum locum: ‘Cognovit bosy. 1724. 
possessorem suum et asinus presepe domini sui’ dicit 
20 quod Joseph duxit secum asinum et bovem eundo in 
Bethlehem: asinum, ut gravida virgo in eo resideret; 
bovem, ut eum venderet pro expensis. 

2f. In z noch folgende Glossen. Zu V. 1290f.: Nota: Beata 
virgo Maria proposuit se servaturam virginitatis votum, sed ipsum 
votum non expressit ore, sed subiecit se divine voluntati, dum pro¬ 
posuit se conservaturam virginitatem: nisi ei Deus aliter revelaret, 
promittens ergo virginitatem suam divine disposicioni; consensit in car- 
nalem copulam non illam appetendo, sed disposicioni divine ac inspi- 
racioni in utroque obediendo. Preterea vero, cum genuit filium, quod 
corde conceperat simul cum viro labiis expressit, et uterque in virgi- 
nitate permansit. XXYII q. i. CG g° (unsicher). Zu V. 1325 ‘genus 
Judeorum’: Id est Christum confitentium, quia Judeus dicitur Christum 
confitens. Zu V. 1331: Nota: Utrum fuisset verum (mal cogi punk¬ 
tiert) coniugium inter Mariam et Joseph, sicut dicitur super 4 m 
sentenciarum, 4<* sunt notanda. Primum est potestas coniugalis et 
actus coniugii. 2“ est... . Der Schluß fehlt. 3—9 fehlen M\ 

nach z. 7. infinita heim Beschneiden weggefallen z. 9. eum 
weggeschnitten z. magnalia weggeschnitten z. 18—22 fehlen c. 

18. locum illum (ITsaie g) gz. 


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128 


f. 27 r . Tempore nativitatis Christi Augustus Cesar V. 1730. 
Universum mundum sibi subiugaverat, et precepit ut 
inscriberentur omnes homines per totum mundum, ita 
quod quilibet homo unum denarium per se daret in 
5 signum subieccionis Cesaris Augusti. Ergo omnes de 
provinciis et de villis cogebantur ire ad vicinas civi- 
tates, ut ibi assignatis denariis suis singuli inscribe¬ 
rentur. Unde Joseph et Maria iam pregnans ibant in 
Bethlehem cum ceteris; et duxit secum asinum et bo- 
10 vem, ut Maria in asino resideret, et bovem venderet 
ad habendas expensas. Et cum venirent prope civi- 
tatem Bethlehem, noctis erat medium et instabat hora 
pariendi virginis Marie. Quod cum intelligeret, Joseph 
introduxit Mariam in quandam speluncam sub quodam 
15 monte et locavit etiam ibi iumenta sua construens eis 
presepe sicut potuit. Hec spelunca fuit extra civi- 
tatem Bethlehem, ut testatur Johannes Chrisostomus, 
et hanc speluncam vocant ewangeliste diversorium. Ibi 
Maria filium suum natum locavit in presepio ante 
20 bovem et asinum super fenum quod ipsa iumenta co- 
medebant. Hec omnia dicit glosa super ewangelium, 
et est glosa Johannis Crisostomi. 

f. 28 T . Legitur in Daniele quod rex Nabuchodo-V. 1846. 
nosor vidit in sompnis vel in visione statuam, id est 
25 ymaginem, que habebat aureum caput, pectus argen- 
teum, ventrem eneum, crura ferrea ac tybias, pedes 
luteos. Et vidit de monte lapidem precisum sine ma- 
nibus, qui cecidit ad pedes predicte ymaginis et com- 
minuit eam totam. Lapis precisus de monte sine 
80 manibus est filius Dei natus de virgine sine virili 
operacione. Hic cecidit ad pedes ymaginis et commi- 

4. per se daref] mitteret (vor unum g) Romam cgz. 6. et 
villis cgz. 7. suis denariis cgz 8. ibat ege. 11. Et cum] 
cum (autem c) ege. 14. 15. monte quodam cgz. 15. ibi vor 

etiam c, nach sua g. 24. in sompnis vel fehlt ege. 25. 26. ar- 
genteum pectus eneum ventrem ferrea crura et tybias (et c) ege. 


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129 


nuit eam, cum in passione sua Levyathan prostravit 
et omne regnum suum devastavit. 

f. 28 v . Legitnr in libro Numeri quod, cum filiiv. 1848. 
Israel transirent per desertum, vastabantur a serpen- 
5 tibus. Tune Moyses mandato Dei fecit serpentem 
eneum et suspendit eum in pertica; et quicunque lede- 
batur a serpente, cum respexit serpentem suspensum 
in pertica, sanabatur a morsu serpentis. Per serpentem 
eneum suspensum in pertica intelligitur Jhesus Christus 
10 suspensus in cruce: quicunque vulneratur a serpente 
dyabolo, sed cum vera iide et devocione respexerit 
serpentem suspensum in pertica, id est Jhesum Christum 
suspensum in cruce, liberabitur ob omni veneno pecca- 
torum. 

15 f. 28 v . Legitur in Genesi quod Deus precepit V. 1850. 
Abraham ut offerret filium suum Ysaac. Quem cum 
offerre vellet, vidit arietem berentem inter spinas; et 
dixit ei angelus ut parceret filio suo et offerret arietem 
pro eo. Per arietem oblatum pro Ysaac intelligitur 
20 Jhesus Christus oblatus in cruce pro universo mundo. 

f. 28 7 . Legitur in libro Judicum quod, cum Gedeon y. 1852. 
deberet inire bellum cum Phylisteis, petivit signum 
a Deo, utrum vincere deberet an non; et posuit vellus, 
id est pellem ovinam, in gramine et petivit hoc pro 
25 signo, quod vellus ex rore madesceret tota terra per¬ 
manente sicca. Quod cum factum esset, iterum secunda 
nocte petivit quod tota terra perfunderetur rore' vel- 
lere sicco permanente: et sic factum est. Per vellus 
intelligitur incontaminata virgo Maria, in quam filius 
30 Dei descendit, sicut ros descendit super gramina nec 
tarnen a rore corrumpuntur. 

f. 28 v . Moyses, cum ibat in deserto, vidit in monte v. 1853. 
Syna rubum, id est silvam, comburi igne; et tarnen 
rubus ab igne non consumebatur. Rubus iste est 
35 uterus intactus virginis Marie, que, licet videretur 

2. devastavit fehlt cgz. 11. sed] si gz, et c. 13. liberatur cgz. 

17. pendentem cgz. 27. terra cgz, fehlt M. 35. que g, qui Mcz 
Palaestra LXXXI. 9 


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corrumpi in conceptione filii, tarnen semper mansit 
incorrupta. 

f. 29 r . Moyses, cam construxit archam testamenti v. 1856. 
mandato Dei, posuit in ipsa archa tabulam testamenti 
5 et manna, scilicet panem celestem. Per archam intel- 
ligitur virgo Maria, per manna filius Dei, qui in eins 
utero confectus atque pistus est. 

f. 29 r . De stella ista legitur in libro Numeri, ubi y. 1858. 
dicitur: Orietur stella ex Jacob etc. 

10 f. 30 r . Lucws est silva, in qua colebant gentiles V. 1959. 
ydolatriam suam. 

f; 30 r . Romani construxerunt templum mire ma- V. 1966. 
gnitudinis et tante firmitatis et fortitudinis, quod 
credebatur persistere usque in finem mundi et appel- 
15 laverunt illud templum Pacis. Cum autem constru- 
eretur hoc templum, supervenit quedam vetula et 
dicebat: ‘Hoc templum corruet, cum virgo pariet’. Hoc 
audientes artifices quasi pro quodam imposibili scripse- 
runt in superliminari templi: ‘Hoc templum nunquam 
20 corruet, nisi virgo pariat’. Istud templum corruit, 
quando filius Dei natus est ex Maria. 

f. 30 T . Scribit sanctus Orosius in Cronicis ad bea- V. 1970. 
tum Augustinum quod ÜI soles et III lune ante in- 
carnacionem Christi in celo videbantur; qui paulatim 
25 congrediebantur et unum corpus solare factum est et 
unum corpus lunare. 

f. 30 t . Hec tria signa scribit Germanus, hystorio- V. 1978. 
graphus temporum Christi, et Theophilus, scriptor 
gestorum Christi. Que si sciolus vel garrulus credere 

(aber 130,2 incorrupta Mcgz). 5. scilicet] id est cgz. 5. 6. virgo 
M. intelligitur g z, intell. beata virgo c. 6. manna] panem (celestem 
z) gz. 7. positus cgz. 8. hac stella cgz. 10. 11 fehlt cgz. 

Lucer (auch im Text lucSo) M. 13. firmitatis et fehlt cgz. 14. in] 
ad cgz. 15. appellabant cgz. 16. vetula quedam cgz. 20. pa¬ 
riet cgz. Istud] illud c, hoc gz. 21. est] fuit cg. ex M.] de 
virgine M. cgz. 24. videbantur vor in cgz. qui M, que cgz. 

27. signa] miracula cg. z hat die Worte Hec.. temp. Christi mit M 
übereinstimmend, außerdem Ista tria miracula u. die übrige Glosse. 


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noluerit, dicat tarnen malis gratibus suis nichil esse 
impossibile apud Deum et multa signa facta per Uni¬ 
versum mundum ad enunciandum Christi nativitatem 
et eius ineamacionem; que tarnen omnia in libris ne- 
5 quaquam scribi poterant. 

f. 31 r . Arbores solis et lune sant arbores de qui- V. 2022. 
bus dicit Moyses in penultimo capitulo Deuteronomii 
super benediccionem Joseph dicens: ‘De pomis fruc- 
tuum solis et lune et de vertice antiquorum montium 
10 det tibi Deus’. De hiis arboribus Alexander Macedo 
magnus rex scripsit in epistola sua ad Aristotilem; et 
dicit quod utique hee arbores sunt in Oriente in finibus 
Indie altitudine centum cubitorum; et vocantur Indica 
lingua ebriones. Cum sol oritur et summitatem ar- 
15 borum tangit splendor solis, arbores hinc inde movendo 
se quassantur et flectunt se usque ad radicem: et tune 
quicunque scire voluerit de futuris, interrogat respon- 
sum ab arboribus et audit ibi futura. Has arbores 
consuluit Alexander quid sibi futurum esset; et res- 
20 ponsum est ei quod intraturus esset Babyloniam et 
quod ibi veneno interire deberet procurante sorore sua. 

Pomis harum arborum, que fuerunt magna ad magni- 
tudinem capitis humani, vescebantur homines illius loci 
et vivebant CCC tis annis illesi. Non licebat alicui 
25 intrare ambitum illarum arborum qui fuit animo levis 
et immundus a contactu mulierum. Ut nemo eis con- 
tradicere possit: hec scribit beatus Ambrosius in glosa 
super Deuteronomium et Liber de naturis rerum et 
Aristotiles. 

30 f. 31\ Bragmani sunt homines habitantes ultra V. 2036. 
Gangen fluvium, quos mirabilis religio, innocencia et 

7. Deuteronomii] Das Folgende bis 132, 21 fehlt g. 12. in 
Oriente sunt c, i. o. sint z. 13. 14. et bis ebriones fehlt c. 

17. interr. et sumit resp. c. 19. esset] foret z. 22. arborum aus 
arbores korr. M. 23. capitis] corporis z. vescebantur bis loci 
fehlt cz. 24. illesi] quicunque comedebant c. 25. fuit fehlt z. 

26. 27. Ut bis possit fehlt c. 

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vite castitas et boni mores mirifice decorant. Hii 
antequam Christus veniret in carne, de eins coetemi- 
tate cum patre aperte scripserunt. Nam quidam Dyn- 
dimus nomine, dydascalus ipsorum ßragmanorum, ro- 
B gatus ab Alexandro Magno scripsit sibi epistulam de 
sancta vita et moribus eorum et de cultu unius Dei 
et de coetemitate filii cum patre dicens: ‘Deus verbum 
est, et verbum illud mundum creavit, et per hoc verbum 
vivunt omnia. Nos hoc verbum colimus, hoc adoramus. 

10 Deus spiritus et mens est, et ideo ipse non amat nisi 
munda mente’. Hos cum Alexander hortatus fuisset 
ut peterent ab eo aliquid promittens se daturum eis 
quicquid peterent, illi habito consilio dixerunt: ‘Da 
nobis immortalitatem, quam super omnia desideramus’. 

15 Respondit Alexander: ‘Mortalis ego sum: quomodo 
immortalitatem dare possum ?’ Qui dixerunt: ‘Si mor- 
talem te cognoscis, quare tot mala faciendo tantis 
periculis et laboribus vane te committis?’ 

f. 31 T . Augustinus: Puer Jhesus defectus humane v. 2052. 
20 fragilitatis in ipsius infancia exhibebat, ut eius deitas 
taliter occultata demonibus lateret. 

f. 32 r . Queritur quando stella nuncia incamacionis v. 2069. 
Christi ceperit apparere. Ad hoc diversi doctores di- 
versimode respondent: quidam dicunt quod in ipsa 
25 hora nativitatis Christi inceperit apparere; quidam 
autem quod anno uno ante nativitate m apparuerit; 
quidam quod in incarnacione verbi Dei apparere in¬ 
ceperit. Quod autem in nativitate Christi primo ap¬ 
paruerit, stare non potest: quia reges tres venientes 
30 cum muneribus stella duce tercia decima die ad puerum 
Jhesum venerunt; qui tarn brevi spacio ad tarn longam 

2. Christus] Jesus Christus z, filius dei c. 3. aperte] apre M. 

4. dydascalus] discipulus cz. 8. creavit] curavit z. 11. mundam 
mentem c, mundas mentes z. 20. exhabitat z. divinitas z. 

26. anno uno] uno anno cg, anno z. nativitatem cgz, incarna- 
cionem M. 27. apparere inceperit fehlt z. 28. 20. apparuerit] 
apparere ceperit cz, ap. inceperit g. 


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viam se expedire non poterant, qnia necesse fuit nt 
primo de via simnl compromitterent ac deliberarent 
et cuncta necessaria ad tantam viam prepararent, deinde 
centum dietas ab Oriente, scilicet usque Bethlehem 
5 pertransirent, quod in XIII diebus impossibile [fieri 
fuit. Quodsi dicitur quod in dromedariis, scilicet in 
camelis velocissime currentibus, venerint, adhuc non 
est credibile; quia, si ipsi reges dromedarios habere 
poterant, tarnen omnes clientes eorum non habebant: 

10 quia cum tanta multitudine venerunt Jerusalem, quod 
tota civitas commota est in adventu eorum, sicut dicit 
ewangelium. Unde tenendum est quod dicit Johannes 
Crisostomus: quod, quando Dei filius de sinu patris 
intrans in uterum virginis se Deum incarnavit, stella 
15 ceperit apparere, scilicet novem mensibus ante partum 
virginis. Tune magi primo videntes stellam conve- 
nerunt et de via sua deliberaverunt et profecti sunt 
venientes XIII 0 die post nativitatem Christi. 

f. 32 T . Jesus puer unius fuit anni etate, cum ductus V. 2140. 
20 est in Egyptum; quia, ut ait Josephus, post adventum 
magorum statim Herodes vocatus est a Cesare, ut 
veniret Romam, et sic distulit trucidare pueros in 
Bethlehem. Cum autem esset Rome aput Cesarem, 
retulit sibi de adventu trium magorum et de stella 
25 et de puero nato; et accepta licencia ab eo indagandi 
puer um Jhesum et trucidandi infantes venit in Judeam 
anno revoluto et tune primo pueros trucidari fecit, et 
tune Joseph fugit in Egyptum. 

f. 33 v . [Im Text über onagri] id est silvestres asini. V. 2182. 
30 f. 33 T . Tygris est animal ferocissimum et velocis* V. 2183. 
simum. 

f. 33 T . Mauricomoryon, ut ait Axystotiles in libro V. 2183. 

1. se expedire] expediri z. 4. Bethlehem] ad B. cg. 5. quod 
fehlt z. 7. venerunt z. 11 . eorum] Das Weitere bis Z. 28 fehlt g. 
sicut] ut cz. ait z. 15. inceperit cz. 17. et vor de fehlt cz. 

20 est] fuit cz. 25. indignandi z. 27. trucidare z, occidi c, 

29 fehlt z. Onagri sunt silv. as. c. 30—134,15 fehlt g. 


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de animalibus, bestia est in Oriente, pene similis leoni, 
habens III ordines dentium in ore suo; facies eins et 
oculi et aares nt hominis sant, canda eins scorpionis; 
vox eius, nt si loquatur homo pertubam; devorat ho- 
5 mines quos capere potest. 

f. 33 T . Lamye, nt ait Aristotiles, sunt animalia Y. 2184. 
magna; ambulant super duos pedes; mamillas habent 
ut femine; bracbia fortissima, quibus etiam arbores 
lacerant. 

10 f. 33 T . Linx est animal acutissimi visus, quod etiam V. 2184. 
per solidum murum videre potest. 

f. 33 T . Onocentaurus, ut ait Ysidoras, animal V. 2185. 
est habens caput equinum, corpus ut homo, manus 
habiles ad omne opus, quibus homines interficit proici- 
15 endo saxa post eos. 

f. 33 y . Durans est bos silvestris. V. 2185. 

f. 33 T . Mygale est animal tardum, in lege prohi- V. 2186. 
bitum. 

f. 33*. Pylosus est animal, ut ait glosa in Ysaia, y. 2186. 
20 habens caput hominis cum duobus comibus; pedes 
habet caprinos. 

f. 33 T . Panthera est animal decorum et vescitury. 2186. 
optimis speciebus: post hoc dormit tribus diebus, et 
cum surrexerit a sompno, emittit suavem odorem, per 
25 quem serpentes moriuntur, cetera autem animalia de- 
lectantur. 

f. 35 r . Spytacus est avis viridis coloris, cui natura y. 2288. 
dedit hoc presagium, ut, si videt regem vel hominem 
qui futurus est rex, ipsum salutat humana voce di- 
30 eens: Ave rex, ave rex. 

f. 35 v . Yeremias: Ascendet Dominus super nubemy. 2352. 
levem et ingredietur in Egyptum: et corruent omnia 
symulachra Egyptiorum. 

3. ut scorp. c. 4. loqueretur cz. 8. fortissima bracbia cz. 

10. etiam fehlt cz. 12. ait M, dicit cz. 12. 13. est animal cz. 14. ha¬ 
biles] similes z. 15. eos c, eum Mz. 16 fehlt gz. Durans] fimicus c. 

17. 18 fehlt g. 19—21 fehlt gz. 22—135, 23 fehlt g. 28. videret z. 


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f. 37 r . Cum rex Assyriorum vastaret Judeam, Je- V. 2432. 
remias propheta cum ceteris Judeis fugit in Egyptum 
et prophetavit ibi de incarnacione Domini futura. 

f. 37 r . Sybilla est nomen appellativum et non pro- V. 2437. 

5 prium, sicut propheta: unde omnis femina prophetizans 
Sybilla dicebatur; et plures erant Sybille, ut dicit 
Ysidorus, scilicet Sybilla Romana, Sybilla Troyana, 

Sybilla Hebraica, Sybilla Egyptiaca, Sybilla Karta- 
ginensis, Sybilla Babylonica, Sybilla Grreca, Sybilla 
10 Erychtea. 

f. 37 T . Postquam Joseph duxit puerum Jesum iny. 2478. 
Egyptum, vixit Herodes VII annis: et in vindictam 
infantum quos trucidavit exacerbatus est contra suos 
filios, scilicet Arystobolum et Alexandrum, eo quod 
15 suspectos haberet eos quod vellent eum interficere; 
et iussit ipsos necari, et postea dolore nimio percussus 
a vermibus est corrosus et pessima morte mortuus, et 
regnavit Archelaus pro eo. 

f. 39 r . Cum Jeremyas predicaret in Egypto vir-v. 2592. 
20 ginem parituram filium, plurimi Egyptii fecerunt yma- 
ginem virginis tenentem puerum in brachiis et po- 
suerunt eam in domibus et in cubilibus suis credentes 
futuram incamacionem. 

f. 49 r . Quatuor sunt humores naturales per quos V. 3292. 
25 irrigatur et complexionatur omnis homo, scilicet flegma, 
sanguis, colera, melancolya. Flegma est frigidum et 
humidum, sanguis calidus et humidus, colera calida et 
sicca, melancolya frigida et sicca. Secundum IIÜ or 
qualitates istorum IIII or humorum proporcionantur et 
30 complexionantur omnia corpora, et ita sanguineus est: 

Cantans, carnosus, satis audax atque benignus, 


4. Nota (quod c) Syb. cz. 5. undej vns M. 6. et] igitur cz. 
16. et iussit ipsos] ipsos iussit cz. 21. tenentis cz. 22. eam 
fehlt cz. domibus et in] oraculis et cz. cubicuiis z. 27. calidus 
et humidus cgz, calidum et humidum M. 30. et ita] ut ita M, et 
sic cg, et secundum hoc z. 31. carnosus etc. Hii versus patent 
alibi (das Folgende bis 136,10 fehlt) z. 


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Largus, amans, hilaris, ridens rubeique coloris. 

Colericus est: 

Versutus, fallax, irascens, prodigus, audax, 

Astutus, gracilis, siccus croceique coloris. 

5 Flegmaticus est: 

Hic sompnolentus, piger, in sputamine multus, 

Hebes huic sensus, facies pinguis, color albus. 
Melancolicus est: 

Invidus et tristis, cupidus dextreque tenacis, 

10 Non expers fraudis, timidus luteique coloris. 

Nulli tarnen defectus aliquorum humorum fuerunt in 
Jesu, sed quicquid melius et purius et mundius fuit 
in humoribus ad mundissimum corpus Jesu addebatur. 

f. 49 t . Ex ewangelio probari potest quod Jesus V. 3337. 
15 aliquando biberit vinum, raro tarnen, quia Judei im- 
properabant ei quod potator vini esset. Comedebat 
etiam carnes, quod probatur, quia singulis annis agnum 
paschalem manducabat. 

f. 50 v . Johannes ait ewangelista: Multa quidem etv. 3410. 
20 alia signa fecit Jesus, que non sunt scripta in libro 
hoc, quia revera nulla miracula vel virtutum opera 
scripta sunt de J esu, nisi solum illa, que operatus est 
a XX et VTIII annis usque ad XXX m et IIIl‘ nm annum, 
quia impossibile est, quod manserit Jesus in sua ado- 
25 lescencia, scilicet cum fuit XX annorum, XXIII, XXV 
et deinceps, sine virtutibus et miraculis et magnorum 
operum exercitacione. 

f. 51 r . Mater Johannis baptiste matertera erat v. 3422 
Marie, matris Jesu, et ipse Jesus et Johannes erant 
30 contemporanei et invicem cognati et in una provincia 
non longe ab invicem commorantes et ipsi soli duo 
prophete erant in terra Gralylea. Unde incredibile 
non est, ut mutuo se viderent ante tempus utriusque 

11. Tarnen nulli gz, Sed nulli c. 11. 12. aliqu. (fehlt g) hum. 
nach Jesu gz. 19. ewangelista] in ewangelio z. 28. martertera M. 

32. erant fehlt cgz. 32. 33. incredibile non est ut] incr. est quin cgz. 


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predicacionis, maxime cum per spiritum sanctum Jo¬ 
hanni de Jesu fuerit revelatam. Unde in sua adoles- 
cencia hii duo prophete sepissime conveniebant et 
mutuis se consolacionibus confovebant. Et ut nemo 
5 eis eontradicere possit: hec scribunt Theophilus et 
Grermanus hystoriographus temporum Christi. 

[Dyalogus dicitur a dya, quod est duo, et logus, V 345 °- 
quod est sermo: et dicitur dyalogus quando duo al- 
terutrum collocuntur; soliloquium vero dicitur quando 
10 homo solus cum Deo loquitur.] 

f. 51 v . Qui isti dyalogo eontradicere voluerit, re- V. 3450. 
spondeatf, si in XXVIIII annis, quibus Maria mater 
mansit cum filio suo Jesu, ipsa mater cum filio suo 
Jesu unquam aliquam collacionem habuerit vel aliqua 
15 verba consolacionis; et si dixerit quod sic, sciat eos 
tantummodo de celestibus et divinis scripturis et de 
misteriis incarnacionis et fidei katholice habuisse ser- 
monem: et sic presens dyalogus aput sciolos et gar- 
rulos locum obtinebit. 

20 [Johannes ait: In principio erat verbum etc. In- V. 3462. 
telligendum est non quod verbum patris habuit ali- 
quod principium, id est inicium vel inchoacionem, 
quia ab eterno fuit aput patrem. Quod autem in 
G-enesi scriptum est: ln principio creavit etc. — hoc 
25 principium fuit inicium seu inchoativum rei que ante 
non fuerat. Deus semper erat cum filio et spiritu 
sancto sine omni inicio.] 

[Beatus Jeronimus testatur quod multi scripserunt V. 3622. 
ewangelia, sicut est Ewangelium Nazareorum, Ewan- 
30 gelium Thome, Ewangelium Mathei, Ewangelium Bartho- 

2 fuerit] fuerat g, fecerat z. revelatum] Das Folgende bis 6 
fehlt g. 3. et fehlt Mz. 4. mutuis se cons] mut. cons. se c, 

se mut. cons. z. 7—10 fehlt Mz; nach g. 11—19 fehlt g. 

12. respondeat cz, respondeatur ei 31. in fehlt z. 12. 13. mansit 
vor Maria cz. 14. vel] vel collocucionem vel (vel bis consola¬ 
cionis fehlt z) cz. 15. mutue cons. c. dixerit] non dixerit M. 

20—138,17 fehlt Mg ; nach z. 21. quod vor non getilgt z. ha¬ 
buerit c. 


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CORNELL UNfVERSSPf 



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lomei, Ewangelium Nichodemi, Ewangelium Hebreonun, 
sicut ipse beatus Jeronimus transtulit, Ewangelium 
Petri, quod scribitur secundum Marcum. Tarnen ad con- 
firmacionem fidei sufficiunt quatuor ewangelia, que tenet 
5 ecclesia. Sed nullus ewangelistarum invenitur omnia 
facta Jhesu ad plenum scripsisse, quin aliquid obmiserit, 
quod alius supplevit, ut probatur de Lazaro et aqua 
in vinum mutata, que Matheus, Marcus et Lucas ob- 
miserunt, sed pluribus annis post ascensionem Domini 
10 a solo Johanne scripta reperiuntur. Sic probatur quod 
nullus ewangelistarum omnia facta Jhesu ad plenum 
scripserit ipso teste qui ait: Multa quidem alia signa 
fecit Jhesus etc. Et Paulus ait in epistula ad Cho- 
rinthios: Jhesus postquam surrexit a mortuis yisus est 
15 Cephe, deinde yisus est p lus quam D fratribus simul, 
deinde Jacobo. Hec apparicio in nullo ewangelio in¬ 
venitur: tarnen hec omnia vera esse probantur.] 

f. 55 v . Scriptum est in ewangelio Marci: Et ha- V. 3732. 
bitavit Jesus cum bestiis. Unde mirandum non est, 

20 si Jesus cum bestiis habitabat, quia ab ipsis bestiis de- 
bita reverencia et obsequiorum exhibicione venerabatur. 

f. 56 r . Grenealogya sancte Marie virginis: Esmeria V. 3764. 
et Anna fuerunt sorores. Esmeria peperit Elysabeth, 

Elyu et Amathyam; Anna peperit sanctam Mariam 
25 virginem. Elysabeth peperit Johannem baptistam, sancta 
Maria dominum Jhesum Christum, ex testimonio IIII or 
ewangelistarum et ex epistula Jeronimi contra Helwi- 
dium. Sancta Maria, mater Domini, et Maria, mater 
filiorum Zebedei, scilicet maioris Jacobi et Johannis 
30 ewangeliste, et Maria, mater Jacobi minoris, Symonis 

2. sicut] quod c. 15. plus c, post z. D] 1 z. 17. Zu Tita 
3698 in c die Glosse. Dicit glosa super Matheum quod Johannes, 
cum esset in deserto, apparuit ei Dommus revelans ei de baptismate 
Jhesu et de aliis mysteriis. 18—139, 18 fehlt g. 18. ewangelio 
Marci] Marco ewangelista cz. 20. cum bis ipsis] a c. quia fehlt z. 

26—28. ex bis Sancta fehlt c. 27. 28. Heludium M. 30. et Sy¬ 
monis c. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



139 


et Jude, tres sorores fuerunt. Maria, mater Domini, 
filia Joachym et Anne fuit. Et Cleophas, frater Jo¬ 
seph, eandem Annam accepit uxorem, Joachym defuncto, 
genuitque ex ea filiam, quam vocavit Mariam. Hane 
5 Mariam Cleophas et Anna dederunt cuidam Alpheo 
nomine, ex quo ille minor Jacobus, qui et frater Do¬ 
mini dicitur, natus fuit, et dicitur Jacobus Alphei, id 
est filius Alphei. Desponsavit autem Cleophas fili- 
astram suam, sanctam Mariam matrem Domini et vir- 
10 ginem, fratri suo Joseph, qui eius virginitatis custos 
fuit et solacium et nutritor. Mortuo autem Cleopha 
quidam Salome eandem Annam accepit uxorem ge¬ 
nuitque ex ea terciam Mariam, quam Zebedeus accepit 
in uxorem et genuit ex ea Jacobum et Jobannem. Unde 
15 ita intelligendum est: Jacobi, subauditur mater, et 
Salome, subauditur filia. Tres ergo viros Anna habuit, 
scilicet Joachym, Clespham, Salome. Prima Maria 

virgo permansit, scilicet filia Joachym. 

f. 56 Y . Dicitur sponsus nupeiarum istarum fuisseV. 3800. 
20 Johannes ewangelista, et quod Dominus vocaverit eum 
de nupeiis. Sed quia Dominus iamdudum vocaverat 
omnes discipulos in apostolatum et specialiter et gene¬ 
raliter cum ceteris Johannem ewangelistam; et quia 
iam vocacio apostolorum facta fuit, ideo non videtur 
25 consonum, quod Johannes post vocacionem in aposto¬ 
latum redierit et se matrimonio obligaverit. 

f. 57 T . Apoplexia est subita percussio totius cor- V. 3856. 
poris. 

1. et Jude fehlt cz. Maria fehlt z. 4. genuitque] et genuit c, 
generavit z. 6. quo Mcz. maior z. 7. dictus fuit natus est cz. 

9. matrem c, fehlt M, virginem matrem z. 10. qui eius] cuius cz. 

12. 13. Salome bis ea] S. nomine duxit predictam A. et genuit c, 

S. accepit eandem A. et genuit z. 15. 16. et bis filia] fehlt c, 
et filia S. z. 16. ergo] igitur z. 17. Clepham M. 19—26 fehlt gz. 

19. istarum nupe. c. 21. Sed] Sed videtur non esse verum c. 

22. omnes discipulos c, fehlt M. 24. apostolorum fehlt c. ideo 
fehlt c. 25. in c, et M. 27—140, 2 fehlen cg. 27. 28. corporis] 
corp. et destitucio motus omnium membrorum z. 


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140 


f. 57 T . [Neben Epylepsia im Text ] id est caduco v. 3857. 
morbo. 

f. 57 T . Lunatici sunt qui in interlunio sensu carent. V. 3861. 
f. 57 T . Manyaci sunt qui ipsis mortem ingerunt. V. 3861. 

5 f. 60 v . Hic dicunt plurimi quod Thomas apostolos V. 4076. 
missus fuerit a Jesu ad Edyssam civitatem, et hoc 
verum est: tarnen ipse Thomas premisit Tatheum dis- 
cipulum ante se ad curandum Abgarum regem. 

f. 63 r . Hec inunctio pedum Jesu Christi et lacrima- V. 4234. 
10 rum ablucio facta est iam instante passione Christi, 
scilicet post resuscitacionem Lazari. Sed Lucas ewan- 
gelista scribit quod longe ante passionem Maria Magda¬ 
lena in domo Symonis leprosi lacrimis lavit pedes Jesu 
et unxit ungento, scilicet quando YII demonia ab ipsa 
15 Maria Magdalena eiecit. Unde videntur due fuisse 
Marie, scilicet Maria Magdalena, que tune lavit, et 
Maria, soror Marthe, que modo lavit et unxit. Ad 
hoc dicendum quod eadem fuit Maria Magdalena, que 
bis exereuit opus pietatis circa Jhesum, ungendo scilicet 
20 tune et nunc pedes Christi Jesu. 

f. 71 r . Dicitur quod, cum regina Saba venit Jeru-V. 4796. 
salem audire sapienciam Salomonis, vidit in horto Sa- 
lomonis arborem quandam, quam prona adoravit. Quod 
miratus Salomon quesivit cur hoc fecerit. Que re- 
25 spondit quod in hoc ligno oecidendus esset rex celi et 
terre et per hoc lignum confundendum esset totum 
genus Judeorum. Unde rex Salomon succidit arborem 
et profundissime fodit in terram, in loco ubi nunc est 
piscina Syloe. Sed tempore Christi erupit hoc lignum 
30 de terra et supematavit in aquis et solebant mulieres 

3 fehlt cgz. -4 fehlt cg. inferunt s. 5—20 fehlt g. 

15. Mar. Magd, fehlt c, Maria fehlt z. fuisse due z, due fehlt c. 

20. Zu Vita 4438 in g die Glosse: l'ernbardus: 0 bone Jesu, quam 
dulciter cum hominibus conservatus es, quam magna et habundanter 
hominibus largitus es (Hs. est), quam dura et aspera pro hominibus 
passus es, dura verba, duriora verbera, durissima crucis tormenta. 

21. Saba fehlt z. 24. faceret cgz. 27. precidit cgz. 30. aqua cgz. 


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in eo lavare vestimenta sua; sed cum crucifigendus 
esset Jesus Christus, acceperunt Judei hoc lignum quasi 
yile et inutile et fecerunt ex eo crucem Jhesu. 

f. 71 T . Dicunt quidam quod Symon Cyrenens iuverit V. 4815. 

5 portare Jesu crucem suam, ita quod Jesus portaret 
alteram partem, Symon alteram partem post Jesum, 
quia scriptum est: Et coegerunt quendam Symonem 
Cyreneum nt portaret crucem post Jesum. 

f. 73 T . Hic notatur quod Jesus bis coronatus est, V. 4958. 
10 primo cum post flagellacionem illusus est, secundo cum 
crucifixus est; primo spinis, secundo iuncis marinis, 
qui habent acutissimos aculeos. 

f. 86 t . Cometa est stella que nunquam apparet V. 5846. 
nisi cum magna prodigia futura sunt; et hec stella 
15 vagatur in ethere emittens radios fumigantes. 

f. 89 v . Yivens deitas nunquam fuit separata a cor- V. 6026. 
pore Christi in sepulchro nec ab anima descendente ad 
infernum, sed mansit utrimque et coniunxit utrumque, 
scilicet corpus et animam. Unde Christus improprie 
20 dicitur mortuus fuisse, quia vivens deitas nunquam 
separata fuit nec a corpore nec ab anima. 

f. 90 T . Postquam deitas reduxit animam Christi v. 6088. 
ab infemo Levyatban ibi ligato, coniunxit animam 


4. Hic dicunt cgz. iuverit] iunxerunt z. 5. Jesu M. ihü gz, 
ihm c. 6. alteram bis partem] (eam c) ad unam partem et S. ad al¬ 
teram (partem g) cgz. 7. est] est in ewangelio cgz. 12. Zu Vita4424 
in g die Glosse: Legitur in Scolastica Hystoria in textu ewangeliorum: 
Ut verus homo Christus horrebat mortem et vellet non mori, si posset 
esse de iusticia. Habebat enira iusticia patris, ut Christus pateretur 
et a constitucione mundi hoc sacramentum fuit preostensum. Hec 
voluntas non moriendi vel nolle mori gloriosos martyres fecit. Non 
vult carnis sensus nisi quod delectat. Si autem delectaret eos mori, 
non tantum viderentur promereri; sed quia hanc voluntatem non mo¬ 
riendi subiciunt Deo, merentur. Unde et Christus subdidit: Verumtamen 
non quod ego volo (fehlt Hs.), sed quod tu. 14. cum] quando cgz. 
15. emittens] enitens ( über dem i noch ein t, ebenso 134, 24) M, ha- 
bens cgz. 16—21 fehlt z. 16. Viva cg. 18. utrimque] utro- 

bique cg. 22—142, 2. fehlt g. 


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corpori et iacens in sepulcbro Jesus Christus Dei filius 
redivivus surrexit. 

f. 91 r . Ignacius: Dignum erat ut pius Jesus piamv. 6130. 
matrem suam omni solamine destitutam per suam re- 
5 surreccionem et apparicionem consolaretur et se sibi 
primo omnium presefitaret. 

f. 91 r . Joseph ab Arymathia incarceraverant Judei, V. 6142. 
quia Jesum sepelierat. Huic apparuit Jesus Christus 
in carcere statim post suam resurreccionem et consola- 
10 batur eum. 

[Ambiguitas magne dubietatis hic solvitur, que ex V. 6193. 
ewangelio satis intricata videtur. In ewangelio enim 
videntur quasi due Marie venisse ad sepulchrum: uni 
Marie Jhesus apparuit et eam se tangere non sinebat; 

1B alteri Marie apparuit, que accessit et tetigit pedes 
suos. Ad hoc solvendum presens textus sufficienter 
declarat quia, cum Maria sola vidit Jhesum in orto, 
se tangi non sinebat, sed quando cum reliquis feminis 
ad eum venit, se tangi permisit.J 
20 f. 92 v . Hec apparicio in ewangelio non habetur. Y. 6242. 

f. 95 T . Jesus in sua resurreccione misit omnes animas V. 6426. 
quas eduxit de inferno ad paradysum terrestrem, ut 
suam ascensionem ibi expectarent; et in sua ascensione 
transivit paradysum terrestrem et omnes illas animas 
25 in celestem patriam secum adduxit. 

f. 98 r . Hec omnia, que precedunt et que secuntur, y. 6612. 
que scripta sunt de beata virgine Maria scribunt sanc- 
tus Epyphanius, sanctus Ignacius, sanctus Dyonisius, 

1. et iacens] iacenti cz. et Jesus c. 4. suam] iam cgz. solacio 
cgz. 5. et vor se fehlt cgz. 6. presentando cgz. 7—10 fehlt z. 

11—19 fehlt Mg ; nach z. 11. Magne ambiguitatis dubietas c. 20 fehlt 
cgz. — Zu Vita 6314 in g die Glosse: Anshelmus: Parcit Deus peccan- 
tibus et non statim properat ad vindictam; quouiam, si statim vindicaret 
subito, non haberet cui remitteret. 21—25 fehlt g. 21. 22. misit hinter 
animas z, hinter inferno c. 24. transivit] ivit ad cz. 25. celestem 
patriam] paradisum cel. cz. duxit cz. 27. Maria scribunt] M. ut nullus 
dubium in eis habere possit (babeat in eis z), scribunt isti sancti: sci- 
licet (videlicet c) cgz. 28. Dyonisius] D., sanctus Jeronimus cgz. 


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Johannes Damascenus, G-ermanus hystoriographus tem- 
porum Christi. Qui non credit, legat eorum scripta 
et sic inveniet. 

f. 103 r . Multi neophyti qui conversi fuerant in V. 6920. 
5 diversis provinciis a sanctis apostolis audientes beatam 
Mariam, matrem Jhesu, adhuc superstitem manere in 
Jerusalem, venerunt ad eam, ut ab ea confirmarentur 
in fide quam susceperant a sanctis apostolis et ut con- 
solaciones spirituales ab ea audirent. Tune etiam bea- 
10 tus Paulus apostolus, qui nondum viderat Mariam, cum 
Luca ewangelista venit in Jerusalem ad Mariam et 
instructus est ab ea in omni fide ewangelica et de 
misteriis incamacionis, nativitatis, passionis, resurrec- 
cionis et ascensionis. Et Lucas ewangelista ab ea 
15 scripsit ewangelium suum, quia ab ore virginis Marie 
omnem seriem factorum Christi audiebat. 

f. 103 v . Post dispersionem apostolorum multe sancte v - 6948. 
mulieres manserunt in Jerusalem cum propter presen- 
ciam virginis Marie tum propter locum sanctum una 
20 cum beato Jacobo apostolo Alphey filio, qui frater 
Domini dictus fuerat, et sustinebant ibi magnam pau- 
pertatem, quia maxima fames tune orta fuit per totam 
Judeam, de qua scribit Josepbus etiam in libro suo. 

Istis fidelibus Paulus apostolus'fecit collectas et ele- 
25 mosinam petivit a gentibus quibus predicavit et misit 
Jerusalem in sustentacionem pauperum ibi manentium. 

Hoc ipsum testatur apostolus in epistulis suis; hoc 
idem reliqui apostoli predicantes inter gentes fecerunt: 
petentes elemosinam collectas fecerunt et miserunt Je- 
30 rusalem in subsidium pauperum ibi manentium, quia 
idem fideles omnes possessiones suas vendiderant et 

3. Zu Vita 6732. 33 in z die Glossen: Sagum, gi dicitur pannus 
n^> (noster ?) sait. Cervical, lis, media producta in ac(cusa)t(iv)o (?), 
est pulvinar sew cussinus qui cervici supponitur. 5. beatam fehlt cgz. 

14. 15. scripsit ab ea cgz. 15. ipsius virginis cgz. 22. maxima] 
magna z. 23. scripsit cgz. 26. in Jer. cg. morantium z. 

28. 29. predicantes bis miserunt] fecerunt pred. i. g. petebant el. et 
faciebant coli, miseruntque in c. 29. fecerunt coli. gz. 


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expenderant in necessitatibus apostolorum, cnm adhuc 
omnes simul manserunt in Jerusalem. De hoc etiam 
plenius habes in actibus apostolorum. 

[In Ecclesiastica Hystoria legitur quod, cum omnes V. 6990. 

5 apostoli essent simul Jerusalem in cenaculo post ascen- 
sionem, Judei irruerunt in eos et iniecerunt eis manus 
verberibus et contumeliis eos afficiendo; et unus, qui 
vocabatur Saulus, qui post apostolus factus est, appre- 
hendit fustem et durissime verberavit apostolos Christi; 

10 sed et Judei sanctum Jacobum apostolum precipitave- 
runt de summitate graduum templi, ita quod crus eius 
fractum est et claudicabat usque ad mortem: unde 
cum ceteris apostolis proficisci non poterat, sed semper 
mansit Jerusalem et Jerosolimorum episcopus factus 
15 est.] 

[Hec est series epistale quam scripsit Ignacius vir- V. 7026. 
gini Marie. Christifere virgini Marie suus Jgnacius. 

Me neophitum Johannisque tui discipulum confortare 
et consolari debueras. De Jhesu enim too percepi 
20 mira dicta et stnpefactus sum ex auditu. A te autem, 
que semper fuisti ei familiarius coniuncta, secretorum 
eius conscia, desidero maxime fieri certior de auditis. 

Scripsi etiam tibi alias et rogavi de eisdem. Yaleas, 
et neophiti qui mecum sunt ex te et per te et in te 
25 confortentur.] 

[Epistula beati Ignacii ad beatum Johannem ewan- Fehlt im 
gelistam de virgine Maria: Johanni sancto seniorid^Vita 
Ignacius et qui cum eo sunt fratres. De tua mora 
dolemus graviter aZlocucionibus tuis et consolacionibus 
30 roborandi. Si tua absencia protendatur, multos de 
nostris destituet. Properes igitur cito venire, quia 

1. expendiderant z. 2. in vor Jer. fehlt gz. etiam fehlt cgz. 

4 — 15 fehlt Mg; nach z. 4. Hystoria c, fehlt z. 6. eis c, 
eos z. 8. postea c. 9. fustem c, fustum z. 10. sed fehlt c. 
apostolum fehlt c. 12. fractum c, fractus z. 13. ad predi- 
candum proficisci c. 14. Jerosolimorum] ibidem c. 16—146,2 

fehlt Mcg. 29. a locucionibus z. 


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credimus expedire. Sunt et hic multe de nostris mu- 
lieribus Mariam Jhesu videre cupientes et cottidie a 
nobis discurrere volentes, ut eam videant et contingant, 
et sanctissima ubera eius, que dominum Jhesum alue- 
5 runt, tractent et quedam secretiora eius percunctentur. 

Ipsa enim et Salome, quam diligis, filia Anne, quinque 
mensibus aput eam Jerosolimis commorata fuit et 
quidam alii noti, qui referunt eam omnium graciarum 
habundantem et omnium virtutum fecundam; et, ut 
10 dicunt ipsi, in persecucionibus et affliccionibus est hi- 
laris, in penuriis et indigenciis non querula, iniurian- 
tibus grata: afflictis condolet et subvenire, prout potest, 
non pigrescit; contra viciorum pestiferos in pugna 
fidei disceptans enitescit, nostre nove religionis et. 

15 penitencie est magistra; humilibus quidem est devota, 
devotis devotius humiliatur; et mirum ab omnibus magni- 
ficatur, cum a scribis et phariseis ei detrahatur. Prete- 
rea multi multa alia referunt de eadem, tarnen omnibus 
per omnia non audemus fidem concedere nec tibi re- 
20 ferre: sed sicut nobis a fide dignis refertur et narra- 
tur, in Maria Jhesu humane nature angelica natura 
sociatur. Et hec et alia concitaverunt viscera nostra 
et cogunt valde desiderare aspectum eius, si phas est 
fari, que est celestis prodigii et sacratissimi monstri 
25 concreatrix. Tu autem diligenti . modo dispone ut cum 
nostro desiderio tuam indulgenciam conformem facias, 
et valeas. Amen.] 

[Hec est series epistule quam rescripsit beata virgo V. 7064. 
Maria sancto Ignacio: Ignacio dilecto et condiscipulo 
30 humilis ancilla Jhesu Christi. De Jhesu que a Johanne 
audisti et didicisti vera sunt. lila credas, illis in- 
hereas et christianitatis votum firmiter teneas et 
mores et vitam voto conformes. Yeniam autem cum 
Johanne una te et qui tecum sunt visere. Sta et viri- 
35 liter age in fide, nec te moveat persecucionis austeritas, 

3. viderint vor viderant gestrichen z. 6. Ipsam .. . filiam z. 

15. penitencie] pnie z. 23. et si z. 

Palaestra LXXXI. 10 


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sed valeat et exultet spiritus tuus in Deo salutari 
tuo. Amen.] 

f. 105 r . Epistula beati Ignacii ad Johannem ewan- Fehlt im 
gelistam. Johanni sancto seniori suus Ignacius. Si der Vita 
5 licitum est mihi aput te, ad partes Jerosolime volo 
ascendere et videre fideles sanctos qui ibi sunt, pre- 
cipue Mariam Jesu, quam dicunt universis admirandam 
et cunctis desiderabilem. Quem enim non delectat 
videre eam et alloqui ei, que verum Deum de se pe- 
10 perit, si nostre religionis et fidei fuerit amicus? Si- 
militer et illum venerabilem Jacobum, quem referunt 
Jhesu Christo simillimum facie et vita et modo con- 
versacionis, ac si eiusdem uteri frater esset gemellus: 
et dicunt, si eum videro, et ipsum Jhesum viderim 
15 secundum omnia corporis eius liniamenta; preterea 
sanctos et sanctas omnes visitando. Heu quid moror? 
quid detineor? bone preceptor, properare me facias et 
venire iubeas et in Jhesu eiusdem Marie valeas. 

[Sanctus Epyfanius scribit in quodam sermone de V. 7082. 
20 assumpcione virginis Marie quod beata virgo Maria 
super terram, vixit LXXII annis et computat annos 
hos sic: septem annis erat in domo parentum, in templo 
VI annis et dimidium, in domo Joseplr[sex menses, et 
quartodecimo anno annunciatur totius seculi gaudium; 

25 et quintodecimo anno peperit Christum et cum filio 
suo fuit annis XXXIII; et post ascensionem filii sui 
fuit in domo theologi qui Johannes ewangelista vo- 
catur et in domo sancti Syon XXIIII annis. Qui 
anni in unum computati faciunt LXXII annos.] 


3—18 fehlt cg. 10. fidei et relig. z. 14. eum M, ipsum z. 
17. preceptor nachgetr. z, fehlt M. 17. 18. facias und iubeas ver¬ 
tauscht z. 19—29 fehlt Mcg\ nach z. 23. annis et dimidium] et 

deinde z. 26. 27. annis bis fuit fehlt z. In c zu V. 7110 die 
Glosse: Dicit Myletus, ecclesie Sardiniensis episcopus (.Melito v. 
Sardes? s. Wetzer u. Welte, Kirchenlexikon Bd. P Sp. 1074): Cum 
dominus et salvator noster Jhesus Christus pro totius seculi vita clavis 
confixus crucis penderet in ligno, vidit circa crucem matrem suam 


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f. 106 r . Legitur in quadam omelia de assnmpcione y. 7120. 
beate virginis: Cum tempus assumpcionis illius sacra- 
tissime lagene et dulcissime manne advenit, filius eins 
omnes apostolos, qui erant diffusi per mundum ad pis- 
5 cacionem hominum, elevatos per aera singulos de locis 
suis duxit ad dormicionem sue matris Marie. Qui 
venerunt conspectores et ministri matris verbi Dei 
facti. Igitur cum sacro cantico ad datum a Deo 
thesaurum convenerunt. Et ipse imperator venit re- 
10 cipere propriam puerperam laudantem et dicentem: 

‘Fili mi, in manus tuas commendo spiritum meum. 
ßecipe dilectam tuam, animam meam, quam servasti 
puram; et meum corpus tibi trado, non terre: custodi 
salvum quod inhabitare dignatus es et nascens vir- 
15 ginem conservasti’. Interea sancti qui presentes erant, 
cum lacrimis lectam yallantes, corpus amplexantes 
osculantur. Tune quippe infirmitates curabantur, de- 
mones fagabantur. Post linteis corpus lotum invo- 
lutum lecto reponitur angelis melodyantibus, apostolis 
20 odas cantantibus. Tune archa Dei apostolorum hu- 
meris imposita ad sepulchrum deportatur. Cum autem 
ad descensum montis venerunt ferentes beatum corpus, 

Judeus quidam, servos iniquitatis et fraudis, appre- 
hendit loculum, id est archam, in terram trahere volens. 

25 Sed quia fuit dyabolice audacie, dignam ulcionem re- 
cepit, et ambe manus eius aruerunt. Sed miser ad 

stantem et Johannem ewangelistam, quem pre ceteris apostolis [ideo] 
peculiarius diligebat, eo quod ipse solus ex eis virgo esset in corpore: 
tradidit ei curam sancte Marie dicens ad eum: ‘Ecce mater tua’, et 
ad ipsam inquiens: ‘Ecce filius tuus’. Et ex illa hora sancta Maria 
in cura Johannis permansit; quamdiu enim vite huius incolatum peregit 
et apostoli mundum suis sortibus in predicacionem sumpserunt, ipsa 
in domo parentum illius iuxta montem Oliveti consedit. 1—148, 8 
fehlt cg. 1. Legitur M, Johannes Damascenus ... scribit hinter 
virginis) z. 3. manne z, in Marie korr. M. 4. qui erant diffusi 
M, diffusos z. 7. ministri M, min. servientes z. 8. 9. thes. a 
deo z. 10. propriam z, matrem M. 18. corpus linteis z. 

19. 20. angelis bis cantantibus fehlt z. 25. 26. accepit z. 

10 * 


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fidem conversus et penitencia ductfws sancto corpori 
manus eius superposuit et sanus factus est. Deinde 
venientes apöstoli ad Gethsemany sanctissimum corpus 
conditum arömatibus sepulchro condiderunt. Dehinc 
6 die tercia veniens filius eins Jesus cum multitudine 
angelorum sanctissimam auimam sanctissimo corpori 
coniunctam et in celestem habitacionem traductam 
super choros angelorum collocavit. Amen. 

[Assumpcionem beatissime virginis Marie tarn cor- V. 7224. 
10 poris quam anime nemo fidelium negare debet, maxime 
cum beatus Dyonisius Ariopagita in libro quem scripsit 
de celestibus Jerarcbiis asserat se interfuisse cum 
ceteris apostolis et LXXII discipulis assumpcioni beate 
virginis Marie, scribens ad Thymotheum, dicens: ‘Tu 
16 cum ipsis Deo acceptabilibus nostris summis sacerdo- 
tibus quando et nos, ut nosti, et multi fratrum nos- 
trorum ad visionem vite principalis inchoantis et Deum 
recipientis corporis convenimus. Aderat et Dei frater 
Jacobus et Petrus vertex et honorabilissima theolo- 
20 gorum summitas. Deinde placuit post visionem laudare 
summos sacerdotes simul omnes, quomodo unusquisque 
ydoneus erat, multipotentem bonitatem divine infirmi- 
tatis’. Et post pauca subiungit: ‘Et quid tibi de hiis, 
que ibi theologice posita sunt, dicaw? Etenim non a 
25 me ipso loquor, sepe scio a te partes quasdam divina- 
rum illarum ymnodiarum audiens: sic tibi festino et 
in aperto divina persequi; et tibi mistica, et ut multis 
ineffabilia et ut cognita tibi, relinquamus, quando 
mult/s oportebat communicare’. Hec nobis Dyonisius, 

30 vie sacre peritissimus indagator, reliquit, que dignum 
arbitror attentius intueri. Ostendit itaque quod omnis 
pene sacrorum apostolorum cetus ad illud magnum 

1. Anctus weggeschnitten M. 2. eius sup. et M, supeTponens z. 

4. condierunt Mz. 9—149,32 fehlt Mcg; nach z. 15. Deo fehlt z. 

16. sacerd. nostris z. 19. nt z. 22. de me z. 23. quod z. 24. di- 
cantur z. 25. Vor scio drei Buchstaben getilgt z. 27. devia z. tibi z, 
ut ibi? Vgl. Migne, P.G. 3, 684 und P.L. 122, 1128. 29. multos z. 


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matris Dei convenerü spectaculum, per universam 
terram dispersos simul collectos discipulos, quorum 
nnus etiam ipse Dyonisius erat cum Thymotheo, quia 
ipse ait: ‘Cum nos, ut nosti, et multi sanctorum tra¬ 
ft trum nostrorum ad visionem principalis vite corporis 
convenimus’. ‘Principalis vite corpus’, quid aliud est 
quam virginale cadaver ‘recipiens Deum’? Non enim 
dominicum corpus esse potuit, quia post passionem 
primo Dyonisius fidem recepit. ‘Deo acceptos sum- 
10 mos sacerdotes’ apoStolos evidenter insinuat, nec ex 
ipsis LXXII discipulis quemquam deesse arbitror, sicut 
ipse indicat, cum ayt: ‘Et multi sanctorum fratrum 
nostrorum’. Ait postea: ‘Aderat et frater Dei Jacobus 
et Petrus et eximia theologorum summitas’, id est 
15 Johannes ewangelista. Mirabitur forte quis subitum 
eorum conventum: ille consideret omnipotenciam Dei, 
qui quondam Elyam extulit per igneum curram in 
celum, et Abacuc et Danielem intueatur. Erant autem 
ibi ammiranda videntibus, quod supra lectum iacuit 
20 exanime splendidissimum virginale habitaculum et illa 
principalis vite effigies et celestis thezauri custodia- 
rium, eterni regis palacium. Beati oculi qui viderunt 
hec et audierunt ympnizantia labia cum choris ange- 
lorum melodyare! — Hec ex ipso Dyonisio scripta 
26 sunt et ex comento super librum Dyonisii de Jerar- 
chiis, ubi etiam scribitur: ‘Questio est car tarn vene- 
rande migracionis modus a nallo theologorum scriptus 
sit. Hane esse causam arbitror, quod divina illa dor- 
micio, scilicet beate virginis Marie, longo tempore 
30 facta est post ascensionem et apostolorum dispersionem, 
quia ad ultimam etatem devenerat com ex hac vita 
ipsa virgo Maria migravit’.] 

[Legitur in Grestis pontificum Jerosolimitanorum Y. 7426. 
quod christiani construentes ecclesiam sancte Dei ge- 
35 nitrici Marie in Constantinopoli accesserunt una cum 

1. convenerint z. 10. Vor nec ist ex getilgt z. 12. Vor 
indicat ist ait getilgt z. 33—150,14 fehlt M; nach z. 


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CORNELL UNÜVERSSTY 



150 


imperatore ad episcopos qui tune convenerunt ad s y- 
nodum Calcedonie celebrandam, rogantes Juvenalium 
archiepiscopum Jerosolimitanum ut transferret corpus 
beate Virg inia Marie in Constantinopolim, quia hoc 
5 putabant adhuc esse in ecclesia beate virginis Getse- 
mani. Juvenalius episcopus respondit et dixit: ‘Sa- 
cratissimum corpus virginis Marie nec habetur in ec¬ 
clesia Getsemani nec est in sepulchro ubi tumulatum 
fuit, sed veraciter scimus ipsuin corpus cum sacra- 
10 tissima anima translatum in celum, quia in eius tumulo 
nichil inventum est nisi manna purissimum, post ter- 
cium diem eius sepulthure’. Et postea retulit ipse 
Juvenalius omnem modum assumpcionis beate virginis, 
qui in hoc libello scriptus est etc.] 

15 f. lll r . Sacra scriptura dicit IIII or esse celos, sei- V. 7478. 
licet celum aereum, ethereum, sydereum et empyreum. 

Dicit tarnen glosa super septimum capitulam Deutero- 
nomii quod VII sunt celi, scilicet celum aereum, ethe¬ 
reum, igneum, sydereum, christallinum, empyreum et 
20 celum sancte Trinitatis, et hoc est celum celorum. Sed 
Aristotiles in libro de causis elementorum dicit esse 
unuin celum, ubi ait: ‘Celum est elementum quintum, 
ab aliis elementis naturali proprietate distinctum, quo- 
niam, si esset ex aliis IIII or , esset corruptibile’. 

25 [Glosa super Cantica canticorum: Cum Jhesu mater V. 7498. 
inveheretur in celos, omnis multitudo angelorum cum 
cantibus et iubilacionibus occurrit ad matrem sui crea- 
toris suscipiendam.] 

f. 112 r . Hic commendatur Maria de humilitate. V. 7498. 
30 f. 112 r . Glosa super illum locum: ‘Que est istaV. 7528. 
que procedit’ etc.: Angeli in adventu et assumpcione 
virginis Marie obstupefacti sunt ammirantes de in- 
consueta et inusitata coruscacione ac nimie claritatis 
splendore, quo dulcissima anima Marie virginis rutilabat. 

15. esse quatuor cgz. 17. Tarnen dicit cgz. 25—28 fehlt Jf; 
nach z. 29. Hic M, A primo choro cgz. 31. procedit gz, pre- 
cessit M. 31. 32. in ass. et adv. M. virg. cgz. 34. virg. M. cgz. 


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151 


f. 112 r . Hie commendatnr Maria de castitate. V. 7528. 

f. 112 t . Augustinus in omelia de assumpcione: V. 7558. 

Angeli et Archangeli, Principatus et Virtutes cum 
magno tripudio Mariam ad thronum sui unigeniti de- 
5 duxerunt. 

f. 112 T . Hic commendatnr Maria de discrecione. V. 7558. 
[Bemhardus: Cum Maria, Jhesu mater, celos as- V. 7588. 
cendit, singuli chori angelorum singulas ei laudes de- 
cantabant.] 

10 f. 113 r . Hic commendatnr Maria de obediencia. V. 7588. 

f. 113 T . Glosa super Cantica canticorum: Maria V. 7616. 
virgule furni ex aromatibus comparatur, quia odoris 
eins suavitas in terris confert veniam peccatorum, in 
celis restaurat lapsum angelorum. 

15 f. 113\ Hic commendatnr Maria de paciencia. Y. 7616. 

f. 113 v . Glosa super illum locum: ‘Trabe me post V. 7646. 
te’ etc.: In odore ungentorum filii sui mater tracta 
est, cum in corpore et anima super celos fuit elevata. 

f. 114 r . Hic commendatnr Maria de misericordia. Y. 7646. 
20 f. 114 r . Hic commendatnr Maria de sapiencia. V. 7674. 

f. 114 T . Hic commendatnr Maria de fide. Y. 7702. 

f. 115 r . Hic commendatnr Maria de karitate. v. 7730. 

1 fehlt cz. Hic M, A secundo choro g. 2. Augustinus M, 

Glosa gz, Gregorius c. 3. Principatus M, Potestates cgz. 6 fehlte. 

7—9 fehlt M\ nach z. 11. canticorum fehlt cgz. 16. illum lo¬ 
cum M, Cantica cgz. 18. in fehlt cgz. 19 fehlt g. 22. In z 
noch eine Glosse zu V. 7794 ‘pellis edulina’: Edulium, lii est alimentum 
vel cibus aptus ad comedendum. 


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4 


II. Rubrikeneinteilung und Überschriften. 

In der Form der Überschriften weichen die Hss. oft 
stark von einander ab; ich verzeichne nur Vögtlins Ab- 
weichungen von M. Abgrenzung und Stellung der einzelnen 
Abschnitte ist mit geringen Ausnahmen in allen Hss. dieselbe. 

287. per bis Raphaelem cgz, fehlt M. 365. et de 
inf. sanctissime an. sue M, et inf. sanct. an. eins cgz. 
383. et per bis mundatur cgz, fehlt M. 423. in bis sue 
gz, fehlt Mc. 563. habitantibus bis Salomonis cgz, fehlt 
M. 843. beata virgo Maria M. 929. talem] beatam M. 
968. 986. Beide Abschnitte vertauscht c. 986. quem bis 
maritum cgz, fehlt M. 1094» inierunt M. 1128. osten- 
dens cgz, fehlt M. 1584. et bis sue cgz, fehlt M. 1830. 
1864. 1908. nativitate M. 1864. Am Rande Primum sig- 
num. Ebenso 1872. 1916. 20. 34. 38. 40. 42. 48. 52. 66. 
70. 76. 78. 94. 2008. 22. 36 II. III... XVIII. signum 
M(cgz). 2172. draconum M. 2410. in bis sua cgz, fehlt 
M. 2596. Jesus] Joseph M. 2640. 41 stehen in M fälsch¬ 
lich hier, in cgz richtig als Schluß des vorhergehenden Ab¬ 
schnitts. 3164—3258. Vögtlins Überschriften stehen in M 
am Rande. 3174. Wie auch die Initiale in M zeigt, be¬ 
ginnt der Vers den neuen Abschnitt. 3182. Jesu Christi M. 
3254. digitis Jesu M. 3258. pedibus Jesu M. 3352. exer- 
cuit gz, exercuerit Mc. 3368. 82. Beide Abschnitte ver¬ 
tauscht c. 3622. Überschr. Z. 4 de bis Marie gz, fehlt M. 
3662. de vita bis Christi z, fehlt M. 3936. Der Abschnitt 
fehlt g. 4460. Juda] Judeis M, Judeis Juda dace cgz. 
4636. Quod J. susp. se M, Quod J. traditor se ipsum 
laqueo susp. z. In cg fehlt hier Überschr. und Initiale; 


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CORNELL UNfVERSITY 



153 


erstere steht fälschlich über 4644, wo die richtige Überschr. 
fehlt. 4706. et flagellatus ege, fehlt M. 4966. De modo 
crucifixionis J. M. 4996. Der Abschnitt steht hinter 5099 s. 
5728. eius ege, ipsius M. 5812. Am Rande Primum sig- 
num. Ebenso 5816. 18. 20. 22. 24. 26. 34. 38. 46. 48. 68. 
86. 96. 98. 5900. 04. 08. 26 II. UI... XVIIII. signum 
M(ce). 5912. signa M. 6042. qaum] quando M, cum 
ege. 6130. Am Rande Prima apparicio. Ebenso 6142. 
60. 90. 6204. 12. 34. 44. 70. 88. 6320. 38. 74 II. III.. . 
XIII. apparicio Mcge. 6584. Quod bis Syon ege; fehlt 
M, doch beeeichnet die Initiale den Beginn eines neuen Ab¬ 
schnittes. 7064. Exitum] Exemplum M. 7378. Überschr. 
Quod ille, qui volebat corpus Marie deicere, credidit (ce- 
cidit c) et curatus est ege, fehlt M. 7498. Am Rande 
Primus chorus. Ebenso 7528. 58. 88. 7616. 46. 74. 7702. 
30 II. III... IX. chorus M. 7786 f. Am Rande die Namen 
der eineelnen Sprecher, so 7844. Joseph sponsus Marie 
virginis M. Statt dessen neue Überschr. De gaudio et tri- 
pudio Joseph, cum vidit sponsam suam Mariam ascen- 
dentem (in celum ge) ege. 

Kleine Druckfehler, an denen die Hs. unschuldig ist, 
sind noch zu verbessern in den Überschr. 423. 1074. 1232. 
1336. 3764. 4620. 5004. 6142. 6429. 7302. 


III. Autorenangaben. 

Abgesehen von den gelegentlich unter den l Glosseri 
(S. 121 f.) begegnenden Angaben über die Quellen, gebe 
ich hier das Material aus den vier benutzten Hss. voll¬ 
ständig, verzichte jedoch der Kürze wegen auf die Wieder¬ 
gabe des hs.liehen Wortlauts, zumal man davon bei Rückert, 
Bruder Philipps Marienleben S. 379 f., ein (freilich nicht 
durchaus zuverlässiges) Bild erhält. Da die Autorenan¬ 
gaben oft irgendwo am Rande, wo gerade Platz war, beige¬ 
fügt sind, ist nicht immer sicher zu entscheiden, zu welchem 
Verse sie gehören. 


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154 


47. Epiphanias M, fehlt cgz. 173. Theophilus Mcgz. 
287. Theoph. cg, fehlt Hz. 365. Germanus Mcgz. 383. 
Augustinus in libro de perpetua virginitate Marie Mcgz. 
395. Germ. Mcgz. 405.423. Ignacius M, fehlt cgz. 449. 
Theoph. M, fehlt cgz. 463. Evangelium Nazareorum M, 
fehlt cgz. 487. Epiph. M, fehlt cgz. 557. Epiph. Mcgz. 
563. Epiph. M, fehlt cgz. 631. Johannes Damascenus et 
Ign. Mcz, fehlt g. 665. Epiph. Mc, fehlt gz. 761. Je- 
ronimus et Aug. M, fehlt cgz. 801. Germ. M, fehlt cgz. 
819. Joh. Dam. Mcg, fehlt z. 843. Aug. de virg. M, 
fehlt cgz. 881. Theoph. M, fehlt cgz. 901. Ign. et Epiph. 
Mcz, fehlt g. 929. Germ. Mcg, fehlt z. 953. Epiph. Mgz. 
fehlt c. 968. Theoph. M, fehlt cgz. 986. Ign. Mc, fehlt 
gz. 1006. Germ. M, fehlt cgz. 1074. Theoph Mcgz. 
1088. Ign. Mcg, fehlt z. 1094. Germ. Mcg, fehlt z. 1104. 
Theoph. Mc, fehlt gz. 1124. Ign. Mcg, fehlt z. 1128. Ev. 
Hebreorum M, fehlt cgz. 1166. AfFricanus Mgz, fehlt c. 
1232. Germ. Mc, fehlt gz. 1272. Theoph. Mcgz. 1290. 
Ign. Mcgz. 1314. Germ. Mcz, fehlt g. 1336. Theoph. 
Mc, fehlt gz. 1376. Epiph. Mcz, fehlt g. 1416. Ev. 
Ev. Hebr. Mcgz. 1426. Epiph. Mcgz. 1438. Speculum 
ecclesie Mcgz. 

1518. Theoph. Mcz, fehlt g. 1534. Lucas c, fehlt 
Mgz. 1564. Aug. cgz, fehlt M. 1584. Aug. de virg. 
Luc. cgz, fehlt M. 1624. Luc. cgz, fehlt M. 1638. Luc. 
Mcgz. 1654. Perp. virg. Mar. Mz, fehlt cg. 1674. Luc. 
c, fehlt Mgz. 1702. Glosa super Luc. Mcg, fehlt z. 
1720. Luc. Mcg, fehlt z. 1726. Ign. c, fehlt Mgz. 1732. 
Joh. Chrysostomus cg, fehlt Mz. 1768. Germ. Mcg, 
fehlt z. 1820. Joh. Chrys. Mcgz. 1830. Theoph. Mcz, 
fehlt g. 1864. Joh. Chrys. Mz, Mattheus g, fehlt c. 1916. 
Gesta Romanorum Mcz, fehlt g. Scolastica historia z, 
fehlt Mcg. 1920. Scripta Sibylle Mcz, fehlt g. 1934. 
Theoph. Mcz, fehlt g. 1938. Germ. Mz, fehlt cg. 1940. 
Glosa s. Luc. Mcz, fehlt g. 1942. Gesta Grecorum Mcz, 
fehlt g. 1948. Egesippus et Josephus Mcz, fehlt g. 1952. 
Gesta Hunorum Mcz, fehlt g. 1966. Cronica Rom. Mcgz. 


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155 


1970. Orosius in cronicis suis Mz, fehlt cg. 1976. 78. 
In cronicis cz, fehlt Mg. 1994. 2008. Germ. Mc, fehlt 
gz. 2022. Theoph. Mc, fehlt gz. 2036. 46. Chrys. Mcg, 
fehlt z. 2064. Math. Mcg, fehlt z. 2100. Ign. Mz, fehlt 
cg. 2108. Luc. Mcz, fehlt g. 2126. Math, cgz, fehlt M. 
2136. Math, cg, fehlt Mz. 2142. Josephus g, fehlt Mcz. 
2154. Ign. c, fehlt Mgz. 2172. Liber de Infancia salva- 
toris cgz, fehlt M. 2182. Inf. salv. cz, fehlt Mg. 2192. 
Inf. Mcz, fehlt g. 2218. Theoph. Mcgz. 2222. Inf. Mcgz. 
2226. Inf. cgz, fehlt M. 2234. Inf. cg, fehlt Mz. 2268. 
Germ. Mcg, fehlt z. 2282. In libro Rerum (Hebreorum c, 
Regum g) Mcg, fehlt z. 2292. Germ. Mc, fehlt gz. 
2322. Spec. eccl. cg, fehlt Mz. 2344. Glosa s. Jeremiam 
Mc, fehlt gz. 2386. Germ, cgz, fehlt M. 2410. Inf. 
Mcz, fehlt g. 2452. Inf. cz, fehlt Mg. 2460. 70. Germ. 
Mcg, fehlt z. 2478. Eccl. (Scolast cg) hist. Mcg, fehlt z. 
2486. 98. 2510. Ign. Mcgz. 2522. Germ. Mcgz. 2532. 
Inf. cz, fehlt Mg. 2540. Theoph. Mcgz. 2544. Theoph. 
Mcz, Josephus g. 2556. Glosa super Jerem. Mcgz. 
2564. Inf. cz, fehlt Mg. 2568. Math. Mcz, fehlt g. 2574. 
Glosa s. Jerem. cz, fehlt Mg. 2582. Glosa s. Jerem. 
Mcz, fehlt g. 2596. Math. Mcz, fehlt g. 2612. Theoph. 
Mc, fehlt gz. 2640. Glosa s. Matheum Mcz, fehlt g. 
2664. 84. 2718. 64. 80. Inf. Mcz, fehlt g. 2784. Inf. M, 
fehlt cgz. 2802. Inf. Mz, fehlt cg. 2890. Inf. Mcz, fehlt g. 
2924. Inf. Mgz, fehlt c. 2964. Inf. Mcgz. 3046. Ign. 
Mcgz. 3062. Luc. Mcgz. 3094. Luc. Mcg, fehlt z. 
3124. Glosa s. Joh. Mcgz. 3134. Joh. Chrys. Mcgz. 
3148. Chrys. Mg, fehlt cz. 3274. Joh. Dam. Mz, fehlt cg. 
3316. Theoph. Mz, fehlt cg. 3326. Glosa s. Joh. Mcgz. 
3342. Beda super Luc. Mcgz. 3352. Germ. Mcz, fehlt g. 
3368. Theoph. Mcgz. 3382. 88. Germ. Mcgz. 3394. 
Glosa s. ev. Mcz, fehlt g. 3414. Ev. Mcg, fehlt z. 3450. 
Germ. Mcgz. 

3662. Ev. c, fehlt Mgz. 3676. Theoph. Mcgz. 3682. 
Theoph. M, fehlt cgz. 3684. 3706. Ev. Mcz, fehlt g. 
3732. Marcus et glosa s. Marc. Mcgz. 3742. Ev. Mz, 


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156 


fehlt cg. 8748. Ev. Mc, fehlt gz. 3764. Ev. (Nazar. 
Mg) Mcg, fehlt z. 8800. Joh. ey. Mcgz. 3828. Ev. 
Mgz, fehlt c. 3868. Ev. M, fehlt cgz. 3874. Ev. Mc, 
fehlt gz. 3892. Ev. Mcg, fehlt z. 3920. Ev. c, fehlt Mgz. 
3936. Ev. Mcg, fehlt z. 3982. Eusebius in Eccl. (über 
Scolast. z) hist. Mcz, fehlt g. 4004. Euseb. cz, fehlt Mg. 
4016. Euseb. Mcgz. 4052. Eccl. hist, z, fehlt Mcg. 
4074. Euseb. Mcz, fehlt g. 4144. Joh. ev. cgz, fehlt M. 
4192. Auctor Mg, fehlt cz. 4214. Ev. cgz, fehlt M. 
4230. Ev. c, fehlt Mgz , 4302. Ev. M, fehlt cgz. 4320. 
40. Mc, fehlt gz. 4432. Johannes Beleth Mc, fehlt gz. 
4678. Theoph. Mg, fehlt cz. 4756. Germ. z, fehlt Mcg. 
4774. Glosa s. ev. et ev. Nicodemi M, fehlt cgz. 4796. 
In annalibus antiquis Hebr. Mgz, fehlt c. 4810. G-losa 
s. ev. Mcgz. 4818. Germ. Mgz, fehlt c. 4910. Bem- 
hardus cz, fehlt Mg. 4938. Ign. Mcgz. 4950. Ev. cz, 
fehlt Mg. 4961. Petrus Manducator Mcgz. 4966. Germ. 
Mz, fehlt cg. 6004. Ign. Mz, fehlt cg. 5100. Ign. Mcgz. 
5108. Glosa s. ev. Mcgz. 5114. Ev. Nie. Mcgz. 5134. 
Theoph. Mcz, fehlt g. 5232. Ign. Mcgz. 5262. Ev. et 
Ign. Mcgz. 5306. Ev. Mz, fehlt cg. 5330. Germ. Mcg, 
fehlt z. 6494. Theoph. Mcgz. 5516. Ev. Hebr. Mcg, 
fehlt z. 5566. Theoph. Mcg, fehlt z. 5636. Theoph. Mgz, 
fehlt q. 5674. Ign. Mgz, fehlt c. 5728. Germ. Mc, fehlt 
gz. 5808. Ev. M, fehlt cgz. 5816 (oder 22?). Oros. M, 
fehlt cgz. 5824. Ev. Nazar. M, fehlt cgz. 5826. Jo- 
sephus M, fehlt cgz. 5827. Ev. M, fehlt cgz. 5830. Glosa 
(s. ev. et Scolast. hist, z) Mz, fehlt cg. 5834. Oros. Mz, 
fehlt cg. 5838. Ev. Nie. M, fehlt cgz. 5846. Egesippus 
M, fehlt cgz. 5848. Ev. Nie. M, fehlt cgz. 5868. Ev. 
Nazar. M, fehlt cgz. 6886. Jacobus Acunensis archiepi- 
scopus M, fehlt cgz. 5896. Germ. M, fehlt cgz. 5898. 
5900. In gestis Francorum M, fehlt cgz. 5904. 08. Jo- 
sephus M, fehlt cgz. 5938. Germ .Mcz, fehlt g. 6980. Ev. 
Mcz, fehlt g. 5987. Jeron. M, fehlt cgz. 6004. Ev. et 
glosa Mcgz. 6014. Epiph. Mcgz. 6018. Ev. Mcgz. 
6022. 26. Aug. Mc, fehlt gz. 6042. Ev. Nie. Mcz, fehlt g. 


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157 


6088. Glosa s. ev. Mcgz. 6092. Ev. Mcgz. 6120. 
Glosa s. ev. Mcgz. 6130. Germ. Mz, fehlt cg. 6142. 
Ev. Nie. Mcgz. 6374. Ign. Mgz, fehlt c. 6418. Actus 
apostolorum cgz, fehlt M. 6430. Ev. Nie. Glosa s. ev. 
Mcgz. 6438. Aug. Mcgz. 6444. Glosa s. ev. Mcgz. 
6480. Epiph. Mcgz. 6500. Joh. Dam. Mcgz. 6518. 30. 
Epiph. Mcgz. 6540. Joh. Dam. Mcgz. 6556. Epiph. 
Mg, fehlt cz. 6572. Germ. Mcgz. 6584. 94. 6612. Epiph. 
Mcgz. 6742. 58. Germ. Mcgz. 6772. Theoph. M, fehlt 
cgz. 6784. Germ. M, fehlt cgz. 6796. Theoph. Mz, fehlt 
cg. 6832. Ign. Mcgz. 6870. 90. Germ. Mcgz. 6898. 
6906. Theoph. Mcgz. 6920. Ign. Mcgz. 6936. Glosa 
s. Luc. Mcg, fehlt z. 6940. Glosa s. epistulam ad Co- 
rinthios Mgz, fehlt c. 6964. 82. Glosa s. act. apost. 
Mgz, fehlte. 7022. Ign. cz, fehlt Mg. 7026. Ign. Mcz, 
fehlt g. 7060. Ign. cz, fehlt Mg. 7064. Ign. Mcgz. 7082. 
Epiph. Mcgz. 7120. Joh. Dam. Mcgz. 7137. Cosmas 
Mg, fehlt cz. 7148. Juvenalis episcopus Mg, fehlt cz. 
7162. Juvenalis Mcz, fehlt g. 7166. Cosmas Mcgz. 
7170. Joh. Dam. Mcgz. 7184. Theoph. Mcgz. 7188. 
Cosmas et Andreas episcopus Mgz, fehlt c. 7224. Dio¬ 
nysius Ariopagita Mcgz. 7242. Glosa s. Dion. Mcgz. 
7254. Germ. Mcgz. 7296. Joh. Dam. Mgz, fehlt c. 
7302. Joh. Dam. Mcgz. 7316. Cosmas Yestitor Mcgz. 
7328. Theoph. Mcgz. 7334. Joh. Dam. M, fehlt cgz. 
7346. Cosmas Mcgz. 7378. 82. 94. 7400. Joh. Dam. Mcgz. 
7404. Germ. Mcgz. 7414. 26. Joh. Dam. Mcgz. 7442. 
Cosmas Mgz, fehlte. 7478. Theoph. Mgz, fehlte. 7490. 
Joh. Dam. Mcgz. 7498. Glosa s. Dion. Mgz, fehlt c. 
7528. Germ. Mcgz, 7739. Augustinus Mgz, fehlt c. 
7772. Glosa s. Dion. Mcgz. 7784. Glosa s. Dion. M, 
fehlt cgz. 7912. Glosa s. Dion. Mz, fehlt cg. 


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158 


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IV. Berichtigungen und Lesarten zum Yerstext. 

Mit der Absicht, vollständig zu sein, verzeichne ich hier 
die Abweichungen Yögtlins von M und füge die Überein¬ 
stimmungen von cgz gegenüber dieser Hs. hinzu, die sich 
mir aus dem S. 9 geschilderten Verfahren ergeben haben. 
Wo keine Sigle hinzugesetzt ist, steht die Lesart in M, und 
cgz stimmen damit überein, oder es weicht ivenigstens keine 
im Sinne Vögtlins von M ab. Stimmt Vögtlins Text zu 
einer der Hss. c, g oder z, so bemerke ich das stets aus¬ 
drücklich; dagegen habe ich seine Übereinstimmung mit M 
meist nicht besonders hervorgehoben, wenn ich eine Abweichung 
von cgz zu verzeichnen hatte. 

9. Retexentes. 24. redegi Mc, collegi gz. 29. plu- 
rimi] alii cgz. 30. Plura que. 38. per prudentes. 40. si 
qua. reperierint cgz, reppererint M. 52. In dei. 59. 
eins g, huius Mcz. 60. condecebat cgz, dec. M. 64. ani- 
mam et gz, et an. et Mc. 65. Anna nom. huius c, H. n. 
A. Mgz. 76. sui cgz, fehlt M. 78. legem. 81. dei per 
cgz, per dei M. 94. tribuendo cgz. Nach 110 werden 
73. 74 wiederholt cgz (nicht in M). 111. omnem spem 

suam Mg, o. su. sp. c, su. o. sp. z. 141. ad orationes. 
156. cor summ cgz, et se M. 167. oratione cgz. 186. 
gemitus. 207. illam] hanc Mgz, fehlt c. 215. Nunquam. 
220. sui] eius cgz. 226. turbatione. 237. Herbas. 241. cum 
cgz, enim M. 269. humanum cgz. 273. semen] germen 
cgz. 281. Miserere cz, Misereri Mg. miserie gz, misere 
M, miserere c. 289. vocatus z, appellatus Mcg. 326. Sibi 
que. 340. illa] ac regem (reg. fehlt c) Mcgz. 344. nos 
non vult cgz, non vult nos M. 357. patr. nostri D. 
cgz, D. vor patr. M. 369. matemus Mcgz. 371. eum] 
cum. 374. completione cz, complexione Mg. 395. per- 
venisset cgz. 404. Benedicebant. 408. tenes Me, tenens 
cg. 411. aer eth. cg(e), eth. aera M. 439. Hic cgz, 
Hec M. 445. quia cgz, quod M. 472. dilectione {ebenso 
664. 852, 913. 940. 3982. 6706. 7002). 476. pro g, per 

M cz. 484. quum hec] quando. 486. conservavit. 504. 


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CORNELL UNIVERSITY 



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commendare. 505. aderant cgz, fuerant M. 514. im- 
plesset cgz, implessent M. 516. 24. promittentes. 524. 
Red. 587. servare cgz, amare M. 552. more] modo. 
577. templi cust. cgz, cust. t. M. 578. spurcitiis. 
579. conservarent cz (Vers fehlt g). 592. semperj quoque 
cgz. 598. tune] sed cgz. 602. illarum] illi cgz. 607. de 
vor purp, fehlt cgz. 608. suo mox cgz, mox suo M. 
610. Cura] Circa alle. 627. Sensus cgz. 637. innumera- 
falibus (bi getilgt ) c, in numeralibus g, inmineralibus z. 
648. ac] et cgz. 650. laud. div. cgz, d. 1. M. 658. con- 
trahebat. 661. ipsam] haue c{g) z. 693. evexi. 720. velut 
cgz, sicut M. 721. nimis] erat cgz. 726. supra. valde] 
bene cgz. 731. Omnique. 742. manentes cgz. 745. tor- 
natiles. 748. precise M, precisi cgz. 749. erat (fuit g) 
eius cgz. 751. velox und preceps vertauscht cgz. 755. 
procedens cgz, procidens M. 763. eius oris cgz, umge¬ 
stellt M. 783. Raro vero loq. 786. iam] nam. 792. Uni- 
versa que. 808. amabilem cgz. 809. Et tarnen cgz, 
Attamen M. quandoque. 858. sanctis. 859. anxiebatur. 
860. aliqua cgz. 874. Flevitque cgz. 895. byssum cgz. 
905. egrederentur. 914. virtutesque] utriusque. 919. pro¬ 
cedens cgz, procidens M. 945. ipsam] eam cgz. 947. 
virtusque] utriusque. 969. in fehlt cgz. 977. pulchritu- 
dine. 988. qui cgz, quod M. 991. dei g, deo Mcz. di- 
lectissima. 1009. indicans (inclicans M) virgineum Mcgz. 
1016. accipere gz, rec. Mc. 1017. viventibus gz, iuve- 
nibus Mc. 1052. cymbala] organa cgz. 1059. sanctarum. 
1066. Suis] Eius cgz. 1070. Nam cgz, Nec M. 1096. 
illam sic] sic istam cgz. 1102. recusabunt. 1131. Sive. 
1154. non] nec. 1161. templum] tantum. 1163. virgam 
suam cgz. 1178. mitis. 1180. amabilem a] affabilem se. 
1187. et paup. ac. g, et paup. et M, ac paup. et cz. 
1205. inspiratione. 1212. caste] atque cgz. 1213. et 
sensus] atque cgz. 1218. contempnere. 1220. ut] et cgz. 
1242. hic. 1248. est] et. 1250. pontificis. 1252. com- 
parens. 1256. tarnen] tantum. 1268. A deo. 1271. vir- 
tutum. deus] eius cg, eam z. 1281. nam cgz, iam M. 


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1299. multiplicet cgz. 1306. Ammodo gz, Amodo Mc. 
non] nec. 1332. observabis cgz. 1337. servum] virnm 
cg 2 . 1339. suspiriis. 1340. et] o cgz. 1347. conservavi 
cgz. 1361. dominus cgz, deus M. 1363. carus] pater. 
1365. mihi solus. 1372. paranymphus. 1374. dilectissime 
c, dulciss. Mgz. 1385. que] te g, fehlt cz. 1400. un- 
quam cgz. 1402. incontactam. 1414. que cgz, et M. 
1417. sociatur cgz. 1441. castello. 1442. eam cgz, ip- 
sam M. 1457. preelegit. 1476. comparens. 1477. domum. 

1478. Evangeliste. 1488. nam] que cg, fehlt z. 1495. 
profutura. 1508. 9. beatus: protestatus. 1510. historio- 
graphi. 1522. virgines. 1541. ista cgz. 1556. sanctum 
quod (que M) Mcgz. 1564. filius dei cgz, d. f. M. 
1565. deus cgz, deum M. 1577. adunivit. 1581. aurem] 
auremque cz, a. quoque g. 1592. qua. 1600. in fehlt cgz. 
1608. voce. 1617. clausum. 1618. Virgo] 0 virgo M, 
Ergo cgz. 1631. superbos] potentes cgz. 1634. Jacob] 
Israel cgz. 1640. territur cgz, terretur M. 1646. eum 
morti. 1653. relinquere] dimittere cgz. 1654. Maria vor 
dolorem cgz. 1663. tarn] iam. 1664. angelo cgz. 
1679. Accipere. 1683. filium. 1685. peccatis] penis cgz. 
1704. fluxerunt z, luxerunt cg. 1707. oculos vir aliquis 
cgz. 1708. suam domum cgz. 1711. aliquod. 1723. Je¬ 
sus] Christus. 1729. Cum. 1730. quia (nach Cesaris c) 
cgz, que M. 1742. etiam. 1746. magna. 1754. cantant 
cz, canunt M. nascente. 1773. Tarnen que cgz. 1789. 
Qua cgz. 1796. 97. misereatur: deprecatur cgz, misere- 
retur: deprecetur M. 1819. Ceu. 1821. in vor asini fehlt 
cz. 1822. Noscentes. 1828. sacramenta. 1843. que cg, 
quem M, quod z. 1848. pertica. 1852. vellus. 1869. 
sustentamento cgz, sustamento M. 1875. magnus splendor 
cgz. 1877. sunt vor ipsi cz, vor territi g. 1885. latere] 
labe. 1886. hoc sit cgz, umgest. M. 1890. que] quod 
cgz. 1895. ut] et cgz. 1899. cernunt] viderunt (vor 
supra c) cgz. 1901. in asini Mg, asini cz. 1910. nullam 
ver. meram (meram fehlt c) cgz. 1917. origine] virgine. 
1927. ducitur Mg, dicitur (aus duc. in ras. c) cz. 


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1930. deiecit. 1932. ipsius] suam cgz. 1942: nocte g, 
Noe Mcz. 1946. nocte] hora cgz. 1948. qna. 1952. 
Ruxia c, Ruzia g, Rnsia z. 1959. luto cgz, luc^o M. 
1961. liquefiebat. 1964. Jesus. 1969. Ceu. 1977. qui 
Mz, que cg. 1981. hec] hie M, fehlt cgz. poterunt. 
1987. structionis g, strutionis Mcz. 1996. uno. 1997. 
Caiusdam herbe. 2011. Perfecte. 2017. Per crucisque 
(que fehlt cz). 2018. Huius. 2020. moriebatur. 2021. 
tarnen M, fehlt cgz. 2045. Trinum . .. trinum. 2053. a 
cg, fehlt Mz. 2062. dulcis. 2064. dies. 2065. perducente. 
2076. respondent. Bethlehem gz, in B. Mc. 2093. eorum 
cg, horum z. 2095. ad M, fehlt cg(z). 2097. ipsam (fehlt 
cg) que. 2100. Ipsum. 2105. matrem sal. 2113. donum. 
2117. de] deo. 2124. quum] quando Mcg, cum z. 2140. 
Cum, 2152. transibant. 2165. timoresque] terroresque 
cgz. 2170. quadr. dies cg(z). laborabant. 2176. nude] 
unde. 2177. puer se br. 2179. manibus. 2195. nullum. 
2202. qua. 2209. Et Mcg, fehlt z. 2221. in via cgz. 
2224. ille conv. 2229. Transeuntem creatorem cg, Crea- 
toris transitum z. 2238. Compatiens familie cgz. 2242. 
venustate. 2244. Tarnen. 2245. quedamque] quedam cg(z). 
2247. mater sua (sua fehlt z) cgz. balneavit. 2253. quam] 
qua iam (iam nach fuerat c, fehlt z) Mcgz. 2269. nimis M, 
nimius cgz. 2275. Ulis quoque. 2289. ei] sibi cgz. 2305. 
hoc iter cgz. 2307. 0 fehlt gz, Vers fehlt c. 2314. Adhuc. 
2342. cortex frondes cgz. 2352. reperunt gz, repererunt 
Mc. 2352. 53. Reimwörter vertauscht cgz. 2373. his] eis 
cg, fehlt z. 2396. festinanter. 2411. quesivit. 2423. 
nostros. 2441. mundum... orbi (fehlt z) cgz. 2447. modo] 
nobis cgz. 2479. mater cg, fehlt M(z). 2486. eum] cum. 
2494. queant] possint cg, possit z. 2495. que] quoque 
cg, fehlt z. 2499. ann. duorum cgz. 2541. quendam. 
2549. eundem] eum cgz. 2551. mensa cgz, mensam M. 
2559. concedebant. 2568. ei] dei. 2570. Surge. 2575. 
preparans. 2597. perrexit. 2601. Et c, fehlt Mgz. raro 
nach fontem cgz, vor ve 1 M. 2602. pluvias cgz. 2619. 
omni] dei cgz. 2623. Suisque cg(z), In suisque il/. 2638. 

Palaestra LXXXI. 11 


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pulcher. 2646. vel mor.] seu (fehlt z) mor. cgz. 2656. 
hunc vel ang. cg (Vers geändert z). 2657. vel cg, et M, 
fehlt z. 2670. deportaret cgz. 2672. vellet. 2682. dul- 
corate. 2685. matri sue cg z. 2694. videntes. 2695. aqua. 
2698. contristati. 2705. Jesu. 2721. Inmane. 2738. 39. 
patiemur : meremur. 2740. quis. 2759. mortuis cgz, 
morte M. 2780. Jesus puer (g) , puer J. Mcz. 2785. 
doceret. 2788. 93. JJ L Mcg, i z. 2793. intellegimus c, 
intelligimur Mgz. 2809. si] et Mcg, fehlt z. 2813. sin- 
guli. 2815. quas Mcz, quos g. 2819. piscinam cgz, 
piscinulam M. 2829. plus quam. 2830. doceri. 2840. 
puer J. cgz. 2845. et fehlt cgz. 2849. dimittit cgz. 
2860. furentes. 2863. inde gz, indeque Mc. 2869. Eum. 
2880. ibant. 2887. mortuus. 2905. plurimum. 2906. sus- 
citare cgz, resusc. M. 2922. Hoc cgz, Hec M. 2928. 
repererunt cgz. 2945. hec] hic. 2946. plus M, fehlt cgz. 
2960. hic vel fil. cgz. 2961. aliquod. 2962. est hic cgz. 
2971. fugerunt cgz, fugierunt M. 2984. 86 fehlen cgz. 
2991. pueri. 2996. revertebatur. 3002. Terrore cgz. 
3016. alios] abire. 3031. magnum] magis. 3037. hoc. 
3044. puer J. cgz. 3061. hic cgz. 3064. Suis] Eins cgz. 
3069. cum vor amicis fehlt cgz. 3072. Iverunt] Fuerunt 
(F ausradiert g) cgz. 3080. sapientie . . . magistrorum. 
3086. nos] te cgz. 3088. ait vor ad cgz. 3090. primis] 
patris. 3093. manebat. 3106. tristis und piger vertauscht 
cgz. 3111. discretus cgz. 3112. preceps. 3120. etate. 
3121. magnum] magis. 3127. et vultu] atque cgz. 3152. 
stelle M, sidus cgz. 3154. dulcissimi (dilect. c) mitis 
cgz. 3157. Nec cgz. 3168. Nigra. 3181. Omnimode 
cgz. 3197. nitentes. 3206. multiloqua. 3207. magni- 
loqua. 3232. colore. 3242. inspiciebat cgz. 3244. Inde 
cgz. 3254. Digiti. 3264. calcios cz, calceos Mg. 3287. 
spüalis M, spiritualis g, spälis cz. Nach 3325 folgen in 
cgz die hei Vögtlin für GZ angegebenen Verse. 3328. diiu- 
dicabat. 3337. vel gz, et c, fehlt M. 3347. detinebatur 
cgz. 3363. offerentes cgz, def. M. 3368. ista. 3377. 
filium] puerum cgz. ut] cum cgz. 3400. virtutem cgz. 


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3410. hoc. 3411. Multo plura signa cgz, Malta signa M. 
3413. hec. 3421. aspida cgz, hispida M. 3433.'extitit. 
3434. dulce. 3457. presto sum tibi cgz.. 3466. quo Mc, 
quod gz. 3472. est princ. Mz, est hocprinc. cg. 3519. pre- 
sentabas. 3521. videres. 3522. bene fiK] f. bone. 3529. 
Dominio. 3538. fragilitatis. 3544. abi] tibi. 3550. dicis. 
3554. tarnen] tantum. 3575. ipsis] impiis. 3578. te] de. 
3588. Postquam. 3600. Post. 

3629. ab aqaa vino cgz. 3637. Abgaro gz, Abagaro 
Mc. 3644. quingentis. 3655. hic si qna. 3694. et plac.] 
-que plac. cz, conplac. z. 3729. tu cgz, fehlt M. 3732. 
33 umgest. cgz. 3733. Et nniv. cgz. 3737. quocumque. 
3742. Egressus g, Regresses (die Initiale nicht ausgeführt z) 
cz, Eegressus M. 3748. Johannis. 3749. dominum. 3751. 
est cons. cgz, imgest. M. 3757. Dydimum. 3803. hec z, 
hoc Mcg. 3804. mi fili cgz. 3813. repleatis cgz. 3815. 
septem cgz, VI M. 3826. demonstravit cgz. 3834. Jes. 
est (est Jes. c) post cgz. 3847. ipse cgz. sonum. 3858. 
caducam. 3897. Christe. 3913. utrumque z, utcumque 
Mcg. 3919. Jesu. 3923. Exportari. 3926. acc. Jes. cgz. 
3928. ipsum cgz. 3933. in gloriam cgz, glor. M. 3941. 
eum] cum. 3949. dei facta cz, umgest. M (in g fehlt der 
Abschnitt). 3969. est. 3974. confessa. 3977. quam hinter 
me cgz. 3979. annis est cgz, umgest. M. 3990. illius 
cgz. 3999. infirmitate. 4005. 06. cuius nunc. | Nom. erat 
cgz, cuius nom. nunc. | Erat M. Abgarus gz, Abagarus 
Mc. 4031. morbos. 4032. cum tu cgz. 4046. Horum 
cgz. 4054. Ei M, Eius cgz. 4064. cur. lang. cgz. 4068. 
Ad eum de quo cgz. 4079. cunctos. 4083. Omnes . . . 
deditos. 4086. Et dem. cgz. 4088. in corde cgz. 4137. 
hec. 4140. aliquod. 4145. hee cz, hec Mg. 4159. Qua- 
drid. cgz, Quatrid. M. 4163. sui fr. mort. cgz. 4168. 
compassione. 4181. fet. iac. cgz. 4187. exit z, exiit 
Mcg. 4202. claudos surdos (surd. fehlt z) cgz. 4228. 
cogitare. 4230. Simonis. 4233. esset cgz. 4239. fuerat. 
4241. fraglavit Mcg, flagravit z. 4244. hec (vor nunc 
M, vor fit c). 4253. que] quoque cgz. 4254. tarnen] 


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tantum. 4255. hoc. 4258. posset. 4261. hoc gz, hec Mc. 
4267. dei. 4277. P iter Mc, Pariter gz. 4280. sequimini. 
4281. Laudens] Eandem. 4292. Hi cgz, Isti M. 4300. 
nunc cgz, fehlt M. 4302. hac. 4304. plenam alle, sibi 
vor plenam cgz. 4320. Sumptis Jes. cgz. 4323. Yestros 
(Vrös) ( ebenso 4342. 4504. 4599. 6361). 4324. alterius g, 

alterutris Mcz. 4332. Somentes. 4337. animo] amodo. 
4356. latus Jesu cgz. 4358. Christo. 4365. Quam ut] 
Quam cg, Postquam z. 4368. Jes. huic cgz, umgest. M. 
4377. tribulari hinter eum cgz. 4382. hac. 4389. tecam. 
4394. Ant. sit gall. 4395. hac. 4397. oportuerit. 4399. 
Getsemany. 4411. concurrerunt c, cucurr. Mgz. 4421. 
mecumque. 4449. aliud nam] contrarium {fehlt z) iam cgz. 
4459. tradit cgz. 4463. Ad. 4469. ipsi cgz. 4481. sic 
nunc g, sic cz. 4482. quod M, quid cgz. 4486. Depone 
cgz. 4489. in] mihi. 4502. 28. synagogys g, synagogis 
M cz. 4511. primum cgz. 4518. ipsi tune] impii. 4535. 
tu me M, me cgz. 4537. hoc. 4558. suumque cgz, suum M. 
4573. nec mihi] non mihi ( umgest. cg) cgz. 4575. nunc] 
vos cgz. 4576. me fehlt Mcgz. 4580. illi cz, ille Mg. 
4590. presides alle-, pontifices? 4603. quum] qnando. 
4606. Meum regnum cgz. 4641. Judei] ei cgz. 4654. vos 
cgz, fehlt M. 4656. Sed fehlt cgz. 4659. vinculis cgz, 
in vinc. M. 4664. Quid. 4679. vinculis Mcg, vinclis z. 
4715. quare] pro qua cgz. 4716. aliquod alle, aliquid? 
4724. crucifigendus. 4730. dixit cgz, dixitque M. 4743. 
ipsius] impius. 4754. damnationem cgz. 4785. nos. gen- 
temque. 4789. que] quoque gz, fehlt c. 4817. ut fehlt 
cgz. 4820. quum] quando. 4823. ductus cgz. 4827. Esse 
suum filium captum cgz, Captum esse fil. suum M. 4837. 
dedaxerunt c, deduxerint Mgz. 4839. quum] quando. 
4841. tarnen ut saltem cemam] saltem ut (ut fehlt g) cer- 
nam ipsum cgz. 4843. Jesu pass, ipsa cgz. 4855. ipso 
cgz. 4857. bene] vere cgz. 4868. nunc] hic cgz. 4886. 
mihique dil. cgz. 4893. mihi cgz, mihique M. 4896. 
stans] nam in ras. c, iam g, fehlt z. 4900. hominum] om- 
nium. 4907. perrexit. 4910. Hec g, Hee Mcz. 4912. 


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CORNELL UNIVERSITY 



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Jesumque trahi cgz, Jesum protrahi 31. ipsis cgz, illis 
M. 4917. maximum. 4920. traheris] duceris cgz. 4931. 
desistite. 4937. operiendum. 4953. tune] que. 4955. atque] 
acre cgz. 4967. deiecerunt cgz. 4980. et eam M, eam 
cgz. 4989. verecundum cgz. 4998. cruciebatnr cgz. 4999. 
nec verbum] neque cgz. 5009. torqueatur. 5027. Mariam 
alle. 5036. Tundit z, Tundebat Mcg. 5052. 53. demon- 
strabat: palpitabat cgz. 5063. aspexit cgz. 5077. ver- 
beratum cgz. 5078. stridet. 5087. it. sepius cgz. 5088f. 
Am Schlüsse des Verses mi hinzugesetzt (ebenso 5094. 98. 
5182. 90. 5206. 16. 6358. 74. 5402. 28. 74. 5512). 5105. 

morte. 5113. in plenum cg, ad pl. 31, plene z. 5124. tarnen] 
tantum. 5126. inconsutilem. 5149. que fehlt cgz. 5153. 
pateretur. 5159. vulnerum cgz. 5172. tarn decentem] dec. 
cg, condec. z. 5185. video cgz, videam 31. 5208. Oy 

cgz. 5212. Et mei (me g) tu tristissime nunc mis. cg, Ut 
mei mitissime nunc mis. z. 5218. magnum g, modo 31c (Ve 
mihi nunc gaud. z). Nach 5229 werden 5088.89 ivdhölt cgz. 
5234. benigne] parum cgz. 5239. molestScgf, molester z, 
molestus 31. 5249. Ego] Ergo cg, fehlt z. 5251. Hu¬ 

mane generationis in cg, Humani generis in 31, H. in 
generis z. 5260. mea {fehlt c) mater 31 cgz. 5276. Plures 
quoque. 5277. dominum. 5282. que] quoque cgz. 5285. 
lacrimantes cgz. 5304. duceris. 5309. patrem eius (eius 
fehlt z) de celis cgz, de cel. patr. eius 31. 5328. nun- 

quam corpus cgz. 5331. quoque cgz, que 31. 5350. ma- 
nuum. 5376. filium cgz. 5377. puerum cgz. 5378. rogo 
cgz. 5384. morte] meo. 5401. si cgz, quod 31. 5405- 

nunc fehlt cgz. 5406. celis cgz. 5420. coruscantis cgz. 
5422. quoque cgz, que 31. 5473. esse magis cgz. 5475. 
da mihi mori fili mi cgz, ve ve mihi fili mi M. 5487. 
desolatam. 5493. luctu. 5506. involuta. 5520. exclama- 
vit. 5526. ipsii] impii. 5546. Ac misericorditer. 5547. 
suo. 6560. o vor mitis fehlt cgz. 5568. dicentes cgz. 
5587. mundum. 5598. perdocente. 5599. Ipso quoque. 
5625. regnum tui patris cgz. 5630. quoque cgz, que 31. 
5633. potuerunt. 5634. poterunt. 5652. Oy cgz. 5675. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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planctu luxit cgz. 5688. Oy cgz. 5689. tuam. 5694. 
tibi ( vor quoque g) fui cgz, tibi über der Zeile nach ge¬ 
tragen M. pre ceteris. 5700. tecum. 5702. Qnando. 
5703. dulcedine. 5746. me non cgz. 5750. sue necessi- 
tatis. 5752. Tarnen cum cgz. 5775. ipso cgz. 5776. quo 
cgz. 5784. 99. plus quam. 5799. pecci g, peccanti Mcz. 
5800. Nunc cgz. 5817. contremiscit. 5821. hac. 5834. 
hora. 5842. venturum cgz. 5854. Sed cum g, Sed tune 
Mcz. 5858. eum] cum. Nach 5861: Tune statuerunt alios 
fortiores illis, Quibus idem accidit flexis mox vexillis cgz. 
5863. illos cg, alios z. 5865. sursum. 5866. prius cgz. 
5889. qua. 5896. que. 5940. aliquod Mcz, aliud g. 
5962. Oscnlatur. 5978. mi cgz, fili M. 5980. Joseph. 
5989. qua. 5993. dilecto. 5994. Multe quoque. 6018. 
permissu. 6019. custodierunt cgz, custodiverunt M. 
6037. de cg (Vers fehlt z) , a M. 6059. dimersas cgz. 
6060. celestem alle, terrestrem r* vgl. die Glosse, o. S. 142, 
21 f. und V. 6426. 

6084. hoc. deleant. 6107. Jesum alle. 6111. tim. 
et pav. cgz. 6118. hee. 6135. ultra] fore cgz. 6140. 
Tanto quoque. 6159. hoc cgz. 6169. exorabat cgz. 6172. 
Jesus. 6224. veniunt. 6228. cognoverunt] bi nov. cgz. 
6252. pedes atque manus cgz. 6266. pater me misit cgz. 
6270. Thomas qui vocatur cgz. 6276. ianuis cgz. 6279. 
sum cgz. 6280. Meos pedes cgz. 6296. dicens cgz. 6303. 
dimisit cgz. 6331. fore verum cgz. 6333. celo cgz. 
6344. vivum cgz. 6361. sum meum cgz, umgest. M. 6401. 
hoc. 6402. iam (hinter cum) cgz, fehlt M. 6407. ten- 
dentium cgz. 6426. introivit cgz. 6428. assumens (hinter 
secum cgz). 6442. dextSa Mcg, dextra z. 6444. J. s. int. 
patr. pro dil. cgz. 6446. consolatione M, consolatore 
cgz. 6447. pro fidei cgz, fid. pro M. 6451. morarentur. 
6462. supra cgz. 6466. Pr out. 6468. contremiscit. 6487. 
meditationi. 6503. dilectionis cgz. 6504. semper corde 
cgz. 6543. pauperes. 6571. maxime M, magne cgz. 
6598. Jesu mater] Maria cgz. 6625. uberibus virgineis 
cgz. 6645. lana. 6646. cuique M, cuiquam cgz. 6673. 


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CORNELL UNIVERSUM 



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celitus. 6681. orationi. 6687. spiritu. 6689. Dumque] 
Quinque. 6691. obsequio. 6705. quod M, quid cgz. 
6708. Eius quoque. 6715. sui colli tangens cgz. 6718. 
maxillum 31, maxilla c, maxillam gz. artabatur. 6719. 
sabtus cgz, fehlt 31. 6723. pallio und tunica vertauscht 

cgz. 6730. Lectus quoque. 6742. cum cgz. 6745. Egro- 
tos cgz. 6746. ipsam. 6764. pium] dulcem cgz. 6773. 
Discipulus apostolorum cgz, Ap. disc. 31. 6789. flentes 

et dolentes cgz. 6794. perrexit. 6830. et vinculis cgz. 
6875. eos cgz. 6887. Laudantes. 6895. nitebantur. 6902. 
solvebantur. 6954. quum] quando. 6957. nutire] mittere. 
6959. ad hoc. adhortatur cgz. 6995. Quod sibi cgz. 
7002. 03. dilectionem : consolationem. 7019. populos cgz. 
7053. concesserit. 7059. filii tui cgz. 7061. ipsa cgz, 
fehlt 31. 7074. via] fide cgz. 7079. atque. 7089. asso- 

ciebatur 3Icg, associabatur z. 7114. queritur. 7120. 
tempus. 7138. tertio cgz. 7155. tuam animam sanctam 
cgz. 7157. eamque] ipsamque cg, ipsam z. 7164. virgo 
Maria cgz, umgest. 31. 7168. illis cgz. 7179. Tu] Et 

cgz. 7180. semper ext. nobis cgz. 7182. orbamur. 7193. 
conturbari cgz. 7221. sacratissimum, 7238. a] de cgz. 
7254. matris cgz, virginis 31. 7275. restauratrix cgz. 

7280. reverenda. 7303. Christus Jesus cgz. 7305. Et 
ang. 7316. sue matri cgz. 7321. tibi. 7332. ad fehlt 
cgz. 7343. Der Vers steht in cgz, fehlt 31. 7352. hi 
pessimi cgz. 7353. sacratissimum. 7362. Hic cuius iam 
ar. cgz. 7368. 69. accusabant z, accusabat 31 cg : con- 
demnabat 31 cgz. 7372. Jesum Christum. 7385. surdos 
atque mutos cgz. 7392. infirmitate. 7395. perrexerunt. 
7396. ab] ac. 7399. poterat cgz. 7406. quidam 31, qui- 
dem cgz. 7413. hoc sanct.] sacratissimum. 7418. Ipsi 
quoque. 7422. sic] sed cgz. 7432. Deducens cgz. 7469. 
precincta. 7470. tumulum aperientes cgz. 7494. Occur- 
rerunt etiam cgz, Occ. ei etiam M. 7505. Hominum et 
angelorum cgz. 7524. beatissima cgz. 7533. plus quam. 
7537. sibi naturam cgz, umgest. M. adunivit. 7551. ca- 
stitate. 7553. celestes. 7588. quartum vor mater cgz. 


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CORNELL UNIVERSITY 



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7594. generosa. 7626. suum creatorem cgz. 7633. Vir- 
gineis. 7635. cordisque. 7637. a cgz, fehlt M. 7645. 
cum. 7691. conclusisti. 7693. iussisti cgz. 7695. vene- 
rabitar cgz. 7699. Choros. 7703. spiritus. 7704. ei 
com dulci iub. M, ut eam cum iub. cgz. 7705. Suscipe- 
rent et ducerent cgz. 7735. Canentes cgz. 7743. et] ei. 
concentus cgz, precentus M. 7750. fructus ventris cgz. 
7757. totum M, tuum g, tuam cz. 7773. beate] locate. 
7789. singularis cgz. 7793. a] et. 7798. aspexi cgz. 
7807. florentemque. 7813. ipse nobia cgz. 7817. humi- 
liavit gz, bumanavit Mc. 7822. precisus. 7832. cum. 
7840. honore. 7850. virginem Mariam cgz, umgest. M. 
7851. cum] in. 7898. martyrum. 7904. tui. 7936. mihi 
camem a te cgz. 7940. quoque] que cgz. 7941. manuum 
labore c</£. 7947. salvasti cgz. 7977. que] quoque cgz. 
7995. ipsis cgz, omnibus M. 8017. hoc cgz. 8021. de- 
cessurum. 8023. et] ac. 

V. Beschreibung des Clm 12518. 

Die Hs., auf der Vögtlins Ausgabe der ‘Vita Marie 
Rhythmica’ beruht, ist der Clm 12 518 (= M) der kgl. bayr. 
Hof- und Staatsbibliothek in München. Die gut erhaltene, 
sehr sauber und zierlich geschriebene Pergamenths. stammt 
aus dem Kloster Raitenhaslach, Bezirk Altötting, an der 
Salzach {alte Signatur: .Raitenhasl. 18). Wohl noch 13. 
Jährh. (Schmetter gegen Rückert, Bruder Philipp S. VIII); 
trotz gewisser Unterschiede der Schrift, die manchmal (z. B. 
Bl. 37 r ) an verschiedene Schreiber denken lassen, bleiben die 
Buchstabenformen doch sogleich, daß wohl alles von einer 
Hand herrühren wird (mit Ausnahme der später erwähnten 
nachträglichen Eintragungen). 120 Btt. (davon das letzte 
nicht gezählt ) nach moderner Zählung, dazu ein Vorsatzblatt. 
Lagenanfänge : 1. 9. 17. 25. 33. 41. 49. 57. 65. 73. 81. 89. 
97. 105. 113. Höhe des Blatts etwa 17 l /z cm, Breite 13 cm. 
Höhe des beschriebenen ( liniierten ) Raums 12 — 13 l /z cm, 
Breite 7 l j2 — 8 cm; einspaltig; 27 (Bl. 1 — 8), 37 (Bl. 9 — 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



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48) und 35 (Bl. 49 — 119) Zeilen auf der Seite. Verse ab¬ 
gesetzt, die Anfangsbuchstaben jedes Verses (ebenso die Eigen¬ 
namen im Text) rot gestrichelt. Bote Überschriften und am 
Rande Autorenangaben zu den einzelnen Abschnitten , die 
Rubrikenanfänge durch Initialen mit rot und blauen Ara¬ 
besken verziert. Auf dem Rande Glossen, in kleinerer Schrift 
mit starken Abkürzungen. Holzdeckel mit Pergamentüberzug 
mit cingcpreßten geometrischen Verzierungen ; zum Heften 
sind Pergamentstreifen mit lateinischer Schrift verwendet; 
Schließen zerstört , nur auf dem hinteren Deckel Metallbe¬ 
schläge erhalten; Schnitt blaugrün gefärbt. Enthält nur das 
Marienleben; Anf. Bl. l r Incipit prologus in vitam 
gloriose virginis Marie (rot; dann) Sanctus Epy- 
phanius doctor veritatis. Schl. Bl. 119' Quod completum 
carmen est huius hymnodie. Amen. (Dann rot die bei 
Vögtlin S. 268 abgedruckte Schlußschrift:) Explicit vita 
.... virginis Marie que cum filio suo Jesu 
Christo sit semper benedicta Amen. 

Auf dem Vorsatzblatt von einer groben Hand des 15. 
Jahrh. (mit Auflösung der Abkürzungen)’. 

Interrogacio sancti Bernhardi facta ad quinque fratres 
suos, videlicet quomodo fidelius deo serviatur. 

Primas respondit sancto Bernhardo: ‘Odivi mundum’. 
(T getilgt.) Secundus: ‘Passus fui semper pacienter tol- 
lerans’. Tercius: ‘Misereri proximo semper paratus fui’. 
Quartus: ‘Quidquid peccavi, eodem die contritus et con- 
fessus sum’. Quintus: ‘Nunquam oblitus sum Christi pas- 
sionem’. — Angelus domini fratribus sancti Bernhardi 
ad singula respondit. Ad primum fratrem dixit: ‘Qui 
mundum odit, deum diligit’. Ad secundum: ‘Qui fuit 
paciens in tribulacione, deum invenit’. Ad tercium: ‘Qui 
compatitur proximo, deum emit’. Ad quartum: ‘Qui sine 
peccato dormit, animam in celum mittit’. Ad quintum: 
‘Qui passionem Christi non obliviscitur, deus eins servus 
est’. 

Palaestra LXXXI. 12 


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Testamentum sancti Bemhardi abbatis. 

Bernhardas moriens hiis doctrinis valedicens: 

‘Que feci primo vobis facienda dimitto: 

Nullom perturbavi, discordes pacificavi, 

Lesus sustinui, nec michi complacui.’ 

Bl. 119 v von derselben Hand: 

Tu ‘Jhesus’ in missa quociens audisque ‘Maria’ 

Et flectis genna, dat Johannes tibi papa 
Obveniam scelerum viginti nempe dierum: 

Hic est vicesimus Johannes papa secundus. 

Virginis intacte dnm transis ante figuram, 
Pretereundo cave nisi prius dixeris ‘Ave’. 

Non venit ad veniam qui nescit amare Mariam: 
Invenenies veniam si vis amare Mariam. 

Ut tibi sit vita, semper saligia vita. 

Statt saligia ist wohl, allerdings mit metrischem Fehler, 
sacrilegia zu lesen. Johann XXII. war 1810—34 Papst. 
Die Erinnerungen an den hl. Bernhard sind in einem Ci- 
stercienserldoster, wie es Raitenhaslach war, leicht verständlich. 


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Zusätze und Berichtigungen. 


S. 11. Das HandschriftenVerhältnis inner¬ 
halb der Z*-Gruppe der ‘Vita Marie Rhythmica’ 
kann ich jetzt genauer bestimmen. Ich habe den Clm 
14 538 ganz und den Clm 7787 soweit er zu dieser Gruppe 
gehört (bis V. 4513, s. S. 11. 12), verglichen. Die Über¬ 
einstimmungen beider gegenüber M decken zunächst, wie 
gesagt, den größten Teil der für C* G* festgestellten Ab¬ 
weichungen 1 ). Doch bleibt einerseits ein kleiner Rest 
von C* G*-Lesarten ungedeckt, der, an sich von geringer 
Bedeutung, doch die engere Zusammengehörigkeit der 
Gruppen C* und G* gegenüber Z* erweist 1 ); anderseits 
stellt ein großer Überschuß von Übereinstimmungen zwi- 

*) S. o. S. 158 f., wo einzelne Irrtümer, die S. 9 5 ) untergelaufen 
waren, stillschweigend berichtigt sind. 

*) 177. celo. 596. oris. 761. dulcissima. 803. nec\ non. 808. 
Hominibus. 860. si aliqua. 876. tribulabatur. 1269. ipsi] sibi. 1627. 
gmerationes. 2097. ipsam fehlt. 2118. dimittas. 2669. necessarias 
ac ] nec. ad. 2680. idemque. 2805. nobiscum domum. 2828. tu tua. 
3060. hanc indutus g, indutam (: exutam) c. 3200. erant] fuerunt. 
3323. solis sepius. 3468. autemque. 3559. humanum. 3567. Usque 
in. 3688. spir. sanct. 3832. comitabantur. 4165. fuisset. 4214. per¬ 
fid ei. 4573. nec mihi ] mihi non. 4705. ferunt g, fuerunt c. 5123. et\ 
que (hinter quattuor c). 5241. meum nunc (» g). 5467. pendens. 

5718. que fehlt. 6229. horum. 6319. que fehlt. 6395. eis ait. 6438. 
sjn'rttws] filius. 6785. examinata. 7233. se susc. 7359. confracte. 
7477. venerant. 7987. delere. Wichtig ist auch der gemeinsame Fehler 
von cg in der Überschrift 4636, s. u. S. 152 f. Einzelne Kreuzvarianten 
dürfen nicht irre machen. 

12 * 


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sehen den Clmm 14538 und 7787 gegenüber MC*G* die 
Existenz dieser Z*-Gruppe vollkommen sicher: charak¬ 
teristisch für diese sind die Spuren der Tätigkeit eines 
Schreibers, der darauf ausging, Wörter und Silben zu 
sparen, ohne daß dies durch handgreifliche Störungen 
des Sinnes und des Metrums bemerkbar werden durfte. 
Das veranlaßte ihn zu zahlreichen Umstellungen und 
kleinen Abänderungen, so daß die Kollation der Verse 
1976—2663 ein ganz unverhältnismäßiges Anschwellen 
der Variantenangaben ergibt, das sich ganz ähnlich auch 
in der zweiten Hälfte, von V. 5004—5317 etwa, wieder 
bemerkbar macht 1 ). Für diesen zweiten Teil, von V. 
4514 an, wo der Clm 7787 nicht mehr in Betracht kommt, 
habe ich die Z*-Lesarten durch Vergleichung der Ab- 

A ) Zur Probe gebe ich ein paar Verse im Zusammenhang. 

1994 Aller aromaticum ortum complantaium 

1995 Hdbuit quo balsamum colit propagatum. 

Uno balsamitico stipite crescebat 

Herbe quidam surculus, quam nemo noseebat , 

Vitis habens folia , in supremo florem 
Iocundum et roseum, rosa pulchriorem ; 

2000 Crevitque folliculus floris in supremo: 

Quid portaret germinis, hoc sciebat nemo ; 

Crescens hic folliculus mox düatabatur, 

Paulatim maturuit , per se rumpebatur: . 

Prodiit avicula columbe simulata 

2005 Ac humanas edidit voces hec affata: 

‘Natus est de virgine deus et creator 
Celi, terre, marium , hominum salvator\ 

5296 Unus ex latronibus Jhesum blasphemavit : 

( Te salva, si Christus es, nos tecum\ clamavit, 

Alter latro ait huic reprehendens eum: 

‘Es in pena simili, neque times deum? 

5300 Vere digne morimur, hic nil mali gessit, 

Iustuß est et innocens, nunquam hic excessitJ 
Et ad Jhesum ait hic: ‘Memento , care , mei, 

Cum in tuum veneris regnumJhesus ei 
Ait: ‘Amen, dico tibi, hodie duceris 

5305 Ad paradisi gaudium: ibi mecum eris 


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Weichlingen des Clm 14538 von M mit dem Clm 3578 
zu gewinnen versucht. 

Denselben Clm 3578 habe ich (bis V. 4513) auch an 
den Stellen verglichen, wo die Lesarten des Clm 7787 
nicht mit dem Clm 14538 übereinstimmten: auch hier 
ergaben sich viele Gemeinsamkeiten, die ich wieder mit 
dem Berliner Cod. theol. fol. 209 verglichen habe, der 
etwa in der Hälfte aller Fälle mit ihnen zusammengeht l ). 

Wir können also in der Z*-Gruppe drei Stufen der 
Überlieferung unterscheiden: 1) Clm 14538. 2) Berliner 
Hs. 3) Clmm 7787 und 3578. Auf dieser dritten Stufe 
scheinen auch die Hss. in Einsiedeln und Zürich zu stehen, 
soweit meine Kollation der ersten 286 Verse einen Schloß 
zuläßt 2 ); möglicherweise sind sie noch darüber hinaus 
untereinander (gegen die beiden Münchener Hss:) ver¬ 
wandt 8 ). Schließlich wäre noch zu sagen, daß Clm 7787 
(in seiner ersten Hälfte) dem Clm 3578, und ebenso die 
Einsiedler Hs. der Züricher vorzuziehen scheint; die Ber¬ 
liner Hs. verbessert trotz ihrer Verwilderung gelegent¬ 
lich alte Fehler der Überlieferung; Clm 14538 ist recht 

*) Nur das Wichtigste aus den ersten zwei Büchern: 4. filius. 
130. 31 hinter 138. 152. provectus. 247 fehlt. 372. omatus. 768. 

placidum. 830. Ac] Has. 991. dulcissima. 1015. Maria fehlt (Ulis 
Berl. Hs.). 1312. civitatis (trinitatis Berl. Hs.). 1854. Hec est virgo 

(Bic est virga Berl. Hs.) pullulans. 1859. puella] Maria. 1978. 79; 
2088. 89 umgestellt. 2140. Bum. 2142. Iam diu. 2239. necessitatibus. 
2282. volucres sepius. 2632. 33 umgestellt. 2817. reparavit. 3102. 
iracundus] vagabundus. 3335. quartam und sextam vertauscht. 3419. 
ac] hac ( h getilgt Berl. Hs.). 3483. terra fehlt. 3577. de me] divine. 

*) 40. lumen. 154. cor sibi nimis. — Den beiden Münchener Hss. 
fehlen V. 1445. 2205. 3985. 4041. 4288—91. 4335; statt 2019. 20 nur 
ein Vers: Post (Et Clm 3578) triyinta tres dies moriebatur. Sonst 
erwähne ich: 1020. fovens. 1082. maledictum] niaculum (maculatum 
Clm. 3578). 1088. agebat. 1261. inclinando. 1852. ros quo ] que. 
2592. antea] aurea. 2735. agebat. 2881. tangit. 2995. hac] ac. 3231. 
habebat] valebat. 3246. vultum] iustum. 3252. fenule. 

®) V. 258 (def in allen Z*-Hss. das gleiche Reimwort statuisti 
wie 257 hat) fehlt in der Züricher Hs.; die Einsiedler läßt ihn zu¬ 
nächst auch aus, trägt ihn aber am Rande nach. 


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sorgfältig und durch einzelne deutsche Glossen einer spä¬ 
teren Hand (Mundart bairisch, 15. Jh.) von Interesse für 
den Germanisten (vgl. oben Lesarten zu S. 143, 3). 

Was S. 13 vermutet wurde, daß nämlich die Vor¬ 
lagen Wernhers und Walthers von Rheinau zur Gruppe 
Z* gehört haben müßten, läßt sich jetzt durch eine kleine 
Anzahl von Übereinstimmungen bestätigen, die ihr Text 
mit den Lesarten der ersten Stufe aufweist 1 ). Zur zweiten 
oder gar dritten Stufe haben die von ihnen benutzten 
Vitahandschriften jedoch nicht gehört 2 ). Auch für Phi- 

*) Vgl. Wernher 1107 ir ougen = Vita 817 Visus statt Risus. 
2492 so gröziu klärheit von ir gieng = V. 1704 radii fluxerunt (st. 
luxerunt, fulserunt). 3970 rätent irs = V. 2300 si consulitis st. vobis 
si videtur. 4054 har und dar = V. 2353 Super terram hinc et hinc 
st. Atque sparsim super terram . 5668 verlazenheit = V. 3102 vagus 
st. vanus. Nach 11688 fehlt, was V. 6032—41, die Z* ausgelassen 
hat, entsprechen würde. — Walther von Rheinau 52, 45 Er reiner = 
V. 1572 mundus st. mundis. 57, 17 von ir ougen gieng ein schm = 
V. 1704 radii fluxerunt (st. luxerunt, fulserunt). 77, 45 ratet ez iuwer 
sin = V. 2300 si consulitis st. vobis si videtur. 77, 50 markt = V. 
2303 foro st. emenda. 80, 38 der tempel herren = V. 2380 rectores 
(st. pontifices) iemplorum. 101, 5 mit den Tcnaben = V. 2929 pueruli 
st. modo puerili. 106,53 tcitsiceif == V. 3102 vagus st. vanus . Nach 
213, 37 fehlt die Entsprechung von V. 6032—41, die Z* ausläßt. 

2 ) Wernher 177 f. zeigt, daß in der Vorlage V. 130. 31 nicht auf 
138 folgten. 1873 heilikeit = V. 1312 castitatis (nicht trinitatis , civi¬ 
tatis). 5668 zorn = V. 3102 iracundus (nicht vagabundus). 6533 
von mir = V. 3577 de me (nicht divine). Noch weniger kann die 
dritte Stufe Vorgelegen haben: Wernher 2028 entspricht dem dort 
fehlenden V. 1445, ebenso Wernher 8126 f. = V. 4288 — 91, die dort 
ausgelassen sind; ferner 1484 fluoch = V. 1082 maledictum (nicht 
maculum), 4565 f. vil lange vor, e = V. 2592 antea (nicht aurea ), 
5192 stiez = V. 2881 trusit (nicht tangit). Dagegen ist es möglich, 
daß Wernhers Vorlage noch Lesarten des Clm 14538 teilte, die über 
die erste Stufe hinausgehen (aber nach anderer Richtung als die an¬ 
dern Hss.): die Hs. liest V. 6065 ypow'ifa (st. apocrypha), ebenso 
Wernh. 11 730; V. 7792 Hec bis 7794 ait fehlt ihr, und Wernher 
zeigt an der entsprechenden Stelle eine Lücke 14 623 f. — Walther 
von Rheinau 11, 5f. entspricht V. 247, der von der zweiten Stufe aus¬ 
gelassen ist. 15, 11 geordent = V. 372 ordinatus (nicht omatus). 
44, 14 aller megde = V. 1312 castitatis (nicht trinitatis, civitatis). 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



175 


lipps Vorlage bleibt mir wegen der Umstellung von Vita 
4996 f. (S. 12, auch Clmm 14538 und 3578 haben sie) die 
Zugehörigkeit zur Z*-Gruppe wahrscheinlich (S. 19), ob¬ 
gleich ich neue Gründe nicht anführen kann. 

S. 22. Hodie celi melliflui facti sunt: s. u. S. 181 *). 

S. 23, Z. 1. 2 soll es heißen: sagt Wernher von 
Joseph. 

S. 24 x ). Vgl. noch Anegenge (hrsg. von Hahn) 39, 
71 und was E. Schröder QF. 44 S. 77 dazu anführt: 
Leben Jesu (hrsg. v. Diemer) 271, 4f. und Wackernagel, 
Predigten 2, 54 f. 

S. 30 *). Wie Singer gesehen hat 1 ), bestehen zwischen 
der Vita Marie Rhythmica und Konrads von 
Fußesbrunnen Kindheit Jesu 2 ) Beziehungen, die 
enger sind als jene, die beide Dichtungen mit dem Evan- 


60, 52 bluome = V. 1854 flos (nicht virga , virgo). 90, 15—18 zeigt, 
daß V. 2632. 33 nicht umgestellt waren. 106, 53 zürnig = V. 3102 
iracundus (nicht vagabundus). 130, 54 Jesus = V. 3753 Jesus (nicht 
deus). 132, 60 den liuten = V. 3809 Mundo (nicht Modo). 147, 49 
den dieben gelieh = V. 4252 more furum (nicht propter furtum). 156, 3 
alleinen = V. 4497 solo (nicht ab eo, omnes). Doch hat, wie 7, 40. 
41 zeigt, die Vorlage 130. 31 auf 138 folgen lassen. Mit der dritten 
Stufe berührt sich Walther 88, 34 guldin = V. 2592 aurea statt antea 
(auch 99, 18 f. = V. 2881 tangit st. trusit ? 145, 49 fehlt die Wieder¬ 

gabe von surdos V. 4202, das von der dritten Stufe ausgelassen wird; 
148, 46 daz ezzen erinnert an V. 4287 manducandum pascha st. neces- 
saria queque ); doch muß das Zufall sein, da die zweite Stufe ja nicht 
einmal erreicht ist, und andere Stellen den Lesarten der dritten Stufe 
widersprechen: 34, 39 durch diu laut = V. 996 undique (nicht utique). 
37, 12 fluoch = V. 1082 maledictum (nicht maculum). 48, 5 f. ent¬ 
spricht V. 1445, den die dritte Stufe ausläßt. 60, 48 daz tou = V. 
1852 Hic est ros quo maduit (nicht Hie est que maduit). 73, 53 f. ent¬ 
spricht V. 2205, der der dritten Stufe fehlt. 126, 49 vünf hundert = 
V. 3644 quingentis (nicht quinquaginta ). 138, 23 f. entspricht dem in 

der dritten Stufe ausgelassenen V. 3985, ebenso 148, 47 f. = V. 4288 
—91, die dort fehlen, und 150, 29 = V. 4335, der ebenfalls ausge¬ 
lassen ist. 

*) Prager Deutsche Studien 8, 303 f. (1908). 

2 ) Hrsg, von Kochendörffer QF. 43. 


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CORNELL UNÜVERSm 1 



176 


gelium Pseudo - Matthaei*) verbinden. Beide kennen das 
Zusammentreffen der hl. Familie mit dem Räuber in der 
Wüste, wovon das Evangelium nichts weiß. Die Affro- 
disiusgeschichte spielt in einer Stadt Splene, deren Name 
offenbar aus Syhene entstellt ist (Ps.-Math. E liest wirk¬ 
lich Sihene gegen Sotine der andern Hss.) 2 ); auch sonst 
finden sich hier Anklänge. Beim Abschied ermahnt Jo¬ 
seph die trauernden Egypter im Glauben an einen Gott 
zu verharren. In der Auswahl der folgenden Wunder¬ 
erzählungen treffen die Vita und Konrad insofern zu¬ 
sammen, als beiden mehrere Geschichten des Pseudo-Mat- 
tbaeus fehlen; der Uberschuß der Vita gegenüber Konrad 
steht auch nicht bei Tischendorf. Das Wasserholen im 
Mantel hat eine Fortsetzung erhalten, in der Jesus den 
andern Kindern ihre zerschlagenen Krüge wieder ganz 
macht. Die Auferweckung des gefallenen Knaben ge¬ 
schieht als Belohnung dafür, daß er Jesu Unschuld be¬ 
zeugt. Beim Längerziehen des Holzes ist an Josephs Stelle 
der Knecht in den Vordergrund gerückt, der zunächst 
an Jesu Wunderkraft zweifelt. Die verschiedenen Fas¬ 
sungen von Jesu Schulerlebnissen sind durch eine Er¬ 
zählung ersetzt. Die Geschichte vom Fischfang ist durch 
ein Gespräch Jesu mit den Kindern eingeleitet, der wieder¬ 
belebte Tote wird zur Besserung ermahnt. Der gestorbene 
reiche Mann wird zu einem Wohltäter der hl. Familie 
gemacht, die Art der Auferweckung ist etwas verändert. 
Aus der Geschichte von den 7 Vögeln aus Lehm (im Ps.- 
Math. sind es 12) ist Joseph ausgeschaltet. Die Szene 
der Heimkehr Jesu von den Löwen, sein Gespräch mit 

*) Tischendorf, Evangelia apocrypha (2. Auf!. 1876) S. 51 f. Die 
im Apparat mit der Sigle E bezeichneten Lesarten, deren Herkunft der 
Herausgeber S. LXXXVI nicht anzugeben gewußt hat, sind die der 
Stuttgarter Hs., die Schade als Liber de infantia Mariae et Christi 
salvatoris 1869 herausgegeben hat. Die Vita nennt einen Liber de 
infantia salvatoris als Quelle zu V. 2172—2964f., s. o. S. 155. 

*) Die 30 Tagereisen Konr. 1948 stimmen zum Ps.-Math., Vita 
2314 sind es 23; 350 Abgötter Vita 2356 und Konr. 1968 (Hs. A) 
gegen 365 im Ps.-Math. Cap. 22 (doch in Hs. A auch 350). 


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CORNELL UNfVERSSTV 



177 


den Bürgern des Abends am Stadttor ist übereinstimmend 
aasgeführt. 

Die Chronologie beider Gedichte l ) ist zu wenig ge¬ 
sichert, um, falls unmittelbare Benutzung vorliegt, zu 
entscheiden, auf welcher Seite sie stattgefunden hat: 
wäre diese Entscheidung aus andern Gründen möglich, 
so gewönnen wir damit umgekehrt einen willkommenen 
Anhalt zur Bestimmung der Abfassungszeit. Singers Mei¬ 
nung, wenn anders ich seine Worte richtig verstehe, geht 
dahin, daß Konrad eine Rezension der Vita vorlag, die 
aber mit dem 2. Buch (genauer fast 600 Verse vorher 
mit V. 3045) abgebrochen haben soll, da Konrad 3009 f. 
versichert, daß seine Vorlage nichts weiter enthalte. Man 
müßte weiter annehmen, daß Konrad bei seiner Arbeit 
sozusagen links die Vita und rechts den Pseudo-Matthaeus 
aufgeschlagen vor sich hatte, denn er teilt mit diesem 
eine ganze Anzahl wörtlicher Übereinstimmungen *) gegen- 

*) Nach Kochendörffer S. 1 ist Konrads Werk ‘sicher nicht vor 
dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrh.’ anzusetzen, das dritte Jahrzehnt 
erscheint ihm 'doch etwas zu spät’. Die Abfassung der Vita dürfte 
kaum vor 1225 erfolgt sein, 8. o. S. 26 2 ): Benutzung durch den Pfaffen 
Wernher, der 1072 gedichtet hat, ist also ausgeschlossen; die Ähn¬ 
lichkeiten, die Singer bemerkt hat, werden auf eine Rezension des 
Pseudo-Matthaeus oder eine gemeinsame Nebenquelle zurückgehen. 

*) Ich beschränke mich auf die letzten Partieen (Konr. 2567 f.), 
die anderseits Verwandtschaft zur Vita zeigen; übrigens setzt das 
ganze Gedicht, auch die in A fehlenden, nach Singer interpolierten 
1100 Verse im Anfang, den Pseudo-Matthaeus voraus. Konr. 2569 f. 
= Ps. - Math. 37: contigit ut quidam iuvenis illi faciendum grabatum 
cubitorum sex demandaret. Konr. 2582: et iussit Joseph puero suo 
incidere lignutn serra (so in D) ferrea. Konr. 2641 f. = Ps.-Matb. 40: 
cum autem audisset Jesus in civitate plangentes ... super mörtuum, 
dixit ad Joseph: Quare huie, cum nomine tuo vocetur, tuae gratiae 
heneficium non praestas? Cui respondit Joseph: Quae est potestas 
mea ... huic praestandi heneficium ? Vita 2890 f. fehlt die Klage des 
Volkes und der Hinweis auf die Namensgleichheit; der Zweifel Josephs 
(2908 f.) ist etwas allgemeiner gefaßt. Konr. 2673 terraz = Ps.-Math. 
32 Solarium; dagegen Vita 2720 allgemeiner locum eminentem. Konr. 
2678 f. = Ps.-Math. 32 cod. B: et cum parentes mortui cucurrissent, 
pueros interrogantes qui eum precipitaverat de solario, unus post alium 


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über der Vita. Und schließlich müßte man die gemein¬ 
samen Abweichungen vom Pseudo - Matthaeus, die oben 
aufgezählt sind, dem Verfasser der Vita zuschreiben, in 
dessen Art namentlich die kleinen Gespräche Vita 2804f. 
und 3030 f. durchaus nicht liegen (vgl. o. S. 34). 

Versuchen wir es mit der entgegengesetzten Annahme, 
daß der Verfasser der Vita Konrads Gedicht benutzt 
hat: die Möglichkeit wird man ja wohl zugeben, wenn 
auch auf die Andeutung der Prosavorrede *) kaum Ge¬ 
wicht zu legen ist. Das Abbrechen Konrads mit dem 

affirmabat quia Jesus praecipitaverat eum. Vita 2726 wird die falsche 
Beschuldigung mindestens nicht ausdrücklich auf die Kinder zurück¬ 
geführt. Konr. 2683 f. = cod. B: Non potestis manus nostras evadere 
quin interficianvus vos. Jesus autem tacebat et non eis respondebat . 
Konr. 2794 = Ps.-Math. 26: ego non audeo illi dicere; tu vero mone 
eum. Auch finden die Eltern Jesus am Tatort, während er nach Vita 
2859 erst gesucht werden muß. Konr. 2813f. = Ps.-Math. 35: et 
erat secus viam crypta prope Jordanis ripam, ubi leaena catulos nu- 
triebat ; et nullus poterat per viam ambulare (2822 dar getorste nieman 
näher körnen). Jesus geht ohne weiteres zu der Höhle; in der Vita 
kommt ein Löwe an die Stadt heran, und Jesus geht zu ihm hinaus 
und begleitet ihn. Konr. 2836 f.: Hic nisi gravia fecisset peccata aut 
parentes eius, non se ultro (2835 dankes ) leonibus obtulisset . Konr. 
2945 f. identifiziert in seinem Zacharias den Zachyas und Levi des 
Ps.-Math. 30. 31; Vita 2784 f. fehlt die einleitende Zachiasgeschichte, 
der Lehrer ist namenlos. Konr. 2980 f.: apprehendens virgam stora - 
tinam percussit eum in capite. Jesus autem dixit . . .: Ut quid me 
percutis ? .,. Die ergo tu primum quid sit Thau et ego dicam tibi quid 
sit Aleph. Konr. 2990 du bist ein wäre = Ps.-Math. 31 imo in magna 
cruce dignus es appendi. Konr. 2991: operatio huius pueri . .. nihil 
cum hominibus commune videtur habere. Konr. 2998 = Ps.-Math. 30: 
tu quando natus es , ignoras: ego autem solus scio quando nati estis 
et quanto tempore vüa vestra est in terra. Nur Konr. 2992 erinnert 
hier an Vita 2798: scolas meas exeas. Umgekehrt ist bei den Erzäh¬ 
lungen vom Wasserholen und von den 7 Vögeln keine spezifische Über¬ 
einstimmung mit dem Ps.-Math. nachzuweisen. 

*) S. o. S. 122, 18 f.: der Verf. habe das Buch ex diversis libris 
doctorum non solum Grece vel Latine sed etiam barbarice scriptis 
kompiliert: aber nach seiner eignen Angabe V. 13 benutzte er Epi¬ 
phanias, Ignatius und Damascenus in lateinischer Übersetzung, war 
also doch wohl des Griechischen nicht mächtig. 


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CORNELL UNIVERSITY 



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Schloß des Pseudo-Matthaeus brauchte dann keine weitere 
Erklärung. Auch der Verf. der Vita müßte freilich 
neben Konrad den Pseudo-Matthaeus, und zwar wohl 
auch den 2. Teil von Kap. 25 an, gekannt haben: aber 
da er ja ausdrücklich sein Werk als Kompilation be¬ 
zeichnet (V. 24. 31), so hätte das an sich keine großen 
Bedenken. Die Übereinstimmungen mit dem Pseudo- 
Matthaeus 1 ) gegenüber Konrad sind zudem spärlich; 
es ließe sich wohl denken, daß sie auf Erinnerung an 
frühere Lektüre beruhten, daß bei der Niederschrift, 
wenigstens von Vita 2568 an, nur Konrads Werk vor¬ 
lag. Die gemeinsamen Veränderungen gegenüber Pseudo- 
Matthaeus kämen auf Rechnung Konrads, dem solche 
Ausmalung des Details sehr wohl zuzutrauen wäre 2 ). Wie 
sollte z. B. der Verfasser der Vita wohl dazu kommen, 
gegen seine Vorlage die Szene am Brunnen V. 2694 f. 
hinzuzufügen, mit der er doch nichts Rechtes anzufangen 
weiß, die bei ihm eine höchst unnötige Dublette ist (s. o. 
S. 40)? Sehr wohl zu begreifen wäre es dagegen, wenn 
er sie gewissenhaft aus seiner Vorlage übernahm, ohne 
freilich den Humor Konrads (V. 2626. 29 AC! 34) recht 
zu würdigen. Ps.-Math. 23 erzählt, wie die Götzenbilder 

') Die wichtigste ist, daß V. 2730 f. Joseph und Maria beteiligt 
sind, die bei Konr. 2667 f. fehlen. Ygl. sonst Vita 2146 f. duos boves 
et totidem asinos (Konr. 1333 sin vihe); V. 2177 ex matris sue puer 
se brachiis excussit, vgl. Ps.-Math. E: excussit se (andere Hss. descen- 
dem) de gremio matris ; auch sonst kommen hier wörtliche Anklänge 
vor. Anders im 2. Teil, wo z. B. Vita 2684 f. urceus, amfora, vas, 
vasculum und vestis, pannus gesagt wird, nur nicht hydria und pallium 
wie im Ps.-Math. Doch beginnt 2764 wie Ps.-Math. 37: et cum esset 
Jesus faber lignarius ; V. 2765 lassen sich die duo ligna erklären durch 
Ps.-Math.: fecit unum lignum brevius altero ; V. 2890 locupletatus = 
Ps.-Math. 40: dives valde. 

*) In welcher Weise dagegen der Verf. der Vita ändert, erkennen 
wir bei der Flucht nach Egypten, wo das Jesuskind nirgends sprechen 
darf, weil es das nach V. 2498 erst mit l 1 /* Jahren lernte, damals 
aber nach V. 2140 eben ein Jahr alt war: V. 2170 ist es 40 Tage 
älter, und daher kann es 2178 f. stehen, was es nach 2486 f. mit 13 
Monaten konnte. Kein Historiker kann da etwas tadeln. 

Palaestra LXXXI. 13 


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CORNELL UNfVERSSTY 



180 


bei Jesu Ankunft in Egypten niederstürzten und setzt 
hinzu: et sic se nihil esse evidenter dcQuerunt. Konr. 1982 f. 
gibt das wieder als ob si solden sprechen: ‘sit der wäre 
got ist honten , nu hat ende genomen unser valschiu gotheit'. 
Das gibt der Yita Anlaß zu V. 2380 f.: die Priester 
fragen die Götter nach der Ursache ihres Sturzes: 
Responderunt demones quod terram introisset 
Deus deorum omnium, quem virgo genuisset , 

Dicentes: ‘Quia coram eo stare non audemus, 

Suamque presentiam sujferre non valemus.' 

Es ist mir nicht wahrscheinlich, daß der Verf. der Yita 
das aus dem Ps.-Math. gemacht hätte, wenn nicht die 
Zwischenstufe Konrads ( als ob) es ihm erleichtert hätte; 
und ich glaube nicht, daß Konrad, hätte er die Vita ge¬ 
kannt, diese Stelle ins Unvollkommenere zurückgebildet 
hätte. Wichtig ist endlich eine Stelle in der Geschichte 
vom Fischfang: der Jude ist tot, auf das Geschrei des 
Volkes eilen Joseph und Maria hinaus, V. 2862 f.: 
Exeuntes ergo simul ad camp um concurrerunt, 

Ibi Jesum ambulantem hinc indeque viderunt. 

Vgl. Konr. 2795 f.: 

Nu si ze velde körnen sint, 

Diu frouwe sach ir liebes leint 

Da wider unde für (A: üf unde nider ) gen. 

Die Übereinstimmung in dem Detail, das Ps.-Math. nicht 
hat, ist schwerlich zufällig. Aber die gleichen Worte 
haben einen ganz verschiedenen Sinn. Bei Konrad geht 
Jesus in Erwartung der Entscheidung, die die Ankunft 
seiner Eltern bringen soll, unruhig auf und ab, die Juden 
stehen um ihn herum: dieser ganz menschliche Zug ist 
fein beobachtet. In der Vita ist Jesus vor den bösen 
Menschen in die Einsamkeit geflüchtet und treibt sich 
planlos umher; die Eltern fürchten, er könne seinen 
Feinden in die Hände fallen, sie machen sich auf die 
Suche und Anden ihn, wie Wemher 5159 zutreffend über¬ 
setzt, spacieren alterseine. Die Abweichung ist vielleicht 
durch ein Mißverständnis von Konrads Text hervorge- 


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CORNELL UNIVERSUM 



181 


rufen: V. 2793 er ist nähe hie bi sollte wohl auf Jesus 
bezogen werden, konnte es mindestens. Die Lesart von 
C (das 2792 fälschlich boten statt töten liest) er ist neizicä 
da bi setzt voraus, daß Joseph, und also wohl auch die 
Juden, nicht wissen, wo Jesus ist. Aber auch aus der 
ursprünglichen Lesart konnte der Verf. der Vita auf den 
gleichen Gedanken kommen: er faßte dann das Feld 
(Konr. 2795 = campus Vita 2862) als Gegensatz zu dem 
Wasser (Konr. 2702 = stagnum V. 2803), was nicht in 
Konrads Absicht lag; bei V. 2798 freilich mußte ihm 
4er Irrtum klar werden, aber er brauchte diesen Vers 
nur wegzulassen, und alles war wieder in Ordnung. 

Trifft die zuletzt erörterte Vermutung zu, so ist 
damit die Möglichkeit, daß Konrad und die Vita beide 
eine Rezension des Pseudo-Matthaeus benutzt haben, die 
bereits die ihnen gemeinsamen Veränderungen gegenüber 
Tischendorfs Hss. bot, so gut wie ausgeschlossen. Weiter 
als bis zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit vermag ich 
allerdings mit dem vorliegenden Material nicht zu kommen. 
Meine Hypothese nimmt übrigens den Ausführungen Sin¬ 
gers über das Handschriftenverhältnis der Kindheit Jesu, 
bei dessen Erörterung er nebenbei auch auf die Quellen¬ 
frage zu sprechen kommt, nichts von ihrer Bedeutung. 
Schließlich ist noch zu sagen, daß die Narrationes de vita 
Mariae et salvatoris , die Kochendörffer S. 40 bei dem 
Räuberabenteuer als Konrads Fassung am nächsten stehend 
heranzieht, nichts anderes sind als ein Prosaauszug 
der Vita 1 ). 


’) Die Narrationes, aus einer Gießener Hs. von Schade heraus¬ 
gegeben (Halle 1870), benutzen auch die Glossen der Vita; vgl. Narr. 
7, 11 f. mit der Glosse oben S. 123, 30 f.; Narr. 7, 13 f. = Gl. 124, 
3f.; Narr. 8, 6f. = Gl. 125, 12; Narr. 11, 28 f. = Gl. 128, lf.; Narr. 
11, 36 f. = Gl. 127,18 f.; Narr. 12, 13 f. = Gl. 128, 13 f.; Narr. 14, 
26f. = Gl. 131, 6f.; Narr. 18, 16 f. = Gl. 134, 31 f.; Narr. 19, 8f. = 
Gl. 135, 4 f.; Narr. 25, 6f. = Gl. 141, 13 f.; Narr. 25, 27 f. = Gl. 142, 
3f. Beim Honigregen in der Nacht von Christi Geburt derselbe Zu¬ 
satz wie bei Wernher (s. o. S. 22 = Narr. 13, 29 f.): linde canit ec - 


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CORNELL UNIVERSUM 



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S. 30 2 ). Über das Volksbuch von Jesu Kindheit s. 
jetzt H. Vollmer, Ober- und mitteldeutsche Historien¬ 
bibeln S. 20 f. (1912). 

S. 81 Z. 8 v. u. ist hinzuzufügen zwirunt (: stunt 9968). 

clesia ‘hodie per Universum mundum melliflui facti sunt celi’. Au» 
dem Text sind einige Änderungen der ‘zweiten Hand’ und des Herr 
ausgebers selbst zu entfernen. Narr. 12, 27 (Vita 1788 marcuit) ; 14, 
33 (vgl. Gl. 131, 22); 21,21 (V. 2890 locupletatus) ; 23,5 (V. 3181 
omnimodo) ; 23,17. 18 (Y. 3289 purius et)-, 23, 19 (V. 8316 vel infirm.)] 

26, 27 (V. 6722 trice) ; 26, 29 (V. 6731 ullum)] 27, 5 (V. 6847 partus); 

27, 16 (V. 6885 acrisia). Dagegen wird 24, 6 collocuciones (gegen coU 
laciones V. 3437) richtig sein: es handelt »ich nämlich hier um eine 
Lesart, die für die Z*-Gruppe charakteristisch ist, zu der die Narra- 
tiones auch sonst Beziehungen zeigen (vgl. 14, 34 corporis = Gl. 131, 
23; Narr. 26, 42 ist der Name Judith ausgefallen, s. o. S. 12). Auf 
jeden Fall ist es ausgeschlossen, daß man etwa umgekehrt in den 
Narrationes die Quelle der Vita finden könnte. 


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CORNELL UNfVERSSTY 



63. 

64. 

65. 

66 . 
67 
68 . 
69. 

71. 

72. 

73. 

74. 

75. 

76. 

77. 

78. 

79. 

80. 
81. 
82. 
84. 
85 
86 . 

87. 

88 . 

89. 

90. 

91. 

92. 

93. 

94. 

96. 

97. 

98. 

99. 
101 . 
102 , 

103. 

104. 
106. 

107. 

108. 
112 . 

113. 

114. 

115. 

116. 

117. 

118. 

119. 

120 . 
121 . 


Mark 

Sirventes und Spruchdichtung. Von Wilhelm Nickel. 3,60 

Conr. F. Meyer in s. Verhältnis zur Italien. Renaissance. Von E. Kalischer. 6,— 
Das mittelengl. Streitgedicht Eule und Nachtigall. Von W. Oadow. 9,— 

Thomson’s Seasons, critical Edition by O. Zippel. 12,— 

Die mittelhochdeutsche Novelle vom Studentenabenteuer. Von W. Steh mann 7,— 
Sprache und Stil im Wälschen Gast des Thomasin von Circlaria. Von F. Ranke. 4,80 
Die Sage von Heinrich V. bis zu Shakespeare. Von P. Kabel. 4,— 

Christian Wernickes Epigramme. Herausgegeben u. eingeleitet v. Rudolf Pechei. 18,— 
Milstäter Genesis und Exodus. E. graininat.-Stilist. Untersuchung. Von F. Bulthaupt. 4,80 
Die Metamorphosen-Verdeutschung Albrechts v. Halberstadt. Von Otto Runge. 4,50 
Rede und Redeszene in der deutschen Erzählung bis Wolfram von Eschenbach. 

Von W erner Sch warzkopff. 4,50 

Helwigs Mähre vom heiligen Kreuz. Von P. Hey mann. 5,50 

Die Bearbeitung der Vorlagen in Des Knaben Wunderhorn. Von K. Bode. 20,— 

Beiträge z. Gesch. der neulatein. Poesie Deutschlands u. Hollands. Von ASchroeter. 9, - 
Liebeskampf 1630 und Schaubühne 1670. Von Werner Richter. 12,— 

Enstehungsgeschichte von W. M. Thackerays ,,Vanity Fair“. Von E. Walter. 4,50 
Schillers Musenalmanache. Von Wolfgang Seyff'ert. 4,80 

Das Marienleben des Schweizers Wernher. Von Max Päpke. 5,60 

Das Alexanderlied Johann Hartliebs. Von S. Hirsch. 3,60 

Friedrich von Hardenbergs ästhetische Anschauungen. Von Eduard Havenstein. 3,50 
Die Lehnwörter des Altwestnordischen. Von Frank Fischer. 6,50 

Der deutsche Facetus. Von Carl Schroeder. 8,60 

Passional und Legenda aurea. Von Ernst Tiedemann 4,50 

Römveriasaga (Am 595, 4°). Hrsg, von Rudolf Meissner. 14,— 

Wieland und Bodmer. Von Fritz Budde. 6,50 

Schnaderhüpfl-Rhythmus. Von Curt Rotter. 8,— 

Die Syntax des Superlativs im Gotischen^ Altniederdeutschen, Althochdeutschen, 
Frühmittelhochdeutschen, im Beowulf und in der älteren Edda. Von R. Wagner. 3,50 
Englische Romankunst. 1. Band von W. Dibelius. 8,— 

Spensers literar. Nachleben bis zu Shelley. Von Tr. Böhme. 10,— 

Julius von Voß. Von Johannes Hahn. 6,— 

Die historischen und politischen Gedichte Michel Beheims. Von Hans Gille. 7,— 

Liebe und Ehe im altfranzös. Fablel und in der mhd. Novelle. Von B. Barth. 7,80 

Englische Romankunst, 2. Band. Von W. Dibelius. 9,— 

Tilos von Culm Gedicht von siben Ingesigeln. Von Gerhard Reissmann. 6,— 

Daniel, eine Deutschordensdichtung. Von A rthur Hübner. 5,- 

Die Bühnenanweisungen im deutschen Drama bis 1700. Von S. Mauermann. 7,60 
Gutzkows und Laubes Literaturdramen. Von Paul Weigl in. 4,80 

Das Präsens historicum im Mittelhochdeutschen. Von Hugo Herchenbach. 4,50 

Die Satiren Halls. Von Konrad Schulze. 8,— 

Studien zur Philosophie der Meistersänger. Von Heinrich Lütcke. 5,50 

Die vier Redaktionen der Heidin. Von Ludwig Pfannmüller. 14,— 

Geschichte der Ballade Chevy Chase. Von K. Nessler. 5,— 

Z. Gesch. der latein. Facetiensammlungen des XV. u. XVI. Jalirh. Von K. Vollert. 3,60 
J. A. Schlegels poetische Theorie in ihrem histor. Zusammenhänge unters, v. H. Bieber. 5,50 
Zesens Romane. E. Beitrag z. Gesch. d. Romans im 17. Jahrh. Von H, Körnchen 4,80 
Der Sprachgebrauch des Dialektschriftstellers Frank Robinson zu Bo«vness in West- 
morland. Von Johannes Sixtus. 6,50 

Die engl. Schwankbücher bis herab zu Dobsons Drie Bobs« (1607). Von E. Schulz. 6,50 
Der Uebersetzer Nicolaus von Wyle. Von Bruno Strauß. 6,80 

Der Sperber und verwandte mhd. Novellen. Von Heinrich Niewöhner. 4,80 

ung Stilling als Schriftsteller. Von G. Stecher. 7,80 

'Iricli von Türheim. Von Eberhard Kurt Busse. 6,80 


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ACTA GERMANICA. 

ORGAN FÜR DEUTSCHE PHILOLOGIE. 
Herausgegeben von Rudolf Henning. 

Bd. 1-8. 

Preis des Bandes Mk. 12.—. 

:■ t- . ■ ■ = Inhaltsverzeichnis steht zu Diensten. ================= 

Neue Reihe. 

Heft 1: Altnordische Namenstudien von H.Naumann. M.5. 

Heft 2: Das Verhältnis von Hans Sachs zur sog. SteinhöweFschen Dekameronübersetzung von 
J.Kartmann. M. 3.20. 

Heft 3: Waffenstudien zur Thidrekssaga von H Schäfer. M. 2,50. 

Heft 4: D. mhd. Gedicht v. Mönch Felix untersucht u. erklärt v. E. Mal. M. 15. 




Verlag von Mayer & Müller in Berlin. 


Acta Germanica. Organ für deutsche Philologie. S. umstehend. 
Hlau, A., Thomsons „Seasons“. E. genet. Stiluntersuchung. 1910. Mk. 3.60. 
Debre, A., D. Darstellung d. Weltgeistlichen bei d. französ. Romantikern. 

1912. ' Mk. 2,—. 

Englaender, D., Lord Byron. Eine Studie. 1S97. Mk. 2,—. 

Eule und Nachtigall, das mittelengl. Streitgedicht. Herausg. z. Gebr. 

in Vorlesgn. u. Uebgn. (Textausg.) v. W. Gadow. 1909. Mk. 2,—. 
Fink, P., Das Weib im französischen Volksliede. 1904. Mk. 2,80. 
Habel, E., Der Deutsche Cornutus. I. Der Cornutus des Johannes de 
Garlandia, ein Schulbuch des 13. Jahrh. 1908. Mk. 2,—. 

— II. Der Novus Cornutus d. Otto v. Lüneburg. 1909. Mk. 1,20. 
Hagen, Er. v. d., Goethe als Herausgeber von „Kunst und Alterthum“ 

u. s. Mitarbeiter. 1912. Mk. 4.50. 

Jaliu, U., Volkssagen aus Pommern und Rügen. 2. Aufl. 1889. Mk. 6,—. 
Keller, W., Angels. Palaeographie. Seminar-Ausgabe. Mk. 4,—. 
Klatt, W., Molieres Beziehungen z. Ilirtendrama. 1909. Mk. 4,50. 
Külitz, K., Joh. Chr. Hallmanns Dramen. Beitr. z. Gesch. d. dt. Dramas 
in d. Barockzeit. 1911. Mk. 3.60. 

Krebs, W., Friedr. v. Mattbisson. (1761 —1831.) Beitrag z. Geistes- u. 

Literaturgcsch. d. ausgeh. 18. u. beginn. 19. Jahrh. 1912. Mk. 3.60. 
Lehmaim-Fillies, M., Isländische Volkssagen. Aus der Sammlung von 
Jön Arnason ausgewählt und übersetzt. 1889. Mk. 3,60. 

— Isländische Volkssagen. Neue Folge. 1891. Mk. 4,—. 

— Proben Isländischer Lyrik, verdeutscht. 1894. Mk. 1,20. 

Macpherson, Ch., Über d. Vergilübersetzg. d. John Dryden. 1910. Mk. 2,20. 
Maier, H., Entstehungsgesch. von Byrons „Childe Harold’s Pilgrimage“. 

Gesang I u. II. 1911. Mk. 2,80. 

Meyer, Elard Hugo, Völuspa. Eine Untersuchung. 1889. Mk. 6,50. 

— Germanische Mythologie. 1891. Mk. 5,—. 

Meyerfeld, M., Robert Burns. Studien zu seiner dichterischen Ent¬ 
wicklung, 1899. Mk. 3,—. 

— Von Sprach’ u. Art der Deutschen u. Engländer. 1903. Mk. 1,50. 
Miinnig, Elis., Calderön u. d. älfare deutsche Romantik. 1912. Mk. 3,—• 
Unser Nibelungenlied in metrischer-Übersetzung. Familicnausgabe in 

sagengeschichtl. Beleuchtung und mit erläuternder Würdigung 
von H. Kamp. Prachteinband. 1909. Mk. 5,—. 

— dasselbe. Erklärungsausgabe v. H. Kamp. 1909. Mk. 9,—. 
Pabiscb, M., Picaresque Dramas of the 17 th and 18 th centuries. 1909. 

Mk. 2,80. 

Rieseufeld, P., Heinr. v. Ofterdingen in d. dt. Literat. 1912. Mk. 7.—. 
Römer, A., Heiteres u. Weiteres von Fritz Reuter. Mit Beiträgen zur 
plattdeutschen Literatur. 1905. Mk. 4,—. In Leinenband Mk. 4,80. 
Römveriasaga (Am 595,4°), hrsg. von Rudolf Meissner. Textausgabe 
1910. Mk. 2.40. 

Sarrazin, G., Beowulf-Studien. 1888. Mk. 5,—. 

Schindler, K., D. Technik d. Aktschlusses im neueren deutsch. Drama 
mit besond. Berücksichtigung d. 18. Jahrh. 1912. Mk. 2,40. 
Tliiimen, F., Die Iphigeniensage in antikem und modernem Gewände. 

Zweite Auflage. 1895. Mk. 1,—. 

Tobler, CI., Mrs. Elizabeth Inchbald, eine vergessene englische Bühnen¬ 
dichterin u. Romanschriftstellerin des 18. Jahrh. 1910. Mk. 2,80. 
Hugo von Trimberg, Der Renner. Ein Gedicht aus dem 13. Jahr¬ 
hundert. 1904. Facsimile-Druck der Ausgabe v. 1833. Mk. 20,—. 
Unterhaltungsblatt f. beide Mecklenburg u. Pommern redigiert von 
Fritz Reuter. Geschichten u. Anekdoten. M. einleit. Studie 
hrsg. von A. Römer. Mk. 2.—, geh. 2.60. 

Die Volsungasaga. Nach Bugges Text mit Einleitung und Glossar 
herausg. von Wilhelm Ranisch. 2. unver. Aufl. 1908. Mk. 3,60. 
Willkomm, H. W., Ueber Richard Johnsons seven Champions of Chri¬ 
stendom. 1596. 1911. Mk. 3,—. 


Dieterichsche Univ. - Buchdruckerei von W. Fr. Kaestner in Göttingen. 

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